10
1.3
Modell der– Anti-Thy-1-Glomerulonephritis der Ratte
Das Modell der Anti-Thy-1-Glomerulonephritis der Ratte diente als etabliertes
Modell einer akuten mesangioproliferativen Glomerulonephritis [50]. Induziert
wird diese Form der Glomerulonephritis durch eine intravenöse Injektion von
Antikörpern, die gegen das Thy-1-Epitop von Mesangialzellen gerichtet sind.
Diese führen zu einer dosis- und komplementabhängigen Lyse der
Mesangialzellen. Andere Nierenzellen sind sekundär nicht betroffen, da in der
Rattenniere nur dort das Thy-1-Epitop an der Zelloberfläche exprimiert ist. Die
sich anschließende glomeruläre Reaktion gleicht dem Bild einer akuten
mesangioproliferativen Glomerulonephritis mit Akkumulation von mesangialer
Matrix und Hyperzellularität [51;52;53]. Im Rahmen dieser Erkrankung lassen
sich folgende drei Phasen unterscheiden [10]:
• Schädigungsphase:
Komplementabhängige Lyse der Mesangialzellen und
Makrophageninfiltration (maximale Ausprägung 6 bis 18 Stunden nach der
Antikörperinjektion)
• Matrixexpansionsphase:
Proliferation der Mesangialzellen, überschießende Matrixvermehrung und
Mikroaneurysmen der glomerulären Kapillaren (ca. 3. bis 14. Tag nach der
Antikörperinjektion)
• Ausheilungsphase:
Regression der glomerulären Veränderungen (ca. 14. Tag bis 6. Wochen
nach der Antikörperinjektion)
Die zeitliche Staffelung der Wundheilung macht es möglich, die einzelnen
Phasen der Wundheilung spezifisch zu untersuchen. Die
Blutdruckunabhängigkeit ist ein Vorteil dieses Modells. Die glomeruläre
Schädigung ist immunvermittelt und während der Schädigungs- und
Matrixexpansionsphase besteht kein erhöhter systemischer Blutdruck, so dass
das Ausmaß der glomerulären Matrixvermehrung im wesentlichen der
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Antikörper-induzierten Mesangialzellschädigung zugeschrieben wird.
Dadurch ist dieses Modell besonders geeignet, blutdruckunabhägige Wirkungen
auf die glomeruläre Matrixakkumulation zu untersuchen.
1.4 Fragestellung
Ziel der Arbeit war es, die nephroprotektiven Wirkungen der Aminosäure L-
Arginin für die chronisch progressive Matrixexpansion bei immun-vermittelter
Glomerulonephritis im Hinblick auf ihren NO-Stoffwechsel weiter zu
untersuchen. Es wurde die Arbeitshypothese überprüft, ob die günstigen
Wirkungen von L-Arginin auf die Überexpression des Zytokins TGF-ß in der
normotensiven Anti-Thy-1-Glomerulonephritis der Ratte durch endogen
produziertes NO vermittelt werden. Für diese Studie wurden folgende
Versuchsansätze durchgeführt:
I. Therapie der Tiere mit einer diätetischen L-Arginin-Gabe
II. Therapie der Tiere mit dem NO-Donator Molsidomin
III. Therapie der Tiere mit einer diätetischen L-Arginin-Gabe und
zusätzlich einer niedrig dosierten Gabe des NO-Synthase-Inhibitors L-
Nitro-Arginine-Methyl–Esther (L-NAME).
Die Behandlungen begann jeweils 24 Stunden nach Induktion der
Glomerulonephritis und wurde sieben Tage (Protokoll 1) bzw. zwölf Tage
(Protokoll 2), bis zur Tötung der Tiere, fortgeführt.
Nach Tötung der Tiere wurden histologische und molekulare Fibrosemarker
analysiert. Hierzu wurde die glomeruläre Matrixakkumulation histologisch
ausgewertet und die Expression von TGF-β als zentralem Fibrosemediator,
Fibronektin als Marker für die Matixproduktion und PAI-1 als Marker für die
Matrixdegeneration bestimmt. Darüber hinaus erfolgte die Analyse der NO-
Konzentration im Plasma und Urin-Spiegel als Zeichen der endogenen NO-
Produktion. Desweiteren wurde der systemische Blutdruck und die Proteinurie
der Tiere bestimmt [35;54;55].
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2
Material und Methoden
2.1 Materialien
Alle verwendeten Materialien, Chemikalien, und Zellkulturmedien wurden, wenn
nicht anders beschrieben, von der Firma Sigma (Taufkirchen, Deutschland)
bezogen.
