Das kapital, Band



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Karl Marx, Friedrich Engels

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[33] Der Leser wird bemerken, daß das Wort Revenue doppelt gebraucht wird, erstens um den



Mehrwert als periodisch aus dem Kapital entspringende Frucht, zweitens um den Teil dieser

Frucht zu bezeichnen, der vom Kapitalisten periodisch verzehrt oder zu seinem Konsumtions-

fonds geschlagen wird. Ich behalte diesen Doppelsinn bei, weil er mit dem Sprachgebrauch der

englischen und französischen Ökonomen harmoniert.

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Soweit daher sein Tun und Lassen nur Funktion des in ihm mit Willen und Bewußtsein begabten Kapi-



tals, gilt ihm sein eigner Privatkonsum als ein Raub an der Akkumulation seines Kapitals, wie in der ita-

lienischen Buchhaltung Privatausgaben auf der Debetseite des Kapitalisten gegen das Kapital figurieren.

Die Akkumulation ist Eroberung der Welt des gesellschaftlichen Reichtums. Sie dehnt mit der Masse des

exploitierten Menschenmaterials zugleich die direkte und indirekte Herrschaft des Kapitalisten aus.[34]

Aber die Erbsünde wirkt überall. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise, der Akku-

mulation und des Reichtums, hört der

[34] In der altmodischen, wenn auch stets erneuten, Form des Kapitalisten im Wucherer, veran-

schaulicht Luther sehr gut die Herrschsucht als Element des Bereicherungstriebs. "Die Heiden

haben können aus der Vernunfft rechnen, dass ein Wucherer, sey ein vierfaltiger Dieb und Mör-

der. Wir Christen aber halten sie in solchen ehren das wir sie schier anbeten umb ihres Geldes

willen ... Wer einem andern seine Narung aussauget, raubet und stilet, der thut eben so grossen

Mord (so viel an jm ligt) als der einen Hungers sterbet und zu Grunde verterbet. Solches thut aber

ein Wucherer, und sitzet die weil auf seinem Stuel sicher, so er billicher hangen solt am Galgen,

und von soviel Raben gefressen werden, als er gülden gestolen hatte, wo anders so viel fleisches

an jm were, das so viel Raben sich drein stücken und teilen kündten. Dieweil hanget man die

kleinen Diebe ... Kleine Diebe ligen in Stöcken gefangen, grosse Diebe gehn in gold und seiden

prangen ... Also ist auch kein grosser Menschenfeind auff Erden (nach dem Teuffel) denn ein

Geitshals und Wucherer, denn er will über alle menschen Gott sein. Türcken, Krieger, Tyrannen

sind auch böse Menschen, doch müssen sie lassen die Leute leben und bekennen, dass sie Böse

und Feinde sind. Und können, ja müssen wol zu weilen sich über etliche erbarmen. Aber ein Wu-

cherer und Geitzwanst der wilt das alle Welt im müsste in Hunger und Durst, Trauer und Not

verderben, so viel an jm ist, auff das ers alles allein möcht haben, und jedermann von jm, als von

einem Gott empfahen und ewiglich sein Leibeigener sein. Schauben, güldne Kette, Ringe tragen,

das maul wischen, sich für einen theuren, frommen Mann lassen ansehen und rhümen \dots{}

Wucher ist ein gros und ungeheur monstrum, wie ein Beerwolff, der alles wüstet, mehr den kein

Cacus, Gerion oder Antus. Und schmückt sich doch und wil fromm sein, das man nicht sehen sol,

wo die Ochsen, die er rücklings in sein Loch zieht, hinkommen. Aber Hercules sol der Ochsen

und der Gefangenen Geschrey horen und den Cacum suchen auch in Klippen und Felsen, die

Ochsen wider lösen von dem Bösewicht. Denn Cacus heisst ein Bösewicht, der ein frommer Wu-

cherer ist, stilet, raubet, frisst alles. Und wils doch nicht gethan haben, und sol ja nimand finden,

weil die Ochsen rücklings in sein Loch gezogen, schein und fusstapffen geben, als seien sie her-

ausgelassen. Also wil der Wucherer auch die Welt effen, als nütze er und gebe der welt ochsen,

so er sie doch zu sich allein reisst und frisst ... Und so man die Strassenräuber, Mörder und Beu-

heder, redert und köpffet, wie viel mehr soltman alleWucherer redern und edern ... verjagen, ver-

fluchen und köpffen." (Martin Luther, l.c.)

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Kapitalist auf, bloße Inkarnation des Kapitals zu sein. Er fühlt ein "menschliches Rühren" für seinen eig-

nen Adam und wird so gebildet, die Schwärmerei für Askese als Vorurteil des altmodischen Schatzbild-

ners zu belächeln. Während der klassische Kapitalist den individuellen Konsum als Sünde gegen seine

Funktion und "Enthaltung" von der Akkumulation brandmarkt, ist der modernisierte Kapitalist imstande,

die Akkumulation als "Entsagung" seines Genußtriebs aufzufassen. "Zwei Seelen wohnen, ach! in seiner

Brust, die eine will sich von der andren trennen!"




