Das kapital, Band



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Entwicklung der Produktivkraft ihrer Arbeit, mit dem breiteren und volleren Strom aller Springquellen



des Reichtums dehnt sich auch die Stufenleiter, worin größere Attraktion der Arbeiter durch das Kapital

mit größerer Repulsion derselben verbunden ist, nimmt die Raschheit der Wechsel in der organischen

Zusammensetzung des Kapitals und seiner technischen Form zu, und schwillt der Umkreis der Produk-

<660> tionssphären, die bald gleichzeitig, bald abwechselnd davon ergriffen werden. Mit der durch sie

selbst produzierten Akkumulation des Kapitals produziert die Arbeiterbevölkerung also in wachsendem

Umfang die Mittel ihrer eignen relativen Überzähligmachung. Es ist dies ein der kapitalistischen Produk-

tionsweise eigentümliches Populationsgesetz, wie in der Tat jede besondre historische Produktionsweise

ihre besondren, historisch gültigen Populationsgesetze hat. Ein abstraktes Populationsgesetz existiert nur

für Pflanze und Tier, soweit der Mensch nicht geschichtlich eingreift.



<661> Wenn aber eine Surplusarbeiterpopulation notwendiges Produkt der Akkumulation oder der Ent-

wicklung des Reichtums auf kapitalistischer Grundlage ist, wird diese Übervölkerung umgekehrt zum

Hebel der kapitalistischen Akkumulation, ja zu einer Existenzbedingung der kapitalistischen Produkti-

onsweise. Sie bildet eine disponible industrielle Reservearmee, die dem Kapital ganz so absolut gehört,

als ob es sie auf seine eignen Kosten großgezüchtet hätte. Sie schafft für seine wechselnden Verwertungs-

bedürfnisse das stets bereite exploitable Menschenmaterial, unabhängig von den Schranken der wirkli-

chen Bevölkerungszunahme. Mit der Akkumulation und der sie begleitenden Entwicklung der Produktiv-

kraft der Arbeit wächst die plötzliche Expansionskraft des Kapitals, nicht nur, weil die Elastizität des

funktionierenden Kapitals wächst, und der absolute Reichtum, wovon das Kapital nur einen elastischen

Teil bildet, nicht nur, weil der Kredit, unter jedem besondren Reiz, im Umsehn ungewöhnlichen Teil die-

ses Reichtums der Produktion als Zusatzkapital zur Verfügung stellt. Die technischen Bedingungen des

Produktionsprozesses selbst, Maschinerie, Transportmittel usw. ermöglichen, auf größter Stufenleiter, die

rascheste Verwandlung von Mehrprodukt in zuschüssige Produktionsmittel. Die mit dem Fortschritt der

Akkumulation überschwellende und in Zusatzkapital verwandelbare Masse des gesellschaftlichen Reich-

tums drängt sich mit Frenesie in alte Produktionszweige, deren Markt sich plötzlich erweitert, oder in neu

eröffnete, wie Eisenbahnen usw., deren Bedürfnis aus der Entwicklung der alten entspringt. In allen sol-

chen Fällen müssen große Menschenmassen plötzlich und ohne Abbruch der Produktionsleiter in andren

Sphären auf die entscheidenden Punkte werfbar sein. Die Übervölkerung liefert sie. Der charakteristische

Lebenslauf der modernen Industrie, die Form eines durch kleinere Schwankungen unterbrochnen zehnjäh-

rigen Zyklus von Perioden mittlerer Lebendigkeit, Produktion unter Hochdruck, Krise und Stagnation,

beruht auf der beständigen Bildung, größern oder geringem Absorption und Wiederbildung der industri-

ellen Reservearmee oder Übervölkerung. Ihrerseits rekrutieren die Wechselfälle des industriellen Zyklus

die Übervölkerung und werden zu einem ihrer energischsten Reproduktionsagentien.

Dieser eigentümliche Lebenslauf der modernen Industrie, der uns in keinem frühern Zeitalter der

Menschheit begegnet, war auch in der Kindheitsperiode der kapitalistischen Produktion unmöglich. Die

Zusammensetzung des Kapitals veränderte sich nur sehr allmählich. Seiner Akkumulation entsprach also

im Ganzen verhältnismäßiges Wachstum der Arbeitsnachfrage. Langsam wie der Fortschritt seiner Ak-

kumulation, verglichen  <662> mit der modernen Epoche, stieß er auf Naturschranken der exploitablen

Arbeiterbevölkerung, welche nur durch später zu erwähnende Gewaltmittel wegräumbar waren. Die

plötzliche und ruckweise Expansion der Produktionsleiter ist die Voraussetzung ihrer plötzlichen Kon-

traktion; letztere ruft wieder die erstere hervor, aber die erstere ist unmöglich ohne disponibles Men-

schenmaterial, ohne eine vom absoluten Wachstum der Bevölkerung unabhängige Vermehrung von Ar-

beitern. Sie wird geschaffen durch den einfachen Prozeß, der einen Teil der Arbeiter beständig "freisetzt",

durch Methoden, welche die Anzahl der beschäftigten Arbeiter im Verhältnis zur vermehrten Produktion

vermindern. Die ganze Bewegungsform der modernen Industrie erwächst also aus der beständigen Ver-

wandlung eines Teils der Arbeiterbevölkerung in unbeschäftigte oder halbbeschäftigte Hände. Die Ober-

flächlichkeit der politischen Ökonomie zeigt sich u.a. darin, daß sie die Expansion und Kontraktion des

Kredits, das bloße Symptom der Wechselperioden des industriellen Zyklus, zu deren Ursache macht.

