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Seine Ideen, inzwischen längst Gemeingut aller Schachspieler, galten als bizarr und exzentrisch, weil er sich selber im Schachsaal manchmal so verhielt. Eine solche Schrulle wird wie folgt berichtet, dass er auf den 1. Zug e2-24 seines Gegners ein bis zwei Minuten lang sehr intensiv auf den Bauern e4 geblickt, dann eine beträchtliche Zeit auf die Zimmerdecke gestarrt habe, „dann auf seine Hände, indem er offenbar sorgfältig zählte, wie viele Finger er an jeder Hand habe, und nachdem er sich klar überzeugt hatte, dass kein Finger fehle, stand er vom Stuhle auf und schaute sich die Bilder, die im Zimmer hingen, an. Dann kehrte er zu seinem Platz zurück, und da er dort ein rotes Papier fand, auf dem die neuesten in Deutschland gebräuchlichen Uhren beschrieben waren, las er das Blatt aufmerksam durch und untersuchte darauf, ob der Mechanismus der Uhr auf dem Papier genügend klar bezeichnet war. Und noch immer war kein Zug geschehen.“

Bei einem anderen Turnier kam er mal um 45 Minuten zu spät zur Partie, ließ sich dann Zeit mit dem Partiebeginn, zog dann so lässig, dass sein unterlegener Gegner ihm am nächsten Tag zum Duell aufforderte. Dabei hatte er durchaus eine gesunde Schachspielauffassung, mit der er bedeutende Turniere in den zwanziger Jahren gewann.

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Auflösung der Nr. 30: Fritz Sämisch ( 1896-1975)

Nr. 32: Ein Allroundgenie

Er war als begabter Pianist Musikkritiker einer schlesischen Zeitung. Außerdem war er Militärsachverständiger - schließlich hatte er freiwillig in einem Kriege gegen Österreich mitgemacht und soll zudem ein guter Scharfschütze und Säbelfechter gewesen sein. Zumindest eine Auszeichnung wegen Tapferkeit vor dem Feinde erhielt er. Studiert hatte der Mediziner aber auch Chemie und Physik. Außerdem war er Auslandskorrespondent, gab kurze Zeit selber eine politische Zeitung heraus und schrieb für die Bismarcksche „Allgemeine Zeitung“. Sprachwissenschaftler war der elf Sprachen fließend sprechende Sohn eines preußischen Missionspredigers und einer polnischen Adligen ebenfalls - in Arabisch, Türkisch und Sanskrit besaß er aber nur Grundkenntnisse.

Und Schach spielen konnte der Redakteur der „Neuen Berliner Schachzeitung“ ebenfalls, soll er doch als Lieblingsschüler Tausende Partien mit seinem Meister Anderssen gespielt haben, obwohl er das Spiel erst mit 18 erlernt haben soll. Auch hielt er den damaligen Weltrekord für Bildsimultanspiel mit 16 Partien. Bedauernd stellte er fest: „Wenn ich Sportsmann wäre und Bicykle fahren könnte, so dass ich nicht durch das Herumgehen ermüdet würde, spielte ich gegen 200 Gegner gleichzeitig!“

Als er nach London umzog, erwarb er die englische Staatsbürgerschaft und gab in der englischen Hauptstadt die „Westminster Papers“ und das „Chess-Monthly heraus. In jener Schachzeitschrift ließ er sich über einen (besseren) Spieler wie folgt aus: „Bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit erinnert er mich großzügig daran, dass ich vor zwölf Jahren einen Wettkampf gegen ihn verloren habe.“ Und an anderer Stelle schreibt er über den gleichen Spieler: „Er besaß ein gewisses Maß an Selbstbeherrschung, das sich mit zunehmenden Alter immer mehr verringerte, und jetzt, da er fett, unfair und über vierzig geworden ist, hat er die Maske abgestreift und verspritzt sein Gift hemmungslos aus prall gefüllten Drüsen.“ Man sieht, er konnte schon austeilen, wenngleich er auch im zweiten anberaumten Wettkampf (in New York, in St. Louis und in New Orleans) trotz zwischenzeitlicher Führung erneut verlor.