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Karl Marx, Friedrich Engels

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In den historischen Anfängen der kapitalistischen Produktionsweise, und jeder kapitalistische Parvenü



macht dies historische Stadium individuell durch – herrschen Bereicherungstrieb und Geiz als absolute

Leidenschaften vor. Aber der Fortschritt der kapitalistischen Produktion schafft nicht nur eine Welt von

Genüssen. Er öffnet mit der Spekulation und dem Kreditwesen tausend Quellen plötzlicher Bereicherung.

Auf einer gewissen Entwicklungshöhe wird ein konventioneller Grad von Verschwendung, die zugleich

Schaustellung des Reichtums und daher Kreditmittel ist, sogar zu einer Geschäftsnotwendigkeit des "un-

glücklichen" Kapitalisten. Der Luxus geht in die Repräsentationskosten des Kapitals ein. Ohnehin berei-

chert sich der Kapitalist nicht, gleich dem Schatzbildner, im Verhältnis seiner persönlichen Arbeit und

seines persönlichen Nichtkonsums, sondern im Maß, worin er fremde Arbeitskraft aussaugt und dem Ar-

beiter Entsagung aller Lebensgenüsse aufzwingt. Obgleich daher die Verschwendung des Kapitalisten nie

den bona fide Charakter der Verschwendung des flotten Feudalherrn besitzt, in ihrem Hintergrund vie l-

mehr stets schmutzigster Geiz und ängstlichste Berechnung lauern, wächst dennoch seine Verschwendung

mit seiner Akkumulation, ohne daß die eine die andre zu beabbruchen braucht. Damit entwickelt sich

gleichzeitig in der Hochbrust des Kapitalindividuums ein faustischer Konflikt zwischen Akkumulations-

und Genußtrieb.

"Die Industrie von Manchester", heißt es in einer Schrift, die Dr. Aikin 1795 veröffentlichte,

"kann in vier Perioden geteilt werden. In der ersten waren die Fabrikanten gezwungen, hart für ih-

ren Lebensunterhalt zu arbeiten."

Sie bereicherten sich besonders durch Bestehlung der Eltern, die ihnen Jungen als apprentices (Lehrlinge)

zuwiesen und dafür schwer blechen mußten, während die Lehrlinge ausgehungert wurden. Andrerseits

waren die Durchschnittsprofite niedrig, und die Akkumulation verlangte große Sparsamkeit. Sie lebten

wie Schatzbildner und verzehrten bei weitem nicht einmal die Zinsen ihres Kapitals.

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"ln der zweiten Periode hatten sie begonnen, kleine Vermögen zu erwerben, arbeiteten aber eben-

so hart als zuvor", denn die unmittelbare Exploitation der Arbeit kostet Arbeit, wie jeder Skla-

ventreiber weiß, "und lebten nach wie vor in demselben frugalen Stil ... In der dritten Periode be-

gann der Luxus, und das Gschäft wurde ausgedehnt durch Aussendung von Reitern" (berittenen

Commis voyageurs) "für Ordres in jeder Marktstadt des Königreichs. Es ist wahrscheinlich, daß

wenige oder keine Kapitale von 3000 bis 4000 Pfd.St., in der Industrie erworben, vor 1690 exi-

stierten. Um diese Zeit jedoch oder etwas später hatten die Industriellen schon Geld akkumuliert

und begannen steinerne Häuser statt der von Holz und Mörtel aufzuführen ... Noch in den ersten

Dezennien des 18. Jahrhunderts setzte sich ein Manchester Fabrikant, der eine Pint fremden

Weins seinen Gästen vorsetzte, den Glossen und dem Kopfschütteln aller seiner Nachbarn aus."

Vor dem Aufkommen der Maschinerie betrug der abendliche Konsum der Fabrikanten in den Kneipen,

wo sie zusammenkamen, nie mehr als 6 d. für ein Glas Punsch und 1 d. für eine Rolle Tabak. Erst 1758,

und dies macht Epoche, sah man "eine im Geschäft wirklich engagierte Person mit eigner Equipage!"

"Die vierte Periode", das letzte Dritteil des 18. Jahrhunderts, "ist die von großem Luxus und Verschwen-

dung, unterstützt durch die Ausdehnung des Geschäfts."[35] Was würde der gute Dr. Aikin sagen, wenn

er heutzutag in Manchester auferstände!

Akkumuliert, Akkumuliert! Das ist Moses und die Propheten! "Die Industrie liefert das Material, welches

die Sparsamkeit akkumuliert."[36] Also spart, spart, d.h., rückverwandelt möglichst großen Teil des

Mehrwerts oder Mehrprodukts in Kapital! Akkumulation um der Akkumulation, Produktion um der Pro-

duktion willen, in dieser Formel sprach die klassische Ökonomie den historischen Beruf der Bourgeoispe-

riode aus. Sie täuschte sich keinen Augenblick über die Geburtswehn des Reichtums[37], aber was nützt

der Jammer über historische Notwendigkeit? Wenn der klassischen Ökonomie der Proletarier nur als Ma-

schine zur Produktion von Mehrwert, gilt ihr aber auch der Kapitalist nur als Maschine zur Verwandlung

dieses Mehrwerts in Mehrkapital. Sie nimmt seine historische Funktion in bitterm Ernst. Um seinen Bu-

sen vor dem unheilvollen Konflikt zwischen



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