Physiologie und Ernährungsphysiologie von Selen



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Physiologie und

Ernährungsphysiologie von Selen

Marktl W


Journal für Mineralstoffwechsel &

Muskuloskelettale Erkrankungen

2001; 8 (3), 34-36


J. MINER. STOFFWECHS. 3/2001

34

For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.

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P

HYSIOLOGIE



Selen weist mit 20 –30 mg den viert-

höchsten Gehalt eines Spurenele-

mentes im menschlichen Organismus

auf und wird nur von Fe, Zn und Cu

übertroffen [1]. Es tritt im Organismus

als Selenomethionin und Seleno-

cystein auf und ist in diesen beiden

Formen in elf Selenproteinen enthal-

ten. Vier dieser Selenproteine sind

Glutathionperoxidasen, zwei Dejo-

dasen. Die höchsten Selenkonzentra-

tionen finden sich in der Leber und

den Nieren, der größte Selenspeicher

des Organismus ist die Skelettmusku-

latur. Im Blut findet sich der höchste

Selengehalt in den Thrombozyten.

Menge und Verteilung der selenhalti-

gen Proteine werden von der Menge

und der chemischen Form des Selens

in der Nahrung beeinflußt. So bleibt

bei Verminderung oder Erhöhung der

alimentären Selenzufuhr die Aktivität

der Glutathionperoxidase unverän-

dert, während die Konzentrationen

anderer Selenproteine Schwankungen

zeigen [2].

Die Resorption von Selen erfolgt in

den oberen Abschnitten des Dünn-

darms und dürfte keiner physiologi-

schen Regulation unterliegen [1].

Die Resorptionsraten werden bei

gemischter Kost mit 60–80 % angege-

ben und sind für ein Spurenelement

in einem eher hohen Bereich. Da

keine Resorptionskontrolle existiert,

führt eine Erhöhung der alimentären

Selenzufuhr auch zu einer dement-

sprechenden höheren Selenaufnahme

in den Organismus. Dies wird zu-

mindest zum Teil als Ursache der

bekannten alimentären Selentoxizität

angesehen. Die Selenresorption

unterliegt jedoch Einflüssen seitens

der Art der vorliegenden Selenver-

bindungen. Wie Wolfram [3] anführt,

werden Selenate über einen Na

+

/Se-


lenat-Co-Transport und über einen

Selenat/OH-Austauschmechanismus

resorbiert. Chemisch-physikalisch

verwandte, zweiwertige, anorgani-

sche Anionen wie z. B. Sulfate, Thio-

sulfat, Molybdenat oder Chromat so-

wie organische Anionen wie Oxalat

oder Oxalacetat hemmen die Selenat-

aufnahme kompetitiv. Selenite

werden offensichtlich überwiegend

passiv resorbiert. Allerdings tritt im

Anschluß an eine Reaktion von Sele-

niten mit bestimmten Thiolen, wie

z. B. Cystein oder Glutathion, eine

deutliche Stimulierung der Selenit-

resorption auf. Dies wird z. T. auf die

Bildung von „Selenaminosäuren“ zu-

rückgeführt, die dann über einen

Aminosäure-Carrier resorbiert wer-

den. Die Ausscheidung von Selen

erfolgt vorwiegend über den Harn.

Der nichtresorbierte Anteil von Selen

wird naturgemäß mit dem Stuhl aus-

geschieden.

Das Hauptinteresse an Selen aus

medizinischer Sicht betrifft die anti-

oxidative Wirksamkeit dieses Spuren-

elementes als Bestandteil der Gluta-

thionperoxidase. Einen Überblick

über die postulierten Wirkungen von

Selen bzw. den Selenproteinen gibt

die Tabelle 1. Darüberhinaus ist auch

noch festzuhalten, daß die selenhäl-

tige Typ 1-Jodthyronin-Dejodase die

Umwandlung von T

4

 in T



3

 katalysiert.