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Auflösung der Nr. 31: Aaron Nimzowitsch (1886-1935)

Nr.: 33: Die Jugend hat triumphiert!

Mehr als sieben Jahrzehnte im internationalen Schach behauptete er sich. Noch 1948 - er war da gerade erst 83 Jahre alt, schlug er im Stockholm den um ein Jahr älteren Holländer van Foreest und kommentierte den Sieg so: „Die Jugend hat triumphiert!“

Bis knapp vor seinem Tod spielte er noch mit beachtlicher Stärke und hielt sich durch Schwimmen fit. Bei seinem 80. Geburtstag - er hatte da noch rund ein Jahrzehnt Leben vor sich - hielt er folgende Tischrede: „ Ich habe mir sagen lassen, dass viele Leute nicht einmal das biblische Alter von 70 Jahren erreichen; und von denen, die es schaffen, die meisten zwischen 70 und 80 sterben. Ich darf dann wohl annehmen, meine Damen und Herren, dass ich meinerseits nunmehr ein für alle Mal aus der Gefahrenzone bin.“

Humor hatte er - und bewies ihn auch zu Zeiten, als er wegen seiner Herkunft Nazideutschland in Richtung England verlassen musste. Dort wurde er bald naturalisiert und kommentierte gegenüber einem Londoner Redakteur seinen in Deutsch gehaltenen Beitrag voller Sarkasmus: „Finden Sie nicht auch, dass ich für einen Engländer die deutsche Sprache recht gut beherrsche?“

Besonders übel hat man ihm mitgespielt, als man sogar seinen Namen aus dem „Lehrbuch das Schachspiels“ herausgestrichen hat. Schließlich war er nicht irgendwer, sondern wurde oft in Zusammenhang mit Jean Dufresne genannt. Wie dieser hatte er auch einen französisch klingenden Vornamen. Er gab nebenbei auch Turnierbücher sowie Partiensammlungen und Endspielbücher heraus. Als Literat war er gesucht, wenngleich der ganz große Schacherfolg durch Turniersiege eher selten für ihn war. Dazu spielte er wohl ein zu romantisches Schach. Das brachte ihm viele Schönheitspreise ein – manchmal aber auch dem Gegner. Er leitete Spitzenschachveranstaltungen und kümmerte sich auch – z.B. 1911 in San Sebastian- um die Vergütung der Spitzenspieler für deren Reise- und Aufenthaltskosten. 1881/82 schon gewann der Leipziger das Winterturnier der „Augustea“ und veröffentlichte bereits Schachprobleme.

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Auflösung der Nr. 32: Johann Hermann Zuckertort (1842-1888)

Nr. 34: Ich werde nicht ganz sterben!

Sein Erzeuger war damals 35 Jahre alt, Ungar von Geburt und Hofbeamter in Wien. Er starb am 26. März 1804 im Alter von 70 Jahren in Wien, wo sein Haus ein beliebter Treffpunkt für die örtlichen Geistesgrößen war. Seine Familie errichtet ihm ein Denkmal mit dem passenden Nachwort des Römers Horaz: „Ich werde nicht ganz sterben!“


Tatsächlich lebte er in der Erinnerung der Nachwelt weiter, weil sein Kind in den Folgejahren in der Schachwelt einige Berühmtheit erlangte. Er konnte dies zwar erahnen. Außerdem erlebte er noch zu seinen Lebzeiten, welchen Respekt man ihm entgegenbrachte. Wegen seines Aussehens erhielt es auch eine treffende Bezeichnung, unter der es heute noch bekannt und sogar museumswürdig ist.

