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Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis – Geflügel
Das Wichtigste vorab
Wie sind die Betriebsergebnisse zu bewerten?
Zur Eigenkontrolle gehört auch die Bewertung der Ergebnisse. Grundsätzlich muss zwischen der Messung eines Indikators (z. B. An-
teil lahmer Tiere im Bestand) und dessen Bewertung (z. B. weniger als 5 % sind „gut“, mehr als 10 % sind „inakzeptabel“) unterschie-
den werden. Handlungsbedarf
kann ein Tierhalter ableiten, indem er die einzelnen Ergebnisse seiner betrieblichen Eigenkontrolle mit
einem Orientierungsrahmen, bestehend aus Ziel- und Alarmwerten (siehe Abbildung), vergleicht. Ein unter Experten abgestimmter
Vorschlag ist auf der KTBL-Website zu finden. So können Tierhalter für die einzelnen Indikatoren einschätzen,
ob ihr Bestand im
„grünen Bereich“ (Zielbereich) liegt oder ob kurzfristiger (Alarmbereich) oder mittelfristiger (Frühwarnbereich) Handlungsbedarf zur
Verbesserung der betrieblichen Tierwohlsituation besteht.
Für die meisten Indikatoren wurden die Orientierungswerte anhand von Expertenumfragen, Literaturangaben und Praxisdaten ab-
geleitet (z. B. Brustbeinschäden, Hautverletzungen). Soweit bereits Benchmarkingsysteme etabliert sind (z. B. QS-Antibiotikamoni-
toring, Schlachthofbefunde), sollten diese für die
Bewertung herangezogen werden, da auch der Abgleich der eigenen Ergebnisse
mit denen von Berufskollegen hilft, Stärken und Schwächen des eigenen Betriebs auszumachen und gegebenenfalls Optimierungs-
maßnahmen abzuleiten. Für einige Indikatoren wurden keine
Orientierungswerte erstellt, da die Auswertung nur betriebsindividuell
sinnvoll ist (z. B. Futter- und Wasserverbrauch).
Um Entwicklungen im eigenen Betrieb und den Erfolg von Maßnahmen zu beurteilen oder mögliche Probleme zu erkennen,
sollten
die Auswertungen der eigenen Daten über verschiedene Erhebungszeitpunkte und Durchgänge hinweg verfolgt werden.
Bei gegebenenfalls erkannten Problemen sollten Tierhalter kurzfristig mögliche Ursachen klären und sodann gezielt Maßnahmen zur
Verbesserung der Tierwohlsituation vornehmen. Die Indikatoren sollten dabei nicht isoliert betrachtet, sondern die Gesamtsituation
berücksichtigt werden. Denn teilweise beeinflussen sich die Indikatoren wechselseitig. Im Bedarfsfall kann
dieser Prozess mit Unter-
stützung des Spezialberaters oder bestandsbetreuenden Tierarztes erfolgen.
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