2.2 Tierversuch
Die Tierversuche und die damit verbundenen Experimente wurden von der
Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales des Landes Berlin geprüft und
genehmigt (Tierversuchsnummer G 0068/00). Alle Eingriffe an lebenden Tieren
wurden unter Beachtung des § 9 Abs. 1 und 2 des Tierschutzgesetzes
durchgeführt. Die Doktorandin arbeitete unter Aufsicht des Betreuers PD Dr.
med. Harm Peters, qualifiziert für Eingriffe an lebenden Tieren gemäß dem § 9
Abs. 1 des Tierschutzgesetzes [56]. Die anfallenden toten Tiere und
Tierkörperteile wurden gemäß § 8 Abs. 1 und 2 des
Tierkörperbeseitigungsgesetzes vorschriftsmäßig entsorgt [57].
2.2.1 Tiere und Tierhaltung
Für die Tierversuche wurden 104 männliche Wistar Ratten der Firma „Charles
River, Sulzfeld, Deutschland“ mit einem Gewicht von 200 bis 270 g verwendet.
Die Haltung der Tiere erfolgte zu zweit in einem Käfig bei einem 12 Stunden
Tag-/Nachtrhythmus in einem vollklimatisierten Raum. Futter- und Trinkmenge
wurden täglich kontrolliert.
2.2.2 Die Anti-Thy-1-Glomerulonephritis – Herstellung des Antikörpers
OX-7
Die Zellen der OX-7-Zellinie (Hybridoma Zellen der Firma Center of Applied
Microbiology & Research, Saisbury UK) wurden bei –70°C gelagert und zum
Ansatz einer Zellkultur zügig unter fließend warmen Wasser aufgetaut. Für die
Erstkultivierung wurde zuvor folgendes Kulturmedium vorbereitet: RPMI 1640,
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20 % fetales Kälberserum, 100 U/ml Penicillin, 100 µg/ml Streptomycin. Das
Kulturmedium wurde dann den Zellen zunächst tröpfchenweise zugegeben und
auf 20 ml aufgefüllt. Der Ansatz wurde für 3 min bei 2500 U/min zentrifugiert,
der Überstand verworfen und das Pellet in 15 ml Kulturmedium resuspendiert.
Dieser Ansatz wurde dann in eine Kulturflasche überführt und bei 37°C und 5 %
CO
2
inkubiert. Jeden zweiten Tag erfolgte eine mikroskopische Kontrolle mit
Differenzierung von vitalen und abgestorbenen Zellen mittels einer Vitalfärbung
mit Tryptan Blue. Ebenfalls erfolgte eine regelmäßige pH-Wert-Kontrolle. Die
Zellen wurden alle zwei Tage passagiert und derartig vermehrt und separiert,
dass nach einem Zeitraum von 14 Tagen 16 große Kulturflaschen (100 ml)
vorlagen. Der Inhalt dieser Flaschen wurde dann in ein miniPERM-
Zellkulturgefäße (Heraeus-instruments, Hanau, Deutschland) überführt. Das
Inseminationsvolumen lag bei 35 ml Zellsuspension mit einer Dichte von ca. 0,5
x 10
6
Zellen. Zur Optimierung der Antikörperproduktion wurde nach gutem
Wachstum der Inhalt des ersten Kulturmoduls auf 4 Kulturmodule aufgeteilt,
wobei die Dichte zu diesem Zeitpunkt im ersten Modul 8 x 10
6
Zellen/ml betrug.
Das sich im Versorgungsmodul der Einrichtung befindliche Medium wurde wie
oben erwähnt zubereitet, zusätzlich aber noch mit 1,5 ml HEPES-Puffer
supplementiert. Zur Gewährleistung einer optimalen Sauerstoffversorgung
wurden die 4 Module auf Drehvorrichtungen gelegt, die sich im Brutschrank
befanden. Der Mediumwechsel erfolgte während guter Wachstumsphasen der
Zellen täglich. Das Abernten aus dem Versorgungsmodul erfolgte bei einer
Zellzahl von 11,5 x 10
6
Zellen/ml, wobei jeweils 17 ml aus dem
Versorgungsmodul entnommen wurden. Das Volumen wurde mit Kulturmedium
wieder aufgefüllt. Das erhaltene Gesamtvolumen an OX-7-haltigem
Kulturüberstand betrug 327 ml.
2.2.3 Aufreinigung des Kulturüberstandes
Zur Trennung der Immunglobuline von Fremdeiweißen wurde der
Zellkulturüberstand über eine HiTrap-Protein G-Säule (Amersham Pharmacia
Biotech, Freiburg, Deutschland) geleitet. Hierbei wurden ein 20mM
Sodiumphophat Binding Puffer (pH 7,0), ein 0,1M Glycine-HCl Elution Puffer
(pH 2,7) und eine 1M Tris-HCl-Lösung (pH 9,0) zur Probenrekonstitution
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