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bei dieser Gelegenheit zur Ehre verfertigte Medaille, die sein Bildniß und ein Symbol
seines Verdienstes trägt, überreichen ließ, schien er so sehr betroffen, als ob ihm et-
was wiederführe, das auf ihn keine Anwendung gestattete.“
12
Es ist zu vermuten,
dass Leidenfrost eine Medaillen-Ausführung in Gold erhalten hat. Laut Klaus Som-
mers für die seinerzeitigen Verhältnisse erstellter Größen- und Gewichtstabelle
13
dür-
fte sie bei einem Wert von sechs Dukaten etwa 20,9 g gewogen haben. Ob auch Ab-
schläge in unedlen Metallen, z. B. Bronze, Kupfer, Zinn, gefertigt worden sind, ist
nicht erwiesen. Überliefert sind bislang nur einige wenige Silberprägungen; im Fach-
handel kommen sie folglich sehr selten vor.
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Die Stücke, deren ursprüngliche Zahl
leider unbekannt ist, werden sicherlich für den Verwandten-, Freundes- und Ver-
ehrerkreis Leidenfrosts zur Verfügung gestanden haben. Nach Sommers schema-
tischer Einteilung wogen silberne Exemplare dieser Kategorie im, meist jedoch un-
terschrittenen Idealfall ein Lot = 14,606 g Silber. Die Seltenheit der Leidenfrost-Me-
daille zeigt sich auch darin, dass sie sogar im Münzkabinett der Staatlichen Museen
zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, fehlt. Ebenfalls soll sie in keiner öffent-
lichen Duisburger Sammlung vertreten sein. Selbst das immer noch wichtige zwei-
bändige Standardwerk von Carl Laverrenz (Berlin 1885/1887) „Die Medaillen und
Gedächtniszeichen der deutschen Hochschulen“ kennt sie nicht.
Hierzu sei noch ergänzt, dass die Leidenfrost-Medaille nach dem gegenwärtigen
Wissensstand und trotz mitunter gegenteiliger Meinungen die einzig genuine, d. h.
die alte Universität Duisburg betreffende Prägung, „aus der Zeit“ ist. Auf dem bis-
weilen fälschlich Duisburg zugeordneten, 1706 unter Preußenkönig Friedrich I. aus-
gegebenen, 63 mm messenden Schaustück des bedeutenden Medailleurs Christian
Wermuth erscheint zwar Duisburg neben den drei anderen preußischen Universitäten
Königsberg, Halle und Frankfurt an der Oder, diese Medaille hatte jedoch die Zwei-
hundertjahrfeier der letztgenannten Academia Viadrina zum Anlass.
15
Die beiden
weiteren Duisburger Medaillen auf die Professoren
medicinae Daniel Erhard Günther
gewiedmet...“ (im Stadtarchiv Duisburg, Signatur D 84).
12
Möller, Anton Wilhelm Peter: Ueber das Leben, den Character, die Verdienste
und lezten Stunden Jo-
hann Gottlob Leidenfrost's. Duisburg 1795, S. 85 f.
13
Sommer, Klaus: S. XII.
14
Zuletzt für 275 Euro unverhältnismäßig günstig angeboten von der Münzhandlung Ritter in Düsseldorf,
Januar 2015.
15
Vgl. Laverrenz, Carl: Bd. II Nr. 88 u. 89, S. 36 u. Tafel XXV u. XXVI (Abb.); Roden, Günter von: S.
366-368 und Abb. 53 u. 54 (vor S. 361); Brockmann, Günter: Die Medaillen Joachim I. – Friedrich Wil-
helm I. 1499-1740 (Die Medaillen der Kurfürsten und Könige von Brandenburg-Preußen. Bd. 1). Köln
1994, Nr. 417/418, S. 261 f.
12
(1822)
16
und Conrad Jacob Carstanjen (1835)
17
sind erst nach dem im Herbst 1818
erfolgten Ende ihrer Hohen Schule von Christoph Carl Pfeuffer geschaffen worden.
Einer zusätzlichen Klarstellung bedarf der Status der Medaille als Kulturgut im Hin-
blick auf eine Abgrenzung zur Münze. Münzen mit ihrem Geld- und Umlaufcharak-
ter, in der Regel also zur Zirkulation bestimmte Zahlungsmittel, dürfen trotz ihrer
ähnlichen Gestalt und Herstellung nicht mit den Medaillen verwechselt werden. Letz-
tere sind ihrem Wesen und Ursprung nach kleine, im Wortsinne handliche relief-plas-
tische Kunstgegenstände von meist geringer Auflage und ohne Nominalwert. Goethe
zum Beispiel, in gebildeten Kreisen immer gern zitiert, war ein großer Freund der
Medaille, die er, wie Kenner es auch heute tun,
18
als Kunstwerk ansah. Im Laufe sei-
nes langen Lebens hat er es zu einer Sammlung von annähernd 2.000 Stücken ge-
bracht.
19
Bemerkenswert ist seine Definition vom Jahre 1804, als er sich zu einer ge-
planten, später dann aber doch nicht realisierten Medaille auf den Freund Carl
Theodor von Dalberg grundsätzlich äußerte: „Eine Medaille hat, durch ihre mögliche
Verbreitung, durch ihre Dauer, durch Überlieferung der Persönlichkeit in einem klei-
nen Raum, durch Documentirung allgemein anerkannter Verdienste, durch Kunst-
und Metallwerth, so viel vorzügliches, daß man, besonders in unsern Zeiten, Ursache
hat sie allen andern Monumenten vorzuziehen.“
20
Die Leidenfrost-Gedenktafel in Rosperwenda
Johann Gottlob Leidenfrost starb nach einem dem Wohle seiner Mitmenschen ge-
widmeten Leben hochverehrt am Dienstag, dem 2. Dezember 1794 zu Duisburg „in
dem achtzigsten Jahre seines Alters, und in dem 52sten Jahre seines Professorats [...]
des Abends gegen 10 Uhr“ an „Auszehrung Engbrüstigkeit Wassersucht.“
21
So steht
es in einem der Fachwelt bisher unbekannten Nachruf aus der Familie. Wortreichere
Nekrologe verfassten, wahrscheinlich konkurrierend, seine vormaligen Senatskol-
16
Laverrenz, Carl: Bd. II, Nr. 163, S. 104 f. u. Tafel XLIII (Abb.); Roden, Günter von: S. 364 f. u. Abb.
52 a (nach S. 360).
17
Laverrenz, Carl: Bd. II, Nr. 164, S. 105 u. Tafel XLIII (Abb.); Roden, Günter von: S. 365 f. u. Abb. 52 b
(nach S. 360).
18
Steguweit, Wolfgang: Europäische Medaillenkunst von der Renaissance bis zur Gegenwart. Berlin 1995,
S. 9 u. 13 ff.
19
Klauss, Jochen: Goethe als Medaillensammler. Weimar/Köln/Wien 1994, S. 7 u. 11.
20
Goethe, Johann Wolfgang von: Werke, Weimarer Ausgabe (Sophienausgabe) 1887-1919, IV.
Abtheilung: Briefe, 17. Bd. (1895), S. 55 f. (Nr. 4844, 8.2. 1804).
21
„Allergnädigst privilegirte Königl. Preuß. Westphälische Provinzial-Zeitung. von Staats- Kriegs- und
gelehrten Sachen.“ Wesel. Mittwochs den 10ten Decemb. 1794. No. 144., „Beilage zum 144. Stück der
westphäl. Provinzial Zeitung“.