62
behalten und existierte als Verlag von regionaler Bedeutung weiter. 1804 verkaufte Monath
seinen Unternehmensanteil
an Christoph Fembo, 1813 erwarb Fembo auch Franz’ Anteil.
273
Inhaltlich war der Verlag Homann Zeit seines Bestehens vielseitig. Neben den zeittypischen
Welt-, Kontinental- und Regionalkarten sowie Stadtplänen wurden thematisch besondere Karten
herausgegeben. Im Sammelatals 4 mit der Signatur 108.9 befindet sich eine hydrographische
Karte von Philipp Heinrich Zollmann aus der Homännischen Offizin.
274
Auf dieser Karte liegt
der Fokus nicht auf der Darstellung administrativer Einheiten oder der Oberfläche des Geländes,
sondern der Darstellung von Gewässern. Die Nachfrage nach Gewässerkarten erklärt
sich durch
die Bedeutung von Flüssen für den Handel der Neuzeit. In Zusammenarbeit mit dem Astronomen
Johann Gabriel Doppelmayr veröffentlichte der Verlag, wie schon erwähnt, Himmelskarten, die
Sternkonstellationen zeigten, eine Mondkarte und Skizzen von Planetenbahnen. Viele dieser
Karten, die 1742 im Rahmen des „Atlas Coelestis“
erschienen sind, wurden in Sammelatlas 2 mit
der Signatur 99.a.15 eingebunden.
275
Von einer Homännischen Geschichtskarte zur Begleitung der Lektüre des Neuen Testaments und
der antiken Autoren gedacht war, sind im Schottenstift drei Abzüge vorhanden.
276
Auch zur
Verbreitung der zwölf Stämme Israels befindet sich eine Geschichtskarte aus dem Verlag
Homann in der Sammlung des Schottenstifts in Sammelatlas 4 mit der Signatur 108.9.
277
273
French, Tooley's (E-J), 361.
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 44f.
Sandler, Homann, 151f.
274
Schottenstift, Sammelatlas 4, 108.9-45, Hydrographia Germaniae (Nürnberg, s.a.).
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 131.
275
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 132.
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-1, Globi Coelestis in Tabulas planas redacti Pars III. (Nürnberg, s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-2, Globi Coelestis in Tabulas planas redacti Pars IV. (Nürnberg, s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-3, Globi Coelestis in Tabulas planas redacti Pars V. (Nürnberg, s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-4, Globi Coelestis in Tabulas planas redacti Pars VI. (Nürnberg, s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-5, Sphaera Mundi (Nürnberg, s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-6, Theoria Planetarum Primariorum (Nürnberg, s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-7, Motus in Coelo spirales Quos Planetae inferiores Venus et Mercurius
(Nürnberg s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-8, Motus Planetarum Superiorum (Nürnberg, s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-9, Phaenomena motuum irregularium (Nürnberg, s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-10, Ephemerides Motuum Coelestium (Nürnberg, s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-16, Basis Geographiae Recentioris Astronomica (Nürnberg, s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-18, Tabula Selenographica (Nürnberg, s.a.).
276
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-59, Imperii Turcici Europaei Terra (Nürnberg 1741).
Schottenstift, Sammelatlas 3, 108.8.-69, Imperii Turcici Europaei Terra (Nürnberg 1741).
Schottenstift, Sammelatlas 4, 108.9-7, Imperii Turcici Europaei Terra (Nürnberg 1741).
277
Schottenstift, Sammelatlas 4, 108.9-10, Iudaea seu Palaestina (Nürnberg, s.a.).
Johannes
Dörflinger, Geschichtskarten und Geschichtsatlanten des Verlages Homann. In:
Michael Diefenbacher,
Markus
Heinz, Ruth
Bach-Damaskinos (Hrsg.), „auserlesene und allerneueste Landkarten“. Der Verlag Homann in
Nürnberg 1702-1848 (Nürnberg 2002) 150-159, 155.
63
Dennoch liegt der thematische Fokus der veröffentlichten Karten eindeutig im Bereich der
politischen Karten.
278
Die Bedeutung der Homännischen Karten für den zeitgenössischen
Benutzer fasst Markus Heinz treffend zusammen.
„Die bekannten Foliokarten des Homännischen Verlages boten dem Benutzer ein repräsentatives Bild
der politischen Gebilde seiner Zeit oder der jüngeren Vergangenheit. Sie bedienten ein allgemeines
Informationsbedürfnis, für das der Typ des Zeitungslesers steht und das konkret auf die Lokalisierung
von Orten gerichtet war. Darüber hinaus bot der Verlag ein breit gefächertes Programm thematischer
Karten, Atlanten unterschiedlichen Umfangs und einzelner Blätter in besonderen Formaten an. Ihr Stil
veränderte sich zwar im Laufe der Zeit, wesentliche zeittypische Elemente wie Kartuschen und Kolorit
der Territorien blieben jedoch erhalten.“
279
4.1.2 Matthäus Seutter, Tobias Conrad Lotter und Johann Michael Probst
Matthäus Seutter war ein Schüler von Johann Baptist Homann, der sich die Geschäftsstrategie
seines Lehrers zu eigen machte und dadurch ebenfalls vom Erfolg der deutschen
Privatkartographie profierte, zu dem er auch wesentlich beigetragen hat.
280
Sein
Unternehmen
wurde nach seinem Tod 1757 von Tobias Conrad Lotter weitergeführt und später zwischen den
Familien Lotter und Probst aufgeteilt.
281
Matthäus Seutter wurde 1678 in Augsburg geboren. Seine Ausbildung zum Bierbrauer brach er
ab, um das Kartenstechen bei Johann Baptist Homann in Nürnberg zu lernen. 1707 ist er wieder
in Augsburg nachweisbar,
da er Maria Barbara Gaap, die Tochter eines Augsburger
Goldschmiedemeisters, heiratete, die schon ein Jahr später verstarb. In seiner Heimatstadt
gründete er einen eigenen Verlag, fertigte nebenbei aber auch Kupferstiche
für den Verleger
Jeremias Wolff an. Der Erfolg des Unternehmens hielt sich in den ersten Jahren nach der
Gründung in Grenzen, obwohl sich Seutter bei der Organisation des Verlags sowie dem Design
der Landkarten und der Ausführung der Stiche an den Praktiken Johann Baptist Homann
orientierte: Zu Seutters Sortiment zählten mit dekorativen Kartuschen ausgestattete, kolorierte
Landkarten in einem einheitlichen Folioformat, die günstig erworben werden konnten. Auch
thematisch folgte Seutter seinem Lehrmeister: Neben den üblichen politischen
Karten führte der
Verlag Himmelskarten, Stadtpläne, Postkarten, Kriegstheater, Ansichten und Geschichtskarten.
282
Verlagsatlanten brachte der Verlag ab 1720 heraus. In diesem Jahr erschien der „Atlas
278
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 122.
279
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 136.
280
Ritter, Konkurrenten, 186.
281
Ritter, Landkartenverlage, 2.
282
Ritter, Konkurrenten, 188.
Ritter, Landkartenverlage, 3.
Meurer, Druckprivileg, 32.
Sandler, Homann, 5f-