Das kapital, Band



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Karl Marx, Friedrich Engels

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andres ist die Emigration. Kein Freund Irlands kann wünschen, daß der Krieg" (zwischen den Landlords



und den kleinen keltischen Pächtern) "sich verlängere – noch weniger, daß er mit dem Sieg der Pächter

ende ... Je rascher er" (dieser Krieg) "vorüber, je rascher Irland ein Weideland (grazing country) wird mit

der verhältnismäßig geringen Volkszahl, die ein Weideland erheischt, desto besser für alle Klassen." Die

englischen Korngesetze von 1815 sicherten Irland das Monopol der freien Korneinfuhr nach Großbritan-

nien. Sie begünstigten also künstlich den Kornbau. Dies Monopol wurde 1846 mit Abschaffung der

Korngesetze plötzlich beseitigt. Von allen andern Umständen abgesehn, reicht dies Ereignis allein hin, der

Verwandlung von irischem Ackerland in Viehweide, der Konzentration der Pachthöfe und der Vertrei-

bung der Kleinbauern einen mächtigen Aufschwung zu geben. Nachdem man von 1815 bis 1846 die

Fruchtbarkeit des irischen Bodens gerühmt und laut erklärt, er sei der von der Natur selbst zum Weizen-

bau bestimmte, entdecken von da an plötzlich die englischen Agronomen, Ökonomen, Politiker, daß er zu

nichts passe, als Grünfutter zu produzieren! Herr Léonce de Lavergne hat sich beeilt, dies jenseits des

Kanals zu wiederholen. Es gehört ein "ernsthafter" Mann à la Lavergne dazu, sich von solchen Kinderei-

en fangen zu lassen.   

Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation

1. Das Geheimnis der ursprünglichen Akkumulation

<741> Man hat gesehn, wie Geld in Kapital verwandelt, durch Kapital Mehrwert und aus Mehrwert mehr

Kapital gemacht wird. Indes setzt die Akkumulation des Kapitals den Mehrwert, der Mehrwert die kapi-

talistische Produktion, dieser aber das Vorhandensein größerer Massen von Kapital und Arbeitskraft in

den Händen von Warenproduzenten voraus. Diese ganze Bewegung scheint sich also in einem fehlerhaf-

ten Kreislauf herumzudrehn, aus dem wir nur hinauskommen, indem wir eine der kapitalistischen Akku-

mulation vorausgehende "ursprüngliche" Akkumulation ("previous accumulation" bei Adam Smith) un-

terstellen, eine Akkumulation, welche nicht das Resultat der kapitalistischen Produktionsweise ist, son-

dern ihr Ausgangspunkt.

Diese ursprüngliche Akkumulation spielt in der politischen Ökonomie ungefähr dieselbe Rolle wie der

Sündenfall in der Theologie. Adam biß in den Apfel, und damit kam über das Menschengeschlecht die

Sünde. Ihr Ursprung wird erklärt, indem er als Anekdote der Vergangenheit erzählt wird. In einer längst

verfloßnen Zeit gab es auf der einen Seite eine fleißige, intelligente und vor allem sparsame Elite und auf

der andren faulenzende, ihr alles und mehr verjubelnde Lumpen. Die Legende vom theologischen Sün-

denfall erzählt uns allerdings, wie der Mensch dazu verdammt worden sei, sein Brot im Schweiß seines

Angesichts zu essen; die Historie vom ökonomischen Sündenfall aber enthüllt uns, wieso es Leute gibt,

die das keineswegs nötig haben. Einerlei. So kam es, daß die ersten Reichtum akkumulierten und die

letztren schließlich nichts zu verkaufen hatten als ihre eigne Haut. Und von diesem Sündenfall datiert die

Armut der großen Masse, die immer noch, aller Arbeit zum Trotz, nichts zu verkaufen hat als sich selbst,

und der Reichtum der wenigen, der fortwährend wächst, obgleich sie  <742> längst aufgehört haben zu

arbeiten. Solche fade Kinderei kaut Herr Thiers z.B. noch mit staatsfeierlichem Ernst, zur Verteidigung

der propriété , den einst so geistreichen Franzosen vor. Aber sobald die Eigentumsfrage

ins Spiel kommt, wird es heilige Pflicht, den Standpunkt der Kinderfibel als den allen Altersklassen und

Entwicklungsstufen allein gerechten festzuhalten. In der wirklichen Geschichte spielen bekanntlich Er-

oberung, Unterjochung, Raubmord, kurz Gewalt die große Rolle. In der sanften politischen Ökonomie

herrschte von jeher die Idylle. Recht und "Arbeit" waren von jeher die einzigen Bereicherungsmittel, na-

türlich mit jedesmaliger Ausnahme von "diesem Jahr". In der Tat sind die Methoden der ursprünglichen

Akkumulation alles andre, nur nicht idyllisch.

