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Und für die Jugend – sein Sohn spielte sogar in der Schach-Bundesliga, später höchst erfolgreich Fernschach und engagierte sich auch beim Deutschen Schachbund – hielt er Schach nützlich: „Ich finde Schachförderung- auch im Wege der Schule - eine Sache, die nicht nur dem Schach, sondern vor allen Dingen den jungen Menschen zugutekommt.“ Und er lobte das Engagement der Lehrer: „Auch bei den Lehrern wächst das Interesse am Schachsport ständig. Immer mehr von ihnen stellen sich zur Verfügung, um in ihrer Freizeit mit sehr viel Engagement Schulschacharbeitsgemeinschaften einzurichten und anzuleiten. Fördert der Schachsport doch Fähigkeiten wie Konzentration, eine gute Beobachtungs- und Auffassungsgabe, Kombinationsvermögen und Ausdauer. Fähigkeiten also, die auch bei der Bewältigung von anderen Anforderungen im Leben von Nutzen sind.“

Er musste wahrlich einige Anforderungen meistern. Vor einer Unter- oder Überschätzung des Schachspiels warnte er: „Ich glaube nicht, dass irgendjemand durch das Schach spielen schon dümmer geworden ist. Die Analyse und Planung, im Übrigen auch die Nervenanstrengung und Nervenkraft, die das Spiel erfordert, sind sicher eine Hilfe. Nur ist das Leben im Allgemeinen und die Politik im Besonderen von so vielen gefühlsmäßigen und irrationalen Komponenten geprägt, dass man sich bestimmt nicht einbilden darf, eine gute Fähigkeit des Schachspielens wäre bereits eine Garantie für gutes Regieren.“

Nun sind Sie mit dem Raten am Zug!

Auflösung der Nr. 54: Marco Bode (ehemaliger Fußballprofi bei Werder Bremen)

Nr. 56: Nr. 21164

Der wohlbehütete Sohn eines Mathematiklehrers arbeitete nach seinem Jurastudium einige Zeit als Patentanwalt, ehe sich der spielstarke Amerikaner stärker dem Schach zuwandte: Er gewinnt einen Wettkampf gegen Showalter, wird in Atlantic City hinter Janowski und noch vor Marshall Turnierzweiter, gewinnt später die US- Meisterschaft und spielt 1956 – da schon 66 Jahre alt- am ersten Brett in einem von Forry Laucks finanzierten Wettkampf. Am zweiten Brett spielt übrigens ein Teenager namens Bobby Fischer. Als er im Alter von 85 Jahren stirbt, vermacht er in einem etwas komplizierten Testament sein Vermögen Schachclubs und wohltätigen Einrichtungen. So weit die weiße Seite seines Lebens.

John S. Hilbert hat auch die dunkleren Seiten („Shady Side“) beschrieben: Das Testament kann man auch als perfide Form des Ärgerns der anderen über den Tod hinaus deuten, denn tatsächlich hinterließ Norman Tweed -so seine Vornamen- nichts als Schulden. Der oben beschriebene Wettkampf 1956 wurde tatsächlich von Laucks finanziert, einem amerikanischen Nazi, der unserem gesuchten Schächer auch wegen dessen offenen Antisemitismus gewogen war.

Überhaupt ist vieles dunkelster Schatten im Leben von Norman Tweed: Er verliert bald die Anwaltszulassung. 1925- 1927 sitzt er im Gefängnis, weil er mehrfach Autos gestohlen hat. 1932 versucht er sich als Trittbrettfahrer bei der Entführung des Lindberghbabys, als er Lösegeld fordert. Dafür geht er 18 Monate ins Zuchthaus nach Alcatraz. Nicht ganz 60 Jahre alt wird wieder verhaftet: Ein 12 Jahre altes Mädchen hat er sexuell belästigt. Nach der Entlassung klagt er gegen den US-Amerikanischen Schachverband...

„Surreal böse“ wird im kulturellen Schachmagazin KARL der Kerl benannt, der auf dem Verbrecherfoto die Nr. 21164 erhält.

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Auflösung der Nr. 55: der ehemalige Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker

Nr. 57 : Zugbegleiter

Treffender kann man einen Schachspieler wie ihn nicht charakterisieren als in einer Wochenzeitschrift. Dort wurde er, der kein Berufsschachspieler war, mit einem seiner Berufe vorgestellt: Das Begleiten von Zügen. Gerade das hat ihm, obwohl er gelegentlich den Zug verpasste, mehr Geld und auch Bekanntheit eingebracht als sein erlernter Beruf, den er aber gelegentlich auch für das Schachspiel einsetzte.

In einer Selbstdarstellung bezeichnete er sich schon mal als "Sudetengauner", auch hielt er seine Familie für "ziemlich berlinerisch", die allerdings das Bombardement aus der Reichshauptstadt vertrieben habe. Vom Vater erlernte er das Schachspiel mit sechs Jahren, war ihm aber zumindest im Schach bald über - was ihm eine Genugtuung war. Inspirieren und möglicherweise lebenslang prägen ließ er sich schachlich vom der launigen Art von Knauers Schachbuch von Martin Beheim-Schwarzbach.

Aufhorchen ließ er als Deutscher Meister und Olympiadeteilnehmer -hier mal mit großem Erfolg noch vor seiner Großmeisterschaft! Er reiste gern und viel- nicht nur mit dem Zug, sondern auch per Flugzeug in exotische Länder. Seiner ersten Ehefrau begegnete er in Rumänien, seiner zweiten auf Kuba.

Wie so viele Schachspieler hat er indirekt von Bobby Fischer jahrelang profitiert, von dem Interesse, das der Amerikaner auslöste und das er durch seine gekonnte Art - siehe Beheim-Schwarzbach!- bedienen konnte. Bis zur Nummer 40 in der Welt hat er es am Schachbrett mal gebracht - trotz seiner Abneigung gegen das Einprägen von Zügen.

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Auflösung der Nr. 56: Norman Tweed Whitaker (1890-1975) war kriminell.

Nr. 58: "Im Schachclub blieb ich allein"

Viel berühmter als er war sein Sohn: Zum Beispiel ist in einem Malereilexikon vermerkt, dass dieser als in Berlin geborener Sohn eines Bildhauers von seinem Vater die künstlerische Ausbildung erhalten habe. In Rom lebte er einige Jahre und schloss sich dort der Künstlergruppe "Die Nazarener" an. Im Alter von 38 Jahren wurde der Maler Direktor an der Akademie Düsseldorf. Er betätigte sich als Kunstschriftsteller und malte meist religiöse Sujets und Portraits. - Der Vater wird stolz auf ihn gewesen sein.

Ob der oben beschriebene Sohn etwas mit Schach zu tun hatte ist unklar. Der Vater allerdings ist aus dem deutschen Schach nicht wegzudenken, organisierte er doch einen Schachclub, der als Beinamen auch seinen Namen trug. Er selber war der Sohn eines Schneiders, der sich in Berlin mit Energie und Ausdauer, mit Geschick und Talent zum Hofbildhauer und Leiter der Akademie hochgearbeitet und mit Größen wie Goethe und Schiller Kontakt hatte.

An die vierzig Jahre ging er fast jeden Tag in "seinen" Schachclub, notierte die Namen und Titel seiner Spielpartner, darunter viele Spätaufklärer, mit einer kaum entzifferbaren Schrift in kleine Oktavheftchen. "Halb Deutsch, halb Latein, der Rest Klaue", schrieb ein Kunsthistorikerpaar über seine Schrift. Nicht jeder fand im Schachclub Aufnahme, auch waren wirklich gute Schachspieler in anderen Schachvereinen. Aber es war der erste Schachverein, der "Alte Klub" genannt. Er war ein "verkannter" Verein, der in einem großen, "rot gebundenen ansehnlichen Buch mit dem Titel in Goldprägung... die siebzig Paragraphen der Satzung sowie eine Liste mit 139 Mitgliedern" aufweist. Paragraph 2 regelte übrigens, dass kein anderes Spiel außer Schach von den täglich sich treffenden Mitgliedern zu spielen sei.

Trotzdem geriet der Club nach 44 Jahren in die Krise und ins Aus. Und er, der für das Schachspiel so viel getan hatte, notierte in sein Notizbuch: "Im Schachclub blieb ich allein." Ein Jahr vor dem großen Triumph Anderssens in London verstarb er.

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Auflösung der Nr. 57: Helmut Pfleger

59: Problemlösen nur zweimal im Jahr!

Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte, ich würde es kaum glauben: Da geht es beispielsweise um deutsche (Schach) Meisterehren - und er liest, statt sich den Kopf zu zermartern wie die anderen, während des Turniers draußen vor dem Turniersaal ein (schachfremdes) Buch. Als Teilnehmer!

Gelernt haben er und sein Bruder Schach beim Zuschauen der Spiele zwischen Vater und Großvater. Er besuchte mit dreizehn Jahren einen Schachverein und wurde schnell stärker, obwohl es nie in der Jugend zu einer Qualifikation für die deutsche Meisterschaft reichte. Er studierte Informatik und arbeitet seither als Software-Entwickler. Schach ist eigentlich nur ein Hobby für ihn, der im Studium sich zusätzlich zu Informatik mit Erfolg mit Eröffnungen und Endspielen herumschlug, was ihm später auch bei Bundesligaeinsätzen half. Am Schachbrett ist er vor allem Praktiker, der sich in konkrete Stellungen verbeißen kann.

In seiner Jugend befasste er sich neben Turnierschach auch mit Problemschach. So kam er auch als Dreizehnjähriger an ein Löseturnier, das in der ROCHADE ausgeschrieben war und das ihn ihm ein Gefühl tiefer Befriedigung auslöste, wie er später schrieb. Das Lösen von Schachproblemen helfe ihn auch bei seiner Arbeit als Software-Entwickler, da keine Software fehlerfrei sei und also man sich immer mit Problemen herumschlagen müsse.

Er trainierte früher auch durch das Lösen von Schachaufgaben in der ROCHADE, hat aber mittlerweile damit aufgehört. Probleme am Schachbrett löst er viel seltener als früher, eigentlich nur mehr bei zwei Gelegenheiten im Jahr. Das entsprechende Training sei auf eine Woche jährlich beschränkt. Trotzdem brachte er es zu Weltmeisterehren im Einzel und in der Mannschaft. Er ist auch der Schachspieler mit den meisten Deutschen Meistertiteln - mehr als ein Dutzend!

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Auflösung der Nr. 58: Johann Gottlieb Schadow

Nr. 60: "Kein Mann und keine Frau"

"Das ist nun die berühmte....Schachspielerin. Na, wenn Sie mich fragen: Sie ist kein Mann und keine Frau”, meinte Pilnik zu dem Seemann, der sie bald nach Südkalifornien in "den sicheren Hafen der Ehe" mitnehmen sollte.

Immer wieder eckte sie an - schon von Anfang an. Ihr Vater meinte: "Ein junges Mädchen, das mit den Männern Schach spielen will- völlig unmöglich." Vermutlich trug ihr Vater, ein Bohemien, an Vielem Schuld: An ihrer Kindheit ohne Freude mit sexuellen Übergriffen des Vaters auf die Tochter, eine dumme, unwissende Mutter... Vielleicht war für sie Schach eine Möglichkeit der Befreiung aus den Zwängen eines Elternhauses. Sie wollte es allen zeigen, dass sie gut war. Gleichzeitig war sie unerzogen- kein Wunder bei dem Vater und der Mutter! Sie soff vorzugsweise Wodka und rauchte von Jugend an exzessiv. Ihr Auftreten war bewusst männlich. Sie zog sich eine Matrosenuniform an und betörte zum Spaß als "hübscher junger Mann" einige Verehrerinnen. Sie packte Vielerlei an und schrieb sogar trotz mangelhafter Spanischkenntnisse einen autobiographischen Roman "Yo soy Susann".

Auch am Schachbrett konnte sie nicht ruhig spielen, sondern strebte Kombinationen an statt Abwicklungen in technisch gewonnene Endspiele. "Ihr Stil ist kühn und männlich, manchmal noch zu wild, aber doch in letzter Zeit geschlossener und gesünder”, urteilte Dr. Dyckhoff. Trotzdem kam sie sehr weit und spielte -erfolglos, was sie "schier unerträglich" schmerzte- um die Weltmeisterschaft der Damen mit. Ja, sie nannte sich sogar - in ihrer Zeit in Argentinien - nach dem Tod von Vera Menschik "Schach- Weltmeisterin", wie Michael Negele schreibt. Zweimal wurde sie übrigens als Mrs. Stevenson Meisterin der USA.


