42
Jahrhunderts erfolgten noch einmal Bautätigkeiten. Die Abschaffung
der Grundherrschaft im
Revolutionsjahr 1848 veränderte die ökonomische Situation des Stifts, das allein in Wien
„die
Grundherrlichkeit über 1550 Häuser mit 53.000 Einwohnern“
158
verlor.
159
Eine wesentliche Aufgabe des Klosters im 18. und frühen 19. Jahrhundert lag noch immer im
Bereich der Wissenschaft. Das hatte Tradition: Schon kurz nach der Gründung der Wiener
Universität 1365 standen die Mönche des Schottenstifts mit ihr in Verbindung.
160
Dadurch finden
sich in den Beständen der Bibliothek des Klosters Nachlässe von Universitätsprofessoren.
161
Besonders unter Abt Martin von Leibitz, der vor seinem Eintritt ins Konvent als Magister der
freien Künste an der Universität
Wien lehrte, wurden in den Jahren 1446 bis 1461 die
Bibliotheksbestände erweitert.
162
Der Beiname
Musophilus des von 1518 bis 1521 amtierenden
Abtes Benedictus Chelidonius zeugt ebenfalls von der Bedeutung von Wissenschaft und Kunst
für das Schottenstift. Er hatte Kontakt zu Albrecht Dürer, der sogar Kupferstiche für die Schriften
des Abtes fertigte.
163
Im 17. Jahrhundert wurden die Bibliotheksbestände besonders unter dem
Abt Anton Spindler ausgebaut. Er entsandte Stiftsangehörige zum Studium nach Graz und
Salzburg, um gut ausgebildete Mönche im Konvent zu haben.
164
Zukäufe
zum Bibliotheksbestand
tätigte auch Abt Karl Fetzer, der zusätzlich die Bildersammlung des Stifts gründete.
165
Abt Benno
Pointner ließ in den 1760er Jahren neue Räumlichkeiten zur Unterbringung der Bibliothek
bauen.
166
Geordnet und katalogisiert wurde die Bibliothek unter dem Bibliothekar Othmar Kaspar
Helferstorfer, der dieses Amt ab dem Jahr 1838 für 23 Jahre innehatte und selbst rund 12.000
Bücher einbrachte.
167
158
Rapf, Schottenstift, 73.
159
Rapf, Schottenstift, 67-73. Für die Geschichte des Schottenstifts bis zum Jahr 1966 siehe:
Rapf, Schottenstift, 73-
91.
160
Rapf, Schottenstift, 10, 24f. 76.
161
Rapf, Schottenstift, 77.
162
Rapf, Schottenstift, 33,77. Zu dieser Zeit wurde auch ein neuer Raum für die Bibliothek gebaut.
163
Rapf, Schottenstift, 35.
164
Rapf, Schottenstift, 44.
165
Rapf, Schottenstift, 55f.
166
Rapf, Schottenstift, 60, 77.
167
Rapf, Schottenstift, 77 Abb. 20. ÖBL, Band 2 (Wien 1959) 256.
Hübl,
Geschichte des Unterrichtes, 184.
Zeitgenössische Ansichten des Schottenstifts:
Rapf, Schottenstift, Abb. 15-18.
43
3.3.1.1 Ausbildung im Schottenstift
Urkundlich nachweisen lässt sich eine Schule im Schottenstift seit 1310. Für weltliche Schüler
wurden Unterrichtsräume außerhalb des Konvents eingerichtet. Bis ins 15. Jahrhundert wurden
ausschließlich Grammatik, Rhetorik sowie Dialektik unterrichtet. Diese Fächerkombination trug
die Bezeichnung
Trivium.
168
Geographie als Fach nahm zu dieser Zeit keinen Raum im
Unterricht ein. Im beginnenden 16. Jahrhundert spielte der
Humanismus eine Rolle in der
Gestaltung des Unterrichts.
169
Für adelige Kinder wurde zu dieser Zeit ein Konvikt eingerichtet.
Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation des Schottenstifts durch die Konflikte mit
dem Osmanischen Reich brachte den Unterricht zum Erliegen. Erst um die Mitte des
Jahrhunderts kann wieder mit Sicherheit eine Schule nachgewiesen werden.
170
1719 richtete Abt
Karl Fetzer ein Gymnasium ein, in dem auch weltliche Schüler zum philosophischen Unterricht
zugelassen wurden. Schüler waren fast ausschließlich die Söhne wohlhabender Familien.
Burschen mit einem dürftigen finanziellen Hintergrund hatten nur als Sängerknaben eine Chance
auf eine Ausbildung im Gymnasium des Schottenstifts, das bereits 1741
wieder aufgelassen
werden musste.
171
Auch für diese Zeit ist Geographie als eigenes Fach nicht überliefert.
172
Erst
1774 wurde wieder eine Stadtpfarrschule eingerichtet. 1807 wurde unter dem Abt Andreas
Wenzel ein Gymnasium eröffnet, dessen Schülerzahl in den ersten Jahren immer bei rund 400
Schülern lag.
173
Einige Lehrmittel wurden im September 1807 vom Annaeum übernommen, dem
Gymnasium, das den Schotten von Franz I. übertragen worden war. Ob Karten unter diesen
Lehrmitteln gewesen sind, ist nicht bekannt.
174
Als Unterrichtsgegenstände führt Albert Hübl
Lateinische Grammatik, Religionslehre,
Naturlehre und Naturgeschichte, Geschichte, Geographie
und Mathematik auf.
175
Bis 1818 wurden die Schüler von Fachlehrern unterrichtet, danach wurde
im Klassenlehrersystem gelehrt, bei dem ein Klassenlehrer alle Fächer außer Religion
unterrichtete und mit der Klasse aufstieg. Cölestin Roman Rapf stellte fest,
dass im
168
Rapf, Schottenstift, 93.
169
Hübl, Geschichte des Unterrichtes, 43f.
170
Rapf, Schottenstift, 94.
171
Rapf, Schottenstift, 95.
Hübl, Geschichte des Unterrichtes, 60f.
172
Hübl, Geschichte des Unterrichtes, 74f.
173
Dörflinger, Maps, Atlases and Globes, 3.
Dörflinger,
Landkarten und Atlanten, 64.
Rapf, Schottenstift, 97f.
174
Hübl, Geschichte des Unterrichtes, 108.
175
Hübl, Geschichte des Unterrichtes, 101.