Vo: einführung entwicklungspsyvchologie – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – ol/ 1 Entwicklungspsychologie



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KRITISCHE oder SENSIBLE PHASE

Darunter versteht man einen Entwicklungszeitraum, in welchem das Lebewesen für den Er–werb von bestimmten Verhaltensweisen besonders empfänglich ist. In diesem Zeitraum haben spezifische Erfahrungen maximale positive oder ne­gative Wirkungen im Vergleich zu vorausgegangenen und nachfolgenden Perioden. Warum Lernangebote außerhalb der kritischen Phase weniger wirksam sind, liegt daran, dass Neuronen aktiviert werden müssen, nach dem Motte: „Use it or lose ist!“ (Bauer, J.: Prinzip Menschlichkeit. Heyne, München 2008,2, S. 55)


Für die wesentlichen Bereiche der menschlichen Entwicklung (Motorik, Sprache, Emotionen, Soziales, Kognition) sind die ersten vier bis sechs Lebensjahre die entscheidenden sensiblen Phasen. Wenn in der Schule ein Kind gefördert werden muss, so kann diese Förderung einen Zuwachs an Fähigkeiten leisten, aber das Versäumte nicht mehr ganz aufholen.

Vgl.: OERTER, R. / MONTADA, L.: Entwicklungspsychologie. 1998, 4, S.53 - 56



LATENTE REIFUNG

Dieser Begriff meint Nachholprozesse, die möglich sind, wenn während der sensiblen Phase zu wenige Lernangebote gemacht worden sind. Latente Reifung ist besonders im motori­schen Bereich möglich.


INSTINKTE

sind ererbte Verhaltensweisen, die durch entsprechende „Schlüsselreize“ ausgelöst werden und stets gleichmäßig und automatisch ablaufen. Konrad LORENZ nannte sie „angeborene, auslösende Mechanismen (AAM)“. Zum Beispiel löst das Kindchenschema normalerweise beim Erwachsenen aus, dass er/sie sich dem Kleinkind zuwendet.


ANGEBORENE REFLEXE sind Organreaktionen auf äußere oder innere Reize, die biologisch zweckmäßige und ohne Mitwirkung des Bewusstseins sind, während

BEDINGTE REFLEXE ein Lernen voraussetzen, indem sie mit andersgearteten Eindrücken verknüpft werden.
LEBENSNOTWENDIGE REFLEXE

bleiben ein Leben lang bestehen. Z. B.: Hustenreflex, Schluckreflex, Lidschlussreflex, Niesreflex,... Einzige Ausnahme ist der Inspirationsreflex: Nur in der frühen Säuglingsphase ist Saugen und Atmen physiologisch und anatomisch so aufeinander abgestimmt. dass beim Saugen das Kind zugleich atmen kann, ohne sich zu verschlucken.


NICHT LEBENSNOTWENDIGE REFLEXE

kommen in den ersten 4 Lebensmonaten vor und verlieren sich dann immer mehr oder werden in natürliche Bewegungen integriert. Einige Beispiele:



    • Moro-Reflex: Lässt man den Kopf des Kindes kurz zurückfallen, öffnet das Kind den Mund, bewegt die Arme nach außen und streckt die Finger fächerförmig in die Luft, danach schließt sich Mund, die Arme werden gebeugt und vorne zusammengeführt.

    • Suchreflex: Beim Bestreichen der Wange wird der Mund verzogen und der Kopf zum Reiz hingewendet.

    • Babinski-Reflex: Wenn man leicht über die Fußsohle streicht, spreizt das Kind die Zehen.

    • Greifreflex: Wird die Handinnenfläche bzw. die vordere Fußsohle berührt, greift das Kind zu.

VORLESUNG: MOTORIK – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 7
Bei der Geburt ist das verlängerte Mark, das Rückenmark und der Hirnabschnitt mit sensiblen und mo­to­ri­schen Bahnen - der HIRNSTAMM - voll ausgebildet, daher funktionieren Atmung, Kreislauf, Muskeltonus... und die REFLEXE, während der CORTEX (also die Hirnrinde) noch nicht voll ausgereift ist, da die SYNAPSEN (Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn) sich erst vermehrt ausbilden müssen. Dazu braucht es vieler Umweltreize (daher ist Kinderspielzeug bunt, gemustert, macht Geräusche...).
Die Motorik entwickelt sich von anfänglichen MASSENBEWEGUNGEN über ASYMMETRISCHE BEWEGUNGEN zu den AUTOMATISIERTEN BEWEGUNGEN, bis das Kind schließlich am Ende des 1. Lebensjahres fähig ist zu KOORDINIERTEN BEWEGUNGEN.
KURZER ÜBERBLICK ÜBER DIE MOTORISCHE ENTWICKLUNG

1. LM: Kind beherrscht seine Augenbewegungen; fixiert Personen, optische Muster und folgt mit den Augen den optischen Reizen

2. LM: Kind hebt kurz aus Bauchlage seinen Kopf; zieht Knie nicht mehr an Bauch

3. LM: Kind hebt Kinn und Schultern von Unterlage; greift nach Gegenständen, verfehlt sie aber noch

Durch die Verknöcherung des Stützgewebes kann sich der Säugling immer besser aufrichten.



4. LM: Kind kann mit Unterstützung sitzen

6. LM: Kind hält seine Flasche selbst; dreht sich vom Rücken auf den Bauch und nimmt die „Sphinxstellung“ ein, wodurch sich sein Blickfeld erweitert

7. LM: Kind kann angelehnt alleine sitzen und greift mit einer Hand nach Dingen, stützt sich dabei mit der anderen Hand ab

8. LM: Kind dreht sich vom Bauch auf den Rücken; kann mit Unterstützung stehen; probeirt sich im Vierfüßlerstand; beginnt zu robben

9. LM: Kind kann frei sitzen; ergreift Gegenstände PALMEAR (mit allen Fingern wird das Objekt gegen die Hand­fläche gedrückt und festgehalten);

GREIFEN = VISUOMOTORIK!

10. LM: Kind zieht sich vom Sitzen alleine zum Stehen; geht auf allen Vieren; PINZETTENGRIFF (greift mit ge­strecktem Zeigefinger und Daumen die Gegenstände an)

11. LM: Kind kann gehen mit Unterstützung

14. LM: Kind kann alleine stehen

15. LM: Kind kann alleine gehen; ZANGENGRIFF (greift mit gebeugtem Zeigefinger und Daumen die Gegenstände an)

Ende 18. LM: Kind kann die Treppen steigen mit Festhalten und Beistellschritt hinauf; kann sich bücken ohne umzufallen; kann mit dem Löffel essen und aus einer Tasse trinken

2. Lebensjahr (LJ): Kind kann Gegenstände wieder loslassen und fallen lassen; Bewegungen beider Hände werden koordiniert; Kind kann laufen, hüpfen, sich drehen

Sauberkeitserziehung

3. LJ: Kind kann Dreiradfahren; auf Zehenspitzen gehen; QUERGRIFF (die ganze Hand umfasst den Bleistift, aber die Hand wird nicht aufgestützt, sondern es wird aus dem Schulter- und Ellbogengelenk gemalt)

ACHTUNG:

4. LJ: alle Bewegungen werden beherrscht (Kind kann Treppen hinunter gehen ohne Beistellschritt; auf einem Bein springen; mit der Schere gerade schneiden; ...) aber: die Bewegungen können noch nicht abrupt beendet werden ohne umzufallen, weil das Gleichgewicht noch nicht optimal ausgebildet ist

VORLESUNG: MOTORIK – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 8
PINSELGRIFF (Finger umfassen den Bleistift; die Hand ist einwärts gedreht; das Handgelenk bewegt sich mit)

5. LJ: der VESTIBULÄRSINN (also das Gleichgewicht) hat sich stark verbessert, das Kind kann nun Radfahren, auf einem Bein stehen...; es stützt nun beim Zeichnen den Unter­arm auf.

  • Selbst nachlesen zur Entwicklung der Motorik und sich eventuell Ablichtungen dazu kopieren

Zwischen dem 5. und 7. Lebensjahr kommt es zum



1. GESTALTWANDEL nach ZELLER: Das Kind kommt von der Kleinkindform (KKF) zur Schulkindform (SKF)!


  • KLEINKINDFORM: __________________________________________________


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  • SCHULKINDFORM: __________________________________________________


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  • Lesen Sie selbst nach und beschreiben Sie die Veränderung von der Kleinkind- zur Schulkindform!