Dieses Kind wurde von ihm Zeit seines Lebens gehätschelt, in der Mode der Zeit ausstaffiert und bereiste (in den ersten drei Lebensjahrzehnten noch mit ihm) damals ganz Europa, später auch die Vereinigten Staaten. Es spielte anfangs gegen die Adeligen bei Hofe. Nicht nur seine Spielstärke, auch die Art und Weise seines Spieles machte Eindruck. Ein Zuschauer schrieb bewundernd über die Eleganz seiner Bewegungen: „Er hebt den Arm und bewegt ihn bis über das Feld mit der zu ziehenden Figur; dann senkt er die Hand mit einer Bewegung des Handgelenks, öffnet die Finger, ergreift damit die Figur, hebt sie an und setzt sie wieder auf ein anderes Feld, wo er sie loslässt. Danach legt er den Arm wieder auf das Kissen neben dem Schachbrett.“

Es sprach mit seinen Gegnern nicht viel, kündigte aber ein Schach wahlweise auf Französisch oder Englisch an. Weil es kaum ebenbürtige Partner vorfand – schließlich musste man zahlen, wenn man gegen es spielen wollte – gab es seinen Gegnern später Zug und Bauer vor und gewann trotzdem die meisten der Spiele. „A Selection of Fifty Games“ - eine Broschüre mit fünfzig ausgewählten Spielen kam auf den Markt und bedeutete eine weitere Einnahmequelle. Ähnlich vielen Wunderkindern machte es auch eine jahrelange Pause, in denen es kaum spielte. Grausam aber war der Feuertod im Alter von 85 Jahren.

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Auflösung der Nr. 33: Jaques Mieses ( 1865-1954)

Nr. 35: Buchhalter im Zigarrengeschäft

„Ich weiß nicht mehr“, schrieb sein Bruder, „ in welchem Jahre es war, als unser Vater uns zeigte, wie die Figuren gezogen werden. Er spielte zuerst mit mir unter Vorgabe von Damen und den beiden Türmen, ohne vorhergehenden theoretischen Unterricht, Diese Partie gewann er erst nach langem hartnäckigem Kampf... Mein Bruder hatte, als er 12 Jahre alt war, gegen den Vater, welcher in der hiesigen Gegend für den stärksten Spieler galt, schon in letzter Zeit die Mehrzahl der Partien ohne Vorgabe gewonnen. Unser Vater besaß keine Theorie, lehrte uns auch nichts in dieser Beziehung, machte überhaupt beim Spiel nur selten eine Bemerkung. Als wir aufhörten die Rectorschule in Blomberg zu besuchen, wurde auch nicht mehr Schach gespielt, bis im Jahre 1852 der Steuerrath Zumbusch, vom Steueramte Lemgo, das Spiel wieder anregte.“

Bereits im Alter von fünf Jahren verfolgte er den eigentlich für seine zwei älteren Brüder erteilten Schachunterricht. Sein Vater hielt ihn dafür noch zu klein. Also lernte er von den Brüdern. In der Schule glänzte er mit sehr guten Leistungen. In der Familie herrschte der Grundsatz: „ Erst die Pflicht, dann das Vergnügen.“ Nachdem ein älterer Bruder nach Amerika ausgewandert war, arbeitete er im Anwesen seines anderen Bruders mit und kam nur selten zum Schachspielen. 1853 kam dieser Bruder für kurze Zeit wieder in seine Heimat zurück und nahm seinen jüngeren Bruder mit dem Einverständnis des Vaters nach Amerika mit.

Dort verrichtete er als Oberrechnungsrat buchhalterische Aufgaben und bildete sich im Schach weiter. Eindruck machte sein Blindspiel. „Von unserer New Yorker Korrespondenz erfahren wir das Ergebnis der Blindvorstellung gegen vier Gegner gleichzeitig. Für diejenigen, die unseren Mitbürger noch nicht kennen, weisen wir darauf hin, dass er ein Deutscher ist und seinem Bruder in dessem Zigarrengeschäft hilft. Während der Blindvorstellung saß er auf einer Plattform 30 Fuß erhöht über seinen vier Gegnern.“
Er war ein sehr langsamer Spieler und langweilte Paul Morphy sehr.

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Auflösung der Nr. 34: Wolfgang von Kempelens legendärer Schachtürke (1769-1854) wurde mittels Hebel und Magnettechnik von Menschen bedient.

