Nazizeit und Kriegsende (1933-1945)



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Die Nachkriegszeit


Nachdem Bernhard Tappel am 1.6.1945 von den Engländern zum Bürgermeister von Klein und Groß Dohren eingesetzt worden war, wollten diese ihm und den anderen eingesetzten Amtsträgern erst einmal beibringen, wie Demokratie funktioniert. Um die Spielregeln zu lernen, mußte Herr Tappel anfangs einmal wöchentlich mit dem Fahrrad nach Meppen fahren. Dort wurde er unterwiesen und fuhr mit den neusten Instruktionen wieder nach Hause. Zum 26. August 1945 beruft er die erste Gemeinderatssitzung nach dem Krieg für Klein Dohren ein. Obwohl er der Bürgermeister beider Dohrener Gemeinden ist, führt er die Geschäfte für beide Kommunen getrennt. Das ist auch folgerichtig. Denn einen Gemeindezusammenschluß haben die Engländer ja weder angeordnet noch vollzogen. Interessant ist, daß Tappel die Geschäfte so führt, als wäre außer dem Wechsel des Bürgermeisters sonst nichts vorgefallen. Auf der ersten Gemeinderatssitzung wird dem Rat die Jahresrechnung 1944 zur Prüfung vorgelegt und dem ehemaligen Bürgermeister Wilhelm Robben Entlastung erteilt. Die Kontinuität geht dabei so weit, daß der neue Gemeinderat mit dem alten bis auf den Bürgermeister identisch ist. Die Ratsmitglieder waren Clemens Toben, Heinrich Gödiker und der bisherige erste Mann der NSDAP in Dohren, Heinrich Kramer. Das Gremium hatte das letzte Mal am 10. September 1944 unter der Leitung von Wilhelm Robben getagt. Das Wort "Entnazifizierung" dürfte zu diesem Zeitpunkt noch ein Fremdwort gewesen sein77.

Am 12. Oktober 1945 finden dann gleich zwei Gemeinderatssitzungen unter der Leitung von Bernhard Tappel statt: um 17 Uhr eine für Klein Dohren und um 19 Uhr für Groß Dohren. Hier trifft sich zum ersten Mal der jeweils von den Engländern eingesetzte neue Gemeinderat. Zwar sind auch diesmal wieder Heinrich Gödiker und Clemens Toben dabei. Heinrich Kramer, der bisher führende Nationalsozialist in Dohren, ist allerdings nicht mehr vertreten. Zum ernannten Gemeinderat von Klein Dohren gehörten neben den bereits genannten:

Klemens Schmidt, Josef Auf der Landwehr, Heinrich Lübken, Heinrich Tiehen, Heinrich Deters, Josef Schmidt, Albert Rüther, Emmanuel Staß, Bernhard Frericks und Hermann Hemmen.

Der ernannte Gemeinderat von Groß Dohren bestand neben dem Bürgermeister aus folgenden Personen: Wilhelm Rosen, Franz Knoop, Bernhard Kroner, Heinrich Grote, Heinrich Decker, Bernhard Dieker, Johannes Dieker, Johann Brokjans, Wilhelm Fröhleke, Heinrich Többen, Georg Schulte und Heinrich Wenker (-Hülsmann).

In beiden Sitzungen legt Bernhard Tappel den ernannten Gemeinderäten das neue Verfassungsstatut der Gemeinde vor. Den Räten von Groß Dohren wird die Haushaltsrechnung für 1944 präsentiert. Dem ehemaligen Bürgermeister, Josef Rüther, wird Entlastung erteilt. Der Neuanfang nach dem Kriege begann also alles andere als revolutionär. Es wurde vermutlich auf Anweisung der Engländer an die Reste der demokratischen Vorkriegsstrukturen angeknüpft, in diesem Fall an das Haushaltsrecht des Rates.