Durch die AKZELERATION zeigen fast alle Schulanfänger ausgeprägte Schulkindform, was aber nicht den Trugschluss zulässt, dass das Kind auch in allen anderen Bereichen (sprachlich, kognitiv, emotional-sozial) bereits so weit in der Entwicklung fortgeschritten ist!

Nur selten befindet sich ein/e Schulanfänger/-in noch in der Kleinkindform. In solchen Fällen kann es sich um eine Wachstumsstörung handeln (gehört abgeklärt), oder aber das Kind ist in seiner körperlichen Entwicklung RETARDIERT. Solche Kinder haben in vielen Fällen auch in den anderen Bereichen eine Entwicklungsverzögerung!


  • MOTORIK: Gesamtheit aller Bewegungsabläufe eines Organismus

  • GROBMOTORIK: Bewegungen von Rumpf, Bauch, Becken, Rücken, Schultern, Armen, Beinen, Kopf.

  • FEINMOTORIK: Bewegung von Fingern, Zehen, Gesicht

  • PSYCHOMOTORIK: Wechselwirkung von Bewegung, Wahrnehmung, Intellekt und Gefühl. Die Bewegung des Menschen ist ein Aus­druck der wechselseitigen Beziehung zwischen Körper und Seele".

Achtung: Es handelt sich also um ein Zusammenspiel von allen Bereichen des menschlichen Seins. Wenn et­wa eine Wahrnehmungsstörung vorliegt, so sind auch die Handlungen dieses Menschen einge­schränkt, die Bewegungen werden nicht so gut koordiniert sein.
Die MOTORIK hat eine enorme Bedeutung für alle Bereiche des Menschen. Im ersten Lebensjahr ist die Entwicklung der Motorik die auffälligste von allen anderen Entwicklungen. Dadurch, dass sich das Kind bewegt, lernt es die Umwelt kennen, erforscht sie, geht auf Menschen zu, sammelt Erfah­rungen, baut ein gesundes Selbstwertgefühl auf.

Sich in der Umwelt zu bewegen schult die Wahrnehmung, regt das Denken an, fördert die Intel­ligenz.



VORLESUNG: MOTORIK – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 9
Emotionen lassen sich durch Bewegungen ausdrücken.

Motorik ist Voraussetzung für Sprechen, aber die Sprache steuert auch die Motorik. Motorik fördert die Intelligenz, aber die Intelligenz bestimmt auch das motorisches Verhalten, es besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen Motorik und allen anderen Persönlichkeits­merkmalen!


KOORDINATIONSGESTÖRT: Das Zusammenwirken von Nerven und Muskeln ist bei einer Bewegung gestört.

Je jünger das Kind ist, umso schlechter kann es die Muskeln fein abstimmen, also koordiniert gebrauchen. Beim ungeschickten Kind kann es zu folgenden Erscheinungsbildern kommen:



  • SCHLAFFE Kind: kraftlos, träge, faul; hat Schwierigkeiten beim Hüpfen, Springen und eine mangelnde Schnellkraft

  • STEIFE Kind: tollpatschig; eckige Bewegungen, hat Schwierigkeiten beim Laufen, Werfen, Klettern,...; es fehlt ihm an Gelenkigkeit

  • VERSPANNTE Kind: leidet oft unter einer minimalen Spastik; hat Schwierigkeiten beim Treppensteigen, auf einem Bein hüpfen,...

  • ZAPPELIGE Kind: keine deutlichen Bewegungsauffälligkeiten im Einzelnen, aber die Fein­steu­er­ung der Bewegung fällt schwer (Balancieren, Basteln, Schneiden, Ausmalen,... Es handelt sich um feinmotorische Koordinationsstörungen.

Oftmals gekoppelt mit TICs: unregelmäßige unwillentliche Zuckungen von verschiedenen Körperteilen.

Koordinationsstörungen können folgende Ursachen haben:



  • organisch bedingt: Verletzungen der Großhirnrinde; MCP (minimale cerebrale Parese);...

  • seelisch bedingt: Ängste, Unruhe,...

  • sozial/räumlich bedingt: zu wenig Lernerfahrungen durch z. B. ängstliche Eltern; zu wenig Lernangebote; zu wenig Bewegung; etc.

Es ist sehr wichtig, motorische Auffälligkeiten (UNGESCHICKTE KINDER) zu erkennen, denn der ganze Mensch ist dadurch be­einträchtigt. Koordinationsgestörte Kinder haben meist Schwierigkeiten beim Schreiben und auch oft Sprechstörungen, denn das Sprechen ist Feinmotorik.

Laut KIPHARDT kann bis zu einem Alter von 12 Jahren durch eine Förderung der Motorik die Schul­leistung noch allgemein verbessert werden.


  • Sehen Sie selbst nach bei:

KIPHARD, Ernst: Wie weit ist ein Kind entwickelt? Eine Anleitung zur Überprüfung der Sinnes- und Bewegungsfunktionen. Vml, Dortmund 2002,11. E-29.836

KIPHARD, Ernst: Psychomotorik in Praxis und Theorie. Flöttmann, Gütersloh 1994,2. E-24.136


VORLESUNG: SPRACHE – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 10
ZUR SPRACHENTWICKLUNG DES KINDES

Bei der Geburt eines normal entwickelten Kindes sind alle Organe funktionstüchtig, die für die Sprachentwicklung be­deu­tsam sind. Sprechen be­deutet die Koordination von Mund- und Rachenmuskeln, Kehlkopf, Stimmbändern, Ge­hör­ap­parat und Atmung.

Das BROCA-Zentrum ist für die Motorik der Sprachmuskulatur zuständig,

das WERNICKE-Zen­trum für das Sprachverständnis. Außerdem gibt es ein Lesezentrum. Alle diese Zentren befinden sich in der lin­ken Hemisphäre.



Rei­fungs- und Lern­prozesse wir­ken von Anfang an zusammen! Sprache bedeutet auditive Reize wahrnehmen und verarbeiten. Auch taub­stumme Kin­­der beginnen zu sprechen, aber da sie keine akustischen Rückmeldungen erhalten, hören sie wieder auf zu sprechen.

Sprache be­deu­tet „Feinmotorik“, weshalb zwischen allgemeiner Motorik des Bewegungs­sys­tems und der Ge­schick­lichkeit der Mund- und Zungenmuskulatur ein enger Zusammenhang besteht. Sprache ent­wickelt sich gleichzeitig mit dem Denken und dem Gedächtnis.


SPRACHENTWICKLUNG IM ÜBERBLICK

  • Schreilaute: Das Neugeborene stößt seinen ersten Schrei nach der Geburt aus und säubert damit seine Lungenbläschen vom Schleim. Auch später dient das Schreien des Säuglings seiner Atemschulung. Sehr rasch setzt der Säugling sein Schreien differenziert ein. Das Schreien des Kindes ist für die Mutter ein SCHLÜSSELREIZ, sodass sie meist instinktiv richtig das Schreien ihres Kindes interpretiert (ob es Hunger, Schmerz, Unlust... ausdrückt).

  • Lallsprache: Ca. ab dem 4. LM kommen neben den Schreiketten weiche, gurrende Laute (die in allen Sprachen enthalten sind) hinzu. Die Art und Häufigkeit der Lautäußerungen sind umweltabhängig! Je mehr mit dem Kind gesprochen wird, je mehr man sich ihm zuwendet, umso mehr sprachliche Äußerungen gibt es von sich. Kinder ahmen die Intonation der Personen seiner Umgebung nach und reduzieren ihre Laute allmählich auf die Laute ihrer Muttersprache (hier wird sehr deutlich der Lernprozess sichtbar). Da die Umwelt bei sinnvollen Lautäußerungen (z. B. produziert das Kind rein zufällig die Aneinanderreihung der Laute „Mama“) mit Freude reagiert, wird das Kind positiv verstärkt und häufiger solche Lalllaute aneinander reihen.

  • Einwortsatz: Ab dem Ende des 1. Lebensjahres lösen sich die Kinder allmählich vom aktuellen Kontext, was einen qualitativer Sprung bedeutet. Die­se Einwortsätze haben Signal- und SYMBOLCHARAK­TER! Besonders ab dem 17. LM steigt die Anzahl der Wörter rasch an.

