60
eingetragen waren, deren Koordinaten astronomisch bestimmt waren.
261
Zwar lag es außerhalb
der finanziellen
Möglichkeiten des Verlags, Neuvermessungen verschiedener Gebiete
durchzuführen, dennoch wurden die wichtigsten Karten aus dem Verlagsprogramm, vor allem
Kontinentalkarten, neu gezeichnet und gestochen. Im Auftrag der Schlesischen Stände arbeiteten
die Homännischen Erben und Hase an 16 Spezialkarten Schlesiens, die später,
nach dem Ende
des Österreichischen Erbfolgekriegs 1748 und Hases Tod 1742, im Rahmen des „Atlas Silesiae“
veröffentlicht wurden.
262
Zu den weiteren wissenschaftlichen Mitarbeitern im Verlag der
Homännischen Erben gehörten Georg Moritz Lowitz (1722-1774), August Gottlob Böhme (1719-
1797) und Tobias Mayer (1723-1762).
263
Um 1740 merkten die Verleger, dass die Datengrundlage nicht ausreichte, um aktuelle Karten
anzubieten. Vor allem die staatliche französische Kartographie erlebte ab der Mitte des 18.
Jahrhunderts einen enormen qualitativen Aufschwung. Im Gegensatz zu den genauen
Vermessungen französischer Gebiete durch César Françoise Cassini
de Thury mittels der Technik
der Triangulation wirkten die Kartenkopien und die eigenen Karten der Homännischen Offizin
wenig fortschrittlich.
264
Markus Heinz interpretiert die Neuzeichnungen von Karten durch
wissenschaftliche Mitarbeiter als
„umsichtiges unternehmerisches Handeln“
265
, da zu große
Investitionen in die Kartenproduktion, wie Ausgaben für neue Vermessungen aufgrund der
mittlerweile hohen Qualitätsansprüche
an Karten, das Unternehmen leicht in den Bankrott führen
hätten können.
266
Deswegen gründete Johann Michael Franz die „Kosmographische Gesellschaft“, die für ihn einen
Schritt zu einer staatlich geförderten kartographischen Gesellschaft darstellte. Sein Versuch, die
261
Dörflinger, Geschichtskarten, 153f. Fritz
Schnelbögl, Hase, Johann Matthias. In: NDB 8 (Berlin 1969) 21f.
Sandler, Homann, 141.
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 83f.
262
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 38.
Vocelka, Neuzeit, 470-472.
Sandler, Homann, 142, 147.
263
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 40.
French, Tooley's (E-J), 361.
Meurer, Hintergründe, 20.
August Gottlob Böhme:
Schottenstift, Sammelatlas 3, 108.8.-77, Americae Mappa generalis (Nürnberg 1746).
Schottenstift, Sammelatlas 4, 108.9-8, Asia secundum legitimas Projectionis (Nürnberg 1744).
Tobias Mayer:
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-57, Mappa Geographica Regni Poloniae (Nürnberg 1773).
Schottenstift, Sammelatlas 3, 108.8.-17, Septem Provinciae seu Belgium foederatum (Nürnberg 1748).
Schottenstift, Sammelatlas 3, 108.8.-31, Ducatus Silesiae Tabula (Nürnberg, s.a.)
Schottenstift, Sammelatlas 4, 108.9-12, Carte des Indes Orientales (Nürnberg 1748).
264
Sandler, Homann, 110f.
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 79.
265
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 73.
266
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 73f. 78f.
61
deutsche Kartographie zu reformieren und staatliche
Förderung zu erlangen, scheiterte jedoch.
267
Lowitz und Mayer verließen den Verlag 1750. Auch Johann Michael Franz verschwand aus dem
Unternehmen.
Er war im Umgang mit Geld ungeschickt, wodurch er schon bald nach der Verlagsübernahme
1730 Schulden angehäuft hat. 1759 wurde seine Verlagshälfte an seinen Bruder Jacob Heinrich
Franz verkauft, der zu dieser Zeit schon im Verlag an der Farbgebung
der Karten und in der
Buchhaltung mitarbeitete.
268
Johann Georg Ebersberger, der zweite Eigentümer des Verlags,
verstarb 1760. Sein Anteil am Unternehmen ging an seine Tochter Barbara Dorothea Ebersberger
und ihren späteren Mann Georg Peter Monath (1715-1788). Obwohl die beiden
Verlagseigentümer Franz und Monath die Verschuldung des Unternehmens durch Johann
Michael
Franz mittragen mussten, überstand der Verlag die schlechte Zeit in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts, auch wenn die Neuerscheinungen reduziert wurden.
269
Jacob Heinrich
Franz starb 1769. Sein Anteil am Verlag blieb bei seiner Frau Anna Felicitas und Georg
Christoph, dem Sohn der beiden.
270
1773 trat Franz Ludwig Güssefeld (1744-1808) in den Verlag der Homännischen Erben ein.
271
Bis 1802 zeichnete er laut Angaben von Markus Heinz 85 Prozent der neu herausgegebenen
Karten des Verlags. Die von Güssefeld, der selbst im Vermessungswesen
ausgebildet worden
war, entworfenen Karten hatten den Ruf, eine hohe inhaltliche Qualität zu besitzen.
272
Zu dieser
Zeit waren neben den beiden Zentren der Privatkartographie Augsburg und Nürnberg auch schon
in Wien, Weimar und Berlin Kartenverlage entstanden, was die Konkurrenz am Markt
vergrößerte. Dadurch konnte die Homännische Offizin den marktbeherrschenden
Status nicht
267
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 40-42.
French, Tooley's (E-J), 361.
Meurer, Hintergründe, 20f.
268
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 39-42.
Sandler, Homann, 102.
269
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 42. Sandler, Homann, 150f. Im Jahr 1779 erschien im Verlag Homann keine
einzige neue Karte.
270
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 43.
271
French, Tooley's (E-J), 361.
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 43.
Sandler, Homann, 151.
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-23, Borussiae Occidentalis (Nürnberg 1780).
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-24, Tabula Regni Borussiae (Nürnberg 1775).
Schottenstift, Sammelatlas 3, 108.8.-26, Charte von Africa (Nürnberg 1797).
Schottenstift, Sammelatlas 3, 108.8.70, Charte von Asien (Nürnberg 1793).
Schottenstift, Sammelatlas 4, 108.9-16, Sevilla Regnum (Nürnberg 1781).
Schottenstift, Sammelatlas 4, 108.9-111, Charte von der Moldau und Walachey (Nürnberg 1785).
Schottenstift, Sammelatlas 5, 108.10.-4, Charte ueber die Generalitaets Lande (Nürnberg 1788).
272
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 43f.