Unklar ist auch ihr Alter. Auf dem Totenschein ist sie zweieinhalb Jahre jünger als in der Kurzbiographie des Bayerischen Schachbundes von Alfred Diehl, der von ihren wenig erhalten gebliebenen Partien eine Partie in einem Mannschaftskampf aufführte.

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Auflösung der Nr. 59: Arno Zude

Nr. 61: Vorbild für Berliner und andere Schachspieler

Vermutlich war er nicht nur ein Vorbild für Berliner, der viermalige Meister gleich eines ganzen Kontinents. Er schrieb klar und legte großen Wert auf die Qualität seines auf umfassender Analyse beruhenden Spiels. Nach dem zweiten Weltkrieg ist sein Name übrigens auch mit einem Novum verbunden, das es vorher in der Schachwelt nicht gab, obwohl sein Beitrag nur darin bestand, dass er ein Turnier gewann.

Er gab eine Schachzeitschrift heraus, in der fast alle Beiträge von ihm selber stammten. So empfahl er das Colle-System als die sicherste Eröffnung für Weiß, die trotzdem zu Königsangriff führe und interessante Partien ermögliche. Diese Schachzeitschrift musste er schließlich trotz einer Umbenennung aufgeben, weil einfach das Interesse dafür in seinem Land nicht groß genug war und weil der Schachverband seines Landes ein Konkurrenzblatt herausgab, in dem pünktlich Termine und Turniere angekündigt wurden. Vor allem die Pünktlichkeit bei der Herausgabe der Zeitschrift machte ihm bei aller Qualität seiner Arbeit zu schaffen. Seine Frau verdiente den Lebensunterhalt für die Familie, während er seine Analysen in alle Welt verschickte.

63 Jahre alt spielte er noch auf einer Schacholympiade mit ausgeglichenem Punktestand. Siebzehn Jahre vorher hatte der Internationale Meister Schachgeschichte geschrieben. Er war hartnäckig. „Es gibt nur einen Grund, vorzeitig aus einem Schachturnier auszusteigen: Tod. Und das auch nur mit ärztlichem Attest.“ Und er hielt sich daran. Als er über siebzig Jahre alt war, starb er während eines Turniers am Schachbrett an einem Herzinfarkt, wie der Arzt feststellte.

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Auflösung der Nr. 60: Sonja Graf-Stevenson, 1912 (oder 1914) -1965

Nr. 62: Er zeigte, wie man beim Schach gewinnt

Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts schrieb er ein weltweit bekanntes Kultbuch- nicht nur für Jugendliche. In dem Buch sprach er den (jugendlichen) Leser direkt an: "Du musst dir eine praktische Einstellung zulegen und auf Gewinn spielen." In dem Büchlein zeigte er auch am Beispiel eigener Partien auf, wie man beim Schach gewinnt. Zum Beispiel dadurch, dass man gegen den Gegner spielt, nicht gegen seine Figuren. Er riet, dass man möglichst einfach und schnörkellos vor allem gegen schwächere Gegner zu spielen habe, aber mutig und aktiv gegen stärkere Gegner - er nannte solche Trampelfanten.

Ein eigenes Kapitel widmete er der Einführung in die Kunst des Schwindelns. Dieses Verhalten dürfe man aber nur zeigen, wenn man schon auf Verlust stehen würde. Dann solle man keine Angst vor dem Verlieren haben, weiter die Fähigkeit zu schauspielern -und natürlich ungeachtet des Materials die Initiative zu ergreifen versuchen. Einer Neuauflage des Buches behandelte er die Themen Mannschaftskämpfe, Schnellschach und Fernschach, das unter den nachhaltigen Auswirkungen von E-Mail, Analyse-Engines und Datenbanken grundlegende Wandlungen erfahren habe.

Er selber hatte es im Nahschach zu einem Internationalen Meister gebracht, diese Karriere allerdings aufgegeben. Einerseits des Berufes wegen- er lebte nun mit seiner kleinen Familie in Stockholm und spielte erfolgreich Fernschach und Bridge.

Er wurde im Alter von 55 Jahren Mitte März 2005 durch seinen eigenen drogenabhängigen Sohn erstochen, der ihn im Streit und im Affekt tötete, als er vom Schachabend nach Hause kam.

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Auflösung der Nr. 61: Cecil J.S. Purdy, 1953 der erste Fernschachweltmeister

Nr. 63: Schach statt Klavierkonzert

"Publikum noch stundenlang wartete auf ...Bumerang!", dichtet einst Joachim Ringelnatz. Sein Publikum ließ er nicht warten, sondern setzte sein Konzert einfach ab, um sich selber etwas Gutes zu tun: Er war als Schachliebhaber Zaungast beim Weltmeisterschaftskampf zwischen Karpow und Kortschnoi in Meran.

Obiger Vorgang machte ihn bei den Schachspielern bekannt. Die Musikwelt verehrte ihn da schon als Klaviervirtuosen, der zum Beispiel sämtliche Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven einspielte. Dabei galt der Mann, der auch schon mal in den wild bewegten 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts nackt am Klavier Konzerte gab, als Mozartexperte.

Er war ein "Wunderkind" und trat mit 14 Jahren erstmals öffentlich auf, gewann mit 16 Jahren den Internationalen Klavierwettbewerb in Genf und spielte mit 20 Jahren in der New Yorker Carnegie Hall. Dabei hatte er auch ein Faible für Jazz -er spielte auch Saxophon und Schlagzeug - und eben auch für Schach.

Das Publikum war sicher nicht erfreut davon, dass er damals Schach der Musik vorzog. Er legte sich mit seinen Fans ohnehin gerne an: So sorgte er ein Jahr vor seinem Tod mit einer von ihm selbst verfassten Todesnachricht in der Presse für Wirbel, um einige Tage später eine Party zu seiner "Auferstehung" zu geben. Endgültig matt gesetzt wurde er dann 2000 durch Herzversagen.

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Auflösung der Nr. 62: Simon Webb schrieb das Kultbuch "Schach für Tiger"

Nr. 64: Verlust durch Unentschieden

In seiner Jugendzeit war er Mitglied beim oberpfälzischen Schachklub Schwandorf und wurde den gleichaltrigen Teenagern anlässlich einer Schulschachmeisterschaft der Oberpfalz präsentiert. Schon damals war sein Name mehr als den Schachinsidern bekannt, hatte er doch selbstbewusst bereits mit elf Jahren die Erringung der Schach-Weltmeisterschaft als sein angestrebtes Lebensziel angegeben.

Er spielt nicht nur Schach, sondern auch Tischtennis und Tennis, stählt seinen Körper mit Squash und Bowling. Sogar eine Karriere als Profifußballer war für den Schachspieler durchaus im Bereich der Möglichkeiten, der den Großmeistertitel wie Bobby Fischer, den er 1998 und 1999 in seinem Heimatland traf, noch als Jugendlicher erhielt.

In der Schweizer "Weltwoche" war er als "Kopf der Woche" vorgestellt worden, allerdings mit dem Zusatz: "Last-Minute-Verlierer". Das Bild - eine Zeichnung, zeigt ihn, den Kopf zwischen die Hände gestützt, in beigefarbenen Anzug. Dahinter auf der Schachuhr ein Fähnchen in den Farben grün-weiß-rot. Auf der Seite des Schachbretts steht in Großbuchstaben: WORLDCHESSCHAMPIONSHIP. In der 8. Partie war er in Führung gegangen und jetzt wurde er gegen die Außenwelt abgeschottet. Selbst der Premier seines Landes musste zur Gratulation den Umweg über dessen Frau nehmen. Die letzte Turnierpartie stand an. Ein Remis genügte zum Titelgewinn. Thomas Widmer schrieb u.a. über den Wettkampf : Sein Gegner "verschaffte sich mit zwei Bauernvorstößen im 4. und 5. Zug überraschend schnell Platz, und er konnte diesen ebenso aggressiven wie fragilen Aufbau gegen (seine).Neutralisierungsmaßnahmen halten - was furchtbare Schwäche hätte werden können, schwoll über einige Abtauschaktionen hinweg zu furchtbarer Stärke und trieb Schwarz endlich in die schiere Verzweiflung."

Am 18. Oktober um 18 Uhr 55 stand der Sieg seines Gegners fest. Dieser "glich im Gesamtscore aus und bleibt Weltmeister." Er aber war im Alter von 25 Jahren "eine tragische Schachfigur: der Verlierer eines unentschieden ausgegangenen Turniers." ( Thomas Widmer)

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Auflösung der Nr. 63: Der Klaviervirtuose Friedrich Gulda

Nr. 65: Ein Schachbuch mit Riesenauflage

"Zu meiner damaligen Leidenschaft trug auch das alte ....Schachbuch von ... bei, das mich in seiner launigen Art begeisterte." Zumindest für den Pfleger´schen Plauderstil dürfte es ein Vorbild geblieben sein. Der Autor dieses Schachbuches trägt einen Bindestrich-Namen. Das Werk, das kein Lehrbuch sein sollte, erschien 1953 in einer Auflage von 95000. Eine Riesenauflagezahl für ein deutsches Schachbuch!

Darin handelt ein Kapitel von einem "Jahrhundert Schach in Meisterpartien", das größte vom "Mattangriff". Weiter werden "Positionspartien" vorgestellt oder Partien mit dem "Sieg auf dem anderen Flügel". Vom "Triumph der Verteidigung" ist die Rede, von wüsten Partien, die mit "Handgemenge" überschrieben sind, auch die "Kunst des Endspiels" wird vorgeführt, bevor am Ende "der friedliche Ausgang" und eine "Denkrede auf die Besiegten" nebst Regelkunde das Buch abschließen.

Der Autor, geboren 1900 in London, gestorben 1985 in Hamburg, war ein deutscher Romanschriftsteller, der in der Nazizeit nach England emigrierte, im Krieg als Rundfunkjournalist in England lebte und nach dem 2. Weltkrieg seit 1946 als "Controller" in Hamburg. 1950 schied er aus dem britischen Staatsdienst aus und lebte und arbeitete wie schon vor seiner Emigration als freier Schriftsteller und Übersetzer in Hamburg. Er war ein Brieffreund von Thomas Mann. Es gibt von ihm viele Erzählungen, Lebensbeschreibungen, Romane und Novellen - und eben auch das Schachbuch.


Er war tatsächlich ein guter Schachspieler und stieß im London Chess Club auf die englischen Schachspitzen, unter ihnen C.H.O.D. Alexander. Übrigens: Obiges Werk mit einer Sammlung von 120 Schachpartien erlebte mehrere Auflagen und ist das meist übersetzte Schachbuch der Welt.

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Auflösung der Nr. 66: Peter Leko

Nr. 66: Kommunikationsmuffel

"Eigentlich bin ich noch immer ein Kommunikationsmuffel", gestand der 60-Jährige 2005 in einem Interview mit Psychologie heute und berichtete, dass er sich gerne ohne Familie, Freunde und Telefon in sein Ferienhaus verziehen würde.

Schach als eine Möglichkeit abzuhauen, diese Erfahrung mit dem Spiel hat er wohl in seiner Jugend schon gemacht, wie er im Gespräch mit der populären Psychologie-Zeitschrift berichtet. Als 15-Jähriger spielte er lieber Schach als sich mit Freunden oder gar einer Freundin zu treffen, studierte lieber Partien aus der Schachgeschichte, trainierte Angriffs- oder Abwehrvarianten, fuhr gern auf Schachturniere. Ein Großteil seiner Jugendzeit ging für Schach drauf; das Schachfeld gab ihm Sicherheit, während er in der rauen Wirklichkeit nur Gefahr lief anzuecken, unangenehm aufzufallen oder sich einen Korb zu holen.

Nach dem Abitur studierte er Psychologie mit der Absicht, die Denkprozesse der Schachspieler zu erforschen. Er ließ Turnierspieler "laut denken" und nahm ihre Äußerungen auf Tonband auf. Seine Diplomarbeit sollte zum Thema eine Untersuchung zum Einsatz der programmierten Unterweisung im Schachtraining haben. Doch Reinhold Tausch - seinem Universitätslehrer - schien Schach zu wenig gesellschaftlich bedeutend.

