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gehen mit einer Fibrosierung und einem daraus resultierenden Funktionsverlust
des Organs einher. Die renale Matrixexpansion ist Bestandteil des normalen
Wundheilungsprozesses, die nach Schädigung einsetzt, um als Reparatur eines
Gewebedefektes eine Normalisierung der Funktion wieder herzustellen. Die
Organfibrosierung dagegen kann als nicht terminale Wundheilung beschrieben
werden. Unter normalen physiologischen Bedingungen ist die
Matrixakkumulation als Reparaturprozess des Defektes im Gewebe in sich
beschränkt, da zuviel entstandene Matrix durch z.B. Gewebsproteinasen wieder
abgebaut wird. Ein „Zuviel“ an Wundheilung bewirkt den Funktionsverlust durch
Fibrose. Bezeichnend für chronisch-fortschreitende Erkrankungen wie die
chronische Glomerulonephritis ist der ständig wiederkehrende Schädigungsreiz,
auf den das Organ permanent mit Wundheilungsprozessen reagiert. Die
normale Regeneration mit einem adäquaten Heilungsprozess ist gestört, zuviel
entstandene Matrix wird nicht mehr abgebaut, und es resultiert eine
Matrixakkumulation. Die Folge ist die Organfibrosierung
[2].
1.2.2 Therapieansätze bei fibrotischen Nierenerkrankungen
Trotz Behandlung der Grunderkrankungen (immunsuppressive Behandlung bei
Autoimmun-Glomerulonephritis, Behebung von Harnwegsobstruktionen und
Reflux sowie Normalisierung des Blutdrucks und des Blutzuckerspiegels),
denen eine chronische Niereninsuffizienz folgt, kann der chronisch-progressive
Verlauf der Nierenfibrose oft nicht aufgehalten oder rückgängig gemacht
werden. In der spezifischen Behandlung der chronischen Niereninsuffizienz
sind bislang der Einsatz von ACE-Hemmern
[11] und die Restriktion der
Eiweißzufuhr etabliert [1;11]. Auch diese beiden Therapiestrategien können die
Progression der Erkrankung lediglich verlangsamen. Bei hypertensiven
Erkrankungen ist eine strenge Therapie des Blutdrucks notwendig, bei der vor
allem ACE-Inhibitoren und auch AT1-Rezeptorblocker eine Rolle spielen [12].
Für Patienten mit diabetischer Nephropathie bei Diabetes mellitus ist eine
optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels absolut notwendig. Die Reduktion
der Eiweißaufnahme durch diätische Nahrungsumstellung führt ebenfalls
wahrscheinlich zur Progressionsverzögerung
[12]. Die empfohlene
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Proteinmenge 0,6 bis 0,8 g/kg Körpergewicht pro Tag sollte von den Patienten
nicht überschritten werden. Ansonsten muss die Therapie symptomatisch
bleiben und kann lediglich die durch den zunehmenden Funktionsverlust der
Nieren auftretenden Folgen ausgleichen. Im Stadium der terminalen
Niereninsuffizienz, dem Endstadium der Erkrankung, ist eine
Nierentransplantation neben der Dialyse bis heute die einzige
Therapiemöglichkeit.
1.2.3 Transforming growth factor ß und seine Rolle in der
Nierenfibrose
Tierexperimentelle Daten konnten zeigen, dass der günstige Effekt der ACE-
Inhibition ebenso wie eine Restriktion der Eiweißaufnahme eng mit der
Verminderung der renalen Matrixexpansion und der Expression des
profibrotisch wirkenden Zytokins TGF-ß in Zusammenhang stehen
[13;14].
Forschungsarbeiten konnten eine zentrale Rolle des profibrotischen Zytokins
TGF-ß in der Expansion renaler Matrix nachweisen. Dieses Zytokin beeinflusst
die drei Mechanismen der Matrixexpansion (vermehrte Produktion, verminderter
Abbau und vermehrte Produktion vernetzender Proteinen) und die Regulation
der einzelnen Reaktion
[17;18]. TGF-ß induziert die Expression von Kollagen,
Fibronektin und Proteoglykanen. Weiterhin konnte für den verminderten Abbau
extrazellulärer Matrix gezeigt werden, dass TGF-β die Synthese von Proteasen
inhibiert und Proteaseinhibitoren (z.B Plasminogen-Activator-Inhibitor 1 [PAI-1])
stimuliert und auch die Synthese steigert. Für den Einfluss auf die Produktion
von vernetzenden Proteinen wurde gezeigt, dass TGF-β die Expression von
Integrinen auf Zelloberflächen steigert. Durch diesen Prozess werden Zell-
Matrixinteraktionen und Matrixvernetzungen möglich. Zusammenfassend kann
gesagt werden, das Ausmaß der Fibrosierung korreliert direkt mit der Höhe des
TGF-β-Spiegels [10;18]. Ein wichtiger Schritt zum Beweis der zentralen Rolle
von TGF-β bei der Organfibrose war der Einsatz von neutralisierenden
Antikörpern gegen TGF-β im Modell der Anti-Thy-1-Glomerulonephritis [16]. In
diesem Modell der mesangioproliferativen Glomerulonephritis, deren
Kennzeichen unter anderem die rasche und ausgeprägte Akkumulation von
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extrazellulärer Matrix ist, konnte die Matrixakkumulation durch den Einsatz von
neutralisierenden Antikörpern signifikant gesenkt werden. Die Fibrosierung des
Glomerulus konnte allerdings nicht vollständig verhindert werden
[16]. Das
deutet darauf hin, dass weitere Faktoren bei der Entstehung der Fibrose
beteiligt zu sein scheinen
[15].
In den letzten Jahren wurde für das Verständnis der Entstehung chronischer
Nierenleiden eine Reihe von pathogenetisch relevanten Mediatoren identifiziert,
die neue Ansatzmöglichkeiten zur Behandlung der chronischen
Niereninsuffizienz darstellen. Neben dem Schwerpunkt dieser Arbeit, dem L-
Arginin/NO-System sind das unter anderem Endothelin-Rezeptor-Blockaden,
TGF-ß neutralisierende Strategien sowie Chemokinin-Rezeptor-Antagonisten
[10;18]. Im Folgenden soll ein Überblick über den L-Arginin-Stoffwechsel
gegeben werden.
1.2.4 Das L-Arginin/NO-System
1.2.4.1 Die Aminosäure L-Arginin und ihre Stoffwechselwege
L-Arginin ist eine semi-essentielle Aminosäure
[19;10;20], die endogen im
wesentlichen in den proximalen Tubuluszellen der Niere produziert wird
[10]. In
geringerem Umfang wird L-Arginin auch von Endothelzellen und von
Makrophagen gebildet. Unter normalen physiologischen Bedingungen ist die
endogene Produktion von L-Arginin ausreichend, um das metabolische
Gleichgewicht aufrecht zu erhalten [19;20]. Bei erhöhtem Verbrauch ist jedoch
die vermehrte diätetische Zufuhr für die Unterhaltung der verschiedene L-
Arginin-Stoffwechselwege essentiell. Die endogenen Metabolite des L-Arginin
sind auf der einen Seite Stickoxid (NO) und auf der anderen Seite Polyamine,
L-Prolin und Agmatin [10].
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