Schockenhoff, 1999, Sefrin, 1997, Shapiro, 1984). Die Gefahr eines allergischen
Schockes durch Metamizol ist allerdings deutlich höher und tritt vor allem bei
parenteraler Verabreichung auf (Forth et al, 2001). Hier liegt die Häufigkeitsrate bei
1:5000. Nach den Häufigkeitskategorien der Arzneimittelkommission für
Arzneimittelnebenwirkungen ist dies im Bereich „sehr selten und Einzelfälle“ einzustufen
(Schockenhoff, 1999).
Auf Grund der ausgesprochen gut untersuchten Datenlage dieses Medikamentes sollte
eine Neubewertung des Medikamentes erfolgen, insbesondere weil mit Metamizol ein
gut verträgliches, kreislaufneutrales und günstiges Medikament zur Analgesie und zur
Spasmolyse vorliegt.
2.3.2.3 Paracetamol
Paracetamol ist ein weit verbreitetes Analgetikum für leichte bis mittlere Schmerzen.
Ähnlich wie L-ASS und Metamziol ist es ein Prostaglandinsynthesehemmer mit
analgetischen und antipyretischen Eigenschaften. Die analgetische Potenz ist allerdings
nicht so stark ausgeprägt wie bei Metamizol. Die Verträglichkeit ist gut, allerdings
besteht die Gefahr des toxischen Leberschadens bei Überschreiten von 5000-6000 mg
beim Erwachsenen (Schockenhoff, 1999).
In Form von Suppositorien zum Einsatz bei Kindern ist zusätzlich zu den intravenösen
Medikamenten Paracetamol auf dem Notarztwagen vorhanden. Dieses liegt in 125 mg,
250 mg und 500 mg Zäpfchen vor. Die analgetische Wirksamkeit entspricht weitgehend
der von Acetylsalicysäure. Wegen der guten antipyretischen Eigenschaft wird diese
Substanz hauptsächlich bei Kindern mit fieberhaften Zuständen eingesetzt.
Bei unserer Untersuchung wurde das Medikament nicht weiter beachtet, da es bislang
ausschließlich als Suppositorium vorlag. Seit 2003 steht Paracetamol auch zur
parenteralen Gabe zur Verfügung (Perfalgan®). Erfahrungen im Rettungsdienst mit
Perfalgan® liegen noch nicht vor.
27
2.4 Hypnotika
Gerade in Notfallsituationen, wo es zu einer enormen Ausschüttung von Stressoren
kommt, wird eine Situation nicht nur durch die Anwendung von Analgetika beherrscht,
sondern auch, wie ja hinreichend aus der Anästhesie bekannt, durch die Anwendung
von Sedativa und Hypnotika begünstigt, bis hin zur Durchführung einer Narkose im
Sinne einer intravenösen Analgosedierung.
An Hypnotika und Sedativa wurden im Rettungsdienst des LK Neuwied verschiedene
Substanzen verwenden: Diazepam, Midazolam, Promethazin als Sedativa und
Thiopental, Etomidate und Ketamin als Einleitungshypnotika.
In der vorliegenden Untersuchung wird nicht speziell auf die Rolle der Hypnotika bei der
Therapie akuter Schmerzen eingegangen. Eine Ausnahme bildet allerdings Ketamin,
weil es sich dabei um ein Anästhetikum mit starker analgetischer Komponente handelt.
2.4.1 Ketamin
Eine Sonderstellung unter den Analgetika und Hypnotika nimmt Ketamin (Ketanest
)
ein. Als Hypnotikum besitzt es eine starke analgetische Eigenschaft, was besonders in
Kombination mit einem Benzodiazepin sinnvoll zur Analgosedierung eingesetzt werden
kann. Zusätzlich werden die Spontanatmung und die Schutzreflexe vergleichsweise
geringer als bei anderen Anästhetika beeinträchtigt. Ketamin hat eine stark
bronchodilatierende Wirkung, so dass es auch bei Asthmatikern eingesetzt werden
kann. Zur Narkoseeinleitung im Status asthmaticus ist es Mittel der ersten Wahl.
Durch den Einsatz von Benzodiazepinen mit Ketamin wird zugleich die als
Nebenwirkung bekannte Erniedrigung der cerebralen Reizschwelle von Ketamin
reduziert. Die bei alleiniger Verabreichung von Ketamin auftretenden Traumerlebnisse
könne durch die Kombination mit einem anderen Hypnotikum – vorwiegend einem
Benzodiazepin - meistens verhindert werden; außerdem lässt sich die Wirksamkeit
beider Medikamente in der Kombination verlängern (Forth et al., 2001; Larsen, 1994).
Eine sinnvolle Kombination ist dabei auf Grund von jeweils kurzen Halbwertszeiten
Ketamin mit Midazolam.
28
Bei Patienten mit Schocksymptomatik traumatischer Ursache und in Verbindung mit
starken Schmerzen nimmt das Medikament eine herausragende Stellung ein, da im
Gegensatz zu Opioiden keine Kreislaufdepression erwartet werden muss.
Ketamin sollte nicht bei kardialen Risikopatienten über längere Zeit verabreicht werden,
da es durch eine Steigerung der Sympatikusaktivität über eine Hemmung der
neuronalen und extraneuronalen Wiederaufnahme der Katecholamine zu einer
potentiell negativen kardiovaskulären Wirkung bei katecholaminabhängiger
Herzinsuffizienz kommen kann (Parsi et al, 2001).
Ketamin liegt als Racemat vor, wobei das linksdrehende (S+) Enantiomer (KetanestS
)
2-4 mal stärker wirksam ist als das rechtsdrehende (Forth et al., 2001).
Die durchschnittliche Wirkdauer beträgt bei einer niedrigen Dosierung von KetanestS
von 0,125-0,25 mg/ kg Körpergewicht 15 Minuten, bei einer höheren Dosierung von
0,25-1,0 mg/ kg Körpergewicht etwa 30 Minuten. Die Anschlagzeit beträgt einige
Sekunden bei der intravenösen Applikation, bei der intramuskulären liegt sie bei 2-5
Minuten.
Ein rascher Wirkungseintritt, zusätzlich gute Steuerbarkeit und zufriedenstellende
Analgesie machen Ketamin zu einem wertvollen Medikament in der Notfallmedizin
(Adams, 2001; Adams et al., 1999; Larsen, 1994).
Im Rettungsdienst des Landkreises Neuwied wird seit einigen Jahren das linksdrehende
Enatiomer (KetanestS
) eingesetzt.
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