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Nr. 20: Das Schachlehrbuch!

Ungewöhnlich ist schon auf Seite 1 die Widmung: „Herrn S. Marx in Berlin. Hochgeehrter Herr! In Erinnerung an freundliche Stunden, die wir vor einer Reihe von Jahren in der Gesellschaft Anderssens, Tausigs und Zuckertorts am Schachbrett verlebt haben, erlaube ich mir ihnen dieses Buch zu widmen! In Hochachtung und Verehrung Ihr alter Freund. Berlin, 2. Januar 1892.

Ein Jahr vor seinem Tod erschien bei Reclam mit obiger Widmung die sechste verbesserte Auflage des umfangreichen Schachbuches mit über 564 Seiten, das einen bescheidenen und unscheinbaren Titel trägt. Er selber war trotz seines französisch klingenden Namens ein Berliner Schachmeister, der auch schon eine „Sammlung leichter Schachaufgaben“ und eine „Anthologie der Schachaufgaben“ herausgegeben hatte. Wie gut sein Standardwerk ist, das kann man auch daran ersehen, dass es auch nach seinem Tod noch zahlreiche Auflagen erfährt.

In der Vorrede zur sechsten Auflage gibt der Autor an: „In dem vorliegenden Werke, das für Anfänger und geübtere Spieler bestimmt ist, habe ich die Elemente des Schachspiels sehr ausführlich behandelt. Dann folgt eine gedrängte Darstellung der Theorie der Eröffnungen, deren jede von ihr angehörenden Partien begleitet ist. Letztere enthalten zahlreiche im Text befindliche Erläuterungen, und die wichtigsten Stellungen sind bildlich dargestellt. Diese ganze Art der formellen Behandlung, welche jetzt allgemein üblich ist, habe ich zuerst im Jahre 1857, als ich gemeinschaftlich mit Adolph Anderssen die Berliner Schachzeitung redigierte, eingeführt, um den Gegenstand lebendiger zu machen.“

Auf den nächsten Seiten der Vorrede gibt er einen Überblick über die Schachspieler des 19. Jahrhunderts, beginnend mit Anderssen. Im Anhang des Buches wird auch für das Verlagsprogramm geworben. Dabei ist zu sehen, dass der Autor weitere Titel bei Reclam veröffentlicht hat: u.a. „Buch der Schachmeisterpartien“ - „Damespiel“ - „Schachaufgaben 1., 2. und 3. Teil“. Vermutlich hat das Buch fast jeder Schachfreund in seinem Bücherschrank!

Nun sind Sie am Zuge!

Auflösung der Nr. 19: Emil Joseph Diemer propagierte das von ihm verbesserte Blackmar- Diemer- Gambit (BDG).

Nr. 21: Ready-made

„Meine Aufmerksamkeit gehört einzig dem Schach. Ich spiele Tag und Nacht und nichts auf der Welt interessiert mich so sehr, wie den richtigen Zug zu finden. Ich verliere mehr und mehr das Interesse am Malen“, schrieb er 1919 in einem Brief. Vor dem 1. Weltkrieg hatten tatsächlich auch Schachmotive in sein Werk Einzug gehalten. Vom Malen konnte aber nach dem 1.Weltkrieg schon nicht mehr die Rede sein: Er stellte nur mehr fertige, von anderen produzierte Dinge auf einen Sockel – und fertig war das Kunststück.

„Das Milieu der Schachspieler ist mir wesentlich sympathischer als das der Künstler; das sind so richtig umnebelte blinde Leute, Leute mit Scheuklappen, Verrückte mit Bedeutung, so wie Künstler eigentlich sein sollten, es aber nur selten sind.“ Schach hielt er zweifellos für Kunst: „Ein Schachspiel ist sehr plastisch. Sie konstruieren es. Mit dem Schach kreiert man schöne Probleme. Und diese Schönheit ist mit dem Kopf und den Händen gemacht....Schach hat die visuellen Möglichkeiten von Kunst. Es ist eine mechanische Skulptur, die aufregende plastische Werte vorlegt. Wenn man das Spiel kennt, spürt man, dass der Läufer wie ein Hebel ist. Er besitzt eine ganz neue Struktur, wenn er bewegt wird. Es liegt ein geistiges Ziel vor, wenn man auf die Anordnung der Figuren auf dem Brett blickt. Die Umwandlung des visuellen Aspekts in die graue Substanz ist etwas, das beim Schach immer geschieht und das auch in der Kunst geschehen sollte.“ Er hielt „alle Schachspieler für Künstler, während nicht alle Künstler Schachspieler sind.“

