75
Die oben beschriebenen Elemente einer Bildung in Informatik tragen in unter
schiedlichem Masse zur Erreichung der eingangs aufgeführten Bildungsziele bei. In
der nachstehenden Tabelle 6 sind die Elemente und ihr hauptsächlichster
Beitrag
zu den Zielen schematisch dargestellt.
3.4
Die Beiträge
zu den Bildungszielen
Bildungselemente
Verständnis Studier-
Vertiefte
der Welt
fähigkeit
Gesellschaftsreife
1
Algorithmen und Daten
n
n
2 Künstliche und natürliche Sprachen
n
3 Grenzen der Automatisierbarkeit,
n
n
Berechnungskomplexität
4 Information, Codierung
n
n
n
5 Datenspeicherung, Datenauswertung
n
n
6 Modellbildung
n
n
7 Logisches,
exaktes Denken
n
n
8 Problemlösungsmethodik
n
n
9 Projektarbeit
n
n
10 Computereinsatz
n
Tab.6
Beitrag der Informatik zu den Bildungselementen
Es gibt die Tendenz, Informatik allein als Mittel und Quelle von Werkzeugen zur
Bearbeitung von Themen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen zu sehen.
Dementsprechend wird Informatik ohne eigenständiges Fach immersiv in anderen
Fächern eingesetzt. Natürlich ist die Auffassung, dass die Informatik und die von
ihr bereitgestellten Ressourcen als universelle
Werkzeuge zu sehen sind, durchaus
richtig. Dagegen sind gegen die rein immersive Anwendung der Informatik in an
deren Fachbereichen die folgenden schwerwiegenden Einwände vorzubringen:
Die Bildungsziele
76
1 Unvollständigkeit
Es werden wesentliche Elemente der Informatikbildung ausser Acht gelassen.
2 Unökonomisch
Verschiedene Elemente der Informatik müssen in unterschiedlichen Bereichen
eingeführt werden. Das führt zu ineffizienten Wiederholungen.
3 Uneinheitlich
Mit dem Einsatz von Informatik in verschiedenen Bereichen ohne einheitliche
Begriffsbildung besteht die Gefahr der terminologischen Vielfalt und Verwir
rung.
4 Unfachmännisch
Die Lehrer, die Informatik in ihrem Bereich einsetzen, haben oft keine einschlä
gige Ausbildung in Informatik. Damit ist die Gefahr der unfachmännischen
Vermittlung von Informatikkenntnissen verbunden.
5 Unwissenschaftlich
Die Informatik wird als Sammlung von kurzlebigem Faktenwissen ohne wissen
schaftlichen Hintergrund vermittelt.
Erhebungen zeigen, dass auf diese Weise ein intellektuell unattraktives Bild der
Informatik
vermittelt wird, das insbesondere keinen Anreiz für ein Fachstudium
Informatik bietet. Immerhin zeigt die Bereitschaft, die Ressourcen der Informatik
in der Schule einzusetzen, eine Einsicht in die Bedeutung der Informatik. Auf
grund dieser Einsicht sollte die Konsequenz, ein eigenständiges Fach Informatik
einzuführen, gezogen werden.
Die Bildungsziele
Thesen
5
77
Die Informatik
n
ist die Leitwissenschaft, die über die Informations- und Kommunika-
tionstechnologien das Leben und Arbeiten in unserer Gesellschaft
bestimmt,
n
ist die Wissenschaft, welche die Forschungsmethoden in allen anderen
Wissenschaftsgebieten revolutioniert,
n
ist
die Grundlagenwissenschaft, welche die Gesetze der Informations-
verarbeitung untersucht.
Zum Verstehen der modernen Welt
n
ist ein Verständnis der Informatik genauso unabdingbar wie ein
Verständnis der Naturwissenschaften.
Zur Studierfähigkeit
n
ist heute und in Zukunft ein Verständnis für die Gesetze und
somit der Grenzen und der Kosten der Informationsverarbeitung
unumgänglich,
n
sind eine konstruktive Problemlösungsfähigkeit und die Fähigkeiten,
mit umfangreichen Datenmengen umzugehen, zu modellieren
und zu abstrahieren, erforderlich.
Zur Lösung anspruchsvoller Aufgaben in der Gesellschaft
n
ist der konstruktive modellorientierte Lösungsansatz der Informatik
ein wertvolles Schulungsinstrument und gleichzeitig unentbehrlich für
die Bewältigung vieler Aufgaben in der modernen Gesellschaft.
Thesen
3
Die Bildungsziele
78
Claude Elwood Shannon
Shannon zeigte, wie grosse Datenmengen wirtschaftlich codiert und
gespeichert werden können (Datenkompression) und wie Information
zuverlässig auch über unzuverlässige Kanäle übertragen werden kann.
Mit seiner Informationstheorie schuf er die konzeptuellen Grundlagen
für die moderne Speicher und Kommunikationstechnik.
Claude Elwood Shannon
(1916–2001).
Shannons Skizze eines Nachrichtenübermittlungs kanals (oben)
und der Struktur (Syntax) des Morsealphabets (unten),
aus der grundlegenden Arbeit von Shannon «The Mathematical
Theory of Communication», erschienen in
The Bell System
Technical Journal (1948).
Köpfe der Informatik