  • Zweiwortsatz: Ab dem 2. LJ verknüpfen Kinder Subjekt und Prädikat od. Subjekt und Objekt, sie setzen Begriffe zu ein­an­der in Beziehung und drücken mit zwei Worten ein Ge­schehen aus.

Zum Beispiel: „Mama Ball“ kann mehrer Bedeutungen haben: ___________________
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Der PASSIVE WORTSCHATZ ist immer viel grö­ßer als der AKTIVE, denn Kinder erfassen Kon­texte, auch wenn sie selbst diese noch nicht bezeichnen können. Da­her ist es so wichtig, dass in grammati­kalisch richtigen Sätzen mit dem Kind gesprochen wird! Das Kind führt gerne Selbstgespräche. Diese sind Vorläufer des inneren Dialogs, mit dem das Kind später sein Handeln lange Zeit begleiten wird. Mit dem Spracherwerb bekommen die Kinder ein Be­wusst­sein vom eigenen Ich.

VORLESUNG: SPRACHE – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 11


  • 1. FRAGEALTER: Etwa mit 2;6 Jahren beginnt das Kind seine Umwelt mit der berühmten Frage zu „löchern“: „Was ist das?“ Das Kind lernt durch dieses Frage–verhalten etwa 100 Wörter pro Monat. Natürlich hängt der Wortschatzzuwachs davon ab, wie intensiv die Umwelt auf das Kind eingeht. Wird ihm nicht geantwortet, hört es allmählich auf zu fragen, seine Sprache verarmt!

  • Dreiwortsatz -> Mehrwortsatz: Ab dem 3. LJ werden drei und mehr Wörter aneinandergereiht, allerdings nicht in grammatikalisch richtiger Reihenfolge. Zuerst wird ein so genannter „Worthaufen“ (ich Garten gehen) produziert, dann kommt es zu Wort­abwandlun­gen sowie zu Analogiebildungen mit Wortneuschöpfungen (Nasenputzer = Taschentuch).

Man spricht nun vom

    • PHYSIOLOGISCHEN DYSGRAMMATISMUS („physiologisch“ bedeutet, dass er entwicklungsbedingt ist und nicht krankheitswertig)

und von der

    • PHYSIOLOGISCHEN DYSLALIE (oder dem Stammeln): Frühlaute werden von Spätlauten (r, s, sch, x, ch, k, gs, z, tz,...) unterschieden. Oftmals ersetzt das Kind Spätlaute durch Frühlaute („Ludi“ statt „Rudi“) oder lässt Spätlaute einfach aus („ad“ statt „Rad“). Trotz dem es noch nicht richtig ausspricht, merkt es sehr wohl Fehler bei andern -> „Fis-Phänomen“!

Das Kind denkt im 3. LJ noch laut, allmählich verlagert sich aber sein Sprechen nach innen.

  • 2. FRAGEALTER: Um das 4. LJ beginnt das Kind alles mit der Frage „Warum?“ zu erkunden. Nun hängt es sehr von der Sprachqualität seiner Umwelt ab, wie sich das Kind weiter sprachlich weiter entwickelt. Einerseits lernt das Kind sehr viel durch so genannte REFORMULIERUNGEN (wenn das Kind z. B. zu Mutter sagt: „Gib mir einen Apfel“ und die Mutter antwortet: „Gib mir bitte einen Apfel“, so wird das Kind allmählich die freundlichere Variante wählen).

Werden dem Kind häufig umfassende Antworten gegeben, so wird sein Wortschatz sehr ansteigen, das Kind wird sich gewählt ausdrücken können. BERNSTEIN unterscheidet zwischen dem

ELABORIERTEN Sprachcode: _________________________________________

und dem


RESTRIN­GIER­TEM Sprachcode: _______________________________________


  • Lesen Sie nach und beschreiben Sie die beiden Sprachcodes!




  • PHYSIOLOGISCHES STOTTERN tritt dann auf, wenn das Kind schneller denkt, als es sprechen kann. Dies ist häufig um das 5. LJ der Fall. Es ist sehr wichtig, dass die Eltern das Kind nicht unterbrechen oder es tadeln, denn sonst könnte es zum eigentlichen Stottern kommen!

  • Ab dem 5. LJ kann sich das Kind grammatikalisch richtig ausdrücken, Wünsche äußern, Fragen stellen und beantworten.




  • 6. LEBENSJAHR - SCHULEINTRITT:

Das Kind ist nun kommunikationsfähig! Sein aktiver Wortschatz beträgt ca. 2500 Wörter, sein passiver Wort­schatz ca. 23.700 Wörter. Allerdings gibt es große Unterschiede, je nachdem wie gut und wie oft sich Erwachsene mit dem Kind sprachlich auseinander gesetzt haben!

VORLESUNG: SPRACHE – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 12
Sollte das Kind noch im­mer dysgrammatisch sprechen oder stottern oder die Laute noch nicht beherrschen, gehört es unbedingt behandelt von einem/einer


  • SprachheillehrerIn: _____________________________________________________

bzw.

  • LogopädIn): ___________________________________________________________

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Vgl.: GROHNFELDT, M. (Hrsg.): Lehrbuch der Sprachheilpädagogik und Logopädie. Kohlhammer, Stuttgart 2001. Band 1: E-28.615/1 und Band 2 E-28.615/2

ANDRESEN, Helga: Vom Sprechen zum Schreiben. Sprachentwicklung zwischen dem vierten und siebten Lebensjahr. Klett-Cotta, Stuttgart 2005. E-31.047




  • Das Kind spricht noch KONTEXTGEBUNDEN: Es ist im Egozentrismus gefangen und erzählt so als wäre der/die Zuhörer/-rin dabei gewesen. Beispiel:

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  • Das Kind verwendet die ZEITEN noch nicht richtig (schwimmen – schwimmte). Das ist aber völlig normal in der Sprachentwicklung und nicht mit dem Dysgramma­tismus gleichzusetzen.

Es müssen die gesamte Volksschulzeit die unregelmäßigen Verben geübt werden!

  • Das Kind verbindet die Sätze vorwiegend mit „und-dann“. Satzübergänge oft üben, damit das Kind allmählich elegantere Satzverbindungen schreibt!

  • Das Kind erzählt ohne Einleitung – Hauptteil – Schluss, auch dies bedarf vieler Übungen im Deutschunterricht!

  • Das Kind verwendet noch wenig Adjektiva, daher kann man in Verbindung mit dem Mathematikunterricht die Eigenschaftswörter durch Vergleiche verschiedener Dinge (lang – länger – am längsten) üben.

  • Ab dem 8. LJ spricht Kind fast wie die Erwachsenen, allerdings hat es noch einen konkreten Wortschatz, es fehlen also abstrakte Begriffe.

  • Ab dem 10. LJ kann das Kind sprachlich Voraus- und Rückschau halten, verwendet die Zeiten richtig (auch Zu­kunft) und beginnt mit einer INNENSICHT (ich denke, ich meine...). Es drückt schriftlich Gefühle und Zustände handelnder Personen aus und verwendet nun auch untergeordnete Nebensätze.

  • Jugendalter: Lt. SCHENK-DANZINGER ist das die 2. Objektivierungsstufe der Sprache. Nun wird die Regelhaftigkeit der Sprache verstanden, also Grammatik im eigentlichen Sinn.

  • Allmählich kommt es zu einem „strukturierten Stil mit Gestaltungsabsicht“; Jugendliche können immer treffender Gedanken und Gefühle ausdrücken, sie entwickeln im besten Fall ihren eigenen Sprachstil, das wäre dann die „3. Objektivierungsstufe der Sprache“. Auf jeden Fall werden mehr abstrakte Begriffe in den Wortschatz aufgenommen.

  • In weiterer Folge erweitert sich der Wortschatz Erwachsener um Fachbegriffe, die man auf Grund seiner Ausbildung lernt und verwendet.

  • Lesen Sie nach und ergänzen Sie mit einigen Beispielen!