So studierte er sich selbst im ureigenem "Mangelgebiet": der problembelasteten zwischenmenschlichen Verständigung. In den 70er Jahren entwickelte er ein Nachrichtenquadrat, in dem er klarlegte, wie Botschaften in Gesprächen übermittelt werden und neben dem reinen Sachinhalt auch Beziehungsprobleme, Appelle und Selbstoffenbarungen zum Tragen kommen. Es ging ihm darum, beim Miteinander-Reden Brücken zwischen Gefühl und Verstand zu bauen. Geglückte Kommunikation verstand er als die Fähigkeit zu durchschauen, "welche seelischen Vorgänge und zwischenmenschlichen Verwicklungen ins Spiel kommen, wenn Ich und Du aneinandergeraten." Das gehört inzwischen zum Standardmodell in beruflichen Seminaren und im Schulunterricht.

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Auflösung der Nr. 65: Martin Beheim-Schwarzbach

Nr. 67: Philosopher´s Stone

Die Umschlagillustration von Sabine Wilharm verrät einiges von dem Buch: Auf grünen und beigen Schachfeldern kämpfen übermannshohe weiße und dunkelblaue Schachfiguren gegeneinander. Zwischen den Figuren tummeln sich drei Kinder, darunter die elfjährige Hauptfigur.

Ganze drei Seiten macht die Schilderung des Schachkampfes aus, der den Höhepunkt des Buches darstellt, wie ja schon die eingangs erwähnte Umschlagzeichnung verdeutlicht. Von den drei Kindern kann nur der Freund der Hauptfigur Schach spielen und beweist dies auch in einer gelungenen - für ihn selber misslichen - Kombination, die Schwarz schließlich zum Sieg verhilft. Ihre Gegner, die weißen Figuren, kennen keine Gnade, wenn sie eine Figur schlagen können.

Das riesige Schachbrett steht in einer Gruft, nicht unähnlich einer Kammer des Schreckens, die die drei Helden später kennen lernen sollen. "Sie standen am Rande eines riesigen Schachbretts, im Rücken der schwarzen Figuren, allesamt größer als sie und offenbar aus einer Art schwarzen Stein gemeißelt", wird die entscheidende Szene von Klaus Fritz übersetzt. Um ans andere Ende des Raums zu kommen, müssen sie sich an der Seite der schwarzen Figuren als "Schachmenschen" durchschlagen und nehmen dazu die Plätze als Läufer, Springer und Turm ein. Der Held der Geschichte in der Funktion eines schwarzen Läufers setzt den weißen König matt.

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Auflösung der Nr. 66: Friedemann Schulz von Thun, Kommunikationswissenschaftler

Nr. 68: Schachspielen mit der Frau

Der Mann muss sich wahrlich nicht zu eigenen Werbezwecken beim Schachspiel ablichten lassen, spielte er doch bis ins hohe Alter mit seiner Frau nahezu täglich Schach. Diese war klug genug, ihn öfter knapp gewinnen zu lassen. In einem Film von Georg Stefan Troller ist er zu sehen, wie er seine Frau am Schachbrett matt setzt. "Entschuldigung, Frau ...", sagt er da. Gelegentlich spielte er in seinem Haus mit Politikern Schach, stets Zigaretten rauchend, als der Zeitgeist schon längst nicht nur am Schachbrett für Rauchverbot war. Mit dem Zigarilloraucher Peer Steinbrück, in den siebziger Jahren Referent in Kanzleramt, spielte er des Öfteren und verlor fast immer. Er wurde stets für seine klare Ansprache gefürchtet und geschätzt. Trotzdem kommt er in der Zitatensammlung des Deutschen Schachbundes (Ausgabe 2002) nicht vor.

Schach hat er im Alter von sieben, acht Jahren von seinem Vater gelernt, der mit ihm und seinem Bruder gerne spielte. In der Oberschule hatte der Junge aber dann keine Zeit mehr für Schach. Später aber in der Zeit der Kriegsgefangenschaft schnitzte er sich selber mit dem Messer ein Schachspiel aus Holz, das er aus dieser Gefangenschaft mit nach Hause brachte und Zeit seines Lebens behielt und im Schrank verstaute. "Es hatte vielleicht die Größe von 15 mal 15 Zentimetern, die schwarzen Felder waren mit Ersatzkaffee gefärbt. In jedem Feld war ein Loch; da konnte man die kleinen Holzfiguren hineinstecken", erinnerte er sich im Zeit-Magazin.

In der Nr. 12/1 der Zeitschrift "Spiel" vom Dezember 1979/Januar 1980 wird sein Spielverhalten so beschrieben: "... spielt aggressiv, er riskiert zu viel, während seine Frau eher taktisch vorgeht." Dafür erzielte sie im Gegensatz zu ihrem Mann bei einem Simultanspiel gegen einen fast namensgleichen deutschen Großmeister ein Remis, was ihrem Mann verwehrt blieb. Trotzdem äußerte sich dieser Großmeister über seinen Gegner wie folgt: "Dafür, dass er kein Profi ist, spielt er gar nicht schlecht." Er verlor nicht gern und hatte, wenn er schlecht stand, als Ausrede dann öfters "dringende Geschäfte", erhob sich und bot seinem Gegner großzügig Remis an.

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Auflösung der Nr. 67: Von Joanne K. Rowling stammt "Harry Potter und der Stein der Weisen"

Nr. 69: Die Schönheit der Züge visualisiert

Duchamp, einer der größten Künstler des 20. Jahrhunderts und Teilnehmer der Schacholympiade für die französische Mannschaft, sah Schach als Kunst an. "Niemand aber ist bisher so tief auf die innere Dynamik und Intensität des Schachs eingegangen wie...", behauptet Dr. Wolfgang Zemter in einem Katalogvorwort für einen ungewöhnlichen Künstler, der die Schönheit der Schachzüge visualisiert.” Er stellt den mentalen Tanz, der unsichtbar jedem ausgeführten Zug vorangeht, in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Die Kreativität, Konzentration und Schönheit, die hier buchstäblich ins Spiel gebracht werden, stehen auf selber Augenhöhe mit den höchsten Leistungen im Felde der Kunst."

Der Künstler zeichnet auf seinen Bildern die Bewegungsspuren der Figuren und Steine nach, ordnet den einzelnen Schachfiguren sogar Farben zu: König: rot; Dame: blau; Springer: grün, Turm: gelb; Läufer: violett; Bauer: orange. So entsteht ein regenbogenartiges Geflecht aus den von den Spielzügen hinterlassenen Spuren. Sichtbar wird der auf dem Brett stattgefundene Tanz der Figuren, eine "Zeichnung" des Kampfes.

Bereits 1971 begann der Künstler damit, berühmte Partien aus der Schachgeschichte in Bilder umzusetzen. Objektkästen und Siebdrucke standen hier am Anfang. Sogar auf der Kasseler Documenta 6 und 8 war er vertreten. Der zweisprachige Katalog ( Deutsch und Russisch) mit einem Interview des Künstlers mit Wladimir Kramnik sowie einem Essay von Christian Hesse über die Schönheit von Schach und Mathematik wurde anlässlich einer Ausstellung des Künstlers in der Moskauer Tretjakov Galerie erstellt.

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Auflösung der Nr. 68: Bundeskanzler Helmut Schmidt spielte mit seiner Frau Loki

Nr. 70: A Game of Chess at the Globe

Er wurde eines Schachspiels wegen als Unruhestifter verhaftet. Die Unruhestiftung bestand darin, dass er als Autor ein Theaterstück schuf, bei dessen neun Aufführungen sich im Theater "The Globe" mehrere tausend Zuschauer gedrängt hätten- mehr als dreitausend, monierte der spanische Botschafter. Das Theaterstück eines Autors, der derb und deftig die Gesellschaft der damaligen Zeit mit Komödien und Tragödien karikierte, hieß " A Game of Chess". Auf der 1624 publizierten Ausgabe ist sind am Titelbild um ein 11x4 Felder-Schachbrett u. a. acht Figuren angeordnet (je vier schwarze und weiße). Spätestens durch den oben beschriebenen Skandal erlebte der Autor die Krönung seiner Karriere.

Schach diente als Verfremdung dazu, den nicht gelungenen Versuch einer Heirat zwischen dem englischen Kronprinzen mit der spanischen Prinzessin darzustellen und die sich daraus ergebenden Spannungen. Das Stück handelt von einen "Bauern" (= ein schönes Mädchen) der weißen "Dame", das ein anderer "Bauer" (= Beichtvater) des schwarzen "Läufers" verführen soll. Rechtzeitig wird das Mädchen vor Schande bewahrt, Weiß gewinnt, Schwarz verschwindet. Gemeint war hier mit Weiß der englische König Jakob I. und mit Schwarz der spanische König Philipp IV. Schach taugte, um die (damaligen) Gegensätze (England - Spanien; Protestantismus - Katholizismus) klar herauszuarbeiten. Der spanische Botschafter war nicht erfreut, aber das Publikum verstand die Anspielung und kam im Sommer 1624 "nine days together at die Globe an the banks side", wie es auf dem oben beschriebenen Titelbild weiter heißt.

Der Autor arbeitete auch für den von ihm bewunderten Shakespeare. Lange konnte er aber nicht von dem Erfolg zehren, denn drei Jahre später verstarb er.

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Auflösung der Nr. 69: Es handelt sich um den Künstler Ugo Dossi

Nr. 71: Schach und Musik

Es könnte dies (fast) eine Vater und Sohn-Geschichte sein: Er, ein passabler Hobbyschachspieler und Flötenspieler, studierte neben Physik auch einige Semester Musik. Mit seinen Söhnen (?) Fritz und Ludwig verbindet ihn Schach und Musik - und einiges mehr, zum Beispiel Mathematik.

Seit einiger Zeit macht ihm auch sein jüngster Spross Freude, nachdem sein Ältester doch einigen Erfolg im Schach einheimsen durfte. Der Jüngste ist zwar schachlich eine Niete, allerdings erhofft man sich von ihm ähnliche Wunderdinge in der Musik wie von seinem großen Bruder auf dem Schachbrett. In der Süddeutschen Zeitung vom 16. Oktober 2007 wird unter der Überschrift "Da ist Musik drin" berichtet, wie der Vater schon voller Stolz mit seiner Querflöte eine Komposition seines frühreifen Sprösslings nachspielte. Die Zuhörer bei dieser Abendveranstaltung belächelten keineswegs die Darbietung, wussten sie doch von dem Eifer, mit dem sein Erzeuger Ludwigs Kompositionsversuche unterstützt: "Er hat ihm monatelang Riemanns Kompositionslehre vorgelesen, aus der man lernen kann, eine Melodie müsse eine "klare, zielgerichtete Kontur haben". Und er hat die Gesetze des Bach´schen Kontrapunkts in Formeln gegossen, damit Ludwig musikalisch eigenständige Mittelstimmen komponiert", so Alex Rühle in der SZ.

Im Nachhinein wird klar, dass schon die Namensgebung Programm und Verpflichtung war. Natürlich ist dieser noch längst nicht als Komponist ausgereift, aber der Kleine soll schon kompositorisch "mit einem Großteil des musikalischen Hintergrundrauschens" mithalten können, das uns Tag für Tag in Einkaufshäusern und Fahrstühlen berieselt. Der Vater charakterisiert den derzeitigen Musikstil seines Youngsters im kulturellen Schachmagazin KARL als "melodisch, gefällig, aber nicht radikal".

Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge

Auflösung der Nr. 70: Thomas Middleton war ein Zeitgenosse von Shakespeare.

Nr. 72: Kein Biedermann

Das schmale Bändchen umfasst nur 28 Seiten, ist reichlich mit Schabzeichnungen des Schweizers Hannes Binder bebildert und ein tolles Sammlerstück. Der literarische Text handelt vom Horror am Beispiel einer Schachpartie!

Nicht der Besuch der alten Dame steht bei dieser Erzählung über einen Schachspieler im Vordergrund. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil eine alte Dame gar nicht (mehr) vorkommt - vermutlich wurde sie schon umgebracht. In der zunehmend absurderen kurzen fragmentarischen Erzählung (als Nachlass 1998 in der FAZ erstmals veröffentlicht) dieses deutschsprachigen Literaten unterhalten sich ein Staatsanwalt und ein Richter anlässlich der Beerdigung eines alten Staatsanwalts über eine einzige Schachpartie, die über Jahre währte und die immer wieder durch Todesfälle unterbrochen wurde.

