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Regressionseffekt (vgl. Glasl, 2004)
Der Begriff Regression (Bedeutung: Rückgang, Rückführung, Rückschritt) bezeichnet den unbewussten oder
bewussten Rückgriff eines/einer Erwachsenen auf kindliche Verhaltensmuster. Typischerweise tritt dieses
Phänomen in Stresssituationen auf, hier greifen Menschen oft auf einfache Verhaltensmuster zurück, das
einem einfachen Reiz-Reaktionsschema gleicht. Im Konfliktfall wird dieses Schema dann starr verfolgt. Ein
„Entweder … oder“ zeigt von radikalisierten Willensäußerungen.
Effekte können sich gegenseitig verstärken und dazu führen, dass die Konfliktparteien zusehends die Kontrol-
le über sich selbst verlieren. Sobald die gegnerische Seite zu mehr Gewalt greift und sich starrer, rücksichts-
loser verhält, nimmt der Konflikt mehr Raum ein und alle Betroffenen fühlen sich völlig ausgeliefert.
4.6.3 Verhalten – Taten, Worte und nonverbale Botschaften (vgl. Glasl, 2004)
Taten, Worte und nonverbale Botschaften werden direkt von der Wahrnehmung, den Gefühlen und dem Wol-
len der am Konflikt Beteiligten geprägt. Das Konfliktverhalten reduziert sich auf stereotypes Verhalten wie z.
B. lautes mit der Hand auf den Tisch knallen.
4.6.4 Effekte – subjektive und objektive Wirkungen (vgl. Glasl, 2004)
Wahrnehmung, Gefühle und Wille rufen auf der Verhaltensebene Effekte hervor - einerseits Wirkungen auf die
Innenwelt, der sich äußernden Partei (subjektiv) und andererseits auf die Außenwelt der anderen beteiligten
Parteien (objektiv).
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4.7 Handout: Gesprächsleitfaden nach dem Konzept der kooperativen Konfliktbewälti-
gung
1. Gesprächsvorbereitung
Einen positiven Rahmen bzw. ein positives Umfeld schaffen (je heikler die zu bearbeitende Situation, umso
wichtiger ist der Rahmen)
2. Ursachen des Konfliktes erforschen
• Was ist der konkrete Anlass für den Konflikt?
• Woran kann es liegen, dass es zu einem Konflikt gekommen ist?
• Haben Sie eine Idee, wie dieser Konflikt auf andere (Mitarbeiter/innen, Vorgesetzte) wirkt?
• Was könnten Sie zur Lösung dieses Konfliktes beitragen?
• Wie würde eine Lösung des Konfliktes Ihrer Meinung nach aussehen?
• Welche Lösungsvorschläge fallen insgesamt ein? Welche Vor- und nachteile hätte der einzelne Vor-
schlag?
3. Umgang mit Aggressionen oder anderen persönlichen Angriffen
Sprechen Sie diese möglichst direkt an, z.B. „Ich erlebe diese Situation hier als aggressiv. Wie sehen Sie das?
Wie wollen wie weitermachen?“
Sich Distanz verschaffen: „Ich fühle mich von Ihnen persönlich angegriffen. Haben Sie das beabsichtigt?“
Zeigen Sie Verständnis: „Ich kann gut verstehen, dass Sie irritiert sind, können wir trotzdem…“
4. Ende des Gespräches
• Cool down
• Zusammenfassen der Ergebnisse
• Überprüfen, ob die Beteiligten Gleiches befürworten
• Perspektiven aufzeigen
• Vereinbarungen treffen
• Sich verabschieden
Quelle: Große Boes, Stefanie und Kaseric, Tanja (2008): Trainer-Kit. Die wichtigsten Trainings-Theorien, ihre
Anwendung im Seminar und Übungen für den Praxistransfer. managerSeminare, Bonn.
