Das kapital, Band



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Karl Marx, Friedrich Engels

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Großtaten der ökonomischen Apologetik zurückzukommen. Man erinnert sich, daß, wenn durch Einfüh-



rung neuer oder Ausdehnung alter Maschinerie ein Stück variables Kapital in konstantes verwandelt wird,

der ökonomische Apologet diese Operation, welche Kapital "bindet" und ebendadurch Arbeiter "frei-

setzt", umgekehrt so deutet, daß sie Kapital für den Arbeiter freisetzt. Erst jetzt kann man die Unver-

schämtheit des Apologeten vollständig würdigen. Was freigesetzt wird, sind nicht nur die unmittelbar

durch die Maschine verdrängten Arbeiter, sondern ebenso ihre Ersatzmannschaft und das, bei gewohnter

Ausdehnung des Geschäfts auf seiner alten Basis, regelmäßig absorbierte Zuschußkontingent. Sie sind



<669> jetzt alle "freigesetzt", und jedes neue funktionslustige Kapital kann über sie verfügen. Ob es sie

oder andre attrahiert, die Wirkung auf die allgemeine Arbeitsnachfrage wird Null sein, solange dies Ka-

pital gerade hinreicht, um den Markt von ebensoviel Arbeitern zu befreien, als die Maschinen auf ihn

geworfen. Beschäftigt es eine geringere Zahl, so wächst die Menge der Überzähligen; beschäftigt es eine

größere, so wächst die allgemeine Arbeitsnachfrage nur um den Überschuß der Beschäftigten über die

"Freigesetzten". Der Aufschwung, den Anlage suchende Zusatzkapitale sonst der allgemeinen Arbeits-

nachfrage gegeben hätten, ist also in jedem Fall insoweit neutralisiert, wie die von der Maschine aufs

Pflaster geworfnen Arbeiter reichen. D.h. also, der Mechanismus der kapitalistischen Produktion sorgt

dafür, daß der absolute Zuwachs von Kapital von keiner entsprechenden Steigerung der allgemeinen Ar-

beitsnachfrage begleitet ist. Und dies nennt der Apologet eine Kompensation für das Elend, die Leiden

und den möglichen Untergang der deplacierten Arbeiter während der Übergangsperiode, welche sie in die

industrielle Reservearmee bannt! Die Nachfrage nach Arbeit ist nicht identisch mit Wachstum des Kapi-

tals, die Zufuhr der Arbeit nicht mit dem Wachstum der Arbeiterklasse, so daß zwei voneinander unab-

hängige Potenzen aufeinander einwirkten. Les dés sont pipés. Das Kapital

agiert auf beiden Seiten zugleich. Wenn seine Akkumulation einerseits die Nachfrage nach Arbeit ver-

mehrt, vermehrt sie andrerseits die Zufuhr von Arbeitern durch deren "Freisetzung", während zugleich

der Druck der Unbeschäftigten die Beschäftigten zur Flüssigmachung von mehr Arbeit zwingt, also in

gewissem Grad die Arbeitszufuhr von der Zufuhr von Arbeitern unabhängig macht. Die Bewegung des

Gesetzes der Nachfrage und Zufuhr von Arbeit auf dieser Basis vollendet die Despotie des Kapitals. So-

bald daher die Arbeiter hinter das Geheimnis kommen, wie es angeht, daß im selben Maß, wie sie mehr

arbeiten, mehr fremden Reichtum produzieren und die Produktivkraft ihrer Arbeit wächst, sogar ihre

Funktion als Verwertungsmittel des Kapitals immer prekärer für sie wird; sobald sie entdecken, daß der

Intensitätsgrad der Konkurrenz unter ihnen selbst ganz und gar von dem Druck der relativen Übervölke-

rung abhängt; sobald sie daher durch Trade's Unions usw. eine planmäßige Zusammenwirkung zwischen

den Beschäftigten und Unbeschäftigten zu organisieren suchen, um die ruinierenden Folgen jenes Natur-

gesetzes der kapitalistischen Produktion auf ihre Klasse zu brechen oder zu schwächen, zetert das Kapital

und sein Sykophant, der politische Ökonom, über Verletzung des "ewigen"  <670> und sozusagen "heili-

gen" Gesetzes der Nachfrage und Zufuhr. Jeder Zusammenhalt zwischen den Beschäftigten und Unbe-

schäftigten stört nämlich das "reine" Spiel jenes Gesetzes. Sobald andrerseits, in den Kolonien z.B., wid-

rige Umstände die Schöpfung der industriellen Reservearmee und mit ihr die absolute Abhängigkeit der

Arbeiterklasse von der Kapitalistenklasse verhindern, rebelliert das Kapital, samt seinem gemeinplätzli-

chen Sancho Pansa, gegen das "heilige" Gesetz der Nachfrage und Zufuhr und sucht ihm durch Zwangs-

mittel unter die Arme zu greifen.

4. Verschiedne Existenzformen der relativen Übervölkerung.

Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation

Die relative Übervölkerung existiert in allen möglichen Schattierungen. Jeder Arbeiter gehört ihr an wäh-

rend der Zeit, wo er halb oder gar nicht beschäftigt ist. Abgesehn von den großen, periodisch wiederkeh-

renden Formen, welche der Phasenwechsel des industriellen Zyklus ihr aufprägt, so daß sie bald akut in

den Krisen erscheint, bald chronisch in den Zeiten flauen Geschäfts, besitzt sie fortwährend drei Formen:

flüssige, latente und stockende.