1925 erhielt er in Nizza das Diplom eines französischen Meisters, spielte zehn Jahre lang bei internationalen Turnieren mit und erreichte eine solche Spielstärke, dass er in der französischen Mannschaft bei Schacholympiaden mithalten konnte. Ab 1937 leitet er eine wöchentliche Schachkolumne, veröffentlichte eine Theorie seltener Endspiele und war ein ausgezeichneter Fernschachspieler. Noch Ende der 50er -Jahre konnte er bei den Meisterschaften des Staates New York Paroli bieten.

Nun sind Sie mit dem Raten am Zuge!


Auflösung der Nr. 20: Jean Dufresne (1829-1893)
Nr. 22: Um gut 150 Jahre voraus

Für Großmeister Bent Larsen war er der beste Spieler alle Zeiten: „Denn er war seiner Zeit um gut 150 Jahre voraus, und nie zuvor oder danach zeigte ein Spieler eine derartig nachhaltige Überlegenheit über seine Zeitgenossen.“ Bekannt ist Francois- Andre Danican allerdings den Schachspielern eher unter seinen „Künstlernamen“. In den meisten Partien musste er seinen Gegnern Züge, Bauern oder Figuren vorgeben, damit wenigstens zu Anfang es einigermaßen spannend war. Spätestens ab dem Mittelspiel schob er seine Gegner mit seinem trockenen Spiel zusammen. Wo andere nach Kombinationen suchten, hatte er eine Spielstrategie, in der die Bauern das Gerüst seines Aufbaus bildeten. Er kann als Ahnherr des positionellen Spiels angesehen werden.

Am Brett spielte er mit Riesenkräften und bezwang – da war er neunzehn Jahre alt - keinen Geringeren als Phillip Stamma. Bekannt ist ein flehentlicher Brief von Diderot an ihn, unbedingt vom Blindsimultanspiel (sein damaliger Rekord: 3 Spieler) zu lassen, da dies seine Gesundheit ruinieren würde. Im Alter von 23 Jahren veröffentlichte er mit einer Auflage von 433 Stück ein Werk über das Schachspiel, das später über hundert Auflagen in mehreren Sprachen erlebte und in der in der Vorrede sein Hauptvermächtnis in Kurzfassung überliefert ist: „Die Bauern sind die Seele des Spiels.“

Eigentlich war er kein Schachspieler, sondern Musiker, dessen Opern auch nach seinem Tod noch aufgeführt wurden. Von König Ludwig XV. erhielt er als Musiker eine lebenslange Pension. Er komponierte Motetten, Arien und Symphonien. Nach der französischen Revolution floh er aus politischen Gründen von Paris nach London, um dem Terror zu entgehen, starb aber schon bald vereinsamt, verarmt und von der Gicht geplagt.

Nun sind Sie mit dem Lösen am Zug!

Auflösung der Nr. 21: Marcel Duchamp, einer der größten Künstler des 20. Jahrhunderts

Nr. 23: Er sammelt Briefmarken

Im Vorwort eines kleinen, sehr lesenswerten Büchleins über Schachbriefmarken schreibt er u.a.:“ Die Schachphilatelie entstand erst vor einem halben Jahrhundert. Und sofort gewann sie die Sympathien von Liebhabern des ewig jungen Spiels und von Sammlern. Sie entwickelte sich stürmisch in verschiedene Richtungen: Marken, Blocks, Ersttagsbriefe und – Karten, Ganzsachen, spezielle Poststempel, Begleitetiketten zur Registratur. Schach unter der Lupe ist der Hauptrichtung der Schachphilatelie – den Marken – gewidmet. Bestechend an diesem Titel ist sein enzyklopädischer Charakter...“

Er selber ist Ehrenmitglied des Bundes der Philatelie seines Landes und besitzt eine erlesene, teure Sammlung von Briefmarken, die er in einem Interview in Magazin der Süddeutschen Zeitung vor einigen Jahren einmal vorstellte.