Zug um Zug, Satz für Satz verwischen sich die Grenzen zwischen Realität und Spiel. Das Biedermänner-Gehabe erweist sich als Fassade. Der alte Richter fungiert schließlich als geistiger Brandstifter und präsentiert dem jungen Staatsanwalt schließlich ein unmoralisches Angebot mit Einsatz geliebter (?) Personen.

Es gibt Anekdoten über Schachspieler, die mit Schachfiguren spielen, die randvoll mit Alkohol gefüllt sind. Beim Schlagen eines solchen Steins hat der schlagende Spieler auch den flüssigen Inhalt der geschlagenen Spielfigur zu trinken, was je nach Neigung zu sonderbaren Spielzügen führen kann. So etwas ist aber harmlos im Vergleich zu der kruden Geschichte: Für jede geschlagene Figur muss eine vorher festgelegte Person aus dem persönlichen Lebensumfeld des Spielers getötet werden, das Matt eines Spielers erzwingt seinen Selbstmord.

So etwas dachte sich das Gehirn eines passionierten Schachliebhabers aus, der auf der Umschlagzeichnung abgebildet ist!

Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 71: Matthias Wüllenweber, Entwickler der Chess-Base Datenbank und Mitentwickler der Schach-Software Fritz, nun auch einer Musik-Software Ludwig

Nr. 73: La joueuse d`échecs

"Als sie sich umdrehte, stand sie vor einem Schachbrett, auf dem schwarze und weiße Figuren aufgestellt waren. Eine begonnene Partie war unterbrochen worden.... Es war eine kleine schwarze Figur. Sie zögerte und wollte sie an ihren Platz zurückstellen, wusste aber nicht, wo sie hingehörte. Überall standen die gleichen Teile herum."

Dies ist der Einstieg der Hauptfigur in die Geschichte einer zunehmenden Besessenheit und einer Emanzipation zugleich: Eine verheiratete Frau im besten Alter mit zwei wohlgeratenen Kindern und einem guten Ehemann lernt spät und eher nebenbei das Schachspiel kennen, das sie mehr und mehr in Beschlag nimmt. Zunächst will sie über den Umweg über ihren des Schachs ebenfalls unkundigen Ehemann das Schachspiel erlernen, nachdem dieser aber mit Schach nichts anfangen kann, erinnert sie sich ihres alten Lehrers, mit dem sie sozusagen ein (geistiges) Verhältnis eingeht. Dieser beschafft ihr sogar einen (Schach-) Partner, als er selber nicht mehr mit seiner zielstrebigen Schülerin mithalten kann.

Schach dominiert zunehmend die einfache Frau, die nebenher im Hotel Dionysos auf der Insel Naxos als Zimmermädchen arbeitet. Sie riskiert für ihre Leidenschaft ihre Ehe, ihren Beruf, ihren Ruf, ihr ganzes Leben. Das Abenteuer Schach nimmt sie so gefangen, dass sie schließlich auf Betreiben ihres Lehrers in die Hauptstadt fährt und an einem Turnier teilnimmt, aber in der dritten Runde ausscheidet. Als sie dann wieder mit dem Schiff nach Hause auf ihre Insel fährt, ahnt sie noch nicht, dass sie eine Heldin geworden ist.

Für diesen in Französisch geschriebenen Erstlingsroman wurde die Autorin mit dem Corine-Buchpreis für das beste Debüt ausgezeichnet. "Hell auf hell: die Profilstudie eines Frauenlebens", meinte die FAZ zu dem 144 Seiten schmalen Büchlein, das noch im Erscheinungsjahr mehrere Auflagen erlebte.

Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 72: Friedrich Dürrenmatt

Nr. 74 : Looking-Glass

In dem Buch kann man auch was über das englische Schach erfahren: Beispielsweise sind die Schachfarben nicht wie in Deutschland Weiß und Schwarz, sondern "white" und "red". Der Autor hatte früher einmal neben Zeitschriftenbeiträgen und Mathematikbüchern einen erfolgreichen Roman geschrieben und schob nun eine zweite Version mit der gleichen Romanfigur nach. Am Anfang des Romans steht übrigens ein Schachdiagramm, bei dem nach elf Zügen die Partei der Romanfigur gewinnt.

Die Partie muss zu Beginn der Erzählung eigentlich schon in Gang sein. Die Romanfigur, die auf Seiten der Weißen in die Handlung einsteigt, heißt mit ihrem Schachnamen in Deutsch "Lili", ihre Mitspieler sind beispielsweise Dideldei und Dideldum, ein Einhorn und ein weißer Springer, ein Schaf und ein uralter Mann, natürlich eine weiße Königin und ein weißer König. Neben Lili stehen zwei Maßliebchen, Haarse, zwei Austern, Hirschkalb und Haarsdacher.

Auf der Gegenseite kämpfen neben dem schwarzen König und er schwarzen Königin ein schwarzer Springer, Humpti Dumpti, ein Walroß und eine Krähe, ein Zimmermann und ein Löwe, die unterstützt werden von zwei Maßliebchen, zwei Austern, einem Kurier, einem Frosch, einer Rose und einer Tigerlilie.

Der Roman ist mit 50 Illustrationen von John Tenniel versehen. Manchmal sind darauf Schachfiguren in einer Art Garten oder auch einmal ein Schachbrett zu sehen, mal aber auch Blätter oder ein kleines Mädchen. Gleich am Anfang reitet ein betagter Ritter, bewaffnet mit einer Streitaxt, auf einem Schimmel durch den Wald. In einer weiteren Illustration ist ein Drachenkampf zu sehen: Der Drachenkämpfer zu Fuß erschlägt den Schebberroch. "Eins, zwo! Eins, zwo! Und so! Und so! / Die Klinge führt´er schnacke-schnick! /Schlag ab den Kopf, ergriff den Schopf,/ Und galumphiert´zurück."

So ähnlich könnte auch die Romanfigur gewinnen! Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 73: Bertina Henrichs schrieb 2005 den Roman "Die Schachspielerin"; Hauptfigur darin ist das Zimmermädchen Eleni

Nr. 75: Er und Capablanca

Beim Schachspiel war er beileibe kein Profi, ja nicht einmal ein Turnierspieler. "Gehören nicht zwei zum Schachspiel?", wunderte sich denn auch sein Besuch. "Sie spielen wohl viel Schach?", fragte dieser Besuch mit einem Blick auf die Figuren. Er bekannte, nicht viel Schach zu spielen. "Gelegentlich stümpere ich an einem Spiel herum - wenn ich über etwas nachdenke."

"Ich spiele Turnierspiele nach, die aufgezeichnet und veröffentlicht worden sind. Es gibt eine ganze Literatur über Schach. Ab und zu arbeite ich einmal ein Problem aus. Streng genommen, kein Schachproblem. Warum sprechen wir eigentlich über Schach? Wollen wir etwas trinken?", sprach er seinen Besuch an, der erst um zehn Uhr abends gekommen war. Er saß da zu Hause in seiner Wohnung, hatte eine Pfeife im Mund und ein Glas Whiskey neben sich und dachte über verschiedene Ereignisse außerhalb des Schachbretts nach.

Die Schachfiguren, mit denen er die Partien nachspielte, waren aus Elfenbein. Schach diente ihm nur zur Ablenkung. "Ich schlug das kleine broschierte Buch auf, in dem die Leipziger Turnierspiele waren ( gemeint ist wahrscheinlich das "Lehrbuch des Schachspiels" von Dufresne/Mieses; Anmerkung des Verfassers), fand ein einigermaßen aufregend aussehendes Königinnenspiel, rückte den weißen Bauern auf das vierte Feld vor die Königin und -" . So holprig für einen Schachspieler hört sich jedenfalls die Übersetzung von Mary Brand (im Jahr 1952) an.

Nach des Tages Arbeit, so berichtet er, ging er nach Hause, zog seinen alten Hausanzug an und stellte sich die Schachfiguren auf und "spielte wieder einmal ein Capablancaspiel nach. Es hatte neunundfünfzig Züge. Ein schönes, kaltes fühlloses Schachspiel - fast unheimlich in seiner schweigenden Unerbittlichkeit." Am Ende ging er ans offene Fenster, trug dann sein Glas in die Küche, spülte es aus, füllte es mit Eiswasser und trank es neben dem Wasserhahn stehend langsam aus, wobei er sein Gesicht betrachtete. "Du und Capablanca!", sagte er zum Schluss.

Ein letzter Tipp: Seine eigentliche Profession war nicht die Königsjagd - auch aus dem Grund, weil es in seinem Land keine Könige gab.

Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr.74: Lewis Carroll schrieb eine Fortsetzung von Alice im Wunderland: "Durch den Spiegel und was Alice dort fand"

Nr. 76: Facharzt für Phlebologie

"Hab in einer sternlodernden Nacht / Den Mann neben mir ums Leben gebracht. / Und als sein girrendes Blut gen Morgen ran,/ Blickte mich düster sein Schicksal an." So dichtete sie unter dem Titel "Scheidung". Tatsächlich lebte ihr geschiedener Mann noch gut zwei Dutzend Jahre nach der Trennung von seiner später als Dichterin berühmte Frau. Er selber, um den es hier geht, erwarb sich Verdienste in der Schachwelt, weil er seinen jüngeren Bruder das Schachspiel beigebracht hatte. Der Vater der beiden war wohl anderer Meinung. Jedenfalls musste der jüngere Sohn die Schule und den Ort wechseln und wurde so auch zeitweise dem Einfluss des älteren Bruders entzogen, wodurch man sich für den Jüngsten eine bessere schulische Leistung erhoffte. Beide Brüder spielten übrigens bald so gut Schach, dass sie in einem Schachcafé Hausverbot bekommen haben sollen, weil sie beim Schachspiel (um Geld) den Gästen nie den Hauch einer Chance gelassen hätten. Der Ältere jedenfalls wurde Arzt, später Facharzt für Phlebologie (Venenheilkunde), als deren Begründer er gilt. Er hatte einen Sohn mit seiner ersten Frau, die 1945 nach einem bewegten Leben verlassen in Jerusalem verstarb. Mit seiner zweiten Frau hatte er keine Kinder. Ein Jahr vor seinem Tod 1928 war auch sein Sohn schon verstorben. (Der jüngere der beiden war mit einer um ein Jahr älteren Frau verheiratet. Er liebte sie unter anderem dafür, dass sie kein Schach spielte. )

Die Beziehung zwischen den beiden Brüdern war zeitlebens eng. Für den acht Jahre Jüngeren war der Bruder die wichtigste Bezugsperson in schachlichen, philosophischen und menschlichen Fragen, meint Susanna Poldauf. Der ältere sekundierte seinem jüngeren Bruder einmal sogar in einem Schachwettkampf. Als der ältere starb, soll angeblich der jüngere Bruder monatelang den Namen seines Bruders nicht mehr ausgesprochen haben.

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Auflösung der Nr. 75: Die Romanfigur Philip Marlowe in Raymond Chandlers Kriminalroman "Das hohe Fenster"

Nr. 77: Kämpfer gegen Sachsen

In der TAZ beginnt ein Artikel über seinen Geburtstag so: Baden-Baden taz. Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhl al Gossarah. Dann werden die Verdienste des Mannes aufgezeigt, der es nie zu Weltmeisterehren brachte - Vizeweltmeister war er aber schon! Im zweiten Teil des Artikels wird auf die berufliche Tätigkeit des Mannes hingewiesen, der noch im Alter von 80 Jahren gegen das Land Sachsen das Kriegsbeil ausgegraben habe, das Land, in dem er geboren wurde. Sachsen wollte nämlich den angebeteten Nachlass des "zweifellos erfolgreichsten deutschen Schriftstellers, Goethe und andere Klassiker eingeschlossen", nur mit 3,5 Millionen Euro bezahlen, obwohl ein Gutachten Sachsens den Wert doppelt so hoch angibt. Seine Forderungen belaufen sich auf insgesamt 15 Millionen Euro. Den "Berater seines Sohnes" habe nur seine oft erprobte Contenance davor bewahrt, Sachsens Angebot als Frechheit zu bezeichnen. Die Fronten verhärteten sich.