Bei Selenmangel kann daher die T

3

-



Produktion vermindert sein [2]. Für

die Aufrechterhaltung einer norma-

len Schilddrüsenfunktion ist daher

nicht nur Jod, sondern auch Selen

notwendig.

E

RNÄHRUNGSPHYSIOLOGIE



Als empfehlenswerte Höhe der alimen-

tären Selenzufuhr werden 0,9 µg/kg

Körpergewicht und Tag angesehen.

Als gute Selenlieferanten gelten

Getreide und daraus hergestellte Pro-

dukte. Es ist allerdings festzuhalten,

daß der Selengehalt des Getreides in

Abhängigkeit von jenem des Bodens

relativ starken Schwankungen unter-

liegen kann. Unter durchschnittlichen

Bedingungen wird geschätzt, daß

Zerealien ungefähr 50 % zur täglichen

Selenzufuhr beitragen und der Rest

von Fleisch und Eiern stammt. Trink-

wasser oder Mineralwasser haben als

alimentäre Selenlieferanten keine Be-

deutung.

Angesichts der Tatsache, daß der Selen-

gehalt, der für die Selenversorgung

so wichtigen Getreideprodukte stark

unterschiedlich sein kann, ist es nicht

verwunderlich, daß die Angaben

über die tatsächliche Höhe der Se-

lenzufuhr mit der Nahrung ebenfalls

große Unterschiede zeigen. So kann

in der wissenschaftlichen Literatur

über die Selenzufuhrhöhen in ver-

schiedenen Ländern der Erde eine

ausgeprägte Variationsbreite von 30–

300 µg Selen pro Tag gefunden wer-

den. Dementsprechend unterschied-

lich sind die Angaben darüber, ob

und inwieweit eine alimentäre Unter-

versorgung mit Selen besteht oder ob

dies nicht der Fall ist. Dazu kommt,

daß auch die Frage nach der wün-

schenswerten Höhe der Nahrungs-

selenzufuhr noch nicht ganz ein-

heitlich beantwortet wird. Bei der

Beurteilung von Einzelpublikationen

zur Frage der Selenversorgung sollte

daher eine gewisse Vorsicht walten,

vor allem dann, wenn aus den Ergeb-

nissen solcher Studien die Notwen-

digkeit oder Sinnhaftigkeit einer

Selensupplementierung abgeleitet

wird.

W. Marktl



P

HYSIOLOGIE

 

UND

E

RNÄHRUNGSPHYSIOLOGIE

 

VON

 S

ELEN

Tabelle 1: Selenwirkung

1) Zerstörung von Hydroxyl- und

Peroxidradikalen (Schutz von

Zellmembranen)

2) Antimutagene Wirksamkeit

3) Schutz vor Chromosomenschäden

4) Schwermetallentgiftung (Hg, Pb, Cd)

5) Arsen-Antagonismus

6) Schutz vor Alkylierungsmitteln

7) Stimulierung der Immunabwehr,

(humorale und zelluläre Abwehr)

8) Schutz vor Strahlenwirkungen

9) Leberschutz

10) Stimulation der Mikrozirkulation

PHYSIOLOGIE

UND

ERNÄHRUNGS-



PHYSIOLOGIE

VON SELEN




J. MINER. STOFFWECHS. 3/2001

35

PHYSIOLOGIE

UND

ERNÄHRUNGS-



PHYSIOLOGIE

VON SELEN

B

EURTEILUNG



 

DES


V

ERSORGUNGSZUSTANDES

Für die Untersuchung des individuel-

len Selenversorgungszustandes stehen

verschiedene Möglichkeiten mit

allerdings unterschiedlicher Aussage-

kraft zur Verfügung. Im Serum ist

Selen hauptsächlich proteingebunden

und zwar in der 

α- und β-Globulin-

fraktion sowie in den Lipoproteinen.