Ganz wie Himmelskörper, einmal in eine bestimmte Bewegung geschleudert, dieselbe stets wiederholen,

so die gesellschaftliche Produktion, sobald sie einmal in jene Bewegung wechselnder Expansion und

Kontraktion geworfen ist. Wirkungen werden ihrerseits zu Ursachen, und die Wechselfälle des ganzen



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Prozesses, der seine eignen Bedingungen stets reproduziert, nehmen die Form der Periodizität an.

autorisierten französischen Ausgabe findet sich an dieser Stelle folgende Einschaltung: "Aber erst von der

Zeit an, als die mechanische Industrie so tiefe Wurzeln geschlagen hatte, daß sie auf die ganze nationale

Produktion einen überwiegenden Einfluß ausübte; als durch sie der Außenhandel dem Binnenhandel den

Rang abzulaufen begann; als sich der Weltmarkt sukzessive ausgedehnter Gebiete in der neuen Welt, in

Asien und in Australien bemächtigte; als schließlich die industriellen Nationen, die auf die Arena traten,

zahlreich genug geworden waren – erst von dieser Zeit an datierten jene sich stets wiedererzeugenden

Zyklen, deren aufeinanderfolgende Phasen Jahre umfassen und die immer hinauslaufen auf eine allge-

meine Krise, die Ende eines Zyklus und Ausgangspunkt eines neuen ist. Bis jetzt ist die periodische Dau-

er solcher Zyklen zehn oder elf Jahre, aber es gibt keinerlei Grund, diese Zahl als konstant zu betrachten.

Im Gegenteil, aus den Gesetzen der kapitalistischen Produktion, wie wir sie eben entwickelt haben, muß

man schließen, daß sie variabel ist und daß die Periode der Zyklen sich stufenweise verkürzen wird."> Ist

letztere einmal konsolidiert, so begreift selbst die politische Ökonomie die Produktion einer relativen, d.h.

mit Bezug auf das mittlere Verwertungsbedürfnis des Kapitals überschüssigen Bevölkerung als Lebens-

bedingung der modernen Industrie.

"Gesetzt", sagt H. Merivale, früher Professor der politischen Ökonomie zu Oxford, später Beamter des

englischen Kolonialministeriums, "gesetzt, bei Gelegenheit einer  <663> Krise raffe die Nation sich zu

einer Kraftanstrengung auf, um durch Emigration einige 100.000 überflüssige Arme loszuwerden, was

würde die Folge sein? Daß bei der ersten Wiederkehr der Arbeitsnachfrage ein Mangel vorhanden wäre.

Wie rasch immer die Reproduktion von Menschen sein mag, sie braucht jedenfalls den Zwischenraum

einer Generation zum Ersatz erwachsner Arbeiter. Nun hängen die Profite unsrer Fabrikanten hauptsäch-

lich von der Macht ab, den günstigen Moment lebhafter Nachfrage zu exploitieren und sich so für die

Periode der Erlahmung schadlos zu halten. Diese Macht ist ihnen nur gesichert durch Kommando über

Maschinerie und Handarbeit. Sie müssen disponible Hände vorfinden; sie müssen fähig sein, die Aktivität

ihrer Operationen wenn nötig höher zu spannen oder abzuspannen, je nach dem Stand des Markts, oder

sie können platterdings nicht in der Hetzjagd der Konkurrenz das Übergewicht behaupten, auf das der

Reichtum dieses Landes gegründet ist."

Selbst Malthus erkennt in der Übervölkerung, die er, nach seiner bornierten Weise, aus absolutem Über-

wuchs der Arbeiterbevölkerung, nicht aus ihrer relativen Überzähligmachung deutet, eine Notwendigkeit

der modernen Industrie. Er sagt:

"Weise Gewohnheiten in bezug auf die Ehe, wenn zu einer gewissen Höhe getrieben unter der Arbeiter-

klasse eines Landes, das hauptsächlich von Manufaktur und Handel abhängt, würden ihm schädlich sein

... Der Natur der Bevölkerung gemäß kann ein Zuwachs von Arbeitern nicht zu Markt geliefert werden,

infolge besondrer Nachfrage, bis nach Verlauf von 16 oder 18 Jahren, und die Verwandlung von Revenue

in Kapital durch Ersparung kann sehr viel rascher Platz greifen; ein Land ist stets dem ausgesetzt, daß

sein Arbeitsfonds rascher wächst als die Bevölkerung.

<664> Nachdem die politische Ökonomie so die beständige Produktion einer relativen Übervölkerung

von Arbeitern für eine Notwendigkeit der kapitalistischen Akkumulation erklärt hat, legt sie, und zwar

adäquat in der Figur einer alten Jungfer, dem "beau idéal ihres Kapitalisten folgende

Worte an die durch ihre eigne Schöpfung von Zusatzkapital aufs Pflaster geworfnen "Überzähligen" in

den Mund:

"Wir Fabrikanten tun für euch, was wir können, indem wir das Kapital vermehren, von dem ihr subsistie-

ren müßt; und ihr müßt das übrige tun, indem ihr eure Zahl den Subsistenzmitteln anpaßt."

Der kapitalistischen Produktion genügt keineswegs das Quantum disponibler Arbeitskraft, welches der

natürliche Zuwachs der Bevölkerung liefert. Sie bedarf zu ihrem freien Spiel einer von dieser Natur-

schranke unabhängigen industriellen Reservearmee.




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