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4.1.5 Rollenkonflikte
Sie entstehen, wenn eine Person sich ihrer Rollen nicht klar ist (vgl. Emmerich, Koch, 2002). Sie den Er-
wartungen, die von außen an sie herangetragen werden, nicht entspricht oder das Gefühl hat, den an sie
gestellten Erwartungen nicht gerecht zu werden. Mögliche Ursachen können z.B. unklare Erwartungen oder
Rollenwechsel sein.
4.1.6 Beziehungskonflikte
Beziehungskonflikte kommen vor wenn Spannungen vorherrschen oder die „Chemie“ nicht stimmt. Diese
beiden Faktoren kön-nen einen Konflikt noch verstärken (vgl. Emmerich, Koch, 2002).
4.1.7 Offene Konflikte und verdeckte Konflikte
Offene Angriffe, direkte Beleidigungen, das bewusste Vorenthalten von Informationen, üble nachrede usw.
entsprechen dem offenen Konflikttypus (vgl. Emmerich, Koch, 2002). Verdeckte Konflikte sorgen unterschwel-
lig für Missstimmung auch wenn sie noch nicht aufgebrochen sind (vgl. Emmerich, Koch, 2002).
Transfer: Finden Sie zu jedem der hier dargestellten Konflikttypen ein Beispiel aus Ihrer eigenen Er-
fahrungswelt (Benutzen Sie die Rückseite des Blattes zu Ihren Ausführungen). Gibt es Konflikttypen,
die bei Ihnen besonders häufig auftreten?
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4.2 Handout: Die volle Schale
„Einmal wurde ein Meister nach dem Weg der Weisheit gefragt. Doch statt auf den Rat des Meisters zu hören,
war der Besucher die ganze Zeit damit beschäftigt, von seinen Sorgen und Schwierigkeiten zu erzählen.
Schließlich kam die Teestunde und der Meister begann einzuschenken. Er goss die Schale des Besuchers
bis zum Rand voll, und wäre ihm sein Besucher nicht in den Arm gefallen, hätte er mit dem Einschenken nicht
aufgehört. „Was tut ihr da, Meister?, rief dieser verwundert. „Seht ihr nicht, dass die Schale schon voll ist?“
„Ja, sie ist voll“, bestätigte der Meister. „Und auch du bist bis zum Rand angefüllt mit eigenen Gedanken und
Vorstellungen. Wie soll ich dir Weisheit vermitteln, wenn du mir keine leere Schale reichst?“
Zen-Geschichte
Quelle: Eisenmann, S. (2007): Soziale Kompetenz. CD-Trainingskonzept. managerseminare, Bonn.
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4.3 Handout: Die drei Wahrnehmungspositionen
John Grinder und Judith DeLozier haben drei Wahrnehmungspositionen unterschieden, mit denen wir drei
Möglichkeiten bekommen Erfahrungen zu betrachten. So können wir andere Sichtweisen leichter kennen
lernen, uns auf andere Erfahrungswelten einstellen und andere Perspektiven einnehmen. Dies kann in stres-
sigen, unangenehmen und konfliktreichen Situationen äußerst hilfreich sein (vgl. Feustel/Komarek , 2006, S.
129).
1. Wahrnehmungsposition (ICH)
Wir erleben die Welt aus unserem eigenen Blickwinkel, aus unserem eigenen „Modell der Welt“. Dadurch
sind wir emotional in der Situation, wir erleben diese mit allen Sinneseindrücken und Gefühlen (vgl. Feustel/
Komarek, 2006, S. 129).
2. Wahrnehmungsposition (DU)
In der 2. Wahrnehmungsposition empfinden wir eine Situation so, wie sie eine andere Person erleben würde.
Wir schlüpfen also in sein „Modell der Welt“ und nehmen die Situation aus dessen Blickwinkel mit all seinen
Gefühlen und Sinneseindrücken wahr (vgl. Feustel/Komarek, 2006, S. 129). Die Fähigkeit sich in die Lage und
Gefühle anderer hineinzuversetzen heißt Empathie.
3. Wahrnehmungsposition (BEOBACHTER/ER/SIE/ES)
Betrachten wir Situationen analytisch beobachtend – als unbeteiligter Dritter ohne emotionale Beteiligung, so
befinden wir uns in der 3. Wahrnehmungsposition. In dieser Wahrnehmungsposition spüren wir keine emotio-
nale Beteiligung, wir können einen „klaren“ Kopf bewahren (vgl. Feustel/Komarek, 2006, S. 129). Zusätzlich
gewinnen wir wichtige Informationen, die uns weder aus der 1. noch aus der 2. Position bewusst waren.
Alle drei Positionen sind wichtig! Idealerweise können wir kontrolliert und flexibel zwischen den drei Positionen
hin und her wechseln.
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4.4 Handout: Reframing: Die Kunst des Umdeutens
An sich ist kein Ding gut oder schlecht.
Erst unser Denken macht es dazu.
William Shakespeare
Reframing bedeutet „umdeuten“ oder „neu umrahmen“, etwas oder jemandem wird ein neuer Rahmen ver-
passt (vgl. Feus-tel/Komarek, 2006, S. 129). Es werden problematisch empfundene Verhaltensweisen, Ereig-
nisse, Situationen umgedeutet – das Gute im Schlechten gesucht und damit einer negativen Bewertung eine
positive und hilfreiche Bedeutung zugeschrieben/hinzugefügt.
Fragen:
Wie sonst kann ich das Ereignis beschreiben?
Was könnte dies sonst noch bedeuten? Was ist der positive Wert dabei?
Was steckt eigentlich dahinter?
Reframing konstruiert einen neuen Bezugsrahmen, indem nach der positiven Absicht, nach den positiven
Auswirkungen gefragt wird (vgl. Feustel/Komarek, 2006, S. 129). Eine andere Sicht, eine andere Landkarte
der Wirklichkeit wird geschaffen. Somit relativiert sich die Wertigkeit eines „Problems“ im Gesamtsystem.
Im neu gefunden Kontext kann das vorerst unerwünschte Verhalten nützlich eingesetzt werden. Zugleich wird
deutlich, dass es in manchen Kontexten nicht angebracht ist, dieses Verhalten zu zeigen, diese Eigenschaft
aber nicht aufgegeben werden muss (vgl. Feustel/Komarek, 2006, S. 129).
Fragen:
In welchem anderen Zusammenhang ist das Ereignis oder die Eigenschaft etwas Positives?
Wo wäre dieses Verhalten eine Ressource?
Für welche anderen Personen ist das Ergebnis bzw. diese Eigenschaft etwas Hilfreiches?
Zu welcher anderen Zeit ist dieses Ergebnis/diese Eigenschaft etwas Hilfreiches?
Im Vergleich zu was/wem ist dieses Ergebnis/diese Eigenschaft etwas Positives?
Anwendungsmöglichkeiten (Feustel/Komarek, 2006) können sein,
• negative Einstellungen zu verändern,
• das Positive erkennen,
• vom Problembewusstsein zum Lösungsbewusstsein kommen,
• optimistischere Sichtweisen zu bekommen,
• sich mit Problemen oder schwierigen Menschen zu versöhnen,
• Dinge ins rechte Licht rücken,
• Unerwünschtes Verhalten verändern,
• Probleme mit sekundärem Gewinn lösen.