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Nr. 9: Ich kam, ich sah und - er siegte

Er hatte seine Frau kennen und lieben gelernt, als sie noch mit einem anderen, schwerkranken Mann verheiratet war, dessen Tod beide abwarteten. Seine Frau berichtet in ihren Erinnerungen von einem Brief ihres Mannes, in dem er sie voller Freude über eine Einladung zu einem großen Schachturnier informierte: „Du liebe Frau, wirst dabei sein. Also, halte Dich bereit, alter Kriegskamerad! Der Du mit mir die ganze Welt durchquert hast und mir in schwierigen Situationen stets treuer Genosse warst. Im Deiner Nähe verliere ich nie das Gleichgewicht. Im fernsten Erdteil fühle ich mich zu Hause. Du bist der Wandschirm, der mich von den Kleinlichkeiten des Lebens abschließt und mich ganz konzentrieren lässt bei schöpferischer Arbeit. Du bist ein erprobter Adjutant. Mit Dir kann ich sprechen und durch Dich (letzteres, falls mir die Zeit mangelt). Du kennst die Ansprüche, die mein Magen stellt. Du weißt, was ihm unbekömmlich ist und die Stimmung negativ beeinflusst. Du bist richtig!! Denn: Du spielst kein Schach!!“

Mit seinem gesunden Menschenverstand hatte er sich die geistige Frische erhalten. Obwohl zahnlos - Zahnprothesen lehnte er als unnatürlich ab, spielte er mit Biss, wie er es sein Leben lang getan hatte. Dabei hatte er sich jahrelang vom Turnierschach zurückgezogen und andere Brett- und Kartenspiele bevorzugt. Er war als philosophischer Vorläufer der Spieltheorie Gründer einer „Schule für Verstandesspiele“. In Bridge erreichte er eine solche Meisterschaft, dass er es zum Führer der Bridgemannschaft seines Landes brachte.

Jahre vorher hatte er sich schon als Mathematiker mit der „Theorie der Moduln und Ideale“ hervorgetan. Seine erste philosophische Arbeit trägt den Titel „Kampf“, mit dem er die Machologie, die Wissenschaft vom Kampf, begründen will Eine spätere heißt fast resignierend „Philosophie des Unvollendbar“.

Am Brett fühlten sich seine Gegner oft von ihm überlistet: Der Sieger des oben angeführten Turniers beschrieb ihn „im Leben“ als nett, klug und wohlwollend. Ein anderer wollte Jahre vorher mit ihm nur die Worte „Schach und matt“ wechseln. Aljechin bewunderte ihn, Bobby Fischer zählte ihn nicht zu den Top 10 der Schachgeschichte, für andere war er das Schachgenie schlechthin. In Anwesenheit seiner Frau, so die Anekdote, habe er selten ein Spiel verloren, so dass sie mit Recht sagen konnte: „Ich kam, ich sah und - er siegte!“

Nun sind Sie mit dem Raten am Zug!

Auflösung der Nr. 8: Sam Loyd (1841-1911)

Nr. 10: Komm - wir spielen eine Partiechen!

„...Die Aufgabe ist so schön und so groß, wohl die größte ...“, schrieb er an Großmeister Lothar Schmid, mit dem er erst 1976 per Brief Bekanntschaft schloss. Mit Schach beschäftigte er sich seit 1937, als er „mit sich allein“ war, weil er ab 27. August dieses Jahres im Nürnberger Polizeigefängnis eine Haftstrafe absaß. Am 1. Juli 1937 war er als Mitglied des Niekisch- Widerstandskreises verhaftet worden und wurde anschließend ins Konzentrationslager Hamburg-Fuhlsbüttel und später im Berliner Alex eingesperrt.