VORLESUNG: EMOTIONALE - SOZIALE ENTWICKLUNG – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 13
Im Folgenden wird das Phasenmodell von Erik ERIKSON (1902 – 1994) vorgestellt. Der Kinder­psy­­cho­analy­tiker geht von einer gesunden Persönlichkeit aus, die ihre „Umwelt aktiv meistert“. Ziel der psychosozialen Entwicklung ist es, seine Ich-Identität zu erreichen (der Mensch bekommt eine klare Vorstellung von seinem inneren Wesen sowie von der Gruppenkultur, in der er lebt). Er vertritt das epigenetische Prinzip = alles was wächst hat einen Grundplan bis die einzelnen Teile zu einem fun­k­ti­onierenden Ganzen herangewachsen sind. Der soziale Horizont „fängt mit dem „nebelhaften Bild einer Mutter an und endet mit der Menschheit“! Indem der Mensch mit seinem Umfeld inter­agiert, kommt es zu acht psychosozialen Krisen, einem Kampf zwischen zwei entgegen gesetzten Persön­lich­keitsmerkmalen. Gemäß ERIKSON kann der Mensch Defizite in späteren Phasen nachholen!

Vgl. R. MURRAY, THOMAS / BIRGITT, FELDMANN: Die Entwicklung des Kindes. Beltz, Weinheim 2000. E- 18515


DIE PSYCHOSOZIALEN PHASEN


  1. VERTRAUEN vs. MISSTRAUEN (Geb. -1.LJ) - orale Phase (nach FREUD)

Das Neugeborene ist lt. PORTMAN eine „physiologische Frühgeburt“; es braucht fürs Überleben-Können völlige Zuwen­dung einer Pflege­per­son. Es sendet soziale Signale aus (z. B. das Kindchen­sche­ma = „soziales Band zwi­schen Mutter und Kind“ lt. BOWLBY, 1969 -> die Umwelt wendet sich dem Kind (K) zu). Man spricht in den ersten drei Lebensmonaten (LM) auch vom „allgemeinen sozialen Ge­rich­tet-Sein“. Ab dem 2. LM un­ter­bricht das Kind fast alle Tätigkeiten, wenn soziale Stimuli auftreten (z. B. wenn es beim Stil­len Augenkontakt mit der Mutter hat, unter­bricht es sein Trinken).

Im 3. LM. Kommt es zum erstes Lächeln, das allerdings noch unspezifisch ist, weil es bis zum 5. LM jeden Menschen, egal ob bekannt oder unbekannt, anlä­chelt



  • selbst nachlesen den Attrap­pen­ver­such von AHRENS, 1954.

Ab dem 6. LM schränken sich die sozialen Reaktionen des Kindes auf ihm vertraute Personen ein. Ungefähr um den 8. LM lächelt es nur mehr bekannte Gesichter an und zeigt Abwehr gegenüber Fremden, man spricht auch von der ACHTMONATANGST. Es handelt sich dabei um eine TRENNUNGSANGST, die ca. bis zum 3. LJ andauert. Man unterscheidet:



  • Verlassenheitssyndrom: ________________________________________________


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  • Hospitalismus (SPITZ,1945): ____________________________________________


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  • Familiärer Hospitalismus: ______________________________________________


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VORLESUNG: EMOTIONALE - SOZIALE ENTWICKLUNG – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 14
Ziel bis zum Ende des 1. Lebensjahres ist es, dass das Kind eine sichere Bindung zu mindestens einer Be­zugs­per­son ent­wickelt und so mit viel Halt in das „Leben hinausgehen kann“.

  • selbst nachlesen die Versuche von AINSWORTH, 1977:

sichere, unsichere und ambivalente Bindung
Heute weiß man um die Wichtigkeit der Interaktionen der TriadeVater-Mutter-Kind von Ge­burt an. Gegen Ende des 1. LJ sollte das Kind ein Urvertrauen entwickelt haben, dieses Ge­fühl, sich auf die Welt verlassen zu können (indem die Eltern das Kind annehmen und auf sei­ne Bedürfnisse eingehen). Nur so kann das Kind vertrauensvoll die Welt erobern.

2) AUTONOMIE vs. SCHAM UND ZWEIFEL (2.-3.LJ) – anale Phase

In diese Zeit fällt die Rein­lich­keits­erziehung, die von den Eltern viel Geduld erfordert. Das Kind entwickelt nämlich auch ein Macht­ge­fühl gegenüber seinen Körperfunktionen. Wenn das Kind zu rasch zur Sauberkeit gezwungen wird, oder es keine klaren Richtlinien vorgesetzt bekommt, die Eltern zu ungeduldig sind oder das Kind sogar vernachlässigt wird, läuft es Gefahr, keine Kontrolle über seine Ausscheidung zu haben.

Man unterscheidet ab dem 4. Lebensjahr:

* ENURESIS: nächtliches Einnässen (Enuresis Nocturna) oder Einnässen tagsüber (Enuresis diurna)

* ENKOPRESIS: Stuhlinkontinenz.
Von der motorischen Entwicklung her kann das Kind nun die Welt erforschen und gerät dadurch oft in Konflikt mit seiner Umwelt. Die Eltern müs­sen Grenzen set­zen, die das Kind meist noch nicht intellektuell er­fasst, sondern nur aus Liebe zu den Eltern befolgt. Es kommt zur ersten Ge­wis­sensbildung.

PIAGET unterscheidet drei Stadien in der moralischen Entwicklung:



  • EINFACHER MORALISCHER REALISMUS: Es handelt sich dabei um einen Verbots- u. Gebotsge­hor­sam des Kindes, der an die Anwesenheit der Erwachsenen gebunden ist.

  • HETERONOME MORAL: Allmählich identifiziert sich das Kind mit den Normen und Werten der Eltern, es interiorisiert diese, also verinnerlicht diese. Ab etwa dem 3. LJ weiß das Kind auch ohne die Anwesenheit Erwachsener, wann es ge­gen Normen verstoßen hat, es empfindet ein so genanntes „Bauchwehgefühl“, spürt also, dass es nicht richtig gehandelt hat. In dieser Phase übernimmt das Kind noch unreflektiert die Sichtweisen der Erwachsenen, besonders die seiner Bezugspersonen.

  • AUTONOMRE MORAL: Erst mit Eintritt in die Pubertät, in der sich die kognitive Entwicklung Jugendlicher stark verändert, kann nun auch über abstrakte Inhalte nachgedacht werden. Jugendliche stellen zuerst alles in Frage, ehe sie ihre eigenes Wertesystem entwickeln (das in vielen Bereichen oft dem der Eltern sehr ähnlich ist).

Das Kind erwirbt zwischen dem 2. und 3. LJ immer mehr Autonomie, es hat das Gefühl, viele Dinge selbst erledigen zu kön­nen, will alles ausprobieren. Die Wörter „Ich“ und „Nein“ sind wohl die am meisten gebrauchten in dieser Phase. Notgedrungen erlebt das Kind nun viele Grenzsetzungen durch die Er­wachsenen und reagiert darauf meist mit so genannten Trotzreaktionen. Dabei entdeckt das Kind sein Selbst, seine Stre­bun­gen, seine Gefühle und dass es selbst die Fähigkeit hat, etwas zu bewirken.



VORLESUNG: EMOTIONALE - SOZIALE ENTWICKLUNG – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 15
Wird das Kind zu streng er­zo­gen bzw. zu wenig ernst genommen, beginnt das Kind an sich zu zwei­feln und wird in weiterer Folge seinen Gefühlen und sich selbst nicht mehr uneingeschränkt vertrauen.

Das Kind kann nun auch eine begrenzte Zeit die Abwesenheit der Bezugspersonen ertragen, obgleich sich dabei immer wieder Trennungsängste auftun, weil es die Angst verspürt, allein gelassen zu sein. Hinzu kommt, dass es noch kein Zeitgefühl entwickelt hat, sodass ihm kurze Zeitspannen als kleine „Ewigkeit“ vorkommen und es wirklich Verlassenheit empfindet. Gegen Ende dieser Phase besuchen die meisten Kinder erstmals den Kindergarten. Eine neue Welt tut sich auf, das Kind wird vermehrt mit Gleichaltrigen zusammengeführt und muss sich allmählich ohne Hilfe der Bezugspersonen zu behaupten lernen. Auch hier ist es sehr wichtig, dass Eltern das Kind in kleinen Schritten an das Leben im Kindergarten gewöhnen und es nicht überfordern.