Nr. 36: König der Gambitspiele

Als eine der nobelsten und zugleich faszinierendsten Persönlichkeiten der Schachszene in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bezeichnen ihn Rainer Knaak und Burkhard Starke. Er war im persönlichen Umgang anspruchslos und friedfertig, was auch die Organisatoren schätzten. Wenn er Lust hatte – und als Schachkünstler gab es für ihn schon große Schwankungen – überfiel er die Gegner mit Gambits und Opfervarianten jeglicher Art. Frank Marshalls Bruder im Geiste!

Seine Gegner fürchteten ihn mit Recht. Er errang mit seinen kompromisslosen Angriffen und Kombinationen vor allem in den zwanziger Jahren tolle Ergebnisse. Trotzdem warnte Weltmeister Aljechin: „ Es ist wohlbekannt, dass dieser sensible Künstler fähig ist, Spitzenleistungen zu vollbringen, aber ebenso, dass er ganz kläglich enttäuschen kann, wenn er nicht in Form ist.... Er muss Irrtümer sportlicher Art ebenso überwinden wie solche schachlicher Natur. Als Künstler lässt er sich von einer ungestümen Leidenschaft zu Kombinationen hinreißen, die ihm zwar eine Anzahl von Schönheitspreisen eingebracht, ihn aber auch viele für die Platzierung wichtige Punkte gekostet haben.“ Seine Schwächen sah er wohl selber: „Ich sehe Kombinationen wie Aljechin, aber ich komme nicht in Positionen wie er.“

Im Karlsbader Turnierbuch 1929 steht über ihn, der damals den geteilten zweiten Platz belegte, er „machte sein Glück, indem er sich endgültig vom Königsbauer scheiden ließ und ein Damengambitier wurde. Endlich hatte er die Möglichkeit gefunden, aus der Eröffnung mit chancenreichen Spiel herauszukommen, eine Sehnsucht, die ihm der Königsbauer schon seit langem nicht mehr erfüllen konnte. Denn sobald der gefürchtete Angreifer den Königsbauer zog, bemühten sich die Gegner, so rasch als möglich eine Remisvariante zu finden.“ Bei besagtem Turnier erhielt er 1000 Kronen extra, weil er die meisten Gewinnpartien hatte.

Nachdem seine Heimat an das Deutsche Reich angeschlossen war, musste er als Jude um sein Leben fürchten und floh, um den Gaskammern zu entkommen, nach Holland, später nach Schweden, wo er 1942 vergessen starb.

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Auflösung der Nr. 35: Louis Paulsen ( 1833-1891)

Nr. 37: Er hatte das Zeug zum Weltmeister

Man kann nicht sagen, dass er nicht beachtet wurde! So äußerten sich verschiedene Weltmeister über ihn. Emanuel Lasker: „Dieser junge Mann ist klug; er hat als Mensch und Spieler das Zeug, Weltmeister zu werden.“ José Capablanca: „Schickt diesen Jungen nach Kuba, und er wird Weltmeister werden!“ Alexander Aljechin: „Außer dem großen Talent verfügt er über alle sportlichen Qualitäten, die für einen Erfolg entscheidend sind- Furchtlosigkeit, Ausdauer, eine sicheres Gefühl für die Einschätzung der Lage und schließlich Jugend.“ Max Euwe: „Was ist für seinen Stil charakteristisch? Vor allem der Wunsch zu kämpfen. Er zeichnete sich stets durch Vielfältigkeit aus.“ Wassili Smyslow: „Er ist ein Akademiker des Schachs.“ Michail Tal: „Beim Spiel gegen ihn fühlte ich mich die ganze Zeit als Student. Vielleicht sind wir alle nur Schüler, Studenten, vielleicht Aspiranten - er aber ist der Professor.“ Tigran Petrosjan: „Auch die folgenden Generationen werden von seinen Partien lernen können.“ Anatoli Karpow: „Er machte den Anfang für ein ernsthaftes sportliches Herangehen an das Schachspiel.“ Garri Kasparow: „Meiner Meinung nach war für meine Entwicklung als Schachspieler die Aneignung seines „Hauptaxioms“ besonders wichtig, und zwar die Notwendigkeit ständiger analytischer Arbeit, vor allem die sorgfältige Analyse der eigenen Partien.“

Er interessierte sich für Sport, ruderte und schwamm und fuhr im Winter Ski. Auch der Kultur war er zugetan, besonders dem Ballett. Seine Frau war schließlich lange Jahre Balletttänzerin an berühmten Theatern. Daneben interessierte ihn die Musik, das Theater, die Kunst. Man hat ihm vorgeworfen, dass er zu wenig ins Ausland fuhr. Er aber konterte: „Ich fühle mich zu Hause, im Landhause, auch nicht schlecht.“ Außerdem widmete er sich seinem Beruf, der mit Schach wenig zu tun hatte.