In der Folgezeit finden Ratssitzungen in Klein und Groß Dohren relativ selten statt. Am 30. Dezember 1945 wird für Klein Dohren der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1945 beraten. Die analoge Sitzung für Groß Dohren findet sogar erst am 1. Januar 1946 statt. Zu beschließen gibt es für die Ratsmitglieder beider Gemeinden in diesem Fall allerdings nichts mehr, da die Haushaltssatzung bereits am 1.10.1945 vom Bürgermeister erlassen und vom Landrat in Meppen genehmigt worden ist.

Das nächste Mal tagen die Räte am 26. (Groß Dohren) und 27. Mai 1946 (Klein Dohren). Es wird ihnen die neue "Deutsche Gemeindeordnung" vorgelegt, und es wird ein Wohnungsausschuß gewählt. Dieser ist in der Folgezeit für die Probleme der Wohnungswirtschaft infolge der vielen Flüchtlinge in Dohren zuständig.

Während seit Kriegsende mit Ausnahme der ersten Gemeinderatssitzung in Klein Dohren wegen des identischen Bürgermeisters die Gemeindeverwaltung völlig parallel ablief, zeigten sich ab dem Sommen 1946 Unterschiede. Bernhard Tappel war das Arbeitspensum, das er zur Verwaltung beider Gemeinden zu absolvieren hatte, zu groß geworden. Er war daraufhin beim Oberkreisdirektor in Meppen vorstellig geworden und hatte darum gebeten, die Verwaltung der Gemeinde Groß Dohren einem eigenen Bürgermeister zu übertragen. Der OKD konnte die Argumente Tappels nachvollziehen und beauftragte ihn mit der Wahl eines Bürgermeister für Groß Dohren. Diese Wahl fand am 22. Juli 1946 statt. Es stellten sich vier Bewerber zur Wahl, von denen Bernhard Gebbeken mit acht von elf Stimmen gewählt wurde. Jedoch hatten die deutschen Verwaltungsbeamten und Politiker hier die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn Bernhard Gebbeken erhielt keine Bestätigung der Militärregierung. Diese hatte nämlich beschlossen, im Herbst 1946 die ersten freien Kommunalwahlen nach dem Krieg durchführen zu lassen. Da paßte es ihnen wohl nicht ins Konzept, daß kurz vorher noch ein Bürgermeister von einem deutschen, nicht demokratisch legitimierten Gremium eingesetzt wurde. Und so führte Bernhard Tappel auch weiterhin die Amtsgeschäfte für Klein und Groß Dohren.

Das änderte sich erst nach der ersten Nachkriegskommunalwahl. Am 1. Oktober 1946 traten die neuen Gemeinderäte von Groß und Klein Dohren zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Als Bürgermeister wurden Bernhard Tappel für Klein Dohren und Bernhard Gebbeken für Groß Dohren (wieder)gewählt.

Während Bernhard Tappel für insgesamt über 40 Jahre im Amt blieb, wechselte der Bürgermeister von Groß Dohren häufiger. Bernhard Gebbeken blieb nur gut ein Jahr bis zum 4. Dezember 1947 im Amt. An diesem Tag wurde Gerhard Dulle zum Bürgermeister gewählt. Er bekleidete dieses Amt bis zur Gemeinderatssitzung am 5. Dezember 1952. Im Rahmen dieser Zusammenkunft wurde sein Nachfolger, Albert Rüther, der Sohn des Bürgermeisters in der Nazi-Zeit, Josef Rüther, zum Ratsvorsitzenden gewählt. Er war der letzte Bürgermeister von Groß Dohren.