Auch im Schach hatte er es immer wieder mal mit verhärteten Fronten zu tun, wobei jedes Mal Russen zumindest teilweise daran beteiligt waren. Mit Geduld, List und Rigorosität ging der Jurist dann an die Lösung der ihm anvertrauten Fälle. Er erzählte von seiner schwersten Prüfung, als Bitten und Betteln nicht mehr half: "Ich packte die beiden Kampfhähne, die etwas größer als ich waren, bei den Schultern und drückte sie in ihre Sessel. Dann befahl ich: Spielt jetzt!" Für so was wurde der "Schachabenteurer" (TAZ) von der FIDE geehrt. Ein Schachfreund berichtet auch von der seltsamen (oder notwendigen?) Vorgehensweise des Mannes, sich sportlich durch Übersteigen der auf den Boden befindlichen Bücherstapel auf das Stöbern in der Schachbibliothek vorzubereiten, über die er schon längst den Überblick verloren hat.

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Auflösung der Nr. 76: Dr. med. Berthold Lasker, der Bruder des Weltmeisters Emanuel Lasker

Nr. 78: Auf den Hund gekommen

Man kann nicht sagen, dass er sich nicht bemüht hätte: Schließlich hatte er bei 51 Begegnungen nur dreimal sein Ziel - das "Matt" seines Gegenübers - nicht erreicht, aber immerhin 48 Treffer gelandet. Der Moskauer wollte auf die Zahl 64 kommen, die Zahl der Felder eines Schachbretts. 64 Morde waren sein Ziel. Damit hätte er wahrhaft den Titel "Schachbrett-Mörder" verdient gehabt, mit dem er in der Presse versehen wurde. Ohnehin hatte er bei seiner Verhaftung sogar mehr als 60 Morde gestanden, es waren dann aber doch "nur" 48 Morde und 3 Mordversuche. Motiv? "In allen Fällen habe ich nur aus einem Grund gemordet. Ich habe gemordet, um allein zu sein." 1992 hatte der Lagerarbeiter im Bitzewskij- Park im Süden Moskaus mit dem Morden begonnen, immer seinem Opfer mit dem Hammer nahe genug. "Der erste Mord ist wie die erste Liebe", meinte er zum Mord an einem Mitschüler. Seinen Opfern kam er angeblich immer mit der gleichen Masche: Er wolle ihnen das Grab seines Hundes zeigen. Der letzte Mord des Serienmörders galt einer Kollegin, die - dummerweise für ihn - ihren Angehörigen vor dem Treffen noch die Handynummer des Mörders gegeben hatte. So kam man ihm ein Jahrzehnt nach seinem ersten Mord auf die Spur.

Die Geschworenen hielten nichts von mildernden Umständen. Dass er nicht hingerichtet wird, verdankt er nur dem Moratorium der Todesstrafe in Russland. So büßt er nach einer psychiatrischen Behandlung mit lebenslänglicher Haft. Nicht einmal eine neue Rekordmarke für Serienmörder in Russland hat er aufgestellt - hier liegt Andrej Tschikatilo mit 53 Morden vorne. Auch das keine Schachzahl. Zum Glück!


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Auflösung der Nr. 77: GM Lothar Schmidt (Verleger des Karl-May-Verlages)

Nr. 79: Schach dem König!

Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg war um die Weihnachtszeit 2005 eine Ausstellung mit Schachfiguren eines 2003 verstorbenen Nürnberger Künstlers zu sehen: 15 Schach- Figurensätze und zwei Spielbretter hatte die Witwe des Künstlers dem Germanischen Nationalmuseum geschenkt, alle entstanden zwischen 1972 und 1998.


Dieser Künstler - nicht so bekannt wie Marcel Duchamp, Man Ray oder Max Ernst, die alle Schachfiguren entwarfen - war Bildhauer, Grafiker, Keramiker, Maler und Objektkünstler. In seinen "Schachfiguren hat sich all das zu Plastiken im Kleinen verdichtet", hieß es auf dem Flyer zu der Ausstellung. Die Freude am Schach war der Auslöser für die Arbeit in dieser Thematik, entstanden um das Schach-WM-Spektakel 1972 zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky. " Als vor zirka 20 Jahren meine ersten Schachfiguren entstanden, damals war die Schach-WM in Reykjavik, Bobby Fischer gegen Boris Spasski, konnte ich nicht wissen, dass mich dieses Thema immer wieder interessiert und begeistert", schrieb er im Oktober 1992 im Ausstellungskatalog.
Unser gesuchter Künstler arbeitete grundsätzlich eine Einzelfigur heraus und gruppierte um sie herum den Rest der 16-köpfigen Schachmannschaft. Das Material für jede Mannschaft wechselte dabei durchaus. Spielfiguren in Bronze, Collagen in Pappe und Papier, Fundstücke wie rot bemalten Wäscheklammern oder Reste von Schmuckstücken aus Elfenbein wechselten ab. Kleinode, Kostbarkeiten aus Tand waren so entstanden, viel zu schön und auch zu zerbrechlich, um als echte Spielsteine zu dienen.
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Auflösung der Nr. 78: Der Massenmörder Alexander Pitschuschkin

Nr. 80: Ein Cafehausschachspieler

Auf dem Filmplakat ist die Schachstellung etwas anders als im Film, aber das tut nichts zur Sache. Wichtig alleine ist, dass in der Einführungsszene des Hauptdarstellers des sehr bekannten Films Schach gespielt wird. Das war der Wunsch des Schauspielers selber, der in der Filmbranche als Spieler und Zocker galt. Die Schachstellung - nach einer Französischen Eröffnung - soll der Filmschauspieler einer von ihm selbst gespielten Fernpartie gegen Irving Kostner entnommen haben. Der Charakter des Hauptdarstellers- eines Cafebesitzers- sollte als unabhängig gegenüber den damals herrschenden politischen Gegebenheiten dargestellt werden, was Schach illustrieren sollte.


Der Schauspieler war ein Schachfreak, der nach Behauptungen anderer sich seine Freunde danach aussuchte, ob sie Schach spielen und Alkohol vertragen konnten. Zu Beginn seiner Schauspielerkarriere verdiente er sich mit Schach sogar ein weiteres Zubrot, wenn er gegen Geld gegen andere Lokalgrößen spielte. Dabei scheute er auch schachfremde Mittel nicht: Als er neun Jahre nach diesem oben angeführten Film in Stanleyville einen weiteren Kultfilm drehte, spielte er gegen den zufällig anwesenden belgischen Arzt und Schachmeister Dr. Paul Limbos. Zwei anwesenden Filmschachspielerinnen- mit einer war er verheiratet- ließ unser gesuchter Star dem Belgier dauernd Whiskey nachschenken, allerdings ohne spielentscheidenden Einfluss auf das für Dr. Limbos günstige Ergebnis war.
Der Sohn des Filmschachspielers berichtete, dass sein Vater nach einer Dauerniederlagenserie gegen einen Schachrivalen diesen aufforderte, sofort telefonisch gegen ihn um Geld zu spielen, was auch geschah. Und da wurde dieser Telefongegner geschlagen. Allerdings mit einer kleinen Hilfe seines Freundes, des amerikanischen Meisters Hermann Steiner, der neben dem Filmstar saß und ihm die gewinnbringenden Züge einflüsterte.
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Auflösung der Nr. 79: Der Künstler Max Söllner zeigte eine Vielzahl von Schachfiguren


Nr. 81: Ein Pianist

Lassen wir den Künstler selber zu Wort kommen: "Mit Musik hat mein schöpferisches Leben begonnen. Meine Mutter war eine begabte Sängerin am Konservatorium. Meine Geburt verhinderte ihre geplante künstlerische Karriere, doch sie brachte mir Klavierspielen bei. Die erste musikalische Erziehung bekam ich zuhause, wo ich bei einer Lehrerein Privatunterricht bekam. Man könnte sagen: Das Musiktalent habe ich von meiner Mutter, das Schachtalent von meinem Vater geerbt, der ein leidenschaftlicher Hobbyspieler war.
Als Musiker spielte ich besonders gerne Klavier-Duett, zum Karriereende auch als Solist. Im Laufe meines Lebens gab ich um die tausend Konzerte. Im Duett spielte ich mit meiner Partnerin 12 Platten und einige CDS. Höchste Anerkennung künstlerischer Errungenschaft war die Einreihung unserer Aufnahmen in die 20 Größten Pianisten des XX. Jahrhunderts, herausgegeben von den Firmen "Philipps" und "Steinway& sons". Unsere Namen standen ehrenvoll in der Reihenfolge mit Koryphäen wie Rubinstein, Horowitz, Gould, Richter - meine Idole.
Ich versuchte stets darauf zu achten, musikalische und schachliche Auftritte nicht zu sehr zu vermischen, was natürlich sehr schwer war. Ich wechselte immer von einem Bereich in den anderen. Dadurch blieb mir immer die Sehnsucht nach einem von meinen Berufen erhalten. Ich scherzte sogar, dass mein Leben somit ein reiner Urlaub ist. Und noch etwas: Ich werde oft gefragt, ob es mir nicht Leid tut, dass ich keinem der beiden Berufe den Vorzug gab. Wäre ich nicht noch erfolgreicher gewesen, wenn ich meine Leidenschaft nicht geteilt hätte? Heute kann ich mit Gewissheit sagen: Ich bin froh, in der Jugend so unentschlossen und sorglos gewesen zu sein."
Das heitere Gemüt half ihm, dass er es auch im Schach weit brachte. Vier gewonnene Wettkämpfe in Folge mehr, und er wäre Schachweltmeister geworden.
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Auflösung der Nr. 80: Humphrey Bogart spielte nicht nur im Film "Casablanca" Schach.

Nr. 82: Schach - getrommelt und gepfiffen

Turnierruhe stellt man sich anders vor: Da musizieren drei Bläser und ein Trommler vor einem Schach spielenden (Liebes-)Paar, das hoch erhoben über den Häuptern der Musiker auf das Blatt gezeichnet und gemalt ist. Musik und Schach gehörten damals neben anderen Künsten zur Bildung der Edlen. Es ist bezeichnend für die Ausbildung zumindest der Leute bei Hof, wenn es heißt: "Sie lehrten ihn Schach und Brettspiel so, dass er seinen Gefährten in einem Spiel mattsetzen konnte." Natürlich auch seine Dame, wenn er ihr überlegen war. Das Spiel ist noch in vollem Gange mit Schwarz (der Spielgegnerin unseres Helden) am Zug.


Schach und Musik kommen nicht zufällig schon damals zusammen und spielten besonders im Verhältnis von Männern zu edlen Frauen eine Sonderrolle. Es ist dies das einzige Blatt, auf dem Männer und Frauen Schach spielen. Sonst sind sie beim Ausritt, auf der Falkenjagd, oder einander in Liebe zugetan, oder die Herren werden von der Dame verarztet. Wenn Damen auf dem Bild (und in der Wirklichkeit) fehlen, schlagen sich die Herren bei Ritterturnieren oder in der Schlacht oft nur die Köpfe ein.
Der Maler hat damals - es ist einige Jahrhunderte her - bei der Darstellung der Popstars seiner Zeit (meist Minnesänger) nicht so sehr auf realistische oder naturalistische Wiedergabe geachtet. Schach wird gespielt auf einem 7x6 Felder zählenden Brett. Um 1340 wurde dieses Blatt als Nr.13 der berühmten Handschrift gezeichnet. Das bekannteste Bild dieser Handschrift dürfte die Abbildung von Walther von der Vogelweide sein, der auf einem mit Blumen übersäten Steine sitzt, Kinn und Wange in der Wange gestützt und über den Weltenlauf nachsinnt.
Zu jener Zeit hatte Schach aber schon den Ruf als Spiel der Könige weg: Alfons der Weise hatte in Spanien bereits ein Schachbuch schreiben und malen lassen, sogar Schachfiguren wurden aufbewahrt. Schachkönnen hat man den Edlen und Gebildeten zugeordnet, das einem vom gemeinen Volk abhob. Wer Schach spielte, der hatte auch Muße dazu. Fünfhundert Jahre vorher hatte der schachspielende Musiker Ziriab in Cordoba die verfeinerten Sitten und Gebräuche des Hofes von Bagdad eingeführt. Er legte Wert auf Musik, Notenlesen und auch Schach, auch gutes Benehmen in der Gesellschaft. Vielleicht hat sich unser gesuchter Schachspieler dies im 14. Jahrhundert zum Vorbild genommen.

