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3.1.
Sinn und Zweck von Konflikten
Das Positive an Konflikten
Konflikte können weiterbringen!
Konflikte sind Realität - ob wir es wollen oder nicht,
verleugnen wir sie, wirken sie unterschwellig, unansprechbar, anarchistisch.
Sprechen wir sie an, werden sie bearbeitbar und fruchtbar!
Auswahl - Selektion
Differenzierung, Arbeitsteilung; Der Kon-
flikt bringt die Unterschiedlichkeit zutage:
Wer ist stärker? Wer ist besser? Konflikt ist
die Auseinandersetzung um die Festle-
gung einer Rangordnung (Welche soll
gelten?) und dann um die Einordnung in
diese (Wer soll welchen Rang haben?)
Motto: Konflikt arbeitet die Ungleichheit
heraus
Bevorzugte Methode: Konkurrenz
E i n h e i t
Wer nicht mittut, gefährdet den Erfolg. Es
geht um Vereinheitlichung. Es muss Klarheit
herrschen drüber: Wer gehört dazu? Wer ist
so anders, dass er Unsicherheit bringt und
womöglich ausgeschlossen werden muss?
Motto: Alle sind gleich.
Bevorzugte Methoden: Normierung,
Bildung, Einordnung, Bestrafung
Komplexität
Konflikte gewährleisten die Vielfalt und Ver-
schiedenheit der Reizmuster. Mehr und
mehr verschiedene Elemente müssen Be-
rücksichtigung finden.
Motto: Jede Einzelheit ist wichtig, alle
müssen berücksichtigt werden.
Bevorzugte Methoden: Ausdehnung,
Erweiterung, Breite, Vielfalt
Einfachheit
Es geht um Überschaubarkeit, Zusammenfas-
sung, Vereinfachung, Gliederung: Die Son-
derinteressen müssen sich dem großen Gan-
zen unterordnen. Vielfalt stört. Die klaren Lini-
en und das Wesentliche müssen hervor-
treten.
Motto: Das Ganze hat Vorrang vor den
Teilen.
Bevorzugte Methoden: Ein- und Unter-
ordnung, Strukturieren
V e r ä n d e r n
Es geht um die Weiterentwicklung von
Gruppen und Organisationen: Auch um das
Finden von Identität durch Veränderung
und Widerstand (z.B. Pubertät).
Motto: Das Alte hat sosehr ausgedient,
dass das unsichere Experiment des
Neuen gemacht werden muss.
Bevorzugte Methoden: Ablösung,
Trennung, Zerstören, Wagnis, Rebellion
Erhalten
Es geht um die Identitätssicherung durch das
Erhalten des Bestehenden. Errungenschaf-
ten müssen auf Dauer gestellt und gegen die
Anwandlungen des Tags geschützt werden.
Motto: Das Bestehende ist vernünftig, es
hat sich bewährt.
Bevorzugte Methoden:
Selbstverständlichkeit, Trägheit, Argwohn
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4.
Verhaltensweisen im Umgang
mit Konflikten
nach W. Pechtl
ür die Bewältigung eines Konfliktes genügt nicht die Feststellung „Es gibt einen
Konflikt“, sondern es bedarf eines Herausfilterns der unterschiedlichen Wünsche,
Impulse, Ziele und Forderungen. Erst wenn diese klar am Tisch liegen und nicht nur
dumpf in unserer Gefühlswelt schlummern, kann der Konflikt konstruktiv angegangen
werden. Dazu sind Kräfte zu mobilisieren und Adressaten zu finden, mit denen die
Auseinandersetzung erfolgen kann.
Beispiel: Ein Mitarbeiter kann vage ausdrücken, er sei unzufrieden und habe
Konflikte im Betrieb. Eine Konfliktbewältigung ist aber erst dann möglich, wenn er
erkennt, daß sein Konflikt darin besteht, dass er die Meinung hat, den Aufstieg in
eine höhere Gehaltsklasse verdient zu haben, der Vorgesetzte diese Meinung
jedoch (noch) nicht teilt. Er kann seinen Vorgesetzten darauf ansprechen und eine
Auseinandersetzung bezüglich dieser Thematik bis zum beiderseitigen „Genug“
führen.
Jeder Konflikt, und sei er noch so einfach gelagert, kann ausgeweitet, verschoben
und vermieden werden. Durch unsere Überlebenserfahrungen sind
wir Champions
der Manipulation im Umgang mit Konflikten. Um der konkreten Auseinandersetzung zu
entgehen, benützen wir gerne Vorstellungs- und Handlungsmuster, die sich scheinbar
auf den Konflikt beziehen, letztlich aber in der Bewältigung des Konfliktes zum
Versagen führen.
Grob zusammengefasst kann man drei Strategien bei der Konfliktbewältigung
unterscheiden, die aber meist unbewusst eingesetzt werden:
• Ausweiten oder Generalisieren
• Verschieben oder Verzerren
• Vermeiden oder Tilgen/Löschen
Beispiele
•
Ausweiten/Generalisieren
Hugo will jede Morgen 15
Minuten Körperübungen machen, genießt allerdings jede
zusätzliche Minute, die er länger im Bett bleiben kann. Hugo stellt in seinem
Bekanntenkreis fest, dass es vielen so geht. Diesen Konflikt haben so viele Men-
schen, wieso sollte gerade er es schaffen und dann vielleicht noch als zwang-
hafter Spinner bezeichnet werden. Man kann sich doch nicht so einengen.
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