Die Serumselenkonzentration spie-

gelt kurzfristige Veränderungen der

Selenzufuhr wieder. In Bevölkerungs-

gruppen, die eine relativ konstante

Selenzufuhr aufweisen, kann die

Serumselenkonzentration ein guter

Indikator des Versorgungszustandes

sein. Zu beachten ist unter Umständen

jedoch, daß die Selenkonzentration

im Serum eine gewisse Altersabhän-

gigkeit aufweist, die sich in niedrigen

Konzentrationen bei Kleinkindern,

einem Anstieg bis hin zum Erwachse-

nenalter und tendenziellen Abnah-

men bei alten Menschen manifestiert

[4]. Bei Zufuhr größerer Mengen

organischer Selenverbindungen

reflektiert jedoch die Serumselenkon-

zentration die Körperspeicher nicht

[5]. Die Selenkonzentrationen von

Vollblut und Erythrozyten werden als

brauchbare Indikatoren für den lang-

fristigen Selenversorgungszustand

anerkannt, da sich diese Werte erst

nach wochen- oder monatelanger

Selenunterversorgung bzw. Selen-

supplementierung verändern.

Wie bereits beschrieben, wird Selen

in erster Linie im Harn ausgeschieden

und es besteht eine gute Korrelation

zwischen den Serumselenspiegeln

und der Selenkonzentration im Harn.

Die Harnausscheidung von Selen hat

daher eine ähnliche Aussagekraft wie

jene der Serumselenkonzentration

und liegt üblicherweise unter 30 µg/l

Harn.


Die Messung der Aktivität des Enzyms

Glutathionperoxidase als Indikator

für den Selenversorgungszustand ist

nur in Regionen mit einer niedrigen

Selenzufuhr sinnvoll, da ab einer be-

stimmten Zufuhrhöhe die maximale

Enzymaktivität erreicht ist und damit

eine Abflachung der Aktivitätskurve

eintritt. Überdies wird die Aktivität

dieses Enzyms auch von Faktoren be-

einflußt, die nicht mit dem Selensta-

tus zusammenhängen [5].

Die Messung des Selengehaltes der

Haare ist an sich zur Beurteilung des

Selenstatus geeignet. Es müssen aller-

dings streng standardisierte Bedin-

gungen eingehalten werden, um

vertrauenswürdige Ergebnisse zu

erhalten. Im Prinzip sind auch die

Zehennägel ein geeignetes Untersu-

chungsmaterial, weil ihr Selengehalt

den Selenstatus sechs bis neun

Monate vor der Gewinnung wieder-

spiegelt. Der Selengehalt der Nägel

hängt allerdings von der Länge und

der Wachstumsgeschwindigkeit ab.

S

YMPTOMATIK



 

DER


U

NTERVERSORGUNG

Zu einer unbefriedigenden alimen-

tären Selenzufuhr können mehrere

Faktoren beitragen. Auf die Möglich-

keit eines niedrigen Selengehaltes im

Boden und eines daraus resultieren-

den niedrigen Selengehaltes primär

in pflanzlichen, sekundär aber auch

in tierischen Lebensmitteln wurde

bereits hingewiesen. Bei Menschen,

die sich vorwiegend mit pflanzlichen

Lebensmitteln ernähren, kann es

daher zu einer Unterversorgung

kommen, wenn diese pflanzlichen

Lebensmittel selenarm sind. Bezüglich

der Selenversorgung spielen aber

auch sozioökonomische Gesichts-

punkte eine Rolle, da z. B. bei älteren

Menschen, die an ihre Wohnung

gebunden sind, die Selenzufuhr

geringer ist als bei noch mobilen

Gleichaltrigen. Schließlich kann auch

noch eine Schwermetallkontamination

eine Teilursache einer schlechten

Selenversorgung sein, weil Schwer-

metalle mit Selen schwer lösliche

und schlecht resorbierbare Verbin-

dungen bilden. Auch eine Schwefel-

anreicherung des Bodens kann eine

Verschlechterung der Selenversorgung

bewirken, weil Selen ein natürlicher

Antagonist des Schwefels ist.