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Auflösung der Nr. 81: Der Schachgroßmeister Mark Taimanow unterlag Bobby Fisher 0:6

Nr. 83: Ein großer Förderer des Schachs

Wenn man in ihrem Artikel "Aus schwarzen Nächten, weißen Tagen" glauben darf, verehrte er Jean Paul Sartre als "den vollkommensten Menschen unserer Zeit". Ob er bei seinem Treffen mit ihm und Simone de Beauvoir Schach gespielt hat, ist aber nicht überliefert. Schach hat er von seinem Vater in Argentinien gelernt. Das Schachspiel nahm er überall mit, in den Kongo ebenso wie nach Bolivien. In beiden Ländern spielte er in Kampfpausen. Von Beruf war er Arzt, aber auch Präsident der Nationalbank in einem anderen Land. Sogar bis zum Industrieminister brachte er es. In dem oben beschriebenen Artikel ist er als etwa Dreißigjähriger mit nacktem Oberkörper beim Schachspiel in der Sierra Maestra zu sehen.

Er sorgte auch für gute Bedingungen bei einer Schacholympiade. "Ein Paradies für Schachspieler", so Großmeister Helmut Pfleger. Der oben beschriebene Schachenthusiast war da ausgerechnet während der Olympiade wegen einer " Expedition" verhindert. Aber er hatte vorher dafür gesorgt, dass "Schach vom Mäzenatentum befreit und auf eine Massenbasis gestellt wurde, indem man wenige Jahre vorher 20000 Bretter an Schulen sowie Arbeiter- und Dorfclubs verteilte."

Die Jugend der Welt skandierte damals aber nicht wegen seines Einsatzes für das Schachspiel seinen Namen und streifte sich T-Shirts mit seinem Konterfei über, sondern verehrte ihn aus ganz anderen Gründen.

2004 schrieb ein Großmeister über ihn, dass er "nicht nur ein großartiger Kämpfer für die Unabhängigkeit (war), sondern auch einer der großen Förderer des Schachs. Seine Leidenschaft für das Spiel ließ ihn viele Turniere initiieren." (Mario Tal in "Bruderküsse und Freudentränen")


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Auflösung der Nr. 82: Markgraf Otto IV von Brandenburg ist in der Manessischen Liederhandschrift abgebildet

Nr. 84: Ein Mensch

In vierzehn Zeilen - einfachst gereimt- beschreibt er einen Schachkampf zwischen zwei Menschen, die sich dösend gegenübersitzend scheinbar nur anstieren und die deswegen für dumm gehalten werden. Endlich zieht einer seinen Turm von c6 nach c2. Zeit vergeht, bis sein Gegner endlich die Dame von a3 nach g3 zieht und Schach bietet. Langsam dämmert es dem ersten Schachspieler, dass er matt ist. Beide aber gewinnen in den Augen des Zuschauers an Wertschätzung: Nicht niedere Geister sitzen beim Schachspiel, sondern Meister.


Wie gut unser Verseschmied selber Schach spielen konnte, ist nicht bekannt. In einem kleinen Lebenslauf stellte sich der Münchner selber vor: "Ich kam im Jahr fünfundneunzig zur Welt / Am vierundzwanzigsten Jänner / Ich zähle darum - wenn wer was drauf hält - / unter die Wassermänner."
Hermann Seybolth beschreibt ihn so: "Er ist kein Spaßmacher. Er ist auch kein reimender Witzbold, der etwa berufsmäßig dem Zeitvertreib dient. Nichts ist ihm verhasster als etwa plumpe Vertraulichkeit, die allzu gern mit Humor verwechselt wird. In diesem Zusammenhang muss auch des Schicksalsjahres 1933 gedacht werden, das ihn in den April schickte, denn im gleichen Monat wurde er seiner Stellung als Lokalredakteur wider seinen Willen enthoben, und zwar von heute auf morgen. (Er) zog sich grollend zurück in die Comedia dell`Arte, die er um eine Figur bereicherte, die auch die neuen Machthaber nicht verbieten konnten. Er erfand nämlich den Menschen an sich."
"Dann hab ich gedichtet: und zwar sehr viel. / Doch viel dran ist wohl nicht gewesen. / Ein Bändchen Gedichte im steilsten Stil- / Sonst hätt kein Mensch was gelesen."
Er war ein Sonderling, Kunstsammler, Pilzekenner, vorzüglicher Flötenspieler, passionierter Spaziergänger, der obwohl in Besitz eines Führerscheins, sich nie ans Steuer setzte.
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Auflösung der Nr. 83 : Che Guevara

Nr. 85: Ein Plejade

In Klaus Lindörfers " Das große Schachlexikon" wird man erst unter dem Buchstaben L fündig. Sein wichtigstes Werk "Zur Geschichte und Literatur des Schachspiels" erschien zwei Jahre vor seinem Tod. Das "Handbuch des Schachspiels" seines toten Freundes stellte er fertig. Er soll eine außerordentlich große Schachbibliothek von 2300 Büchern besessen haben, die er auf seinen zahlreichen Reisen als Gesandter des Deutschen Reiches zusammen getragen hatte.


"Vielleicht besaß er genügend Talent, um jeden Spieler der Welt zu besiegen. Man muss das mit einem "vielleicht" einschränken, denn er trat höchst selten zu Wettkämpfen an. Nicht nur war er der stärkste Spieler der Plejaden, sondern auch zugleich eine vielseitig interessierter, hochbegabter Mensch- Diplomat (in Wien und Rio de Janeiro, Gesandter in Dänemark und anderen Ländern), Schachhistoriker, bedeutender Schachtheoretiker und Besitzer einer Schachbibliothek, die in der Welt nicht Ihresgleichen hatte. Als Diplomat reiste er viel umher und brachte aus allen Ländern Schachbücher für seine Sammlung mit. Wenn er - sehr selten- unter Wettkampfbedingungen Schach spielte, stürzten die Großen von ihren Thronen, " schrieb Harold C. Schonberg. ”Dies zeigt am besten sein Wettkampfsieg gegen Staunton im Jahre 1853 mit 7:6 Punkten", meint Lindörfer.
In der Geschichte des Schachs (Silbermann/ Unzicker) wird sein Name oft erwähnt und zitiert. Er habe sich für Indien als Schach-Ursprungsland ausgesprochen, sei ein Freund von Anderssen gewesen. Als Theoretiker erkannte er in dem Stellungsspiel von Steinitz viele Ähnlichkeiten mit dem arabischen Positionsspiel, wie es aus den Tabijen zu erkennen sei. Zu allem und jedem nahm er Stellung: Nach einem Besuch in Wien erwähnt er nur wenige Schachspieler, darunter Baron von Perenyi, der 1842 ein Buch über die "Mnemotechnik des Schachspiels" veröffentlicht hatte.
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Auflösung der Nr. 84: Der Dichter Eugen Roth schrieb ein "Ein Mensch - Gedicht" über die Schachspieler: Die Meister

Nr.86: Humor ist, wenn man trotzdem schacht

Beim Schreiben seiner Artikel sah man ihn oft abgebildet mit einem Schachcomputer auf seinem Schreibtisch. Es ist sehr glaubhaft, dass er sich beim Schachspiel erholte. Er selber äußerte sich dazu: "Schreiben ist furchtbar langweilig: Deshalb habe ich neben meinem Schreibtisch immer einen Schachcomputer stehen. Zwischendurch spiele ich mit ihm. Wie schön, dass er immer bereit dazu ist."


Er war als Humorist und Satiriker um keine Pointe verlegen. Vielleicht hat ihn eine Verlustpartie gegen seinen Schachcomputer zu obigen Zitat veranlasst: "Humor ist, wenn man trotzdem schacht." Auch durfte er ein Schach- Computerprogramm mit seinen Kommentaren versehen. Schachspielen mit dem Meister der Satire, heißt es da auf der DVD über den im Altern von 80 Jahren an einem Herzanfall in der Schweiz gestorbenen Schachspieler.
Der gebürtige Ungar änderte im Laufe seines Lebens den Namen, einmal wurde der Name ihm geändert durch eine Einwanderungsbehörde, die seinen neuen Namen die letzten zwei Buchstaben -dt- klaute. "Mit knapper Not entkam er den Vernichtungslagern und Gulags von Hitler und Stalin, wobei ihm in einem Arbeitslager sein Schachtalent das Leben rettete", heißt es im Booklet der DVD. Bis Ende des 2. Weltkrieges versteckte er sich nach einer Flucht in einem Budapester Keller, und emigrierte vier Jahre später in ein anderes Land, dessen Sprache er aber noch lernen musste. Dort übte er verschiedenen Tätigkeiten aus: Elektriker, Pferdeknecht, Garagenbesitzer und schließlich als Satiriker in der Tageszeitung "Maariv".
Die Auflage seiner mehr als 50 Bücher, die in 37 Sprachen übersetzt wurde, betrug weltweit 43 Millionen, in Deutschland alleine schon32 Millionen. "1980 infizierte er sich mit dem Computervirus." Ein Schachcomputer stand immer auf dem überfüllten Schreibtisch. Er war am ersten sprechenden Schachcomputer überhaupt beteiligt durch seine humorvollen, gelegentlich sogar unverschämten Kommentare. Gegen Karpov, Kasparov oder Kramnik trat er bei Simultanveranstaltungen mit Computerhilfe an.
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Auflösung der Nr. 85: Baron Tassilo von Heydebrand und der Lasa (1818-1899)

Nr. 87: Abonnent der Deutschen Schachzeitung

Von seinen 93 Lebensjahren verbrachte er einen großen Teil in Rom. Vincenzo Gioacchino, wie er mit Vornamen hieß, hatte es in dieser Stadt weit gebracht: Er ist als ausgesprochen politische Gestalt in die Geschichte eingegangen, weil er sich mit 86 Rundschreiben nicht nur an die Römer wandte, in denen er seine Meinung kundtat. Gleichwohl hielt er sich nicht immer für unfehlbar. Sein Ziel war es, seine von ihm geführte Gruppierung, der er 25 Jahre vorstand, aus ihrer selbst gewählten Isolierung gegenüber den neuzeitlichen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen herauszuführen. Wegen seiner Anteilnahme an sozialen Fragen wurde er auch als "Arbeiterpapst" bekannt und mit dem Beinamen "der Soziale" versehen. Keiner seiner Vorgänger oder Nachfolger wurde bislang älter als er.


Es verwundert, dass er noch Zeit für das Schachspiel hatte. Aber in einer Geschichte des Schachs wird im 34. Kapitel (S. 326) eigens darauf hingewiesen, dass er jahrzehntelang Abonnent der Deutschen Schachzeitung war. In denen wird vermutlich nur von dem Wirken von zwei Weltmeistern berichtet worden sein, obwohl ein paar andere schon geboren waren.
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Auflösung der Nr. 86: Ephraim Kishon

Nr. 88: Kein Wunderkind, aber Nummer 1

Über seine Anfänge schrieb er:" "Im Februar 1942 musste ich einige Kinderkrankheiten überstehen, und in dieser Zeit lernte ich Schach spielen. Ich erholte mich von Windpocken und Mumps ohne irgendwelche Spätfolgen; beim Schach lagen die Dinge anders.


