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Soziale Kompetenz
Modul Konflikt
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Zuhören, Fragetechniken, Metamodell der Sprache, Metakommunikation um Verständigung und Verständnis
zu erlangen.
Input: Umgang mit Emotionen
Gefühle sind immer gegenwärtig, egal ob wir sie zulassen oder nicht. Sie lassen sich nicht wirklich unterdrü-
cken auch wenn wir sie hinter einem Pokerface verstecken. Werden sie unterdrückt, so suchen sie sich ein
Ventil und kommen doch wieder zum Vorschein (vgl. Haberleitner, 2008). Manchmal werden Gefühle verlagert
und wie ein Druckkochtopf, der explodiert, kommen sie dann in unangemessener Heftigkeit zum Ausdruck.
Gefühle fließen oft in Sachthemen ein und führen so zu einem vermeintlichen Sachkonflikt, wenn sie nicht dort
angesprochen werden, wo der Konflikt tatsächlich seinen Ursprung hat, nämlich auf der Beziehungsebene.
Unterdrückte Gefühle zeigen sich manchmal auch in körperlichen Symptomen oder in Krankheiten. Der Ver-
such, Gefühle zu unterdrücken oder zu verdrängen, kostet Energie, die besser im konstruktiven Umgang mit
Gefühlen investiert wäre. Es ist daher wichtig, sich seiner eigenen Gefühle klar zu sein, sie bewusst wahrzu-
nehmen und zu ihnen zu stehen, sie als wertvollen Teil der Persönlichkeit auch zu schätzen. Erst wenn auch
scheinbar verbotene Gefühle (z.B. Wut, Eifersucht, neid) akzeptiert werden, gelangt man in die Lage diese zu
reflektieren (Was hat das mit mir zu tun, dass mich jemand so wütend macht?) und ihren Ursprung zu hinter-
fragen. Das Bearbeiten von Gefühlen ermöglicht es, diese bewusst auszuleben, ohne von ihnen beherrscht
zu werden (vgl. Haberleitner, 2008).
Übung: „Gefühlsintegration“ (vgl. Eisenmann, 2007)
Laden Sie die Teilnehmer/-innen ein mindestens 5 Gefühle, die sie gerne erleben und mindestens 5 Gefühle,
die sie zwar kennen aber nicht so gerne erleben aufzuschreiben. Die Teilnehmer/-innen zeichnen auf einem
Blatt Papier einen Kreis mit jener Anzahl an Kreissegmenten, wie sie Gefühle gefunden haben.
Bei den positiv bewerteten kommt ein Herz dazu, bei den nicht so erfreulichen Gefühlen ein Blitz.
Fragen Sie die Teilnehmer/-innen: Welche positive Absicht wollen diese scheinbar unliebsamen Gefühle mit-
teilen? Was haben diese Gefühle mit Ihnen als Person zu tun?
Übung: „Gefühle sind ansteckend“ (vgl. Vopel, 2008)
Diese Übung zielt darauf ab, die emotionale Kompetenz der Gruppe zu entwickeln. Sie erzeugt eine spiele-
rische, auflockernde Atmosphäre.
Die Spieler/innen verteilen sich im gesamten Raum. Ein/-e Freiwillige/-r beginnt ohne Worte ein spezielles
Gefühl zu zeigen. Die Teilnehmer/-innen zeigen dieses Gefühl in der Art, wie sie im Raum herumgehen, durch
Gesten, Bewegungen, Mimik und durch zum jeweiligen Gefühl passenden Tönen. Sobald andere glauben,
das Gefühl verstanden zu haben, machen sie mit und bewegen sich ebenso, wie es dem Gefühl entspricht
im Raum, bis die ganze Gruppe beteiligt ist. Wichtig ist dabei die Gefühlslage zu spiegeln. Es braucht keine
sprachliche Verständigung, wie das Gefühl nun heißt.
nach zwei bis drei Minuten kündigen Sie einen Wechsel an. Geben Sie verschieden Teilnehmer/-innen hinter-
einander die Gelegenheit, die Initiative zu ergreifen, bis Sie das Gefühl haben, es passt.
Übung: „Aufräumen“ (vgl. Lehner und Fredersdorf, 2003)
Wollen wir Konflikten präventiv begegnen, so ist es notwendig von Zeit zu Zeit radikal aufzuräumen. Wir legen
in dieser Übung unsere verstaubten „Regale“ frei, um etwas Ordnung in ein etwaiges Einstellungs-, Gefühls-
und Verhaltenschaos zu bekommen. Hier werden alle Lebensumstände einbezogen. Diese Übung zielt darauf
ab, unsere Selbstkompetenz zu stärken. Fragen siehe Handout „Aufräumen“.