Auch dass er zu wenige Partien spiele, wurde immer beklagt. Als er rund drei Jahrzehnte vor seinem Tod mit dem aktiven Schach aufhörte und sich um den Schachnachwuchs kümmerte, hatte er 1114 Partien gespielt, von denen er 573 gewann, 410 remisierte und 131 verlor.

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Auflösung der Nr. 36: Rudolf Spielmann (1883-1942)

Nr. 38: Ein begabter Analphabet

Als er nach Europa kam, konnte er keine einzige europäische Sprache sprechen, lesen und schreiben- und hatte es auch nicht gelernt, als er Europa vier Jahre später wieder – notgedrungen – verließ. Ja, man musste ihm sogar einige Schachregeln beibringen wie den Doppelschritt des Bauern vom Ursprungsfeld aus, das En-passant-Schlagen oder die Rochade. „Selbstredend waren seine Anfänge mitten in der europäischen Spielroutine sehr schwer, doch erkannte man sehr bald die Ursprünglichkeit und Tiefe seines Könnens, dem hauptsächlich nur der „Varianten-Koffer“ der modernen Meister fehlte“, urteilte Dr. Tartakower über ihn, als er Europa schon wieder verlassen hatte.

Capablanca respektierte ihn und hielt ihn für ein Genie- wohl auch deshalb, weil er die einzige zwischen ihnen gespielte Partie am Silvesterabend 1930 in Hastings gegen ihn verloren hatte. Es war Capablancas 25.Niederlage von insgesamt nur 36 Verlusten. Jedenfalls gewann er dreimal die Meisterschaft von England. Das Land vertrat er auch mit Erfolg dreimal bei Schacholympiaden am Spitzenbrett. Er war von Beruf Diener, wurde von seinem Herrn, einen Diplomaten, wie ein Sklave gehalten und servierte schon mal der von seinem Herrn eingeladenen amerikanischen Schach-Nationalmannschaft das Essen. Bei den Turnieren, bei denen er in Europa mitspielen durfte ( in Lüttich, in Hastings, in Cambridge, in Bern ), belegte er immer vordere Plätze.

Nach seinem plötzlichen Verschwinden aus Europa - sein Herr nahm ihn einfach wieder mit in ein fernes Land - hörte man nichts mehr von ihm. Ein Vierteljahrhundert später wurde er in der Nähe seines Geburtsortes Mittha Tawana gesichtet. Er soll beim Ratschen mit den Nachbarn im Schatten eines Baumes gesessen und seine „Hookah“ geraucht haben, während ihre Frauen nebenan arbeiteten.

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Auflösung der Nr. 37: Mikhail Botvinnik (1911-1995)

Nr. 39: Falscher Geburtstag

In einer Erinnerung an ihn wird in der ROCHADE das Geheimnis seines Geburtstages so erklärt: Er „wurde wirklich am 13. April ... geboren. Dies ist allerdings das mathematisch korrigierte Datum. Es war eine der beliebten Anekdoten..., dass er zwei Geburtstage habe, nämlich am 1. und am 13. April, denn er wurde nach dem alten Kalender am 1. April geboren. Die deutschen Bürokraten allerdings hatten für die Feinheiten der Zeitrechnung nichts übrig, sie stützten sich auf alte Dokumente und übernahmen in ihre Akten den 1. April als offizielles Geburtsdatum. Aus Respekt vor dem deutschen Beamtentum verwendete er in einem für die Öffentlichkeit bestimmten Lebenslauf nur das offizielle „falsche“ Datum.“