Mein Vater kannte das Spiel, und ab und zu spielten wir eine Partie, aber als ich zwölf Jahre alt war, gewann ich fast immer gegen ihn. In diesem Alter trat ich in einen Schachklub ein und begann Schachbücher zu lesen, die man in der örtlichen Stadtbücherei ausleihen konnte. Ich fand sogar zu Hause ein Schachbuch, wenngleich niemand wusste, wie es dorthin gekommen war. Jedenfalls hatte dieses Buch einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung meines Spiels. Über das Königsgambit stand darin zu lesen, es sei stark wie ein Orkan, und niemand könne ihm widerstehen. Nach Ansicht des Autors waren die modernen Meister Feiglinge, denen der Mumm fehlte, dieses Gambit zu wagen. Natürlich wollte ich mir nicht vorwerfen lassen, ein Weichling zu sein, und so war bis 1952 die Lieblingseröffnung der romantischen Meister auch mein Favorit.
Im Herbst 1947 gründete der Schachklub eine Jugendabteilung, deren Mitglied ich wurde. Allerdings gewann ich dort gegen alle anderen Kinder, und um Weihnachten beschloss man, mich bei den Erwachsenen mitspielen zu lassen.
Zweifellos wuchs meine Spielstärke auch rasch, aber von einem "Wunderkind" des Schachspiels konnte bei mir keine Rede sein. Mit 14 Jahren besaß ich eine Spielstärke, die bei weitem nicht an die von z.B. Morphy, Capablanca, Reshevsky, Pomar, Fischer oder Mecking im gleichen Alter heranreichte."
Aber Jahre später spielte er am 1.Brett der Weltauswahl.
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Auflösung der Nr. 87: Papst Leo XIII (1810-1903)

Nr. 89: Lebendiges Schach

Publikumswirksam wird gelegentlich ein Schachspiel mit lebenden Figuren ausgetragen. Zum Glück für die die Schachfiguren darstellenden Personen wird nicht mehr so verfahren wie vor einem halben Jahrtausend: Sultan Mohammed I., so überlieferte es der spanische Feldherr Gonzalvo da Cordova, soll alle im Schachspiel geschlagenen Figuren töten haben lassen. Ein wenig Spaß muss sein!


1484 tat es ihm der Inquisitor für Aragonien, Pedro Arbúes, gleich. Er ließ zwei blinde Mönchen gegeneinander spielen, schreibt Werner Lauterbach in ersten Band des "Unsterblichen Spiels". Das Nehmen einer Figur hatte die Hinrichtung des Gefangenen zur Folge, den sie darstellte. Ein Vergnügen war das auch für Zar Iwan IV. (1533-1584) - nicht nur, aber auch deswegen erhielt er den Beinamen "der Schreckliche".
Klug und menschlich vorbildlich gibt im oberitalienischen Marostica der Vater des bildhübschen Mädchens Lionora um, um das sich am 12. 9. 1454 zwei Ritter mit dem Schwert duellieren wollten. Der kluge Vater entschied, dass ein Schachwettkampf den Bräutigam ermitteln sollte, was unter anderem zur Folge hatte, dass seither in dem malerischen Flecken in Erinnerung an dieses Duell tourismusträchtig ein vielbesuchtes lebendiges Schachspiel aufgeführt wird. Statt Pokal gab es 1454 die Braut für den Sieger, dessen Name gesucht ist.
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 88: Bent Larsen

Nr. 90: Der Brückenbauer

Er schrieb ein "Buch von der Erfindung und Kunst des Schachspiels", das 1561 in Alcala veröffentlicht wurde. Damals war er zweifellos für zwei Jahrzehnte der stärkste spanische Spieler, der auch Schachduelle gegen die Italiener in Rom bestand. Philipp II. schenkte ihm eine goldene Halskette mit Schachturm und einer auskömmlichen Pfründe für den Priester. Ihm zu Ehren nannte man die Spieleröffnung entweder nach seinem Namen oder seinem Heimatland. Von dieser Eröffnung hielt Ruy Lopez aber gar nicht so viel.


64 Jahre zuvor hatte ein Landsmann ebenfalls ein Büchlein "Repetición de Amores e Arte des Axandres" mit 124 Seiten verfasst, das sich in zwei Teilen mit der Liebe und dem Schach befasst. Beim Schach sind an die 150 Stellungen in Holzschnitten abgebildet. Exemplare des Werkes sind u. a .in Madrid, im Britischen Museum London, in Brüssel und in Rio de Janeiro zu sehen, schreibt Max van Fondern 1980.
Unser Autor gab auch praktische Tipps den Schachspielern auf den Weg. In der Nacht sollte das Licht zur Linken sein, am Tag sollte der Gegner in die Sonne schauen. Man sollte nicht vor dem Spiel nicht zu viele essen und trinken, schon gar keinen Wein, sondern Wasser. "Dauert das Spiel aber lang, so ist es gut, etwas zu sich zu nehmen, damit man im Kopf nicht schwach wird." Auch sollte man nicht um zu hohe Einsätze spielen, damit ein möglicher Verlust die Spielführung nicht beeinflusst. Der Mann wusste Bescheid!
In Erinnerung als Brückenbauer aber ist er geblieben, weil er als Erster nachgewiesen hat, wie man in einem Turmendspiel mit einem Mehrbauern gewinnen kann, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 89: Vieri di Vallorana hieß der siegreiche Bräutigam.

Nr. 91: Die "Schachpartie" des Jahres 1508

Ein Schachspieler, der sich auch nur ein wenig für Bildende Kunst interessiert, dürfte das Bild schon gesehen haben: Ein Dutzend Erwachsene sind auf dem Bild zu sehen, das vor einen halben Jahrtausend gemalt und in Werner Lauterbachs "Unsterblichen Spiel" abgebildet wurde. Eine Frau und ein Mann spielen Schach, sogar das Schachbrett ist richtig aufgestellt mit dem weißen Eckfeld rechts. Allerdings ist es kein 8x8 Feld, sondern die Grundreihe des 10x8 Brettes besteht aus zehn Feldern. Künstlerisch fällt das nicht weiter auf- und der Maler war ein hochqualifizierter Künstler.


Im großen Lexikon der Malerei von 1982 ist er beschrieben Allerdings herrscht schon über das Geburtsjahr Unklarheit. Zwischen 1489 und 1494 soll er geboren und bald schon als Wunderkind aufgefallen sein. Erste Anleitungen durch den Vater erfolgten, aber er tritt in eine Malerwerkstatt ein. Mit zwölf Jahren soll er schon erste Auftragsgemälde ausgeführt haben. 1509 schuf er die sog. runde Passion. Starken Einfluss auf ihn, den Niederländer, hat Albrecht Dürer mit seinem grafischen Werk. 1521 begegnet er Dürer in Antwerpen.
Seine Gemälde sind überwiegend religiösen Inhalts - das Schachbild (entstanden um 1508) ist also eine Ausnahme. Es hängt in Berlin. In seinem Spätwerk vertritt er einen gemäßigten Romanismus. Aus sein Sterbedatum ist wie sein Geburtsdatum ungenau: Zwischen Ende Mai und 5. August 1533 wird sein Tod gewesen sein.
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 90: Juan Ramirez de Lucena

Nr. 92: Warnung vor dem eigenen Buche!

In Klaus Lindörfers "Das große Schach-Lexikon" (Sonderausgabe 1991) sind beide nebeneinander mit Einzelfotos abgebildet. Und auf der gleichen Seite stehen auch ihre Kurzbiografien untereinander. Sie sind sogar im gleichen Jahr geboren und ein Leben lang Freunde geblieben. Zusammen schrieben sie ein heute noch wegweisendes Schachbuch, das sie "eine Schach-Studie" nannten, die 1903 erschien, als beide 60 Jahre alt waren.


Sie warben nicht um ihr Buch- im Gegenteil. Das Vorwort ist überschieben mit: "Warnung. Dies Buch setzt besondere Vorkenntnisse nicht voraus. Wer eine dreizügige Schachaufgabe zu lösen versteht, sollte auch imstande sein, unseren Entwicklungen zu folgen. Dennoch möchten wir nicht allen diesen empfehlen, sie zu lesen. Sogar warnen müssen wir vor unserem eigenen Buche! Die meisten Problembücher enthalten nichts anderes, als eine Anzahl von Aufgaben und ihren Lösungen. Das steht jede Seite für sich allein; man kann aufschlagen, wo man will, und nach Belieben naschen. Wer sich an diese Art der Lektüre gewöhnt hat, sei vor dem Buche gewarnt. Es kündigt sich als eine Studie an und wird jeden, der es blätternd kennen lernen will, in hohem Grade unbefriedigt lassen. ..
Der Leser, für den es bestimmt ist, muss also der Gründlichkeit fähig sein und sich frei von unabänderlichen Meinungen wissen. .Wir versprechen uns daher für unsere Schachstudie einen nur kleinen aber erwählten Leserkreis, und dieser wird uns - wir wagen es zu hoffen - für unsere Veröffentlichung dankbar sein."
Noch hundert Jahre später kommt, wer sich für dieses Schachgebiet interessiert, an diesem Buch nicht vorbei.
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 91: Lucas van Leyden malte "das Schachspiel".

Nr. 93: Bronnen van Schaakstudie

Im Todesjahr von Joseph Henry Blackburne und Curt von Bardeleben bekommt er eine wichtige Aufgabe übertragen, die er ein Vierteljahrhundert innehat. Unser gesuchter Schachspieler, geboren 1882 und gestorben 1959, hatte Jura studiert, ebenso Wirtschaftswissenschaften. Er war Rechtsanwalt beim obersten Gerichtshof, später Konsul in Luxemburg. Er schrieb gegen Ende seiner Tätigkeit, die ihn unter Schachspielern bekannt gemacht hatte, ein fünfbändiges Werk über Schachendspiele.


Als Förderer des Schachs war er da schon längst bekannt. Wenn nicht der 1. Weltkrieg gewesen wäre, wäre die Organisation, der er vorstand, möglicherweise schon früher gegründet worden. So folgte die Gründung halt zehn Jahre später. Die Hauptaufgabe des Verbandes bestand in der Organisation von Mannschaftsweltmeisterschaften. Aber schon im Geburtsjahr des Verbandes wurde mit dem Letten Mattison der Weltmeister (Amateure) gekürt. Auf Platz 4 folgte damals ein Spieler, der ebenfalls Weltmeister werden sollte als auch der Nachfolger unseres gesuchten Schachspielers.
Nicht eingemischt hat man sich lange Zeit bei den Berufsschachspielern, bei der der Weltmeister quasi nach Gewohnheitsrecht seine Herausforderer aussuchte. Anders wurde das erst gegen Ende der Tätigkeit unseres Schachspielers. Nicht umsonst wurde nach Aljechins Tod das Turnier, das den Weltmeister ermittelte, in den Niederlanden und von da ab in regelmäßigen Abständen ausgetragen. Botwinnik jedenfalls konnte er noch küren.
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 92: Johannes Kohtz und Carl Kockelkorn schrieben "Das Indische Problem".

Nr. 94: Das erste deutschsprachige Schachbuch

Das königliche Spiel war in früheren Zeiten tatsächlich den vornehmeren Herrschaften vorbehalten- die breite Masse hatte andere Sorgen. Umso verdienstvoller ist es, dass sich August Herzog d.J. von Braunschweig-Lüneburg um das Schachspiel bemüht hat und 1616 das erste deutschsprachige Schachbuch verfasste. Eigentlich war es eine Übersetzung des bereits seit einem halben Jahrhundert kursierenden Werkes des Spaniers Lopez de Segura. Darin ist vom altem aus dem Mittelalter stammenden Schach nichts mehr zu lesen: Die Dame stieg zum Hauptakteur auf, die Läufer konnten zusammen auf jedes Feld des Schachbrettes ziehen.


Der Herzog ist auf einem Kupferstich von Jacob v. der Heyden (1573-1645) abgebildet. Er sitzt auf dem Schachtisch rechts am Brett, weitere drei Männer sind abgebildet. Auf dem Titelblatt heißt es: Das Schach=oder König=Spiel. In vier unterschiedene Bücher mit besonderem Fleiß gründ= und ordentlich abgefasset. Auch mit dienlichen Kupferstichen gezieret: Desgleichen vorhin nicht außgangen. Diesem ist zu ende angefüget ein sehr altes Spiel genannt Rythmo-Machia.
Der Name des Herzogs wurde auf dem Titelblatt als Pseudonym genannt- diesen Namen gilt es zu erraten.
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 93: Alexander Rueb war der erste Präsident der FIDE (gegründet 1924 in Paris)

Nr. 95: Der Zug: 23..Dg3!!!

Kein geringerer als ein Weltmeister würdigte ihn so: "Als fleißiger Arbeiter und Verfechter origineller Ideen hat er die Eröffnungstheorie durch viele verblüffende Züge bereichert. Jahrelang hat er in verschiedenen Eröffnungen eine Variante nach der anderen gespielt, die von den meisten führenden Experten der Zeit als inkorrekt betrachtet wurden. Auf einige dieser Varianten blickten die Experten nahezu mit Verachtung herab, und doch gelang es ihm wieder und wieder, mit Hilfe ebendieser Varianten brillante und verblüffende Siege über seine Gegner zu erringen. Obwohl von Natur aus ein Angriffsspieler, ist er im Bedarfsfall dazu fähig, sich sehr zäh zu verteidigen. Im Endspiel verdient er, entgegen der Meinung viele Leute, die Note 1."