Mit der Analyse allein sind die Aufräumarbeiten noch nicht abgeschlossen. In der nächsten Phase werden
Umsetzungsstrategien entwickelt sowie Zeit- und Ressourcenpläne aufgestellt. Lassen Sie den Teilnehmer/-
innen solche entwickeln.
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Soziale Kompetenz
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Gehen Sie nach Bedarf auf folgende Themen ein:
• Wahrnehmung (Materialien und Übungen siehe Modul 2 Wahrnehmung)
• Empathie (Materialien und Übungen siehe Selbstwahrnehmung und Konfliktfähigkeit)
• Fragen (siehe Modul Führung)
• Metamodell der Sprache (siehe Modul 8 Führung)
• Ich-Botschaften (siehe Modul 3 Kommunikation)
• Aktives Zuhören (siehe Modul 3 Kommunikation)
• Metamodell der Sprache (siehe Modul 8 Führung)
• Kommunikation (siehe Modul 3 Kommunikation)
• Metakommunikation (vgl. Schulz von Thun, Ruppel, Stratmann, 2003) bedeutet, dass wir über die Art und
Weise, wie wir miteinander reden, sprechen. Wir wollen dabei herauszufinden, welcher Reiz zu welcher
Reaktion geführt hat. Auf der Metaebene zu sein, bedeutet auf einer übergeordneten Ebene zu kommu-
nizieren. Metakommunikation hilft Antworten auf die Fragen zu finden: „Wie war das gemeint?“ „Wie habe
ich das erlebt?“ „Was spielt sich zwischen uns ab?“
Übung: „Beim Thema bleiben“ (vgl. Vopel, 2008)
In diesem Kommunikationsspiel wird Klarheit des Ausdrucks, Knappheit, Relevanz und Flüssigkeit trainiert.
Klare Kommunikation ist eine Präventivstrategie für Konflikte und eine Voraussetzung für erfolgreiches Kon-
fliktlösen. Zudem wird in dieser Übung der Umgang mit Kritik geübt. (Anleitung siehe Handout „Beim Thema
bleiben“).
Input: Einführung zum Thema Harvard-Konzept (vgl. Große Boes und Kaseric, 2008)
Visualisieren Sie auf einem Flip-Chart den Verlauf der israelisch-ägyptischen Friedensverhandlungen von
Camp David 1978 in den vier Schritten: Vorgeschichte, Positionen, Interessen und Verhandlungsergebnis.
Vom 6. bis 17. Sept. 1978 wurden auf dem Landsitz des amerikanischen Präsidenten unter der Moderation
Jimmy Carters Verhandlungen zwischen dem ägyptischen Präsidenten Anwar el-Sadat und dem israelischen
Premierminister Menachim Begin geführt. Am positiven Verlauf der Friedensverhandlungen lassen sich die
Ideen des „dritten Weges“ veranschauli-chen.
Vorgeschichte: Die Halbinsel Sinai liegt zwischen ägyptischem und israelischem Territorium und unterlag bis
1967 der Hoheit Ägyptens (Sechstagekrieg zwischen Israel und Ägypten). Im Krieg hat Israel Sinai besetzt
und in seine Gewalt gebracht.
Die Position der Beteiligten: Israel besteht darauf, Teile des Sinai zu behalten, Ägypten hält daran fest, dass
der gesamte Sinai unter ägyptische Souveränität zurückzustellen sei.
Interessen der Beteiligten: Israel hat auf Grund seiner besonderen Gründungsgeschichte ein gesteigertes
Bedürfnis nach Sicherheit und will vor allem keine militärische Präsenz Ägyptens auf der Halbinsel Sinai. Es
sollen daher keine jederzeit einsatzbereiten ägyptischen Panzer an der ägyptisch-israelischen Grenze stehen.
Ägypten ist zu dieser Zeit erst seit kurzem ein souveräner Staat nach einer langen Reihe von „Besatzern“
wie den Griechen, Römern, Türken, Engländern und Franzosen. Im Mittelpunkt des Interesses steht also das
Erlangen der vollen Souveränität über das eigene Territorium.
Das Verhandlungsergebnis: Die Halbinsel Sinai wurde vollständig der ägyptischen Souveränität unterstellt
(Interessen Ägyptens), die Halbinsel Sinai wurde weiträumig entmilitarisiert (Interessen Israels).
Teilen Sie dann das Handout „Harvard-Konzept“ aus, um die Struktur des Beispiels zu vertiefen und die Hin-
tergrundtheorie zu erläutern.