3) INITIATIVE vs. SCHULDGEFÜHL (4.-5.LJ) - phallische Phase

Das Kind nimmt nun sein Ge­schlecht wahr und stellt vermehrt Fragen zu sexuellen Themen, die die Eltern kind­ge­recht beantworten soll­ten. Weichen sie den Fragen des Kindes aus, lernt es, dass der sexuelle Bereich etwas Unangenehmes sit, worüber man nicht sprechen soll, was bei sexuellem Missbrauch fatale Folgen haben kann, weil das Kind in so einem Fall noch mehr verängstigt ist, jemandem davon zu erzählen.

Es ist die Zeit des „ÖDIPUSKONFLIKTS“, wie FREUD sie bezeichnete.


  • selbst nachlesen was sich psychosexuell in dieser Phase lt. FREUD im Kind abspielt

Das Kind erkennt seine Stellung zwischen den Eltern, dass es die Liebe der Mutter bzw. des Vaters mit dem jeweils anderen Elternteil teilen muss. Daher wird die Mutter bzw. der Vater als Rivalin/Rivale erlebt, das Kind rea­giert mit Eifersucht, Wut, Hass und Ähnlichem. Gleichzeitig liebt es aber Mutter und Vater und spürt, dass andere Gefühle verletzen, weshalb das Kind eine Ambivalenz der Gefühle erlebt. Dieser Umstand führt oft zu irrationalen Schuld­gefühlen. Zum Beispiel glaubt das Kind, wenn sich seine Eltern in dieser Phase scheiden las­sen, es sei der Grund der Scheidung, weil es schlimm gewesen ist. Da das Kind im Egozentrismus gefangen ist, kann es immer nur von sich aus gehen und noch nicht eine andere Sichtweise der Geschehnisse wahrnehmen. Solche meist unbegründeten Schulgefühle mindern sein Selbstbewusstsein und können sogar zu Selbsthass führen.

Ziel dieser Phase ist es, dass das Kind sich mit dem gleich­geschlechtlichen Elternteil identifiziert und so seine Geschlechterrolle annimmt.

Durch seine motorischen, sprachlichen und kognitiven Fortschritte wird das Kind immer geschickter und ergreift auch im sozialen Bereich gerne die Initiative, sich zu behaupten.



4) WERKSINN vs. MINDERWERTIGKEIT (6.-11. LJ) – Latenzperiode

FREUD spricht von einer LATENZZEIT im Sinne eines Verweilens, Vorbereitens auf die nächste Periode, weil er nur von der psychosexuellen Entwicklung des Kindes ausging.

Vom Sozialen her ist es aber für das Kind eine sehr aufregende Zeitspanne, da es in die Schule kommt und seine Lehrkraft als neue Bezugsperson anerkennen sollte. Es muss erleben, dass es die Lehrkraft mit vielen anderen Mitschülern teilen, seine Bedürfnisse etwas zurückstellen bzw. aufschieben muss. Dieses sich Einfügen in die Gruppe der Gleichaltrigen bereitet vielen Kindern Schwierigkeiten, müssen sie sich ihren Platz im Klassengefüge erst erobern.

VORLESUNG: EMOTIONALE - SOZIALE ENTWICKLUNG – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 16
Das normal entwickelte Kind will nun Leistung erbringen und damit Anerkennung gewinnen. Daher ist es sehr wichtig für das Kind, dass seine Lehrkraft und seine Eltern es loben und ihm lösbare Aufgaben stellen, damit es weiterhin an sich glaubt und seinen Fähigkeiten vertraut.
DIFFERENZIERUNG ist im Schuleingangsbereich unabdingbar, da sonst Kinder entweder


  • überfordert oder

  • unterfordert

werden. In beiden Fällen verliert das Kind sehr rasch die Freude am Arbeiten, geht wenig motiviert an die Aufgaben heran und läuft Gefahr, sich nicht mehr anzustrengen, ja sich als Versager zu empfinden.

Wird die Leistung des Kindes nicht entsprechend ge­würdigt, beginnt es sich minderwertig zu fühlen!

Achtung: Es ist ganz wichtig, das Kind nicht auf die Leistung (Lesen, Schreiben, Rechnen) zu reduzieren, sondern das Kind als Gesamtpersönlichkeit zu sehen. Es ist auch eine großartige Leistung, wenn es beispielsweise mit einem Freund das Schuljahr begonnen und mit drei beendet hat. Bei Elterngesprächen neben den sozialen Fertigkeiten als L immer auch die
Arbeitstugenden ____________________________________________________________
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des Kindes lobend hervorheben!

5) IDENTITÄT vs. IDENTITÄSTDIFFUSION (PUBERTÄT) – zweite genitale Phase

Die körperlichen Veränderungen am Beginn der Pubertät lösen eine große Unsicherheit bei den Jugendlichen aus.


Zudem müssen sie sich mit folgenden Themen auseinander setzen:

  • Ablösung von den Eltern: Dabei kommt es vermehrt zu Konflikten mit den Eltern, man spricht auch vom „2.Trotzalter.

  • Selbstfindung: Sie verläuft von außen nach innen, es kommt häufig zu einer Identitätskrise, da sie alles in Frage stellen, dadurch oft „Boden unter den Füßen“ verlieren und über einen längeren Zeitraum stark verunsichert sind. Es entwickelt sich die „autonome Moral“.

  • Berufsfindung: Jugendliche, die selbst noch sehr verunsichert sind, müssen sich entscheiden, ob sie eine Lehre beginnen oder welche Schullaufbahn sie einschlagen werden. Hierbei kommt dem Ratschlag der Eltern und der Lehrkräfte große Bedeutung zu.

VORLESUNG: EMOTIONALE - SOZIALE ENTWICKLUNG – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 17


  • Peergroup, also die Gruppe der Gleichaltrigen, wird immer wich­tiger. Am Beginn müssen Jugendliche ihren Platz in einer Clique erst finden, Freundschaften entstehen. Durch zahlreiche Diskussionen und mannigfaltigen Erfah­rungs­aus­tausch gewinnen die Jugendlichen an Sicherheit und sollten sich verstanden fühlen. Wenn jemand keinen Anschluss finden kann, besteht die große Ge­fahr, mit den aufkommenden Problemen alleine nicht fertig zu wer­den. Während so einer Identitätsdiffusion bzw. Rollenkonfusion, in der der/die Jugendliche nicht weiß, was man sich selbst und anderen bedeutet, kann es zu Drogen- und Alkoholkonsum kommen, Sekten oder Extremismusgruppen können aufgesucht werden, es können depressive Episoden auftreten... Jugend­li­che sollten stets die Gewissheit haben, dass sie immer - egal was sie getan haben – zu ihren Eltern kommen können – dieser unumstößliche Rück­halt ist sehr wichtig für eine ge­sun­de psychische Entwicklung.

  • Partnerfindung: In dieser sehr turbulenten Zeit beginnen Jugendliche, erste echte Freundschaften zu schließen und sich auch auf erste tiefe Beziehungen einzulassen. Zurückweisungen, das Ende der ersten großen Liebe können den Jugendlichen/die Jugendliche in ein tiefes Loch stürzen und schwer am Selbstwertgefühl nagen.



6) INTIMITÄT vs. ISOLATION (ab Adoleszenz – 20. LJ)

FREUD beschrieb das Erwach­se­nen­dasein nicht mehr genauer, für ihn endet die psycho–sexuelle Entwicklung mit der zweiten genitalen Phase. Das weitere Leben ist nur eine „Variation dieser bis dahin gelegten Grundmelodie“.

Jugendliche sollten zuerst ein Identitätsgefühl entwickelt haben ehe sie sich auf sexuelle und intellektuelle Intimitäten mit dem anderen Geschlecht einlassen. Nur wer seine eige­nen Bedürfnisse wahrnimmt und auch verteidigen kann wird am Du wachsen („in der Intimität verliere oder finde ich mich selbst, wenn ich jemanden liebe, bis beide Ich zu einem Wir werden“) und den anderen bejahen können.

Daher ist die große Gefahr, wenn jemand zu früh eine Intimität eingeht, dass er /sie sich verliert, nur das tut, was der andere von ihr/ihm verlangt und oft erst viele Jahre später bemerkt, dass dieser eingeschlagene Lebensweg nicht den eigenen Bedürfnissen entspricht.


7) GENERATIVITÄT vs. STAGNIERUNG

In einer liebvollen Beziehung besteht der Wunsch nach Vereinigung der Persönlichkeiten und oft nach gemeinsamen Kindern. Der Erwachsene ist nicht mehr ausschließlich um sein eigenes Wohlergehen besorgt, sondern lebt diese Generativität, also in dieser Fürsorge für andere.