Geld und Ware sind nicht von vornherein Kapital, sowenig wie Produktions- und Lebensmittel. Sie be-

dürfen der Verwandlung in Kapital. Diese Verwandlung selbst aber kann nur unter bestimmten Umstän-

den vorgehn, die sich dahin zusammenspitzen: Zweierlei sehr verschiedne Sorten von Warenbesitzern




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müssen sich gegenüber und in Kontakt treten, einerseits Eigner von Geld, Produktions- und Lebensmit-



teln, denen es gilt, die von ihnen geeignete Wertsumme zu verwerten durch Ankauf fremder Arbeitskraft;

andrerseits freie Arbeiter, Verkäufer der eignen Arbeitskraft und daher Verkäufer von Arbeit. Freie Ar-

beiter in dem Doppelsinn, daß weder sie selbst unmittelbar zu den Produktionsmitteln gehören, wie Skla-

ven, Leibeigne usw., noch auch die Produktionsmittel ihnen gehören, wie beim selbstwirtschaftenden

Bauer usw., sie davon vielmehr frei, los und ledig sind. Mit dieser Polarisation des Warenmarkts sind die

Grundbedingungen der kapitalistischen Produktion gegeben. Das Kapitalverhältnis setzt die Scheidung

zwischen den Arbeitern und dem Eigentum an den Verwirklichungsbedingungen der Arbeit voraus. So-

bald die kapitalistische Produktion einmal auf eignen Füßen steht, erhält sie nicht nur jene Scheidung,

sondern reproduziert sie auf stets wachsender Stufenleiter. Der Prozeß, der das Kapitalverhältnis schafft,

kann also nichts andres sein als der Scheidungsprozeß des Arbeiters vom Eigentum an seinen Arbeitsbe-

dingungen, ein Prozeß, der einerseits die gesellschaftlichen Lebens- und Produktionsmittel in Kapital

verwandelt, andrerseits die unmittelbaren Produzenten in Lohnarbeiter. Die sog. ursprüngliche Akkumu-

lation ist also nichts als der historische Scheidungsprozeß von Produzent und Produktionsmittel. Er er-

scheint als "ursprünglich", weil er die Vorgeschichte des Kapitals und der ihm entsprechenden Produkti-

onsweise bildet.

<743> Die ökonomische Struktur der kapitalistischen Gesellschaft ist hervorgegangen aus der ökonomi-

schen Struktur der feudalen Gesellschaft. Die Auflösung dieser hat die Elemente jener freigesetzt.

Der unmittelbare Produzent, der Arbeiter, konnte erst dann über seine Person verfügen, nachdem er auf-

gehört hatte, an die Scholle gefesselt und einer andern Person leibeigen oder hörig zu sein. Um freier

Verkäufer von Arbeitskraft zu werden, der seine Ware überall hinträgt, wo sie einen Markt findet, mußte

er ferner der Herrschaft der Zünfte, ihren Lehrlings- und Gesellenordnungen und hemmenden Arbeitsvor-

schriften entronnen sein. Somit erscheint die geschichtliche Bewegung, die die Produzenten in Lohnar-

beiter verwandelt, einerseits als ihre Befreiung von Dienstbarkeit und Zunftzwang; und diese Seite allein

existiert für unsre bürgerlichen Geschichtschreiber. Andrerseits aber werden diese Neubefreiten erst Ver-

käufer ihrer selbst, nachdem ihnen alle ihre Produktionsmittel und alle durch die alten feudalen Einrich-

tungen gebotnen Garantien ihrer Existenz geraubt sind. Und die Geschichte dieser ihrer Expropriation ist

in die Annalen der Menschheit eingeschrieben mit Zügen von Blut und Feuer.

Die industriellen Kapitalisten, diese neuen Potentaten, mußten ihrerseits nicht nur die zünftigen Hand-

werksmeister verdrängen, sondern auch die im Besitz der Reichtumsquellen befindlichen Feudalherren.

Von dieser Seite stellt sich ihr Emporkommen dar als Frucht eines siegreichen Kampfes gegen die Feu-

dalmacht und ihre empörenden Vorrechte sowie gegen die Zünfte und die Fesseln, die diese der freien

Entwicklung der Produktion und der freien Ausbeutung des Menschen durch den Menschen angelegt. Die

Ritter von der Industrie brachten es jedoch nur fertig, die Ritter vom Degen zu verdrängen, dadurch, daß

sie Ereignisse ausbeuteten, an denen sie ganz unschuldig waren. Sie haben sich emporgeschwungen durch

Mittel, ebenso gemein wie die, wodurch der römische Freigelassene sich einst zum Herrn seines patronus

gemacht hat.

Der Ausgangspunkt der Entwicklung, die sowohl den Lohnarbeiter wie den Kapitalisten erzeugt, war die

Knechtschaft des Arbeiters. Der Fortgang bestand in einem Formwechsel dieser Knechtung, in der Ver-

wandlung der feudalen in kapitalistische Exploitation. Um ihren Gang zu verstehn, brauchen wir gar nicht

so weit zurückzugreifen. Obgleich die ersten Anfänge kapitalistischer Produktion uns schon im 14. und

15. Jahrhundert in einigen Städten am Mittelmeer sporadisch entgegentreten, datiert die kapitalistische

Ära erst vom 16. Jahrhundert. Dort, wo sie auftritt, ist die Aufhebung der Leibeigenschaft längst voll-

bracht und der Glanzpunkt des Mittelalters, der Bestand souveräner Städte, seit geraumer Zeit im Erble i-

chen.

<744> Historisch epochemachend in der Geschichte der ursprünglichen Akkumulation sind alle Umwäl-

zungen, die der sich bildenden Kapitalistenklasse als Hebel dienen; vor allem aber die Momente, worin

große Menschenmassen plötzlich und gewaltsam von ihren Subsistenzmitteln losgerissen und als voge l-



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