Bei der Frage nach den möglichen

Folgen einer suboptimalen Selen-

zufuhr steht der Zusammenhang mit

der Inzidenz bösartiger Tumoren im

Vordergrund des Interesses. In diver-

sen epidemiologischen Studien wurde

eine inverse Beziehung zwischen der

Höhe der alimentären Selenzufuhr,

dem Selengehalt des Bodens oder

Trinkwassers und der Krebsmorbidität

oder -mortalität gefunden. Bei Krebs-

patienten konnten in einigen Studien

auch niedrigere Selenblutspiegel

gefunden werden als bei gesunden

Vergleichspersonen. Diese epidemio-

logischen Angaben werden durch die

Ergebnisse von Tierexperimenten

unterstützt. Mögliche, in der wissen-

schaftlichen Literatur diskutierte

Wirkungsmechanismen zeigt die

Tabelle 2. Auf der Grundlage dieser

für Selen reklamierten Wirkungen

finden sich in der Literatur immer

wieder Empfehlungen zur Selensup-

plementierung. Als Dosierung wird

am häufigsten eine Selenzufuhr von

300 µg/Tag empfohlen. Zu bevorzu-

gen sind dabei anorganische Selen-

formen (Selenite), da sie am effektiv-

sten sind und die geringste Toxizität

aufweisen.

Tabelle 2: Beispiele für postulierte

Selenwirkungen

G

Antioxidative Wirkungen



G

Aktivierung der DNA-Reparatur-

mechanismen

G

Verminderung der DNS-Syntheserate



G

Hemmung der Aktivität von

potentiell karzinogenen Enzymen

G

Förderung der Funktion



neutrophiler Granulozyten

G

Stimulierung der Antikörperfunktion



G

Förderung der Proliferation von B-

und T- Lymphozyten als Reaktion

auf Mitogene

G

Förderung der Zelldestruktion durch



Lymphozyten und natürliche Killer-

zellen



J. MINER. STOFFWECHS. 3/2001

36

T

OXIZITÄT



 

VON


 S

ELEN


Selen gehört zu jenen Spurenelemen-

ten, bei denen die Spanne zwischen

der ernährungsphysiologisch emp-

fohlenen Zufuhrmenge und jener

Menge, die toxische Wirkungen ent-

falten kann, nicht besonders weit ist.

Dies betrifft in erster Linie die chro-

nische Toxizität und ist nicht bei der

üblichen alimentären Zufuhr zu

beachten, kann aber im Falle der

Supplementierung von Bedeutung

sein. Als obere sichere Grenze wird

bei längerdauernder Zufuhr eine

Menge von 5 µg/kg Körpergewicht

und Tag angegeben [5]. Dieser Wert

entspricht somit fast dem Empfeh-

lungswert für die Supplementierung.

Auswirkungen einer chronischen

Selentoxizität werden ab Zufuhrmen-

gen von 2400 –3000 µg/Tag gefun-

den. Symptome der chronischen

Selenvergiftung sind Diarrhoen oder

Obstipation, Hepatopathien, zentral

nervöse Reizzustände und eine Por-

phyrinurie.

Literatur:

1. Gassmann B. Selen. Ernährungsumschau

1996; 43: 464–7.

2. Behne D, Kyriakopoulos K. Neue Seleno-

proteine. Med Klein 1995; 90 (Suppl I): 5–7.

3. Wolffram S. Mechanismen der intestinalen

Absorption von Selen. Med Klein 1995; 90

(Suppl 1): 1–5.

4. Robberecht H, Deelstra H. Factors

influencing blood selenium concentration

values: a literature review. J Trace Element

Electrolyt Hlth Dis 1994; 8: 129–43.

5. Gibson RSL. Assessment of trace element

status in humans. Progr Food Nutr Sci 1989;

13: 67–111.

Korrespondenzadresse:

A. Univ.-Prof.

Dr. med. Wolfgang Marktl

Institut für Medizinische Physiologie

der Universität Wien

A-1090 Wien, Schwarzspanierstr. 17

e-mail: wolfgang.marktl@univie.ac.at

PHYSIOLOGIE

UND

ERNÄHRUNGS-



PHYSIOLOGIE

VON SELEN




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