In der unmittelbaren Nachkriegszeit bis etwa 1950 gab es in Dohren ein alle anderen Schwierigkeiten überwiegendes Problem: das Wohnungsproblem. Dagegen scheinen die Probleme mit der Nahrungsmittelversorgung im Gegensatz zu den deutschen Großstädten gering gewesen zu sein. Daher kamen aus den Städten mit der Eisenbahn bis Herzlake oder Wettrup und dann zu Fuß bis Dohren sogenannte Hamsterer. Sie versuchten hier ihre Wertsachen gegen Lebensmittel einzutauschen78.
Zur Bewältigung der Wohnungsprobleme wurden in Groß und Klein Dohren im Mai 1946 aus den Reihen der Ratsmitglieder Wohnungsausschüsse gewählt. Die Aufgabe der Ausschüsse bestand darin, die Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und bei der Bewältigung von Folgeproblemen zu helfen. Oft waren z.B. Flüchtlingsfamilien bei der Zuteilung auf einzelne Wohnungen getrennt worden. Diese wollten natürlich in einer Wohnung zusammenleben. Daneben gab es immer wieder Auseinandersetzungen aufgrund des engen Zusammenlebens. Teilweise versuchten die Einheimischen, die Flüchtlinge zumindest aus ihren Privatwohnungen loszuwerden. Auch fühlten sich einige Dohrener in der Ausübung ihrer wirtschaftlichen Interessen behindert. Während in Groß Dohren der Wohnungsausschuß schon am 18.11.1946 letztmalig gewählt und seine Aufgaben danach vom Bürgermeister wahrgenommen wurden, gab es ihn in Klein Dohren bis 1949.
In der Nazizeit waren die Landwirte in einer ständischen Organisation als Ortsbauernschaften organisiert. Vermutlich in jeder Bauerschaft gab es einen Ortsbauernführer. Nach dem Kriege wurden die Ortsbauernschaften aufgelöst, und die Geschäfte gingen an den örtlichen Bürgermeister über. Mitte 1948 in Groß Dohren und Anfang 1949 in Klein Dohren wurden Ortsernährungsausschüsse gewählt. Sie sollten den Bürgermeister bei seinen Aufgaben entlasten. Diese Aufgaben bestanden für die genannten Organisationen seit Kriegsbeginn darin, die Bewirtschaftung von Lebens- und Futtermitteln sicherzustellen. Jeder Bauer hatte zwischen 1939 und 1949/50 die Pflicht, bestimmte Mengen an landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu festgesetzten Preisen abzugeben. Diese Produkte wurden dann einer staatlichen Verteilung unterzogen. So konnten dann Lebensmittel auf Marken bezogen werden. Jedem Einwohner stand dadurch eine bestimmte Menge an Brot, Butter u.s.w. zu. Der Ortsbauernführer und später der Bürgermeister und der Ortsernährungsausschuß waren dafür verantwortlich, daß die für die Landwirtschaft beauftragten Produkte in den richtigen Mengen abgeliefert wurden. Dabei wurde nicht nur zugesehen, daß im Herbst das Getreide abgegeben wurde, sondern auch ob im Frühjahr noch Produkte vorhanden waren, die hätten abgeliefert werden können. Da wurde nach Aussagen von alten Dohrenern besonders viel gemogelt. Denn daß über das normale Maß nichts abzuführen war, dafür sorgten die Dohrener schon ...

Mit der Währungsreform im Jahre 1948 ging dieses Kapitel dann langsam zu Ende. In Klein Dohren wurde der Ernährungsausschuß Anfang 1949 noch gewählt und trat dann nicht wieder in Erscheinung. Für Groß Dohren begegnet uns dieses Gremium zum letzten Mal auf der Gemeinderatssitzung am 23.9.1949. Da teilte der Bürgermeister mit, daß das Ablieferungssoll für Groß Dohren von 821 dz (= Doppelzentner) im Vorjahr auf 742 dz abgesenkt wurde. Er schlug vor, die Ermäßigung den kleinen Betrieben zugute kommen zu lassen. Der Ortsernährungsausschuß nahm im Anschluß an die Gemeinderatssitzung anscheinend letztmalig die Umlage auf die einzelnen Betriebe vor.


Kapitel 3: Strukturwandel und wirtschaftliche Blüte (1950 – 2000)


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