In einem Mitte der Siebziger Jahre erschienenem Buch über ihn heißt es: Natürlich nimmt die Philatelie bei ihm den ersten Platz ein. Briefmarken sind seine Leidenschaft, jetzt besteht seine Sammlung aus Zehntausenden von Exemplaren, und über jede Marke weiß er buchstäblich alles. Seit langem sammelt er nicht nur Schach- oder Sportserien, was bei ihm als Sportsmann nicht verwunderlich wäre. Wer es miterlebt hat, wie interessiert er jede ihm zugänglich Kunstausstellung besucht, wird auch seine umfangreiche Serie „Kunst“ für selbstverständlich halten.“

Für das Schreiben des Vorworts des eingangs erwähnten, 1986 erschienen Büchleins über Schachbriefmarken – er wird da als Internationaler Großmeister genannt - hätte man also keinen besseren finden können. Gerade in den Jahren zuvor war er selber auf Briefmarken beim Schachspielen abgebildet, denn er hatte sich nicht nur als Briefmarkensammler, sondern auch als Schachspieler einen Namen gemacht. Im Jahre 1969 wurde er in Stockholm unter 38 Bewerbern Jugendweltmeister und gewann in den Folgejahren fast alle Turniere, an denen er teilnahm.

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Auflösung der Nr. 22: Philidor (1729-1795)

Nr. 24: Viel Feinde, viel Ehr!

Vielleicht hielt er es mit dem Sprichwort: Viel Feinde, viel Ehr! Ehre hat man ihm schon zu Lebzeiten und auch nach seinem Tode angetan, indem sich manch ein Schachverein mit seinem Namen schmückte – außer in der Nazizeit, wo man sich für den Juden schämte.

Er selber ließ kaum eine n Streit aus. Seine Gegner warfen ihm Dogmatismus vor. So hat er in den letzten Jahren seines Lebens seine These von dem einzig richtigen Zug dadurch bekräftigt, dass auf 1.e4 nur 1....e5 und auf 1.d4 nur 1...d5 richtig sei. Ein Weltmeister schrieb über ihn: „ Ist die Strategie des Schachspiels so, wie er es sich in seinem Kopfe malt, so ist sie wunderbar, schier unbegreiflich. Wäre die Welt nach einem solchen Vorbild geschaffen, dann wäre sie ein glitzernder Palast.“ Aber mit dem Weltmeister wollte er ohnehin nur die Wörter „Schach und matt“ wechseln, was ihm aber nicht oft gelang. „Mein Gegner hat den Glauben an die Schönheit, ich an die Kraft. Ich glaube, dass das Kräftige auch schön sei. Er verehrt einen Gedanken, der tief ist, ich einen solchen, der Arbeit leistet“, schrieb dieser Weltmeister schon vor dem Wettkampf über ihn.

Als er einem Wiener Schachmeister vier oder mehr Partien in einem Wettkampf auf acht Partien vorgeben wollte, konterte dieser: „ Das eine steht fest: in meinem gelehrten Gegner schlummern ganz ungeheure, uns allen und ihm selbst noch ganz unbekannte Kräfte. Gleichwohl scheint mir die Idee, Meinungsverschiedenheiten durch den Zweikampf zu entscheiden, wenig Nachahmung zu verdienen. Die Berufung auf die Kraft, das Aufstreifen der Hemdsärmel mag Preisboxern zur Zierde gereichen, aber in Fragen der Kunst und Wissenschaft scheint mir die Einbürgerung derartiger Argumente nicht gerade wünschenswert... Überall wo ritterliche Affären im Zweikampf ausgetragen werden, wird peinlichst darauf geachtet, dass die Duellanten - mögen ihre Kräfte und Fähigkeiten noch so ungleich sein - mit Waffen von gleicher Größe und Güte versehen werden. Warum setzt sich nun mein verehrter Gegner über eine ritterliche Gepflogenheit hinweg, die doch sogar von notorischen Raufbolden respektiert wird?“

Nun sind Sie am Zug!