In der Einzelhaft bastelte er aus Zeitungspapier Schachfiguren und spielte mit und gegen sich selbst ehe er Mitte Dezember 1937 aus dem Gefängnis entlassen wurde. Ein Schriftsteller hat den Zustand in einer Gefängniszelle so beschrieben: „Dass ich klarer und konzentrierter dachte, erwies sich vor allem bei Vernehmungen; unbewusst hatte ich mich auf dem Schachbrett in der Verteidigung gegen falsche Drohungen und versteckte Winkelzüge vervollkommnet.“

Schon vor 1937 war er dem Schach zugetan. Im 1. Weltkrieg (1916) beschäftigte er sich in der Zeitung für die 10. Armee mit Schach. In der gleichen Ausgabe erschien ein Gedicht „Der Schachkamerad“ ( Autor: O. Klosinski), das vermutlich seine Spielkunst treffend charakterisierte, das hier ausschnittsweise wiedergegeben wird: „ Zwar mir selbst, ich sag es mit Betrübung, fehlte es an Scharfsinn und an Übung, hab mich oft auf falschen Plan gesteift, wurde meistens drum auch eingeseift.“

Auch zwei Jahre vor seiner Inhaftierung gibt es einen Beleg für seine Liebe zum Schachspiel. Intensiver beschäftigte er sich seit 1937 bis zu seinem Tod, 1980. Besonders aber in der Zeit nach 1976 gibt es viele Beispiele seines Schaffens. Damals reiste Schachgroßmeister Lothar Schmid spontan zu dem Meister in das idyllische Dorf Schretstaken, wie dieser in einem Geleitwort zu einem Buch von und über ihn schreibt.

„Ja, Schachspieler sind doch bessere Menschen“, war er sich gegen Ende seines Lebens sicher. Dabei gilt er vielen Kennern als Meister der Satire.

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Auflösung der Nr. 9: Dr. Emanuel Lasker war 27 Jahre lang Schachweltmeister.
Nr. 11: Er taugte anfangs nicht fürs Schach, später nicht fürs Leben

Sein Vater stirbt vor seiner Geburt. Die Not ist groß für die Mutter und ihre Dutzend zurückgelassenen Kinder. Er kommt zu seinen Großeltern, die ihn nach Art der Väter erziehen und ausbilden. Im Jugendalter sieht er zwei Jungen Schach spielen und will das auch lernen.

Am Ende seiner Jugendzeit löst er sich von seinem Zuhause, fährt in die nahe gelegene Stadt zu dem bekannten Schachmeister, hungert sich durch, um dort im Schachverein Schach zu spielen. Gegner sind diejenigen Stümper, gegen die der Schachmatador Vorgabepartien bis zu einem Turm spielt. Und selbst gegen die verliert er sang- und klanglos. Er taugt eben nicht zum Schachspiel, stellt man fest.

Er kehrt wieder nach Hause zurück und lässt eine Weile nicht mehr von sich hören. Dann fährt er wieder in die Stadt, fordert die bekannten Meister heraus und remisiert am Ende mit ihm nach zehn Partien. Bei einem zweiten Wettkampf- nun schon lange nicht mehr unterschätzt, gewinnt er mit 5:3. Zwei Jahre später spielt er sein erstes internationales Turnier, das er gewinnt. Innerhalb von vier Jahren bringt er es vom Schachspieler, den selbst Stümper noch schlugen, zum Sieger eines internationalen Turniers! Wer soll ihn da noch aufhalten!? Ein Jahr später belegt er in einem großen Turnier mit vielen anerkannten Meistern seiner Zeit Platz 3 unter 36 Spielern. Beim nächsten Turnier erzielt er schon den geteilten ersten Preis, beim folgenden ist er alleiniger Turniersieger. In dem Jahr, als er seinen dreißigsten Geburtstag begeht, gewinnt er fünf erste Preise. Zwei Jahre später soll er bereits um die Weltmeisterschaft spielen, woraus aber wegen eines anderen Ereignisses nichts wurde, das die Welt dramatisch veränderte. Später aber hat er nicht mehr die Kraft und den Siegeswillen zu einem WM-Kampf. Im Gegenteil: Er zieht sich zurück, spielt noch einige glanzvolle Partien, gewinnt noch einige Turniere. Seine Scheu am Brett nimmt zu. Ein Schachbuch hat er nie geschrieben, obwohl einige Eröffnungen seinen Namen tragen. Gefürchtet war der außerhalb des Schachbretts Lebensuntaugliche bei seinen Gegnern aber wegen seiner Endspiele.