In einem Nachruf auf ihn wurde nicht nur sein Humor, sondern auch sein Optimismus hervorgehoben. „Besonders für die kleinen Schachspieler hatte er ein großes Herz und jederzeit ein treffendes Sprüchlein oder eine witzige Anmerkung bereit.“ Sieg oder Niederlage veränderten den steten Optimisten nicht. Wenn er bei einer Simultanveranstaltung verloren hatte, war er der erste Gratulant und unterschrieb das Partieformular mit „Bravo!“

Landesmeister wurde er in zwei Ländern, wenngleich ihm in einem Land dieser Titel wieder entzogen wurde, weil er auf die Staatsbürgerschaft dieses Landes verzichtet hatte, wie die Wiener Schachzeitung 1927 berichtete. So war er einige Jahre staatenlos, weil er erst Ende der zwanziger Jahre die Staatsbürgerschaft des Landes erwarb, in dem er den Rest seines Lebens verbrachte.

Seine große Zeit waren überhaupt die Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, dann hatte er den Zenit überschritten. Im Hessischen Rundfunk wurde am Tag seines Begräbnisses unter anderem über ihn verlesen: „Der große Meister und Mensch ist im 64. Lebensjahr dahingegangen. Im Vollbesitz seines reifen Könnens hat er still und bescheiden die Schachfiguren für immer beiseitegelegt , eine grandiose Epoche in der Geschichte des alten Spieles, die Epoche der souveränen Faszination, beendet.“

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Auflösung der Nr. 38: Der Inder Mir Sultan Khan (1905-1966)

Nr. 40: Der zerstreute Blindspieler

Er stammte aus einem kleinen slowakischen Städtchen in der Nähe von Pressburg. Als er 17 Jahre alt war, verkündete Dr. Tartakower über ihn: „Er studiert Mathematik, ohne trockener Mathematiker zu sein; er vertritt Wien, ohne Wiener zu sein, er ist gebürtiger (Alt-) Ungar, ohne ungarisch zu sprechen, redet ungemein rasch, um desto bedächtiger zu handeln, und er wird noch der beste Schachspieler der Welt werden, ohne Weltmeister zu sein. Er ist ein forschender Künstler, der sich mehr mit dem „Warum?“ der Dinge als mit deren Wesen beschäftigt.“

Als er Jahre später den damaligen Weltmeister Capablanca in einem Rundenturnier besiegte, war das eine Weltsensation, hatte doch dieser in den letzten acht Jahren keine Partie verloren. Da war er nicht nur in der Praxis schon zum Favoritenschreck geworden, sondern hatte seinen Gegner in Büchern mit seinen neuen Ideen im Schachspiel dies vorher auch schon vorhergesagt und dafür den Beinamen „Neuerer“ sich eingehandelt.

Ausgerechnet eine Beratungspartie mit Capablanca habe ihn auf seine neue Auffassung vom Schachspiel gebracht, behaupte er. Nicht mehr der beste Zug sei gefragt, sondern die Unterordnung von Zügen in einen positionellen Gesamtplan. Sein Eröffnungsplan, mit dem er Furore machte, sah vor, nach 1. Sf3 die Läufer zu fianchettisieren und die weißen Mittelbauern erst dann vorzustoßen, wenn sie ein Angriffsziel haben würden.

Auch als Studienkomponist tat er sich hervor- am bekanntesten ist wohl sein Endspielstudien mit zwei Königen und je einem Bauern, bei der Weiß aus scheinbar aussichtsloser Lage noch remisiert. Krejcik zufolge war er ein „überaus nervöser, aber sehr lieber Junge. Hat es im Schach zum Großmeister gebracht und starb, kaum vierzigjährig, an einer „Kinderkrankheit“.

Er stellte 1925 einen neuen Weltrekord mit Blindsimultan an 29 Brettern auf, war aber im wirklichen Leben sehr zerstreut. Er hatte nicht nur seine Diplomarbeit vergessen und sie nie mehr bekommen, sondern ließ oft auch voller Zerstreutheit Hut, Stock, Schirm, Handschuhe und seine Aktentasche liegen. Der „vielleicht genialste Schachmeister seiner Generation“ (Urteil von Vidmar) wurde nie Weltmeister.