Auflösung der Nr. 23: Anatolij Karpow

Nr. 25: Eine echte Ausnahmeerscheinung

„Bezüglich der Spielweise darf natürlich kein allzu strenger Maßstab angelegt werden, da selbstredend tief angelegte Kombinationen dem weiblichen Charakter weniger eigen sind.“ Diesen Wort des Schachhistorikers Bachmann fühlte sich wohl auch 1929 der Wiener Meister Albert Becker verpflichtet, als er gegen eine Dame spielte, deren erstes Schachopfer er bei ihrem ersten Auftreten bei einem Männerturnier wurde und in dem von ihm vorher angeregten Club eintreten musste. Viele Meister folgten in den nächsten 15 Jahren, darunter Euwe, Sultan Khan, Vidmar, Maroczy, Rubinstein, Flohr, Eliskases und Reshevsky.

Sie war damals die einzige Frau, die bei Männerturnieren mitspielen „durfte“ und Höhen und Tiefen mit ihrer Art des Schachspiels erlebte. 1929 wurde sie in Karlsbad Turnierletzte und bestätigte damit in den Augen mancher Schachspieler die Vorbehalte gegen Frauenschach.

1929 zeigte sich bei einem anderen Turnier ihre wahre Spielstärke, als sie mit einem halben Punkt Abstand und punktgleich mit Rubinstein hinter Capablanca Zweite wurde.

Aljechin jedenfalls hatte genug von ihr gesehen und schrieb quasi von Weltmeister zu Weltmeisterin: „Es besteht kein Zweifel, dass sie unter den Frauen eine echte Ausnahmeerscheinung darstellt. Sie besitzt so großes Schachtalent, dass es ihr durch weitere Arbeit und Turniererfahrung mit Sicherheit gelingen wird, ihr jetziges Niveau, das eines Durchschnittsspielers, zu heben und zu einem hochklassigen internationalen Champion heranzureifen... Es ist die Pflicht der Schachwelt, sie in ihrer Entwicklung in jeder Hinsicht zu unterstützen.“

Unter den Frauen ihrer Zeit war sie ohne Konkurrentinnen und verteidigte sechsmal ihren Titel, den sie 1927 mit 10,5 Punkten aus elf Partien erobert hatte.

Geboren wurde die Tochter eines Tschechen und einer Engländerin in Moskau. Sie übersiedelte mit 15 Jahren nach England, heiratete 1937 einen Engländer und starb in London, wo sie zusammen mit Mutter und Schwester als Bombenopfer zu Tode kam.

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Auflösung der Nr. 24: Siegbert Tarrasch ( 1862-1934)

Nr. 26: Ein Schachspieler ohne übliche Moral

Warum man Schach spielen sollte, das schrieb er exemplarisch im ersten Schachbuch seines Landes: Durch Schach übe man sich in „Vorsorge, die ein wenig in die Zukunft blickt“. Weiter trainiere man „Umsicht, die das ganze Schachbrett prüfend betrachtet.“ Daneben komme man zu Erfolg durch „Vorsicht, die uns davon abhält, unsere Züge allzu hastig zu machen.“ Schließlich erlerne man am Beispiel Schach, „uns nicht entmutigen zu lassen, wenn es gegenwärtig den Anschein hat, als stünde es um unsere Dinge schlecht, die Lebensregel, auf eine günstige Wendung zu hoffen, und die, beharrlich fortzufahren, nach Auswegen zu suchen.“