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Auflösung der Nr. 10: Der Künstler Paul A. Weber schuf einen umfangreichen Werkzyklus mit Schachspielern als Thema.

Nr. 12: El Sabio

Vermutlich hat er nur das Vorwort des Spielebuches geschrieben und quasi als Herausgeber funktioniert, Text und Zeichnungen anderen überlassen.

In dem Buch ist er wahrscheinlich selber beim Schachspiel abgebildet, wie eine am 1. November 1967 herausgegebene jemenitische Schachbriefmarke (Wert 6 Bogash- der drittniedrigste Wert der 8 Briefmarken) zeigt. Ähnliche Motive und Spielabläufe aus dem gleichen Buch finden sich auf einer Briefmarkenserie aus Paraguay (herausgegeben am 15. Dezember 1980) und noch einmal aus Paraguay im Jahre 1982. 1984 wurde anlässlich 60 Jahre FIDE die Schachmotive erneut aufgegriffen und für Marken aus Laos verwandt.

Abgebildet sind auf den Originalminiaturen zwei und mehr Schachspieler auch bei Beratungspartien. Oft sitzen die Spieler im Freien oder sind in einem Zelt zu sehen. Exemplarisch ist der FIDE-Grundsatz abgebildet: Gens una sumus. Da spielt Alt gegen Jung, ein Araber gegen einen Christen oder Juden, eine Dame überreicht ihren Ring huldvoll an den Gegner, der gerade das Matt des Abu-Naam gelöst hat. Das Buch zeigt auch ganz deutlich den Stand der Schachtheorie der damaligen Zeit, wenngleich oft in den bildlichen Darstellungen Schachprobleme abgebildet werden.

El Sabio – so wurde er auch genannt – förderte das Schachspiel zu einer Ära, als die Kirche sowohl Kleriker als Gläubige wegen ihrer Spielwut – insbesondere auch wegen des in dem Buch dargestellten Würfelspiels- verdammte. Weil damals hohe Geldbeträge gesetzt wurden, sah man zwischen Schach- und Würfelspiel keinen Unterschied.

Sein Beiname – el sabio- bezieht sich aber nicht nur auf das Schachspiel, sondern auf die Förderung von Wissenschaft und Kunst. Als er starb, war er unter anderem nominell mehr als zwei Dutzend Jahre deutscher König. Entstanden ist das im wahrsten Wortsinn einzigartige Buch mit 98 wertvollen Pergamenten mit Schach-, Würfel- und Brettspielen ein Jahr vor dem Tod des el sabio.

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Auflösung der Nr. 11: Akiba Rubinstein (1882-1951)


Nr. 13: Seine Liebe zum Unentschieden

„Während seiner Laufbahn spielte er etwa 700 Partien, von denen er über 50 % remisierte“, schrieb Klaus Lindörfer über ihn. Ein Roman erzählte von seiner Liebe zum Unentschieden- da trug er allerdings einen anderen Namen. Durchaus zutreffend wird er und sein Spielverständnis in dem Roman u.a. so beschrieben: „Er spielt ruhig und bescheiden, ganz seinem Charakter entsprechend. Er hütet sich vor waghalsigen Angriffen und unbedachten Manövern. Es ist, als wollte er seinem Gegner sagen: „Schlag mich doch, wenn du kannst!... Er remisiert viele Partien, das ist wahr. Doch um ihn zu bezwingen, bedarf es die Kraft eines Giganten, eines Genies.“

Einer seiner Gegner hatte ihn so charakterisiert: „Es ist wahr, dass auch er die Fähigkeit besitzt, die es ihm erlauben würde, mit guten Erfolgschancen den Kampf aufzunehmen, aber er besitzt nur die Fähigkeit – weiter nichts. Er ist ein Mensch, der die Natur und das einfache Leben liebt und der so wenig von einem Teufelskerl an sich hat, dass man ihn nicht verlocken könnte, sich etwas zu nehmen, das ein anderer begehrt.“

Diese Worte nahmen vorweg, was zwölf Jahre später tatsächlich geschah: Der Schachmeister starb an Entkräftung. Weil er seine Schachfreunde nicht anbetteln wollte, hungerte er und starb drei Tage nach Weihnachten in der Hauptstadt des Nachbarlandes, wohin seine Freunde ihn verspätet eingeladen hatten.

