Martin paul wassmer



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Einhaltung darstellen müssen. Eine Pflicht zur Schaffung strafrechtlicher 
Sanktionen war damit nicht verbunden. Für den Bereich der Marktmani-
pulation fehlten sogar jegliche Vorgaben.
b.
 
Marktmissbrauchsrichtlinie (MAR I)
Erst Ende der 1990er Jahre sollte sich dies ändern. In der EU wurde er-
kannt, dass ein integrierter und effizienter Finanzmarkt Marktintegrität 
voraussetzt. Der Marktmissbrauch verletze die Integrität der Märkte und 
untergrabe das Vertrauen der Öffentlichkeit
12
. In der Mitteilung der Kom-
mission vom 11.5.1999 mit dem Titel „Umsetzung des Finanzmarktrah-
mens:  Aktionsplan“  wurden  Maßnahmen  erwogen.  Im  April  2000  gab 
der Europäische Rat das Ziel vor, den Aktionsplan bis 2005 umzusetzen. 
Hervorgehoben wurde, dass eine Richtlinie erforderlich sei
13
.
Die nachfolgende Richtlinie 2003/6/EG „über Insider-Geschäfte und 
Marktmanipulation (Marktmissbrauch)“, die Marktmissbrauchsrichtlinie 
(Market Abuse Directive I – MAD I), verbot zwar in Bezug auf Finanzin-
strumente Insiderhandel und Marktmanipulation, sah jedoch keine straf-
rechtlichen Sanktionen vor. Nach Art. 14 Abs. 1 MAD I war nur sicherzu-
stellen,
 
dass bei Verstößen gegen die verantwortlichen
 
Personen
 
„geeig-
nete
 
Verwaltungsmaßnahmen
 
ergriffen
 
oder
 
im
 
Verwaltungsverfahren
 
zu
 
erlassende
 
Sanktionen
 
verhängt
 
werden
 
können“ und diese
 
„wirksam,
 
verhältnismäßig
 
und
 
abschreckend“
 
sind.
 
Damit hatten die Mitgliedstaa-
ten  einen  sehr  großen  Umsetzungsspielraum.  Nach  dem  Entwurf  der 
Richtlinie sollten dagegen die Mitgliedstaaten zur
 
Schaffung
 
von
 
Straftat-
beständen
 
verpflichtet sein. Diese Vorgabe wurde fallen
 
gelassen,
 
weil
 
die
 
h.M.
 
dem Gemeinschaftsgesetzgeber die Kompetenz zur
 
Einführung
 
strafrechtlicher
 
Sanktionen
 
absprach
14
.
 
Folge  war  freilich  ein  sehr  inhomogenes  Schutzniveau  bei  der  Be-
kämpfung  des  Marktmissbrauchs.  So  zeigte  ein  Report  aus  dem  Jahr 
2007
15
, dass die rechtliche Ausgestaltung der Sanktionen in den Mitglied-
12
 Vgl. Erwägungsgründe Nr. 1 und 2 der Marktmissbrauchsrichtlinie 2003/6/EG (MAD I). 
13
 Vgl. Erwägungsgrund Nr. 3 der Marktmissbrauchsrichtlinie 2003/6/EG (MAD I).
14
 Waßmer, in: Fuchs (Hrsg.), WpHG, 2. Aufl. 2016, Vor §§ 38–40b Rn. 13 m.w.N.
15
 CESR/07-693: Report on Administrative Measures and Sanctions as well as the Criminal 
Sanctions available in Member States under the Market Abuse Directive (MAD).


214
staaten  erheblich  divergierte.  Insidergeschäfte  wurden  teilweise  über-
haupt nicht als Straftaten erfasst, die Strafrahmen reichten beim Insider-
handel und der Marktmanipulation von einem Jahr bzw. zwei Jahren bis 
zu 15 Jahren. Auch der De-Larosière-Bericht
16
 
stellte im Jahr 2009 fest, 
dass die Sanktionsordnungen „generell schwach und heterogen“ seien. 
Schließlich zeigte ein Report von 2012
17
, dass der Marktmissbrauch auch 
in tatsächlicher Hinsicht sehr unterschiedlich sanktioniert wurde.
Dies galt ebenso für Verstöße beim EU-Emissionshandel, der durch 
die  Emissionshandelsrichtlinie  2003/87/EG
18
  zum  1.1.2005  eingeführt 
worden war. Um Treibhausgasemissionszertifikate vor Insiderhandel und 
Marktmanipulation  zu  schützen,  hatte  die  EU-Versteigerungs-VO  (EU) 
Nr. 1031/2010
19
 entsprechende Verbote sowie ergänzende Regelungen 
geschaffen und den Mitgliedstaaten vorgeschrieben, dass bei Verstößen 
im  Zusammenhang  mit  Versteigerungen  die  in  der  Marktmissbrauchs-
richtlinie vorgesehenen Sanktionen verhängt werden können.
2. Seit dem Vertrag von Lissabon
a. Rahmenbedingungen
Mit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon zum 1.12.2009 änderte sich 
die  Rechtslage.  Gemäß  Art.  83  Abs.  2  AEUV  können  nunmehr  durch 
Richtlinien Mindestvorschriften für Straftaten und Strafen auch in bereits 
harmonisierten Bereichen festgelegt werden, wenn sich die Angleichung 
als „unerlässlich“ für die wirksame Durchführung der Politik der Union 
auf  einem  Gebiet  erweisen  sollte.  Zur  Überprüfung  der  Notwendig-
keit  auf  dem  Gebiet  des  Marktmissbrauchs  führte  die  Kommission  im 
16 
The High Level Group on Financial Supervision in the EU, Report, 2009, S. 26.
17
 ESMA/2012/70: Actual use of sanctioning powers under MAD.
18
 Richtlinie 2003/87/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13.10.2003 über 
ein System für den Handel mit Treibhausgasemissionszertifikaten in der Gemeinschaft und 
zur Änderung der Richtlinie 96/61/EG des Rates, ABl. L 275, S. 32.
19
 Verordnung (EU) Nr. 1031/2010 der Kommission vom 12.11.2010 über den zeitlichen und 
administrativen  Ablauf  sowie  sonstige  Aspekte  der  Versteigerung  von  Treibhausgasemis-
sionszertifikaten gemäß der Richtlinie 2003/87/EG des Europäischen Parlaments und des 
Rates über ein System für den Handel mit Treibhausgasemissionszertifikaten in der Gemein-
schaft, ABl. L 302, 1.


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