8) INTEGRITÄT vs. VERZWEIFLUNG UND EKEL

Der ältere Mensch akzeptiert entweder seine Lebens­form und kann zufrieden auf sein Leben zurückblicken oder endet oft in Verzweiflung und kann die Einschränkungen des Alters (Tod von Freunden, Verlust seiner Mobilität...) kaum ertragen.



VORLESUNG: SPIEL – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 18
Das Spiel ist die „Arbeit des Kindes“, es bietet ihm das größte Lernangebot. Daher ist es wichtig, dass dem Kind altersgerechtes Spielmaterial zur Verfügung gestellt wird.
Die wesentlichsten Merkmale des Spiels sind:

  • Spiel ist frei von Fremdbestimmung, das Kind wählt freiwillig eine Spielsituation

  • Zweckfreiheit

  • Spiel ist eine freudvolle Tätigkeit

  • Aktivierungszirkel“: bringen Sie ein Beispiel dazu: ________________________

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  • Spiel ist handelnde Auseinandersetzung mit einem Stück real begegnender Welt und

Quasi-Realität“:
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  • Das Kind gewinnt durch das Spiel Umweltkontrolle, da sich alles seinen Wünschen zu fügen hat (z. B. sein Fantasiegefährte), im Gegensatz zur Realität, wo das Kind in den meisten Situationen auf Erwachsene angewiesen ist.




  • Lesen Sie Genaueres dazu nach!


Von der Entwicklung her unterscheidet man zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr das

  • Alleinspiel: Das Kind spielt für sich alleine und ist noch nicht fähig, mit jemand anderen gemeinsam zu spielen.

  • Parallelspiel: Das Kind spielt weiter für sich alleine, beobachten aber andere Kinder, die im selben Raum spielen, und nimmt bei Bedarf anderen Kindern Spielmaterial un­gefragt weg, wenn es dieses für sein Spiel benötigt.

  • Kooperatives Spiel: Ca. ab dem Ende des 3. Lebensjahres nimmt das gemeinsame Spiel mit anderen Kindern zu, mit dem Ziel, gemeinsam etwas herzustellen. Dieses gemeinsame Tun gehört aber auch noch in der Grundschule gefördert, da dadurch soziale Fertigkeiten trainiert werden.


SPIELFORMEN

Grundsätzlich werden mehrere Spielformen in der Literatur unterschieden, die meist parallel sich entwickeln.




  1. BEWEGUNGSSPIEL: Diese Spielform ist von Anbeginn an da, das Kind zeigt schon ab den ersten Lebensmonaten Freude, mit dem eigenen Körper zu spielen (es steckt z. B. die Zehen in den Mund). Dadurch gelingt dem Säugling allmählich immer besser seine Sensumotorik, also die Koordination von Sinnesorganen und Motorik.

Das Kleinkind behält diese Freude an körperlicher Betätigung bei, in der Grundschule sind Kinder immer wieder durch Lauf- und Geschicklichkeitsspiele zu motivieren. Das Kind gewinnt durch diese Spielform immer bessere KÖRPERBEHERRSCHUNG.

Beispiele:

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VORLESUNG: SPIEL – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 19


  1. KONSTRUKTIONSSPIEL: Parallel zur motorischen Entwicklung beginnt das Kind ab dem Ende des ersten Lebensjahres mit Gegenständen zu experimentieren, man spricht dann auch vom EXPLORATIONSSPIEL, einer Vorstufe des werkschaffen­den Spiels. Das Kind benützt Gegenstände immer häufiger, um daraus einen Ziel­gegen­­stand herzustellen, also etwas zu konstruieren. Allerdings geht das Kind anfangs noch nicht sehr planmäßig vor. So beginnt es beispielsweise ein Haus zu bauen und während des Bauens wird daraus ein Auto. Trotzdem zeigt das Kind mit diesem Spiel, dass es bereits innere Bilder abgespeichert hat, also eine Gedächtnisleistung voll­bringt. Mit zunehmendem Alter wächst die Ausdauer des Kindes und es geht im­mer planmäßiger vor, bis es schließlich um das 4. Lebensjahr herum die höchste Stufe des Konstruktionsspiels erreicht wird und es den Übergang zum „werkschaffenden Spiel“ schafft.




  • Nennen Sie die vier Stufen des WERKSCHAFFENDEN SPIELS:


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Durch den Umgang mit verschiedenen Gegenständen gewinnt das Kind MATERIALERFAHRUNG.

Beispiele für werkschaffende Spiele in der Volksschule, Hauptschule und Sonderschule bis ins Erwachsenenalter:
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  1. ROLLENSPIEL: Diese Spielform ist ebenfalls sehr früh zu erkennen und äußert sich ab dem 2. Lebensjahr im so genannten SYMBOLSPIEL oder FIKTIONSSPIEL, weil das Kind Spielgegenstände nach eigenen Wünschen umdeutet (z. B. ist ein Bauklotz ein Auto, mit dem es auf der Straße fährt). Allmählich zeigt das Kind kleine Handlungssequenzen aus seinem Erfahrungsbereich, z. B. tut es so als ob es die Zeitung liest, man spricht daher auch von der „Als-ob-Einstellung“ des Kindes. Damit wird deutlich, wie genau das Kind die Erwachsenen beobachtet und nachahmt.

VORLESUNG: SPIEL – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 20
Parallel zur Sprachentwicklung des Kindes setzt es Personen und deren Tätigkeiten zu einander in Beziehung, das eigentliche Rollenspiel beginnt. Das Kind reproduziert Erlebtes, ahmt mit Mimik und Gestik sowie sprachlich seine Bezugspersonen sehr genau nach. Das Kind begreift immer besser die Eigenschaften des anderen. Der Höhepunkt des Rollenspiels ist zwischen dem 3. – 4. Lebensjahr.

Besonders im PUPPENSPIEL drückt das Kind oft Probleme aus, weshalb man in der Kinderpsychotherapie sich gerne der Puppe als „Intermediärobjekt“, also als Brücke zwischen Kind und Therapeut/-in, bedient.

Es kommt zur Verlebendigung von Leblosem, man nennt dies:


  • ANTHROPOMORPHISMUS!

Auch in der Schule eignet sich das Rollenspiel sehr gut, um Problemverhalten zu verändern, indem spielerisch neues Verhalten gelernt wird.



  • Beispiele für Rollenspiele in der Volksschule, Hauptschule und Sonderschule bis ins Erwachsenenalter:


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In der Schule gibt es extra dafür das Fach SCHULSPIEL.

Bei Erwachsenen spricht man vom THEATERSPIEL.
Durch das Rollenspiel gelingt es dem Kind, sich allmählich vom eigenen Weltbild zu lösen und sich immer besser in die Lage des anderen zu versetzen. Es lernt dadurch EMPATHIE, also Einfühlungsvermögen, eine wesentliche Fähigkeit der emotionalen Intelligenz. Empathie erleichtert den Umgang mit anderen und sollte ein Leben lang ausgebaut werden.

VORLESUNG: SPIEL – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 21


  1. REGELSPIEL: Diese Spielform beginnt sich ab Ende des dritten Lebens­jah­res zu entwickeln und hat als wesentlichste Elemente:

    • Wettkampfcharakter und

    • einen Spielvollzug im Wechsel mit einem/einer Partner/-in.

Dabei spielen mehrere Komponenten eine Rolle:



      • Wertkomponente (die Wichtigkeit des Ziels für den Spieler; Leistungs­motivation)

      • Kognitive Komponente (Regelverständnis, Einbringung von früheren Erfahrungen, Abschätzung von Chancen...)

      • Emotionale Komponente (Verlieren/Gewinnen; Frustrationstoleranz).

      • Soziale Komponente (man muss auf andere Spieler Rücksicht nehmen, warten bis man an der Reihe ist...)

In dem Moment, in dem die Wettbewerbssituation kognitiv vom Kind erfasst wird, ist sie auch schon emotional besetzt. Das Kind reagiert bei Erfolg mit Stolz, Freude..., bei Misserfolg mit heftigem Unbehagen.
ENTWICKLUNG DES REGELSPIELS

Anfangs kann das Kind nur mit Erwachsenen ein Regelspiel spielen.