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Auflösung der Nr. 39: Efim Bogoljubow ( 1889-1952)

Nr. 41: Ein Meister im Taktieren und Täuschen

Er erfuhr im Laufe seines Lebens und auch nach seinem Tod mehrere Auszeichnungen. So ist er auf einer Briefmarke aus Nicaragua (Wert 15 Centavos Correo) beim Schachspiel abgebildet. Dies, obwohl er ein Amateur war, der mit der Hofdame spielte oder mit dem „Türken“, der ihn in Wien schlug. Der „Türke“ durchschaute auch seine Tests mit unerlaubten Spielzügen, stellte die Figuren an den richtigen Platz und soll sogar nach weiteren Täuschungsmanövern seinerseits die Figuren vom Tisch gefegt haben. Die Briefmarkenzeichnung von diesem Vorfall übrigens stammt von Antoni Uniechowski und zeigt das oben beschriebene Ereignis im Schloss Schönbrunn in Wien des Jahres 1809.

Wenige Partien sind von ihm überliefert. Beispielsweise eine Kurzpartie, die er in seinen letzten Lebensjahren – weitab von Europa - gegen einen General spielte und gewann. Trotz dieses Erfolges gehörte er zur Kategorie 2 der Schachspieler, die Philidor einst gegenüber König Ludwig XVI. so einteilte: Die 1. Klasse bestand demnach aus Spielern, die gar nicht spielten, die Klasse 2 aus Spielern, die schlecht spielten und die Klasse 3 aus Spielern, die gut spielten. (Dem französischen König bescheinigte Philidor, dass dieser schon zur 2. Klasse gehören würde.)

Er, der nie König war, tauchte gelegentlich auf speziellen Schachfigurensets auf als König. Er war nicht blaublütig und hasste den Adel. Besser als am Schachbrett schlug er in der Politik manche erfolgreiche Schlacht als Meister im Taktieren und Täuschen „für die Neuorganisation Europas im Interesse der Nationen“.

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Auflösung der Nr. 40: Richard Reti

Nr. 42: Ein großer Sprücheklopfer

Josef Krejcik charakterisierte ihn so: „Äußeres wenig gewinnbringend! Machte anfänglich den Eindruck eines sehr arroganten Jungen. Dieser Eindruck täuschte aber. Im Grunde ein sehr lieber und vornehmer Charakter. Zeichnete sich im ersten Weltkrieg durch besondere Tapferkeit aus. Im Turnier ein glänzender Kombinationsspieler, liebt die bizarrsten Eröffnungen! Ist aber sehr leicht beleidigt. Gewann im Blitzturnier einmal eine recht nette Summe, zerriss aber die Geldscheine und warf sie auf den Boden, weil ihn der Veranstalter bei der Auszahlung hänselte.“

Er war ohnehin als starker und spieleifriger Schachkämpfer, Schachjournalist und Sprücheklopfer bekannt. An über hundert Turnieren hat er teilgenommen und für mindestens dreißig Schachzeitungen geschrieben. Schonberg bezeichnet ihn als einen der „letzten Ritter“ des Schachs. Er war Namensgeber von solchen Eröffnungen wie der Drachenvariante im Sizilianer oder der Orang-Utan-Eröffnung (1.b4).

Mit seinem Namen verbinden sich Sprüche, die fast jeder Schachspieler heute drauf hat: „Die Drohung ist stärker als die Ausführung.“ - „Es ist stets besser, die Steine des Gegners zu opfern.“ - „Der vorletzte Fehler gewinnt.“ - „Die Fehler sind da, sie brauchen nur noch gemacht zu werden.“ - „Ein Isolani verdüstert die Stimmung auf dem ganzen Schachbrett.“ - „Der Taktiker muss wissen, was er zu tun hat, wenn es etwas zu tun gibt; der Stratege muss wissen, was er zu tun hat, wenn es nichts zu tun gibt.“ Sein Motto lautete: „Durch Aufgeben hat noch niemand eine Partie gewonnen!“


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