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In den Zentren der modernen Industrie – Fabriken, Manufakturen, Hütten und Bergwerken usw. – werden



Arbeiter bald repelliert, bald in größerem Umfang wieder attrahiert, so daß im großen und ganzen die

Zahl der Beschäftigten zunimmt, wenn auch in stets abnehmendem Verhältnis zur Produktionsleiter. Die

Übervölkerung existiert hier in fließender Form.

Sowohl in den eigentlichen Fabriken wie in allen großen Werkstätten, wo Maschinerie als Faktor eingeht

oder auch nur die moderne Teilung der Arbeit durchgeführt ist, braucht man massenhaft männliche Ar-

beiter bis zur Zurücklegung des Jugendalters. Dieser Termin einmal erreicht, bleibt nur eine sehr geringe

Anzahl in denselben Geschäftszweigen verwendbar, während die Mehrzahl regelmäßig entlassen wird.

Sie bildet ein Element der fließenden Übervölkerung, das mit dem Umfang der Industrie wächst. Ein Teil

davon wandert aus und reist in der Tat nur dem auswandernden Kapital nach. Eine der Folgen ist, daß die

weibliche Bevölkerung rascher wächst als die männliche, teste England. Daß der natürliche Zuwachs der

Arbeitermasse die Akkumulationsbedürfnisse des Kapitals nicht sättigt und sie dennoch zugleich über-

schreitet, ist ein Widerspruch seiner Bewegung selbst. Es braucht größere Massen Arbeiter im früheren

Alter, geringere im männlichen. Der Widerspruch ist nicht schreiender als der andre, daß  <671> über

Mangel an Händen geklagt wird zur selben Zeit, wo viele Tausende auf dem Pflaster liegen, weil die

Teilung der Arbeit sie an einen bestimmten Geschäftszweig kettet. Der Konsum der Arbeitskraft durch

das Kapital ist zudem so rasch, daß der Arbeiter von mittlerem Alter sich meist schon mehr oder minder

überlebt hat. Er fällt in die Reihen der Überzähligen oder wird von einer höheren auf eine niedrigere Staf-

fel hinabgedrängt. Gerade bei den Arbeitern der großen Industrie stoßen wir auf die kürzeste Lebensdau-

er.

"Dr. Lee, der Gesundheitsbeamte von Manchester, hat festgestellt, daß in jener Stadt die mittlere Lebens-



dauer der wohlhabenden Klasse 38, die der Arbeiterklasse nur 17 Jahre ist. In Liverpool beträgt sie 35

Jahre für die erstere, 15 für die Zweite. Es folgt also, daß die privilegierte Klasse eine Anweisung aufs

Leben hat (have a lease of life) mehr als doppelt so groß als die ihrer weniger begünstigten Mitbürger."

Unter diesen Umständen erheischt das absolute Wachstum dieser Fraktion des Proletariats eine Form,

welche ihre Zahl schwellt, obgleich ihre Elemente sich schnell abnutzen. Also rasche Ablösung der Ar-

beitergenerationen. (Dasselbe Gesetz gilt nicht für die übrigen Klassen der Bevölkerung.) Dies gesell-

schaftliche Bedürfnis wird befriedigt durch frühe Ehen, notwendige Folge der Verhältnisse, worin die

Arbeiter der großen Industrie leben, und durch die Prämie, welche die Exploitation der Arbeiterkinder auf

ihre Produktion setzt.

Sobald sich die kapitalistische Produktion der Agrikultur, oder im Grad, worin sie sich derselben be-

mächtigt hat, nimmt mit der Akkumulation des hier funktionierenden Kapitals die Nachfrage für die

ländliche Arbeiterbevölkerung absolut ab, ohne daß ihre Repulsion, wie in der nicht agrikolen Industrie,

durch größere Attraktion ergänzt wäre. Ein Teil der Landbevölkerung befindet sich daher fortwährend auf

dem Sprung, in städtisches oder Manufakturproletariat überzugehn, und in der Lauer auf dieser Ver-

wandlung günstige Umstände. (Manufaktur hier im Sinn aller nichtagrikolen Industrie.) Diese Quelle der

relativen Übervölkerung fließt <672> also beständig. Aber ihr beständiger Fluß nach den Städten setzt auf

dem Lande selbst eine fortwährend latente Übervölkerung voraus, deren Umfang nur sichtbar wird, so-

bald sich die Abzugskanäle ausnahmsweise weit öffnen. Der Landarbeiter wird daher auf das Minimum

des Salairs herabgedrückt und steht mit einem Fuß stets im Sumpf des Pauperismus.

Die dritte Kategorie der relativen Übervölkerung, die stockende, bildet einen Teil der aktiven Arbeiterar-

mee, aber mit durchaus unregelmäßiger Beschäftigung. Sie bietet so dem Kapital einen unerschöpflichen

Behälter disponibler Arbeitskraft. Ihre Lebenslage sinkt unter das durchschnittliche Normalniveau der

arbeitenden Klasse, und grade dies macht sie zur breiten Grundlage eigner Exploitationszweige des Ka-

pitals. Maximum der Arbeitszeit und Minimum des Salairs charakterisieren sie. Wir haben unter der Ru-

brik der Hausarbeit ihre Hauptgestalt bereits kennengelernt. Sie rekrutiert sich fortwährend aus den Über-

zähligen der großen Industrie und Agrikultur und namentlich auch aus untergehenden Industriezweigen,

wo der Handwerksbetrieb dem Manufakturbetrieb, letztrer dem Maschinenbetrieb erliegt. Ihr Umfang



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