Er lebte viele Jahre seines Lebens in London und in Paris und konnte da die Ratschläge, die er mehr schriftstellernd als durch praktisches Spiel anderen erteilte, selber gebrauchen. Fast wäre er der Benjamin seiner Familie geworden als 15. von 17 Kindern. Mit üblicher Moral hatte der Sohn puritanischer Eltern wenig am Hut. Außerdem ging er nur zwei Jahre zur Schule und fand seine erste Anstellung bei seinem älteren Bruder. Seinen ersten Sohn hatte er mit einer Frau gezeugt, die er verließ. Dafür lebte er mit einer verheirateten Frau zusammen, mit der er aber über Jahre hinweg wegen seiner Auslandstätigkeit nicht zusammentraf und die er Jahre vor ihrem Tod zum letzten Male gesehen hatte. Er erfand sogar bei Gewitter nützliche Dinge, mischte sich in die Politik seines Landes ein und freute sich sicher auch an den vielen Devotionalien mit seinem Abbild. Er flirtete mit den Damen, die den weisen, älteren Mann zu sich in den Salon einluden. „Sagen Sie, liebe Freundin, wie es Ihnen heute Morgen geht. Nie wieder werde ich einer Partie in Ihrem Badezimmer zustimmen. Können Sie mir vergeben?“, schrieb er einer Französin.

In Englisch heißt sein berühmter, übrigens in Paris formulierter Schachbeitrag: „The Morals of Chess“. Als er 84-jährig starb, wurde die Nationalversammlung in Paris zur Bekanntgabe seines Todes unterbrochen.

Nun sind Sie mit dem Raten am Zug!

Auflösung der Nr. 25: Vera Menschik, die erste Schach-Weltmeisterin (1906-1944)

Nr. 27. Gefährlich ist es, mit dem König zu spielen

Schach - das königliche Spiel. Das Schachspiel zählte neben Schwimmern, Reiten, Bogenschießen, Boxen, Jagen und Dichten zu den sieben ritterlichen Fertigkeiten, die derjenige können sollte, der zum „vollendeten Adel“ gehören wollte.

„Gefährlich ist es für einen gewöhnlichen Mann, mit dem König zu spielen“, meinte ein Ritter vor vielen Jahren. „ Als ich indessen sah, dass ich ihm jedoch nicht widerstreben dürfe, versprach ich zu spielen, mit dem Wunsche jedoch, gegen ihn zu verlieren, indem ich sagte, was tut´s mir Armen, wenn ich vom Könige besiegt werde? Aber ich fürchte, Herr, du wirst mir bald zürnen, wenn mir das Glück zum Siege verhilft. Der König lächelte und sagte scherzend: Mein Lieber! Hierüber brauchst du dich nicht zu bekümmern; wenn ich auch nie gewinne, werde ich doch nicht aufgebracht werden. Aber wisse bestimmt, ich wünsche, dass du mit mir spielst, denn ich will sehen, was für unbekannte Züge zu tun wirst.- Alsdann zogen aufmerksam wir beide, der König und ich, und Dank sei ihm, dreimal fiel der Sieg zum großen Erstaunen vieler seiner Vornehmen mir zu. Er setzte gegen mich, wollte aber nicht, dass auch ich gegen ihn einsetze; und gab, was er gesetzt hatte, dass kein Heller übrig blieb. Mehrere folgten, ihn zu rächen, begierig, und boten Pfänder, verschmähten aber die meinigen, in sicherer Annahme, nicht zu verlieren, und stark aufs zweifelhafte Glück vertrauend. Einer half dem Andern, aber mit zu vielen Helfern schadeten sie sich. Die verschiedenartigen Ratschläge wurden ihnen hinderlich, sodass ich, während sie stritten, leicht gewann, und dies dreimal, denn weiter mochte ich nicht spielen.“

Der Ritter war in Friedensmission unterwegs als Botschafter seines Königs bei einem besiegten König und spielte vor Vertragsabschluss zuerst gegen Minister und den König, bevor er wieder nach Hause kommt. Sein König erlässt nach der obigen Schilderung den besiegten Gegnern alle Forderungen und schließt Frieden.

Nun sind Sie mit dem Raten am Zug!