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4.8 Handout: Modell der „Eskalationsstufen“ nach Glasl
Das Modell der „Eskalationsstufen“ nach Glasl (2004, S. 233 ff.) macht die negative Dynamik von Konflikt-
verläufen deutlich. Glasl identifiziert insgesamt neun Eskalationsstufen, die sich den Gewinnchancen der
Beteiligten in drei Ebenen: Win-win, Win-lose, Lose-lose, unterteilen lassen. Auf der ersten Stufe ist noch mit
einem positiven Ausgang für beide Konfliktparteien zu rechnen, auf der zweiten nicht mehr und auf der Stufe
drei verlieren beide Parteien im Vergleich zum Status quo.
1. Ebene (Win-win) (vgl. Glasl, 2004)
• Anzeichen für Stufe 1: Verhärtung
Spannungen werden spürbar, gelegentlich prallen Meinungen aufeinander, Standpunkte verhärten sich;
im Bewusstsein, dass Spannungen bevorstehen entstehen verkrampfte Situationen
Auf der Stufe 1 besteht die Überzeugung, dass Gespräche diese Spannungen lösen können. Es existieren
noch keine starren Parteien oder Lager.
• Anzeichen für Stufe 2: Debatte, Polemik
Ab Stufe zwei überlegen die Konfliktparteien Strategien, um den/die Konfliktpartner/-in von den eigenen
Argumenten zu überzeugen. Typisch für Stufe zwei sind Polarisierungen im Denken, Fühlen und Wollen
(sog. „Schwarz-Weiß-Malerei“), Diskrepanzen zwischen Oberton und Unterton werden spürbar, verbale
Gewalt kommt zum Einsatz. Meinungsverschiedenheiten führen zu einem Streit und es kristallisieren sich
Überlegenenpositionen und Unterlegenenpositionen mit gegenseitigen Abwertungen heraus.
• Anzeichen für Stufe 3: Taten statt Worte
Nachdem „Reden nicht mehr hilft“ folgen Taten. Die Strategie der vollendeten Tatsachen kommt zum
Einsatz. Es werden Gespräche abgebrochen, nonverbales Verhalten dominiert, insbesondere die Diskre-
panz verbales und nonverbales Verhalten nimmt zu. Dadurch besteht die Gefahr von Fehlinterpretationen.
Misstrauen gesellt sich dazu, Drohgebärden werden eingesetzt und die Empathie geht verloren. Es findet
alles in allem weniger Kommunikation statt, der Konflikt beginnt sich schneller zu verschärfen.
2. Ebene (Win-lose) (vgl. Glasl, 2004)
• Anzeichen für Stufe 4: Image und Koalition
Die Konfliktparteien beginnen gegenseitige Feindbilder aufzubauen, die sie in erster Linie aus Stere-
otypen und Klischees „malen“. Der Kampf beginnt; gegenseitig wird versucht den anderen in negative
Rollen zu manövrieren. Ein Werben um Anhänger wird wichtig. Es geht weniger um die Sache als darum
den Konflikt zu gewinnen, damit der/die Gegner/-in verliert.
• Anzeichen für Stufe 5: Gesichtsverlust
öffentlich und direkte Angriffe auf die andere Partei mit dem Ziel den Gegner in seiner Identität zu treffen
und zu vernichten folgen. Dies geht mit einem vollständigen gegenseitigen Vertrauensverlust einher. Die
moralische Glaubwürdigkeit des/der Gegner/-in soll verloren gehen.
• Anzeichen für Stufe 6: Drohstrategien
Auf eine Drohung erfolgt eine Gegendrohung, es werden Forderungen gestellt, ein Ultimatum verhängt,
Eskalation wird dadurch weiter beschleunigt. Durch Drohungen will die eskalierende Situation kontrolliert
werden. Jetzt geht es darum, die Macht auszuloten, je nachdem werden Sanktionen angedroht, um den/
die Gegner/-in zu schädigen.