John neumeier
| J. S. Bach
Premiere: 12. 12. 2007
Aufführungen: 1. & 1. 1. 007
WeihnachtS-
oratorium
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WeihnachtS-
oratorium
Ballett zum Weihnachts-Oratorium, BWV 8 (17), Kantaten I-III
BALLETT VON JOHN NEUMEIER
MUSIK VON JOHANN SEBASTIAN BACH
– Uraufführung –
Musikalische Leitung
Alessandro de Marchi
Choreografie,
Kostüme, Licht
John Neumeier
Bühne
Ferdinand Wögerbauer
Hamburg Ballett
Evangelist
Christoph Prégardien
Sopran
Aleksandra Kurzak
Alt
Kristina Hammarström
Tenor
Jeremy Ovenden
Bass
Vito Priante
Wiener Symphoniker
Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)
Koproduktion mit dem Hamburg Ballett / Staatsoper Hamburg
Die Kantaten IV-VI von J. S. Bachs Weihnachts-Oratorium
werden am 1. Dezember 007 um 19.0 Uhr
im Theater an der Wien konzertant aufgeführt (vgl. S. 5)
Premiere: Mittwoch, 1. Dezember 007, 19.00 Uhr
Aufführungen: 1. & 1. Dezember 007
Einführungsmatinee: Sonntag, 9. Dezember 007, 11.00 Uhr
as Weihnachts-Oratorium gehört zweifellos zu den beliebtesten Werken
der Adventszeit. Dies liegt sicher mit daran, dass es Johann Sebastian Bach
gelungen ist, die Weihnachtsgeschichte in zugleich kunstvoller wie eingän-
giger Art und Weise „zu erzählen“. ähnlich wie bei der h-Moll-Messe hat
man auch beim Weihnachts-Oratorium darüber gestritten, ob dieses Werk
überhaupt als Ganzes oder als eine lose Folge von Einzelteilen anzusehen
ist, die erst im Nachhinein zusammengefügt wurden. Trotz der jeweils neu
beginnenden Seitenzählung bzw. der Datierung am Ende jedes Teils wiegen
die Argumente für eine Einheit doch stärker: So hat Bach selbst von einem
Oratorium gesprochen und die einzelnen Abschnitte als Pars, als Teil, und
nicht als Kantate bezeichnet.
Auch beim Weihnachts-Oratorium hat Bach auf bereits bestehende Musik-
stücke zurückgegriffen, neue Texte unterlegt und den musikalischen Erfor-
dernissen der zukünftigen Bestimmung durch Uminstrumentierung und
Transposition Rechnung getragen. Mit wenigen Kunstgriffen vermochte
der Thomaskantor dabei durch Figuren, Symbole oder Vortragsänderungen
den Grundaffekt einer Arie gänzlich zu wandeln, ohne dem Satz Gewalt
anzutun. Die Ausgewogenheit und Symmetrie aller Einzelteile zeigt sich
beim Weihnachts-Oratorium in einem wohlüberlegten Tonartenplan, vor
allem aber in der Disposition von groß angelegten Chören und schlichten
Chorälen, von Arien, Duetten, Terzetten wie im Wechsel von Secco-Rezita-
tiven und Accompagnati.
John Neumeier hat nicht nur mit seiner ästhetik Ballettgeschichte ge-
schrieben, sondern auch mit seinen außergewöhnlichen choreographischen
und philosophischen Interpretationen großer sakraler Werke, wie Bachs
Matthäus-Passion oder Mozarts
Requiem. Auch im
Weihnachts-Oratorium
geht es Neumeier nicht um eine Bebilderung der biblischen Geschichte,
sondern um die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Menschen.