Auflösung der Nr. 26 : Benjamin Franklin, einer der amerikanischen Gründungsväter und Erfinder des Blitzableiters

Nr.28: Patent für Schachfiguren

1988 wurden anlässlich des Weltkongresses der Schachmotivsammler im Staatlichen Museum für Völkerkunde in München herrliche „Schachspiele im Lauf der Kunst- und Kulturgeschichte“ präsentiert. Im Jüdischen Museum der Stadt Wien wurden 1996 bei der Ausstellung „Ein Lied der Vernunft. Schach: Die Welt in 64 Feldern“ am Beispiel der Partie Rubinstein- Grünfeld herrliche Schachfiguren gezeigt. Schachfiguren selber stellen für Künstler immer wieder einen Anreiz dar, einen Figurensatz zu schaffen. Mit am bekanntesten dürfte hier wohl Hartwigs Bauhaus-Schachspiel sein. Im 20. Jahrhundert schufen aber auch Künstler wie Man Ray, Yves Tanguy, Max Ernst, Alexander Calder, Paul Wunderlich u.a. Schachfiguren. Selbstverständlich gibt es aber auch Schachsets „James Bond“, „Popeye“ oder „Mickey Mouse“. Je schöner und repräsentativer aber die Schachfiguren sind, desto weniger gut wird damit gespielt.

Der Standard-Spielsatz, mit dem die Schachmeister des vergangenen Jahrhunderts spielten, wurde bei der „Great Exhibition of Art and Industry“ erstmals vorgestellt, nachdem er zwei Jahre vorher unter der Nr. 58607 zum Patent angemeldet worden war. Der damals vermeintlich beste Spieler der Welt wurde als Namensgeber für das Design gewonnen und nach ihm wurden die Figuren benannt, mit denen heute noch international gespielt wird.

Diesem besagten Spieler und Shakespeare- Kenner hat die Schachwelt aber nicht nur die Schachfiguren-Namensgebung zu verdanken, sondern weitaus mehr: Er lud zu dem ersten Treffen der weltbesten Spieler aus verschiedenen Nationen ein: „ Wenn auch die Partien von McDonnel und De la Bourdonnais zur Instruktion und zur Freude des wahren Studierenden weiterleben werden, wie groß, dachten wir, wäre erst der Gewinn für unsere Schachliteratur, wenn wir der Brillanz Frankreichs und der Analytik Englands die Solidität Deutschlands, die Subtilität Italiens und die Originalität Russlands zugesellen.“

Er plädierte für ein einheitliches Regelwerk und setzte Maßstäbe, bis 1924 die Fédération International des Échecs (FIDE) gegründet wurde.

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Auflösung der Nr. 27: Ruodlieb, verfasst 1060 im Kloster Tegernsee

Nr. 29: Er hat als Kind nie Schach studiert

„Vier Jahre lang stand ich im Licht der Öffentlichkeit. Die Leute betrachteten mich, befühlten mich, versuchten mich zu liebkosen, stellten Fragen. Professoren maßen meinen Schädel und psychoanalysierten mich. Reporter kamen zum Interview und schrieben phantasievolle Geschichten über meine Zukunft. Ständig hatten die Photographen ihre Kameras auf mich gerichtet,“ beschrieb er den Anfang seiner Schachkarriere, bei der sich die Erwachsenen fragten, „wie ein achtjähriger Junge Graubärte in ihrem eigenen Spiel schlagen konnte.“

Im Alter von acht Jahren hatte er schon als Schachwunderkind weltweiten Ruhm erworben durch öffentliche Auftritte vor vielen Zuschauern in Europa und Amerika. Er hatte das Spiel nie studiert, sondern beim Zusehen beim Vater abgeguckt. Im Alter von vier Jahren schlug er die meisten Spieler in seinem Wohnort, mit sechs Jahren die Spieler in zwei großen Städten seines Landes und bereist mit acht Jahren begleitet von den Eltern die Hauptstädte Europas mit Vorstellungen in Berlin, Wien, Paris, London sowie New York in den USA, von wo aus er eine fast zweijährige Tour durch die Vereinigten Staaten startete. Sogar blind spielen konnte er schon als Kind. Sein erster Meister, den er in einem ernsten Turnier schlug, war Janowski.

Im Alter von 12 Jahren musste er denn doch zur Schule gehen. Er lernte lesen und schreiben, besuchte mehrere Schulen und Universitäten und verschwand aus den Blickpunkt der Öffentlichkeit, ehe er wieder in Turnieren auftrat. So ungestüm er in seiner Kindheit Schach spielte, desto bedächtiger erschien das Schach des Erwachsenen. Er war nach wie vor um Tempo im Spiel bemüht, verbrauchte aber viel Bedenkzeit und kam oft in Zeitnot, die er allerdings meist glänzend meisterte.