In Schonbergs "Die Großmeister des Schachs" finden sich einige Zitate von ihm, der mit acht oder neun Jahren das Spiel erlernte: "Bald nahm Schach mein ganzes Leben in Beschlag. Mein Kopf war voll davon, von morgens bis abends- und in meinen Träumen ebenso."-"Es ist genau wie Talent fürs Kartenspiel oder wie Musikalität: Man hat es, oder man hat es nicht."- "Von Anfang an war ich ein Angriffsspieler und spielte immer offensiv. Das hat mich oft in Schwierigkeiten gebracht. Ich glaube, ich spiele etwa so, wie Jack Dempsey boxte. Gleich beim Gong zur ersten Runde begann Dempsey auf seinen Gegner einzuschlagen und ließ ihn gar nicht erst zur Besinnung kommen."
Mit sechzehn beschloss er Berufsspieler zu werden und spielte angeblich bis zu seinem Lebensende täglich mindestens eine Partie. Die wildesten Gemetzel lieferte er sich gegen ähnliche Kämpfer wie er selber war, gegen Defensivspieler hatte e kaum eine Chance, weil er bedingungslos auf Angriff spielte. "Wann werde ich lernen, dass ein Remis wertvoller ist als eine Niederlage?" Natürlich verlor er Wettkämpfe gegen die Weltbesten haushoch. Andererseits wurde er unsterblich durch seinen Damenzug mit Schwarz: 23..Dg3!!!
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 94: Gustav Selenius

Nr. 96: Goldene Schachzeiten eines Amateurs

Sein Sohn wurde 1951 Internationaler Meister. Drei Jahre zuvor leitete unser gesuchter Schachspieler als Schiedsrichter das Kandidatenturnier, das dann Botwinnik als Weltmeister brachte. Da hatte er es mindestens ein Jahrzehnt vorher schon aufgegeben, selber Weltmeister zu werden. Das Zeug dazu hätte er gehabt, obwohl er erst mit dreizehn Jahren zum Schach kam. Bereits zwei Jahre später hatte er dieses Ziel ausgegeben: "Ich überschritt mein fünfzehntes Lebensjahr mit einem klaren, unnachgiebigen Lebensplan: ich wollte, ich musste dereinst Schachweltmeister werden."


"Insgeheim verfolgte er diesen Plan jahrzehntelang, auch wenn er sich- anders als seine Konkurrenten- nie mit Haut und Haar dem Spiel verschrieb. Er zog nach Wien und absolvierte dort die "Schachhochschule", wie man den Treffpunkt der Wiener Schachgemeinde im Künstlerzimmer des Café Central nannte." (Schonberg)
Er hatte bedeutende Turniererfolge: 1911 in San Sebastian wurde er geteilter Zweiter, gewann Budapest 1912, ein Viermeisterturnier 1918 in Berlin, siegte 1926 zusammen mit Aljechin in Hastings, wurde im gleichen Jahr Dritter in Semmering und zeigte sich 1927 als Amateur den Profis Aljechin (vier Remis) und Capablanca (drei Remis, eine Niederlage) vor deren WM-Kampf ebenbürtig. 1930 wurde er in Hastings Zweiter. Die Londoner Times schrieb: "In ihm haben wir vielleicht den Schachweltmeister an den Ingenieursberuf verloren."
Seine anderer Karriere verlief nämlich so: Er machte sich als Elektroingenieur einen Namen, und wurde ein "Meister des Transformatorenbaus". 1919 wurde er Direktor einen Maschinenfabrik und später ordentlicher Professor für Elektrotechnik in Wien. So blieb ihm nichts anderes übrig, als von goldenen Schachzeiten mit Lasker, Capablanca und Aljechin zu schwärmen, deren Schachpartner er war.
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 95: Frank Marshall


Nr. 97: Mitglied der "Prinzen"

Gegen Garri Kasparow durfte er immerhin schon im Simultan antreten, wenngleich er wie seine 15 Simultangenossen nicht den Haus einer Chance hatte. "Junge, üb noch ein bisschen", las er in des Ex-Weltmeisters Augen. Garri Kasparow signierte noch schnell das von ihm eigens mitgebrachte Marmorbrett auf dem Feld d5. Das war´s dann auch schon: "Eine wunderschöne Erinnerung an diesen denkwürdigen Abend."
Gelernt hatte er wie so viele Schach vom Vater. In Leipzig nahm er regelmäßig an Turnieren teil, ohne besonders aufzufallen und sehr gute Turnierergebnisse zu haben. Darauf kam es aber gar nicht an. Sein Metier ist die Musik. In der Schüler- und Jugendzeit war es der Thomanerchor, im Studium an der Musikhochschule folgten Bühnenauftritte. 1991 war er mit Freunden Gründungsmitglied der A-capella-Gruppe "Die Prinzen", die bald mit einem eigenen, unverwechselbaren Sound 14 Goldene Schallplatten und sechs Platinauszeichnungen einheimsten. Marke deutsche Texte wie "Ich wär so gerne Millionär".
2008 war er Olympia-Botschafter. Mit seinen Kindern spielt er auch Schach. Sohn Paul, liest man im offiziellen Olympia- Turnierbuch, kann dem Papa schon Paroli bieten. "Wenn er sich konzentriert und Mühe gibt, habe ich keine Chance. Es erfüllt mich aber mit Stolz, gegen meinen Sohn zu verlieren. Paul hatte bereits von der ersten Klasse an über mehrere Jahre Schachunterricht an seiner Schule. Eigentlich ein Pflichtfach, denn dieses hervorragende Gehirntraining schult die Aufmerksamkeit der Kinder und verhilft ihnen zu mehr Ausgeglichenheit."
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 96: Milan Vidmar (1885-1961)

Nr. 98: Olympiadestart mit 13 Jahren

"Mein erster internationaler Start bei den Erwachsenen und gleich zu einer Schacholympiade! Ich war erst 13 Jahre alt und sehr aufgeregt", erinnert sie sich zehn Jahre später. "Dass es zu früh wäre, ich zu jung und unerfahren für das Team sei und andere Spielerinnen mit besserer ELO-Zahl nicht zum Zug kamen" .Wir wohnten in einem Haus am Schachpalast. Als wir ankamen, war es noch eine Baustelle. Die Olympiade begann deshalb erst zwei Tage später.


Vom Ergebnis her habe ich ziemlich enttäuscht, weil ich eine Bronchitis bekam. Nach und nach wurde unsere ganze Mannschaft krank. Nur mein Vater und der Damentrainer blieben davon verschont. Sie tranken jeden Tag ihren Wodka, der sich als gute Medizin erwies. Ich selbst konnte die für mich neue Lebensweise bei einem so harten Turnier nur sehr schwer bewältigen. Das ständig wechselnde Klima und das ungewohnte Essen habe ich in diesem zarten Alter noch nicht vertragen. Deshalb lief es gesundheitlich und schachlich nicht besonders.
"Zwei Jahre später war ich weitaus erfolgreicher. Jeder konnte sehen, dass ich Talent zum Schachspielen habe. Und mein Resultat bedeutete eine Frauen-GM-Norm", schreibt sie in einem Turnierbuch. Nicht nur bei Schacholympiaden glänzt sie. Sie spielt zwar nach eigenen Worten eher impulsiv und nach Intuition, ist nicht sehr trainingsfleißig, wird trotzdem Weltmeisterin (der Junioren). Bei "Sag die Wahrheit!" erkennen sie zwei von vier Teilnehmern des Rateteams.
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 97: Sebastian Krumbiegel, Sänger und Musiker

Nr. 99: Präsident ehrenhalber

Pünktlich begann die Dresdener Schacholympiade mit der Ausführung des symbolischen ersten Zuges am Spitzenbrett Russland gegen Schweiz. Völlig indigniert und sich abwendend schaut Kortschnoi aus, als dieser Zug ausgeführt wird, denn mit diesem Herrn wollte er wirklich nichts zu tun haben. Der 81-jährige vertrat den amtierenden Chef des Weltschachbundes, der tags zuvor auf den Weg nach Dresden einen Autounfall hatte.


Unser gesuchter Schachspieler ist ein erfahrener Schacholympionike. Schließlich war er mehrfach Teilnehmer. Beispielsweise 1960 in Leipzig, da war er 39 Jahre alt, spielte am Spitzenbrett seines Landes und war von Beruf Staatsbeamter. Ein paar Jahre später war er das nicht mehr, weil er ein höheres Amt hatte, indem er Kortschnoi zum Beispiel und später auch Kasparow verärgerte.
Fünf Jahre vor der Dresdener Olympiade verurteilte ein Gericht ihn zu 22 Monaten Gefängnis wegen Korruption. "Er wurde für schuldig befunden, keine Rechenschaft über Regierungsmittel in Höhe von 238745 US-Dollar abgelegt zu haben." ( Mario Tal in "Bruderküsse und Freudentränen") Weiter:" Wegen der Berufung und seines fortgeschrittenen Alters musste er die Strafe jedoch nie absitzen. Unterschiedliche Darstellungen gibt es zu der genannten Summe, die bei dem Schachjournalisten André Schulz nach oben abweicht."
"Vor kurzem", schreibt dieser, "wurde eine seit 1994 laufende Untersuchung abgeschlossen, bei der es um das Verschwinden von 700000 Dollar ging, die von der ..Sportkommission zur Durchführung der Olympiade bereitgestellt waren, aber niemals bei der FIDE ankamen." Seine Verteidigung bestand in der Behauptung, dass bis 1993 es bei der FIDE unüblich gewesen sei, Belege auszustellen. 1995 erklärte deren Schatzmeister, dass die FIDE das Geld nie erhalten hat.
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 98: Elisabeth Pähtz


Nr. 100: Geolino-tauglich

Im großen Humboldt Schachsammelsurium (Ausgabe 2008) sucht man ihn unter dem Stichwort "Topmeister heute" (vom 23. Juni; S.213) vergeblich, obwohl er gegen die aufgeführten Meister schon gespielt und auch gewonnen hatte- dafür aber unter "Superstars von morgen" (vom 31.Mrz; S.118). Allerdings ist er in der Zeitschrift KARL aus dem gleichen Jahr mit einer Gewinnpartie - noch dazu mit Schwarz- vertreten, als er ein Turnier gewann. Sogar bei der Olympiade in Dresden spielte er mit - er kam dabei auf 7,5 Punkte aus allen elf Partien, landete aber mit seinem Team nicht unter den ersten zwanzig Ländern, was auch an Simen und Erlend lag, die weniger als 50 Prozent machten. Er verlor auch gegen einen Finnen (Rangplatz 32). Ein paar Jahre vorher stellte die Jugendzeitschrift Geolino ihren Leserinnen und Lesern den damaligen Buben vor, der Schach und Fußball spielte.
In ihrer Schachspalte des Wiener Standard vom 24.Dezember 2009 schreibt das Autorenduo ruf&ehn über ihn: "Die Welt wird jung war ein heute vielleicht zu Recht vergessener Bestseller von Charles Reich, erschienen Ende der 60er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Es handelt vom Aufstand der neuen Generation, die mit Glockenhose und langem Haar nach Reich die Welt verändern wird. Sie tat es, und mit Blick auf die Gegenwart des Schachspiels wird man allerdings feststellen müssen: Die Welt wird älter (was die Breite betrifft) und sie wird jünger an der Spitze." Dann stellen die beiden unseren gesuchten Schachspieler vor und meinen: "Sein Stil ist noch nicht festgelegt. Er spielt mutig (aber kontrolliert), rechnet effizient (und fast fehlerlos) und ist ein Virtuose im Endspiel. Die Welt der Großmeister blickt auf zu einem 19-Jährigen."
Das war etwa die Zeit, als sich sogar ein ehemaliger Weltmeister mit ihm befasste.
Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!

Auflösung der Nr. 99: Der Ex-FIDE-Präsident Florencio Campomanes


Lösung: Nr 100: Magnus Carlsen

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