In der Schachwelt kursiert die Ansicht, dass er sich zumindest bei einem wichtigen Zweier-Wettkampf schon vor dem ersten Zug über den Tisch ziehen ließ und deshalb in der letzten Matchpartie (ohne Niederlage bei acht Remisen und nur einem Sieg) entgegen seinen Gewohnheiten auf Gewinn spielen musste, was nicht gut für ihn endete.

Thomas Glavinic hat über ihn einen spannenden Roman geschrieben – hier hieß der Titelheld „Carl Haffner“, dem es wie dem richtigen Schachspieler zumindest nach dem unentschiedenen Ausgang seines wichtigsten Kampfes von Jahr zu Jahr schlechter ging.

Auflösung der Nr. 12: El Sabio war König Alfons X von Spanien (1221-1284)

Nr. 14: Nicht nur Bücher über Schacheröffnungen und Endspiele

„Ich besitze Ihre großartigen Bücher über Schacheröffnungen und Endspiele, habe aber nicht mehr die Gedächtniskraft, um das Beste aus ihnen zu machen. Großes Vergnügen hat mir auch Ihr Buch über die größten Schachpartien der Welt gemacht, das sehr erhellend ist, “, schrieb ihm 1956 der Psychologe Ernest Jones.

Er war tatsächlich von Kindheit an ein sehr guter Schachspieler, der sich mit der Psychologie der Schachspieler gut auskannte, was er u.a. auch im Alter von 24 Jahren bei einem Superturnier vor dem 2. Weltkrieg unter Beweis stellte. Schonberg hält ihn für eines der größten Naturtalente aller Zeiten, der „mit seiner klaren, übersichtlichen Spielweise und einem sicheren Gespür für korrektes Stellungsspiel unbeirrbar seinen Weg nach oben ging.“ So war er mehrere Jahre Meister seines Landes.

Im Schach sah er eine Verbindung mit der Kunst. Er hielt es auch nicht ohne Grund für auffallend, dass sich Männer eher als Frauen mit Schach beschäftigen.

„Im Zentrum der libidinösen Konflikte, die im Schach Befriedigung finden, stehen solche, die allen Männern auf der analen und der phallischen Entwicklungsstufe gemeinsam sind, insbesondere Aggression, Narzissmus und die Einstellung zum Penis. Sie alle finden im Spiel symbolischen Ausdruck; im Mittelpunkt der Symbolik steht die Figur des Königs, die überdeterminiert ist und drei verschiedene Bedeutungen besitzt: Sie repräsentiert den Penis des Knaben in der phallischen Phase; das Selbstbild eines Mannes, der sich für unersetzlich, unentbehrlich, überaus wichtig und doch schwach hält; und den auf die Größe des Knaben heruntergeholten Vater. Innerhalb der Entwicklung eines Spielers ist das Schachspiel Teil der Auseinandersetzung, in der der Knaben darum kämpft, es dem Vater gleichzutun und ihn zu übertreffen.“

Seine Arbeit jedenfalls ist die umfangreichste psychoanalytische Auslegung des Schachs und seiner Meister.

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Auflösung der Nr. 13: Karl Schlechter

Nr. 15: Die Syphilis raffte ihn hinweg

Neben Schach konnte der Mann so allerlei Kunststückchen: Beispielsweise folgende Liste nach kurzem Ansehen vorwärts und rückwärts aufsagen: „Antiphlogistine, periosteum, takadiastase, plasmon, threlkeld, streptococcus, staphylococcus, mirococcus, plasmodium, Mississippi, Freiheit, Philadelphia, Cincinnati, athletics, no war, Etchenerg, American, Russian, philosophy, Piet Potlleter´s Rost, Salamagundi, Oomisillecootsi, Bangmamvate, Schlechter´s Neck, Manzinyama, theosophy, catechism, Madjesoomalops." Als Beweis dafür, dass er diese Wörter wirklich auswendig wusste, betete er sie am nächsten Tag nochmals herunter.

