Martin paul wassmer



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b.
 
Verwaltungsrechtliche Mindesthöchstsanktionen
Nach Art. 30 Abs. 2 MAR haben die Mitgliedstaaten sicherzustellen, dass 
verwaltungsrechtliche Mindesthöchstsanktionen verhängt bzw. ergriffen 
werden können. So sind bei Verstößen gegen Art. 14 und 15 MAR vor-
zusehen:
•  finanzielle Mindesthöchstsanktionen gegen natürliche Personen 
von bis zu 5 Mio. € (Art. 30 Abs. 2 UAbs. 1 lit. i i) MAR);
•  finanzielle Mindesthöchstsanktionen gegen juristische Personen 
von bis zu 15 Mio. € oder 15 % des jährlichen Gesamtumsatzes nach dem 
letzten  verfügbaren  durch  das  Leitungsorgan  genehmigten  Jahresab-
schluss (Art. 30 Abs. 2 UA 1 lit. j i) MAR) bzw. Konzernabschluss (Art. 30 
Abs. 2 UA 2 MAR);
•  finanzielle  Mindesthöchstsanktionen  bis  zur  dreifachen  Höhe 
der  durch  die  Verstöße  erzielten  Gewinne  oder  vermiedenen  Verluste 
(Art. 30 Abs. 2 UAbs. 1 lit. h MAR).
Diese  drakonischen  Sanktionen  lassen  erkennen,  dass  funktions-
fähigen  Kapitalmärkten  ein  außerordentlich  hoher  Wert  zugemessen 
wird. Nicht zu übersehen ist, dass die Höhe der Sanktionen durch das 
US-amerikanische Recht inspiriert wurde und damit für europäische Ver-
hältnisse sehr hoch ausgefallen ist. Befürchtet wird, dass sie ein existenz-
vernichtendes  Ausmaß  erreichen  können
34
.  In  der  Praxis  dürften  dem 
allerdings nicht nur der Verhältnismäßigkeits- und der Schuldgrundsatz 
entgegenstehen, sondern auch die Überlegung, dass die Zerschlagung 
von grds. rechtstreuen Unternehmen keinen Sinn macht. Dennoch ha-
ben die Täter nunmehr mit sehr empfindlichen Sanktionen zu rechnen, 
die über die Sanktionen, die etwa das deutsche Recht bislang vorsah, 
ganz erheblich hinausgehen.
c.
 
Verwaltungsrechtliche Mindestmaßnahmen
Weiter sind verwaltungsrechtliche Mindestmaßnahmen vorzusehen:

Anordnungen, die Verhaltensweisen einzustellen und von einer 
Wiederholung abzusehen (Art. 30 Abs. 2 UAbs. 1 lit. a MAR);

Einzug der durch die Verstöße erzielten Gewinne oder vermiede-
34
 Vgl. nur Krause, CCZ 2014, 248, 249.


219
nen Verluste (Art. 30 Abs. 2 UAbs. 1 lit. b MAR);
•  eine öffentliche Warnung betreffend die verantwortliche Person 
und die Art des Verstoßes; 

Entzug  oder  Aussetzung  der  Zulassung  einer  Wertpapierfirma 
(Art. 30 Abs. 2 UAbs. 1 lit. d) MAR);
•  ein  vorübergehendes  oder  dauerhaftes  Verbot  der  Wahrneh-
mung von Führungsaufgaben bzw. der Vornahme von Eigengeschäften 
(Art. 30 Abs. 2 UAbs. 1lit. e) – g) MAR).
d.
 