  • Ab 3;6 LJ erfasst das Kind einfache Spielregeln, erträgt aber Misserfolg noch nicht (verweigert Weiterspiel od. leugnet Misserfolg od. weist kompensierend auf etwas hin, das es gut kann...).

  • Ab 4;6 LJ steigt allmählich die Frustrationstoleranz, trotzdem ist Verlieren noch immer sehr belastend. Das Kind bleibt länger in der Wettbewerbssituation, bemüht sich zu gewinnen, wählt aber noch nicht nach Erfolgschancen, sondern sucht sich die Aufgaben zufällig aus.

  • Ab 5. LJ sind einfache Regelspiele mit Gleichaltrigen möglich. Es entwickelt sich ein

ASPIRATIONSNIVEAU oder Anspruchsniveau: Das Kind zieht beim Spiel aus vorange­gan­ge­nem Erfolg/Misserfolg Konsequenzen, sucht sich Spiele, die es gut kann und schätzt seine Leistungsfähigkeit immer besser ein.

  • Ab dem 6. LJ entwickelt sich das

SOZIALE ASPIRATIONSNIVEAU: Das Kind fragt, ob andere besser oder schlechter als es abgeschnitten haben. In der Schule vergleicht das Kind seine Leistungen mit denen der Mitschüler/-innen.

Ab nun sind Wettbewerb und ein abwechselndes Spiel mit Partnern möglich. Verlieren fällt aber noch immer schwer, Affektausbrüche sind nicht selten.

Ab dem 6. LJ kommt neu hinzu das

MANNSCHAFTSSPIEL, bei dem das Kind lernen muss:


  • ________________________________________________________________

VORLESUNG: SPIEL – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 22
Das Kind lernt durch das Regelspiel LEISTUNGSMOTIVATION und FRUSTRATIONSTOLERANZ.
LEISTUNG: Das sind die richtig gelösten Aufgaben in einer bestimmten Zeiteinheit.

LEISTUNGSMOTIV (ist unabhängig vom IQ): Bereitschaft des Menschen, durch eigene Tüchtigkeit Aufgaben zu lösen (Intelligenz beeinflusst die Leistung).

LEISTUNGSMOTIVATION: Das ist die Verhaltensbereitschaft, ausgeprägt als Erfolgs- oder Misserfolgsmotivation. Beides erklärt die Leistungsdifferenz neben der Begabung und dem Durchhaltevermögen.

GÜTEMASSSTAB bezeichnet das Niveau, das man sich setzt, wenn man Leistung erbringen will und mit dem man dann die Handlung und das Handlungsergebnis bewertet.
Es gibt zwei Möglichkeiten, die allmählich sichtbar werden:

  • Positive Richtung: Das Kind will Leistung erbringen, es hat die Erwartungshaltung HOFFNUNG AUF ERFOLG, die sich einstellt, indem das Kind oft Erfolge erlebt.

Man spricht auch von einem ERFOLGSMOTIVIERTEN Kind oder einem Kind mit einem SELBSTKONZEPT HOHER FÄHIGKERIT, weil es


  • Negative Richtung: Das Kind vermeidet immer öfter Leistungsverhalten, seine Erwartungshaltung ist

FURCHT VOR MISSERFOLG, weil das Kind in der Vergangenheit oft Misserfolge erfahren hat und jede Leistungsanforderung als Bedrohung erlebt.

Man spricht auch von einem MISSERFOLGSMOTIVIERTEN Kind, das viele Zweifel bezüglich seiner Fähigkeiten hat. Es besitzt ein SELBSTKONZEPT GERINGER FÄHIGKEIT. Dies ist sehr gefährlich, weil solche Kinder defensive Strategien entwickeln, um nicht als „dumm“ zu gelten, sondern als „faul“

Gefahr der „ERLERNTEN HILFLOSIGKEIT“ nach SELIGMAN!
DAS MODELL VON WEINER

Der Mensch bemüht sich um das Verständnis der Umwelt und will herausfinden, warum ein Ereignis aufgetreten ist. Mit dieser Grundannahme identifizierte der Wissenschaftler zwei KAUSALE DIMENSIONEN: internal / external und stabil/variabel, so entstand das



  • VIERFELDERSCHEMA: ______________________________________________



VORLESUNG: SPIEL – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 23
ERFOLGSMOTIVIERTE schreiben ihren
Erfolg __________________________________________________________________
________________________________________________________________________
Misserfolg ______________________________________________________________
______________________________________________________________________zu.
MISSERFOLGSMOTIVIERTE schreiben ihren
Erfolg __________________________________________________________________
________________________________________________________________________
Misserfolg ______________________________________________________________
______________________________________________________________________zu.

Das normal entwickelte Volksschulkind freut sich auf die Schule und kommt sehr erfolgsmotiviert in die Schule.

Sie als Lehrer/-in müssen mit Ihrem ganzen pädagogischen Geschick, mit vielen methodisch-didaktischen Variationen den Schüler/die Schülerin dazu bringen, die gesamte Schullaufbahn erfolgsmotiviert zu bleiben. Besonders wichtig dabei ist es, im Unterricht zu differenzieren, also nach erfolgter Diagnose der Stärken und Schwächen eines Kindes dieses weder zu überfordern noch zu unterfordern.


  • Nennen Sie Regelspiele für das

Kleinkindalter: _______________________________________________________

Schulalter: GS I: ______________________________________________________

VORLESUNG: SPIEL – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 24
Schulalter GS II: ______________________________________________________


Jugendliche/Erwachsene:_______________________________________________


  1. LERNSPIEL: Da Lernen eine planvolle und zielgerichtete Tätigkeit ist, ergibt sich logischerweise, dass das Lernspiel eine Sonderform des Spiels darstellt. Wird Lernen spielerisch verpackt, können die Kinder/Jugendlichen dadurch zum Lernen besonders motiviert werden.

Lernspiele zielen einerseits darauf ab, Beziehungen zwischen bereits Bekanntem her­zu­stellen, indem sie schnelles Assoziieren fördern. Ebenso kann das Lernen als Einübung von zuvor erworbener Kenntnis eingesetzt werden.

Man unterscheidet:



  • Übungsorientierte Lernspiele: Es handelt sich dabei um ein mechanisches Üben, wodurch Kenntnisse und Fertigkeiten ständig verfügbar werden.

Z. B.: Rechendomino, LÜK-Kasten, __________________________________





  • Strategische Lernspiele und problemorientierte Denkspiele: Hier hinein fallen alle Aktivitäten, bei denen man Gesetzmäßigkeiten erkennen muss (Klassifizieren, Ordnen nach bestimmten Gesichtspunkten, Analogisieren...) sowie Denkaufgaben, die in Rätselform gestellt werden und Ähnliches mehr.

Z. B.: Quartettspiele, Ordnungsmemories, __________________________



VORLESUNG: SPIEL – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 25
SPIELFÖRDERUNG

Es ist sehr wichtig, dass dem Kind altergemäßes Spielmaterial zur Verfügung gestellt wird. Das Spielmaterial entspricht dann dem Entwicklungsstand des Kindes, wenn es einen mittleren Lösungs- und Erreichbarkeitsgrad (Spiel ist nicht zu leicht und nicht zu schwierig) für das Kind besitzt, man spricht dann von „PASSUNG“. Nur so hat das Spiel einen Anreiz für das Kind, sich damit auseinander zu setzen. Zusätzlich sollen Erwachsene Interesse am Spiel des Kindes zeigen und mit ihm spielen, denn die Spielsituation ist ein spezielles Lernfeld, in dem das Kind sehr motiviert Probleme lösen lernt.

Das Spiel fördert


  • die Entwicklung des Kindes

  • die Kreativität des Kindes, weil es sich im Spiel mit seiner Umwelt auseinandersetzt.

Das Spiel hat auch

  • eine erziehliche Aufgabe (s. Spielformen),

kann zur

  • Diagnose des Kindes eingesetzt werden (z. B. SCENO-Test von Gerhild von STAABS)

und kann

  • in der Psychotherapie sehr gute Dienste leisten (Spieltherapie, Puppentherapie,...).