Gegen 22 Gegner gleichzeitig konnte er ohne Ansehen des Brettes blind und zusätzlich an einem Kartentisch Whist spielen.

Mit sechzehn Jahren hatte er erst die Grundregeln gelernt und mit zwanzig Jahren beschlossen, Berufsschachspieler zu werden. Mit 22 Jahren gewann er das bis dato stärkste Schachturnier mit den besten Spielern seiner Zeit.

Beschrieben wurde er so: „ Er ist ausgesprochen angenehm und bescheiden im Umgang ...und ein gewaltiger Raucher. Er wirkt erstaunlich gelassen und sitzt am Schachtisch in bequemer Haltung und selbstbewusster Miene...nicht ein einziger Muskel bewegt sich, nur hin und wieder blinzelt er etwas schneller mit den Augen."

Geduld hatte er auch. Als er einmal gegen einen Weltmeister wegen eines Eröffnungsfehlers eine Partie verdarb, suchte er nach einer Verbesserung der Varianten und wartete immerhin acht Jahre, bis er sie gegen den gleichen Spieler erneut und diesmal zu seinem Gunsten anwenden konnte. Derselbe Weltmeister war stolz darauf, dass er die beste Partie seines Lebens ihn gespielt hatte, der sich übrigens als erster Schachspieler gezielt und vorsichtig auf die nächste Partie vorbereitet hatte. Nur in Sankt Petersburg war der allseits beliebte Schachspieler nicht vorsichtig genug und holte sich die Syphilis, von der er Jahre später im Alter von 33 Jahren hinweg gerafft wurde.

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Auflösung der Nr. 14: Dr. Reuben Fine gewann 1938 das AVRO-Turnier in Amsterdam, wandte sich aber nach dem 2. Weltkrieg der Psychologie zu.

Nr. 16: Tennismeister seines Landes

Er war zeitlebens ein Gentleman- vom Scheitel bis zur Sohle. Dabei war er in Deutschland einmal zwei Tage lang eingesperrt, weil man ihn der Spionage verdächtigte, als auf der Durchreise zu einem Turnier in Madrid Zeitungspapier in seiner Muttersprache in seinen dadurch erst wetterfest gemachten Schuhen entdeckt wurde. Er nahm es gelassen, gewann das Turnier -und kaufte sich vom Siegespreis ein Paar Schuhe.

Ein paar Jahre vorher wurde er in Prag zu Turnierbeginn feierlich so begrüßt: „Das sag ich dir, benimm dich anständig. Wehe, wenn du dich hier der Preise bemächtigst! Gast bleibt Gast, das versteht sich von selbst. Aber so einen verfluchten Kerl, der nur herkommt, um unsere heimischen Meister matt zu setzen – den machen wir fertig. Das schreib dir hinter die Ohren.“ Ein Witzbold hatte den Text für den Turnierleiter verfasst, der alle Teilnehmer in der Muttersprache begrüßen wollte, aber die Sprache dieses kleinen europäischen Volkes nicht verstand. Dem Redner wurde von dem angesprochenen Spieler mit freundlichem Beifall gedankt. Zu Turnierende war aber der ausländische Gast Turniersieger mit zwei Punkten Vorsprung. Turniere gewann er noch viele – auch Tennisturniere, hier war er ebenfalls Landesmeister- und handelte sich trotzdem den Beinamen „der ewige Zweite“ ein.

Begonnen hatte seine Laufbahn viel früher. Mit vier Jahren erlernte er Schach, mit 13 Jahren gewann er die Blitzmeisterschaft seiner Heimatstadt, obwohl man ihm wegen seiner Jugend zunächst die Teilnahme verweigern wollte und ein Jahr später die Schülermeisterschaft seines Landes. Er studierte alle erreichbaren Schachpartien und schrieb eigenhändig rund 800 davon ab. Zur weiteren Vervollkommnung – vor allem als Kombinationsspieler – spielte er Fernschach - bis zu 150 Partien gleichzeitig. Noch nicht zwanzig Jahre alt, erreichte er bei seiner Teilnahme an einer Olympiade am ersten Brett 66 Prozent aller Punkte. Ein Jahr später konnte man seinen Namen mit dem Wort Großmeister verbinden.