„Ich werde ständig gefragt, wie es möglich war, dass ich als Kind so stark Schach spielte. Natürlich wusste ich keine Antwort zu geben. Ich konnte singen, und ich konnte Rad fahren und ich konnte Schach spielen, aber ich wusste nicht wie oder weshalb ich diese Fähigkeiten besaß. Ich sang, weil es mir Spaß machte zu singen – und spielte Schach, weil es mir Freude bereitete.“

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Auflösung der Nr. 28: Howard Staunton

Nr. 30: Ein Vermögen verraucht

Paul Tröger erinnert in seinem „Schachlesebuch" an ihn als einen der geistvollsten Meister, denen er begegnet sei. Er habe - aufgewachsen in einem Charlottenburger Hinterhof - den Flair eines Gentlemans gehabt und ohne Sozialversicherung sich bis ins Alter hauptsächlich von Zigaretten und einer gefüllten Pfeife ernährt, wie er auch in einem Buch über ein „langes Schachjahrhundert" abgebildet ist.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er der erste deutsche Internationale Großmeister. Bereits vor dem Krieg hatte er mit viel Erfolg Deutschland auf den Schacholympiaden vertreten. Außerdem trat er als Blind- und Simultanspieler an die Öffentlichkeit - auch, weil dies Spektakel bot.

In der Eröffnungstheorie sind zwei wichtige Eröffnungen nach ihm benannt, mit denen er als Weißer mit „Beton-Varianten" gegen Indische Eröffnungen ankämpfte. Er war ein tiefgründiger Eröffnungskenner, kam aber als hervorragender Blitzschachspieler praktisch in jeder Partie in Zeitnot und erzielte oft nicht den Erfolg, der ihm eigentlich zugestanden wäre. Manchmal- so erzählt das Bonmot - fehlte ihm sogar die Zeit zur Partieaufgabe.

Trotzdem erreichte er in den über 80 Turnieren, in denen er mitspielte, stolze Ergebnisse. Einen ersten Erfolg holte er sich 1920 im „Berliner Tageblatt- Turnier", das er im Alter von 24 Jahren gewann, nebst einem Geldpreis in Höhe von 600 Mark für den finanziell stets klammen Lebenskünstler. Er selber hielt seinen dritten Platz 1925 in Baden-Baden hinter Aljechin und Rubinstein für seine beste Leistung.

Tröger berichtet, wie er 1967 nach einer schweren Operation um Mitternacht im Krankenhaus von dem Lebenskünstler besucht wurde. Er „zog sich einen Stuhl heran, legte den Mantel ab und begann in der Tasche nach Tabak zu graben, um sich eine Pfeife zu stopfen. Das überzeugte mich, dass ich es mit einem Wesen aus Fleisch und Blut zu tun hatte. Eine kurze Bitte, und die Pfeife verschwand wieder. Ich weiß, dass der Großmeister damit ein schweres Opfer brachte."

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Auflösung der Nr. 29: Samuel Reshevsky ( 1911-1992)

Nr. 31: Ein dornengekröntes Haupt

Als "dornengekröntes Haupt" hat ihn ein Biograph betitelt. „Es muss nicht immer der Irrsinn sein, der die letzte Brücke zum Jenseits wurde wie bei Morphy, Steinitz und Pillsbury. Es musste nicht gerade zum Hungertod führen wie bei Schlechter oder Breyer, nicht zum Selbstmord wie bei Swiderski und Bardeleben, nein, aber selbst ein Lasker, der in so weite Gebiete jenseits des Schachs vorgestoßen war, hat recht kümmerlich scheiden müssen, und wie traurig Aljechin des langes Tages Reise in die Nacht beendet hat, ist wohlbekannt.“

Daran gemessen sei das Leben des Schachmeisters, der das wohl wichtigste Schachlehrbuch zwischen den beiden Weltkriegen verfasste, geradezu in Ordnung verlaufen. „Er sammelte keine Reichtümer, er verbrachte seine Tage einfach und bescheiden, er wurde krank und starb in mittleren Jahren.“


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