d
Francis Poulenc
Premiere: 19. 1. 2008
Aufführungen: 1. / . / 6. / 9. & 1. 1. 008
dialogueS deS
carméliteS
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dialogueS deS
carméliteS
Oper in drei Akten und zwölf Bildern (1957)
MUSIK UND LIBRETTO VON FRANCIS POULENC
NACH DEM GLEICHNAMIGEN SCHAUSPIEL
VON GEORGES BERNANOS
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung
Bertrand de Billy
Inszenierung
Robert Carsen
Bühne
Michel Levine
Kostüme
Falk Bauer
Choreografie
Philippe Giraudeau
Licht
Jean Kalman
Marquis de La Force
Jean-Philippe Lafont
Blanche
Sally Matthews
Le Chevalier
yann Beuron
Madame de Croissy
Marjana Lipovšek
Madame Lidoine
Heidi Brunner
Mère Marie
Michelle Breedt
Sœur Constance
Gaële Le Roi
Mère Jeanne
Elisabeth Wolfbauer
Sœur Mathilde
Christa Ratzenböck
L’Aumônier
Dietmar Kerschbaum
1er Commissaire
Erik Årman
2ème Commissaire
Daniel Schmutzhard
Le Geôlier
Klemens Sander
Radio-Symphonieorchester Wien
Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)
Koproduktion mit De Nederlandse Opera, Amsterdam
Premiere: Samstag, 19. Januar 008, 19.00 Uhr
Aufführungen: 1., ., 6., 9. & 1. Januar 008
Einführungsmatinee: Sonntag, 1. Januar 008, 11.00 Uhr
s ist ein ungewöhnlicher Opernstoff, den sich der französische Kom-
ponist Francis Poulenc 195 mit dem Schauspiel
Dialogues des Carmélites
von Georges Bernanos vorgenommen hat. Das Schicksal der Tochter aus
gutem Haus, die während der Französischen Revolution ihre Angst im
Tod überwindet, hat Gertrud von Le Fort in ihrer Novelle Die Letzte am
Schafott erzählt, die Georges Bernanos später dramatisierte. Dabei bildet
das Aufeinandertreffen von Revolution und Religion nur den äußeren
Rahmen. Was Poulencs Oper im Inneren zusammenhält, ist das Thema
der Angst, das in der Figur der Blanche fokussiert ist und diese „Dialog-
Oper“ zum Panorama der Entstehungszeit, den Nachwehen des Zweiten
Weltkriegs, weitet.
Geplagt von Panikattacken seit frühester Kindheit tritt die junge Blanche in
den Orden der Karmeliterinnen ein. Durch Gespräche mit ihren Mitschwestern
wächst zwar Blanches Glaube, siegt aber dennoch nicht über ihre anhaltenden
Lebens- und Todesängste. Hautnah erlebt sie schließlich den qualvollen Tod
der Priorin, die in ihrem Delirium die folgende Katastrophe vorausahnt: Von
der revolutionären Masse gehetzt, besteigen alle Karmeliterinnen – bereit zum
Martyrium – singend das Schafott. Nur Blanche ist in Todesangst geflüch-
tet. Als sie jedoch sieht, wie ihre Mitschwestern im Terreur der Jakobiner für
ihre Standhaftigkeit umgebracht werden, löst sich Blanche aus der gaffenden
Menge, besteigt selbst das Schafott und folgt, endlich befreit von ihrer Furcht,
den Schwestern in den Tod.
Francis Poulenc hat zu der ihn existenziell berührenden Vorlage äußerst
raffinierte und doch unmittelbar eingängige Musik geschrieben. Mit einer
kurzgliedrigen Wendigkeit, einem Sprechton, der sich jederzeit aufschwin-
gen kann, wird klar erzählt. Hinzu kommen ausdrucksstarke sinfonische
Zwischenspiele sowie in manchen Szenen kraftvolle Frauenchöre von
beinahe überirdischer Wirkung. Dabei bleibt Poulencs Musik immerzu
ein unentbehrlicher Bestandteil der titelgebenden Dialoge. Es sind dies
Dialoge am Abgrund – am eigenen wie an dem der Zeitgeschichte.
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