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Auflösung der Nr. 15: Harry Nelson Pillsburry (1872-1906)

Nr. 17: Trinke nur Wasser, nie Wein!

Der Mann bietet in seinem Buch wirkliche Hilfe für die Schachfreunde an mit seinen Rezepten für die Liebe und das Schachspiel. Im ersten Teil des besagten Buches berät er mit vielen Zitaten in Liebesdingen, im zweiten Abschnitt behandelt er Eröffnungen ebenso wie Endspiele und 150 Schachprobleme.

Wertvoll und beherzigenswert aber sind seine echten Tipps - hier in der sinngemäßen Übersetzung: „ Sorge bei Nacht, dass du das Licht zur linken Hand hast, bei Tage suche den Partner gegen das Licht zu setzen. Für den Gegner ist es schädlich, wenn er vor dem Spiel stark gegessen und getrunken hat. Dauert das Spiel aber zu lang, so ist es gut, etwas zu sich zu nehmen, damit man im Kopfe nicht schwach wird. Während des Spiels trinke nur Wasser, nicht Wein."

Der Mann war Berufsschachspieler und verstand wirklich was vom Schach und von der Schachtheorie. So werden einige der dort beschriebenen Eröffnungen heute noch als vollwertig anerkannt und gespielt.

In Salamanca ließ er das erste Schachbuch drucken und stellte die „alte" und die „neue" Art des Schachs gleichberechtigt nebeneinander vor. Heute gibt es Exemplare davon u.a. in Madrid, in London, in Brüssel und in Rio des Janeiro. Zu seiner Zeit tat sich im Schach Entscheidendes mit Auswirkungen bis heute: Figuren änderten ihre Gangart und wurden beweglicher und mächtiger und verliehen dem Schachspiel eine ungekannte Dynamik. Diese neue Sichtweise war damals auch außerhalb des Schachbretts spürbar.

Noch sieben Jahre zuvor wurde in Deutschland ein erstes Handbuch verfasst, die sogenannte Göttinger Handschrift. Sie ist ganze 33 Seiten stark mit kommentarlos aneinander gereihten guten und schlechten Eröffnungen sowie anschließenden Schachproblemen.

Unter seinen Namen ist folgendes theoretische Endspiel bekannt: Weiß: König e8, Turm d2, Bauer e7; Schwarz: König c7, Turm f1. Weiß gewinnt nach Turmschach und Brückenbau mittels 2. Turm c4! Es gehört seit Jahrhunderten zum Standardrepertoire der Turmendspiele.

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Auflösung der Nr. 16: Paul Keres(1916-1975)

Nr. 18: Onkel Doktor brachte ihm Schach bei

„Es geschah ganz zufällig. Ich erlernte Schach im Alter von sechs Jahren, als ich im Krankenhaus war. Ich hatte Gelbsucht und lag sogar in Quarantäne, da man nicht feststellen konnte, ob ich ein besonderer Fall oder ob meine Leber ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen war. Zu der Zeit war ich sehr schmächtig. Im Krankenhaus gab es diesen Doktor, der nachts immer da war und sich ebenfalls langweilte. Jeden Abend sah er mich hinter der Glasscheibe stehen, wo mich außer dem Pflegepersonal eigentlich niemand besuchen konnte, und eines Abends sagte er zu mir: „Ich werde dir ein Spiel zeigen!“ So berichtet ein lange Jahre zur Weltelite zählender Schachgroßmeister über die Anfänge seines Schachspiels.

Nachdem er im Krankenhaus die Schachzüge erlernt hatte, schenkte ihm die Oma ein Schachspiel und er trainierte - learning by doing – ohne nennenswerte Unterstützung weiter, bis er im Alter von 16 Jahren in der Meisterschaft seines Landes auf einen zweiten bis vierten Platz kam. Im Alter von 21 Jahren erfüllte er durch einen gemeinsamen Turniersieg mit Paul Keres die Großmeisternorm. In seinem Heimatland gab es dann 1968 eine entscheidende Änderung, die den unpolitischen, humanistischen Menschen dazu brachte, statt einer bürgerlichen Karriere sich aufs Schach zu verlegen.