VORLESUNG: KOGNITIVE ENTWICKLUNG – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 26
Die KOGNITIVE ENTWICKLUNG ist untrennbar mit der Forschung von Jean PIAGET (1896-1980) verbunden. Er war Schweizer Biologe und Psychologe und entwickelte mit Alfred BINET Tests zur Messung der kindlichen Intelligenz. Dabei interessierten PIAGET vor allem die falschen Antworten der Kinder und welche Denkprozesse zu diesen Fehlern geführt hatten. So untersuchte er die Beziehung zwischen dem Wissenden und dem Wissen.
Seine Theorie beinhaltet folgende BEGRIFFE:

  • SCHEMA ist die kleinste Einheit, auf der menschliches und tierisches Verhalten aufbaut. Er unterscheidet zwischen den sensu­mo­torischen, kognitiven Schemata und Bewertungsschemata.

  • Suchen Sie nach Beispielen für jedes Bewertungsschema!




  • ÄQUILIBRIUM bedeutet Gleichgewicht. Das Individuum ist lt. PIAGET in jeder Situation bemüht, ein größtmögliches Gleichgewicht zwischen dem Organis­mus und der Umwelt herzustellen, also eine bestmögliche gegenseitige Abstimmung zu treffen.

  • Weiters nahm er an, dass jeder lebende Organismus mit zwei fundamentalen Tendenzen geboren werde, nämlich mit der Adaptation und der Organisation.




    • a) Die Tendenz zur ADAPTATION besteht aus zwei Komponenten, der:

      • ASSIMILATION: Das ist die Tendenz des Organismus, seine Umgebung zu verändern, um diese an sich und seine Schemata anzupassen.


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      • AKKOMMODATION: Das ist die Tendenz des Organismus, sich selbst zu verändern, um ein Schema an eine neue Wahrnehmung und somit sich an die Um­ge­bung anzupassen.


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  • Lesen Sie nach und bringen Sie Beispiele zur Adaptation und Akkommodation!




  • b) Die Tendenz zur ORGANISATION

Es ist jedem Organismus angeboren, die eigenen Prozesse zu zusammen- hängenden Systemen zu in­tegrieren.
DIE INTELLIGENZENTWICKLUNG NACH PIAGET

Laut PIAGET durchläuft das kindliche Denken intellektuelle Wachstumsstadien. Er nahm ein strenges Pha­senmodell an, in dem man die folgenden fünf Stufen der Reihe nach zu durchlaufen hat. Da zur damaligen Zeit der Fördergedanke noch keine große Relevanz besaß, gab PIAGET genaue Altersangaben je Phase vor und meinte, dass Kinder die jeweilige Phase nicht früher erreichen könnten. Heute weiß man, dass durch entsprechende Förderung Kinder schon früher in der Lage sind, gewisse Denkprozesse zu vollziehen.

Ein weiterer Kritikpunkt an PIAGETs Modell ist, dass er ausschließlich Kinder aus der europäischen Mittelschicht untersucht hatte, seine Erkenntnisse aber für die weltweite Gesamtbevölkerung gültig machte. Zusätzlich wirft man ihm vor, emotionale Aspekte sowie die Sprache zu wenig in seinen Experimenten berücksichtigt zu haben, dafür das Handeln zu sehr zu betonen.

VORLESUNG: KOGNITIVE ENTWICKLUNG – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 27
1) SENSUMOTORISCHE INTELLIGENZ (Geburt - 2. LJ)
Nach reflexiven Aktivitäten wiederholt das Kind einfache reflektorische Handlungen (z.B.: Saug­be­wegungen, auch wenn das Kind satt ist). Immer mehr wiederholt das Kind Tätigkeiten, die zufällig für es lust­be­tont worden sind (z.B.: schüttelt es die Rassel mehrmals, weil es dabei ein Geräusch entdeckt und dieses immer wieder erzeugen will). Man spricht in diesem Zusammenhang vom "Prinzip der Verursachung". Das Kind freut sich, die Um­welt zu beeinflussen. Schließlich kommt es – durch die rasche Entwicklung der Motorik - zur Koordination von Motorik und Sensorik. Ge­gen­stände werden für neue Tätigkeiten herangezogen, das Kind experimentiert, bis es sein Schema auf neue Si­tua­tion anwendet (z. B.: Alle Gegenstände fallen hinunter und machen bum. Allmählich verändert es dieses Schema und entdeckt, dass z. B. ein Ball nach dem Hinunterfallen wieder zurückkommt. Also gibt es Dinge, die fallen hinunter und bleiben liegen und Dinge, die fallen hinunter und springen wieder zurück).

2) VORBEGRIFFLICH - SYMBOLISCHES DENKEN (2. - 4. LJ)
Diese Phase beginnt mit der "OBJEKTKONSTANZ" (auch Objektpermanenz genannt), d.h. das Kind kann sich auf Grund seiner sprachlichen Entwicklung Ge­gen­stände auch ohne visuelle Repräsentation vorstellen. Das ist die erste große Gedächtnisleistung des Kindes.

BEISPIEL: Ein Gegenstand wird hinter mehreren Polstern versteckt -> wie sucht das Kind danach?



  • Lesen Sie nach und beschreiben Sie die Vorgangsweise!

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Durch die Sprache werden die äußeren Ereignisse zu einem inneren Besitz. Die Ding­vorstellung gelingt immer besser, denn das Kind setzt für einen bestimmten Gegenstand das passende Wort ein. Das Wort wird zum Symbol für Reales. Allerdings spricht man noch vom vorbegrifflichen Denken, weil das Kind auf Grund seiner kognitiven Fähigkeiten noch nicht wirklich abstrahieren kann. So denkt es beim Wort Ball nur an seinen Ball und muss erst in weiterer Folge lernen, dass ein Ball auch eine andere Farbe, ein anderes Aussehen... haben kann und doch ein Ball ist. Es dauert noch bis zum Schulalter, dass das Kind in der Lage ist, wesentliche Merkmale zu abstrahieren und zu wirklichen Begriffen und später Oberbegriffen zu kommen.

Das Kind kann in diesem Alter auch imitieren (Es tut so als ob und steht somit am Beginn des Symbolspiels) und antizipieren (Es kann etwas vorwegnehmen nehmen; so baut es z. B. einen Turm, macht eine Pause, weiß aber, dass der Turm noch nicht fertig ist, weil es eine genaue Vorstellung davon hat, wie der Turm aussehen wird).


VORLESUNG: KOGNITIVE ENTWICKLUNG – Dr. Maria Reiss-Pawlitschko – OL/ 28
3) ANSCHAULICHES DENKEN ( 4.- 7. LJ)
In diesem Alter ist das Denken des Kindes noch in der eigenen Wahrnehmung gefangen, denn das Kind befindet sich im so genannten "EGOZENTRISMUS": Das Kind kann die Per­spektiven einer anderen Person noch nicht übernehmen, es hat nur sich als Vergleichsbasis
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Das Kind braucht viel Anschauungsmaterial in der Schule und sollte speziell im Mathematikunterricht oftmals die Rechnungen legen.

"ZENTRIERUNG DES DENKENS": In mehrdimensionalen Situationen richtet das Kind seine Auf­merk­­samkeit auf nur eine Dimension und ignoriert die anderen, weshalb die Umschüttversuche noch nicht gelingen, weil das Kind sein Urteil nur auf die Dimension der Höhe zentriert. Das Kind beurteilt aus­schließ­lich auf Grund seiner Anschauung.

  • Lesen Sie nach und beschreiben Sie den Umschüttversuch!

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4) KONKRET-OPERATIONALE INTELLIGENZ ( 7. - 12.LJ)
Das Kind kann nun mit Operationen, das sind verinnerlichte Handlungen, arbeiten, wenn es zuvor durch konkretes Handeln genügend Erfahrungen gesammelt hat. Nun rechnet das Kind mit Zahlensymbolen. Die Inhalte solcher Operationen müssen allerdings noch immer konkreter Natur sein, sodass das Kind, wenn ihm eine Aufgabe zu schwierig ist, diese zeichnerisch darstellen oder mit konkretem Materials nachlegen kann.

Die "REVERSIBILITÄT VON OPERATIONEN" gelingt, auch zeitlich und räumlich reversibles Denken ist ab nun möglich.

Die "KONSTANZ DER MENGE" wird vom Kind erfasst, (Umschüttversuche gelingen), aber Masse, Gewicht, Volumen sind immer noch schwierig für Kind zu verstehen.
5) FORMALE OPERATIONEN (ab 12. LJ)


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