Bestimmung der Art und der Höhe der Sanktionen
Nach Art. 31 Abs. 1 MAR müssen die Mitgliedstaaten für die Bestimmung 
der Art und der Höhe der Sanktionen sicherstellen, dass die zuständigen 
Behörden  alle  relevanten  Umstände  berücksichtigen  können:  Schwe-
re  und  Dauer  des  Verstoßes;  Grad  an  Verantwortung  und  Finanzkraft; 
Höhe  der  erzielten  Gewinne  oder  vermiedenen  Verluste;  Ausmaß  der 
Zusammenarbeit mit der Behörde; frühere Verstöße; Maßnahmen, die 
ergriffen wurden, um zu verhindern, dass sich der Verstoß wiederholt. 
Außerdem haben die zuständigen Behörden eng zusammenzuarbeiten
damit die Sanktionen und Maßnahmen wirksam und angemessen sind 
und um Doppelarbeiten und Überschneidungen zu vermeiden (Art. 31 
Abs. 2 MAR).
Schließlich  haben  die  zuständigen  Behörden  nach  Art.  34  Abs.  1 
UAbs.  1  MAR  die  unverzügliche  Veröffentlichung  von  Entscheidungen 
über die Verhängung einer Sanktion oder Maßnahme sicherzustellen. Sie 
erfolgt jeweils auf der offiziellen Website der Behörde, nachdem die be-
t roffene Person darüber informiert wurde. Dabei sind nicht nur Art und 
Charakter des Verstoßes, sondern auch die Identität der Person bekannt 
zu machen. Dieses sog. naming and shaming, das im US-amerikanischen 
Recht  verbreitet  ist,  stößt  gerade  in  Deutschland  auf  große  Vorbehal-
te, da „Prangerstrafen“ vor langer Zeit abgeschafft wurden
35
. Immerhin 
berücksichtigt Art. 34 Abs. 2 UAbs. 2 MAR, dass einer Veröffentlichung 
Persönlichkeitsrechte und andere Interessen entgegenstehen können. So 
kann die Veröffentlichung aufgeschoben werden, anonymisiert erfolgen 
oder auch unterbleiben, wenn die Bekanntmachung der Identität „un-
35 
Hierzu Waßmer, in: Fuchs (Hrsg.), WpHG, 2. Aufl. 2016, § 40b Rn. 3 m.w.N.


220
verhältnismäßig“ wäre oder die Bekanntmachung laufende Ermittlungen 
oder die Stabilität der Finanzmärkte gefährden würde. Damit wurde ein 
Mindestschutz gewährt, dessen genauer Umfang unklar ist.
2. Marktmissbrauchsrichtlinie
a.
 
Straftaten in schwerwiegenden Fällen
Die neue Marktmissbrauchsrichtlinie (MAD II) gibt den Mitgliedstaaten 
vor, dass bestimmte Verhaltensweisen „in schwerwiegenden Fällen und 
bei Vorliegen von Vorsatz“ Straftaten darstellen müssen:

Insider-Geschäfte (Art. 3 MAD II);
•  die  Empfehlung  an  Dritte  oder  Anstiftung  Dritter  zum  Tätigen 
von Insider-Geschäften (Art. 3 MAD II);
•  unrechtmäßige  Offenlegung  von  Insider-Informationen  (Art.  4 
MAD II);

Marktmanipulation (Art. 5 MAD II).
Wann  ein  schwerwiegender  Fall  vorliegt,  wird  jedoch  nicht  näher 
bestimmt, obwohl dies die zentrale Frage darstellt. Aus den Erwägungs-
gründen geht nur hervor, dass der Insiderhandel „unter anderem“ in den 
Fällen als schwerwiegend betrachtet wird, „in denen die Auswirkungen 
auf  die  Integrität  des  Markts,  der  tatsächlich  oder  potenziell  erzielte 
Gewinn oder vermiedene Verlust, das Ausmaß des für den Markt ent-
standenen Schadens oder der Gesamtwert der gehandelten Finanzins-
trumente hoch sind;“ zudem können „auch andere Umstände“ berück-
sichtigt werden, „zum Beispiel, ob die Tat im Rahmen einer kriminellen 
Vereinigung begangen wurde oder die Person bereits früher eine solche 
Straftat begangen hat“ (Erwägungsgrund Nr. 11 MAD II). Aus ähnlichen 
Gründen  soll  eine  Marktmanipulation  als  schwerwiegend  angesehen 
werden (vgl. Erwägungsgrund Nr. 12 MAD II).
b. Anstiftung, Beihilfe und Versuch
Weiter ist sicherzustellen (vgl. Art. 6 Abs. 1 MAD II), dass auch Anstiftung 
und Beihilfe zu Insider-Geschäften (Art. 3 Abs. 2 bis 5 MAD II), zur un-
rechtmäßigen Offenlegung von Insider-Informationen (Art. 4 MAD II) und 
zur Marktmanipulation (Art. 5 MAD II) unter Strafe gestellt sind. Ebenso 


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