„In den frühen Siebzigern war ich ehrgeizig, Ich war jung, sehr robust und spielte ziemlich gut Schach“, behauptete er zu Recht. In einem Interview in „New in Chess Magazine“ 1987 kommt er auch auf sein Steckenpferd zu sprechen, das Sammeln von Pilzen: „Es ist eine vorzügliche Art der Entspannung; in den Wald gehen, etwas joggen und Pilze sammeln. Das habe ich in der Schweiz gemacht, als ich in Biel spielte, und das werde ich in San Bernardino wieder tun; deshalb spiele ich so gerne in San Bernardino, auch wenn es schon spät im Jahr sein wird.“ Die Äußerungen des Großmeisters, der es zur Ehre eines Deutschen Meisters brachte, muss man sich natürlich in der ihm eigenen Sprache vorstellen!

Nun sind Sie mit dem Lösen am Zug!

Auflösung der Nr. 17: Lucena schrieb 1497 das erste gedruckte Schachbuch.

Nr. 19: „Heute spielt alles nach Ihrem System"

„Was jedermann für ausgemacht hält, verdient am meisten untersucht zu werden.“ Mit diesem Lichtenberg-Zitat führt der Autor – ein Unikum! - an seinem 48. Geburtstag in Band 1 seines Werks ein. Der Autor berichtet u.a. weiter: „Ende April kam ich wieder nach Holland, zu den beiden letzten Runden des „Kandidatenturniers“, wo mich Meister Donner mit den Worten begrüßte: „Heute spielt alles nach Ihrem System“.

Sein Buch fasste er als einen „Zwischenbericht“ auf, bei dem er sich nach rund 25 Jahren der Schachpraxis mit vielen schönen Partien aber immer noch am Anfang stehend empfand – was ihn nicht hinderte, mit Leidenschaft für seine Art Schach zu spielen einzutreten. „Dass wir also wieder lernen, auf eigenen Füßen zu stehen!“ Weitere Zitate: „Mit den „Varianten“ ist es ähnlich wie mit den Wörterbüchern: „Durch Nachschlagen in Wörterbüchern hat noch niemand den Geist und das Wesentliche einer Sprache gelernt.“- „Der Schachfreund, der nach meinem System künftig Schach spielen wird, soll gezwungen werden, besser noch, soll sich selbst zwingen, alles selbst zu finden, sich alles zu erarbeiten. - Diese Partiensammlung richtet sich daher auch und vor allem an die große Masse der Schachspieler. Dieses Buch hätte bereits seinen Zweck erfüllt, könnte ich nach einigen Jahren feststellen, dass ich zahlreichen Schachfreunden die Freude an und das Verständnis für das Königliche Spiel erhöht und vermehrt habe.“ - „Man schiebt auf „Sicherheit“, und übersieht, dass es auch noch Kombinationen gibt!“

Er propagierte sogar – für ihn war Schach vor allem Kunst – die Komposition von Partien. Da dies aber dem Kampfcharakter des Spielschachs wesensfremd ist, konnte sich diese Idee nicht durchsetzen. Er war ganz bestimmt kein Verehrer des Sicherheitsgedankens beim Schach, sondern ein „leidenschaftlicher Anhänger von Gambitspielen“ (Lexikon für Schachfreunde).

Sein Vater warf ihn noch am selben Tag aus dem Haus, als er 1931 Nazi-Mitglied wurde. Einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg wurde er -aber nicht deswegen- fast zwei Jahrzehnte aus dem Deutschen Schachbund ausgeschlossen. Er sammelte trotzdem einige Anhänger um sich. Als er im hohen Alter lang und spindeldürr durchs Dorf schlurfte, ging das Gerücht, dass er einer der größten Schachspieler sei.

Nun sind Sie am Zuge!

Auflösung der Nr. 18. Vlastimil Hort


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