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8.10.1.3.
Umsetzungsphase
Nachfolgetreffen zur Auswertung und Besprechung von Problemen
Ev. Nachverhandlung
8.11. Loriots Dramatische Werke
Szenen einer Ehe: „Das Ei“
Das Ehepaar sitzt am Frühstückstisch. Der Ehemann hat sein Ei geöffnet und beginnt nach
einer längeren Denkpause das Gespräch:
Er:
Berta!
Sie: Ja
...
Er:
Das Ei ist hart!
Sie:
(schweigt)
Er:
Das Ei ist hart!
Sie:
Ich habe es gehört ...
Er:
Wie lange hat das Ei denn gekocht?
Sie:
Zu viele Eier sind gar nicht gesund ...
Er:
Ich meine, wie lange dieses Ei gekocht
hat ...
Sie:
Du willst es doch immer viereinhalb
Minuten haben ...
Er: Das
weiß
ich ...
Sie:
Was fragst Du dann?
Er:
Weil dieses Ei nicht viereinhalb
Minuten gekocht haben kann!
Sie: Ich
koche
es
aber jeden Morgen
viereinhalb Minuten!
Er: Wieso
ist
es
dann mal zu hart und mal
zu weich?
Sie:
Ich weiß es nicht ... Ich bin kein Huhn!
Er:
Ach! ... Und woher weißt Du, wann das
Ei gut ist?
Sie:
Ich nehme
es nach viereinhalb Minuten
heraus, mein Gott!
Er:
Nach der Uhr oder wie?
Sie:
Nach Gefühl ... eine Hausfrau hat das
im Gefühl ...
Er:
Im Gefühl? ... Was hast Du im Gefühl?
Sie: Ich
habe es im Gefühl, wenn das Ei
weich ist ...
Er: Aber
es
ist hart ... vielleicht stimmt da
mit Deinem Gefühl etwas nicht ...
Sie:
Mit meinem Gefühl stimmt was nicht?
Ich stehe den ganzen Tag in der Küche,
mache die Wäsche, bringe Deine
Sachen in Ordnung, mache die
Wohnung gemütlich, ärgere mich mit
den Kindern rum und Du sagst, mit
meinem Gefühl stimmt was nicht!?
Er: Jaja
...
jaja ... jaja ... Wenn ein
Ei nach
Gefühl kocht, dann kocht es eben nur
zufällig genau viereinhalb Minuten!
Sie: Es
kann
Dir doch egal sein, ob das Ei
zufällig viereinhalb Minuten kocht ...
Hauptsache es kocht viereinhalb
Minuten!
Er: Ich
hätte
nur gern ein weiches Ei und
nicht ein zufällig weiches Ei! Es ist mir
egal, wie lange es kocht!
Sie: Aha!
Es
ist
Dir egal ... es ist Dir also
egal, ob ich viereinhalb Minuten in der
Küche schufte!
Er: Nein-nein
...
Sie:
Aber es ist nicht egal ... das Ei muss
nämlich viereinhalb Minuten kochen ...
Er:
Das habe ich doch gesagt ...
Sie:
Aber
eben hast Du doch gesagt, es ist
Dir egal!
Er:
Ich hätte nur gerne ein weiches Ei ...
Sie: Gott,
was
sind
die Männer primitiv (geht
ab)
Er:
(Düster vor sich hin) Ich bringe sie um ...
morgen
bringe
ich sie um .
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8.12. Symmetrisch eskalierendes Verhalten bzw.
symmetrisch eskalierende Kommunikation
Bei symmetrisch (eskalierendem) Verhalten empfehlen wir:
• Komplementarität einführen
• Sie wollen nichts vom Klienten und können daher das Gespräch auch jederzeit
beenden.
Praktische Verhaltensvorschläge bzw. Interventionsmöglichkeiten:
• Einführen einer höheren Macht (Richterspruch, Losentscheid)
• Gespräch beenden
• Eine/r gibt nach wenn er/sie zum Kämpfen eingeladen wird
• Verhalten Sie sich komplementär
• Hypothetisches Durchspielen (Phantasieren) des fatalen Ausganges des
Streits
• Über die Kommunikation reden, Meta-Kommunikation
• Das Konfliktthema zur Seite stellen, Konfliktthemen vermeiden
• Personenwechsel (Akt abgeben)
• Vom Kampf um Leben und Tod zurückgehen in eine spielerische Rivalität
• Nutzen der Symmetrie für Wetten über den Ausgang
• Ein zeitliches Nacheinander einführen (heute mache ich Dienst, morgen du oder
ich übernehme alle ungeraden Tage und du alle geraden)
• Gesprächs- oder Sitzungsunterbrechungen, Pausen
Folgende Geschichte, in der jemand eine Einladung zu einer möglichen symmetrischen
Eskalation ausschlägt, soll ebenfalls zum Nachdenken einladen.
8.12.1.
„Meine Reise mit Charley“
John Steinbeck:
ls ich so in aller Ruhe inmitten des
Schweigens dasaß, hielt ein Jeep
auf der Straße an, und der gute Charley
unterbrach seine Arbeit und stieß sein
Gebell aus. Ein junger Mann in Stiefeln,
Kordhosen und einem rotschwarzen, ge-
musterten Wintermantel kam auf mich zu.
Er sprach mit dem harten unfreundlichen
Tonfall eines Mannes, der eine lästige
Pflicht zu erfüllen hat.
„Haben Sie nicht gesehen, dass das
Land hier eingezäunt ist? Das ist Privat-
besitz.“
Normalerweise hätte sein Tonfall den
Zunder in mir angesteckt. Ich wäre
ärgerlich aufgebraust, und dann hätte er
mich mit Genuss und gutem Gewissen
A