Das kapital, Band



Yüklə 1,7 Mb.
Pdf görüntüsü
səhifə246/257
tarix20.09.2018
ölçüsü1,7 Mb.
#69643
1   ...   242   243   244   245   246   247   248   249   ...   257

D

AS 

K

APITAL 

B

AND 

1

Karl Marx, Friedrich Engels

498

"Man sieht nur", sagt Mirabeau, "die großen Manufakturen, wo Hunderte von Menschen unter einem



Direktor arbeiten und die man gewöhnlich vereinigte Manu-  <775> fakturen (rnanufactures réunies)

nennt. Diejenigen dagegen, wo eine sehr große Anzahl Arbeiter zersplittert und jeder für seine eigne

Rechnung arbeitet, werden kaum eines Blicks gewürdigt. Man stellt sie ganz in den Hintergrund. Dies ist

ein sehr großer Irrtum, denn sie allein bilden einen wirklich wichtigen Bestandteil des Volksreichtums ...

Die vereinigte Fabrik (fabrique réunie) wird einen oder zwei Unternehmer wunderbar bereichern, aber die

Arbeiter sind nur besser oder schlechter bezahlte Taglöhner und nehmen in nichts am Wohlsein des Un-

ternehmers teil. In der getrennten Fabrik (fabrique séparée) dagegen wird niemand reich, aber eine Menge

Arbeiter befindet sich im Wohlstand ... Die Zahl der fleißigen und wirtschaftlichen Arbeiter wird wach-

sen, weil sie in weiser Lebensart, in Tätigkeit ein Mittel erblicken, ihre Lage wesentlich zu verbessern,

statt eine kleine Lohnerhöhung zu gewinnen, die niemals ein wichtiger Gegenstand für die Zukunft sein

kann, sondern die Leute höchstens befähigt, etwas besser von der Hand in den Mund zu leben. Die ge-

trennten individuellen Manufakturen, meist mit kleiner Landwirtschaft verbunden, sind die freien."

Die Expropriation und Verjagung eines Teils des Landvolks setzt mit den Arbeitern nicht nur ihre Le-

bensmittel und ihr Arbeitsmaterial für das industrielle Kapital frei, sie schafft den innern Markt.

In der Tat, die Ereignisse, die die Kleinbauern in Lohnarbeiter und ihre Lebens- und Arbeitsmittel in

sachliche Elemente des Kapitals verwandeln, schaffen gleichzeitig diesem letztern seinen inneren Markt.

Früher erzeugte und bearbeitete die Bauernfamilie die Lebensmittel und Rohstoffe, die sie nachher größ-

tenteils selbst verzehrte. Diese Rohstoffe und Lebensmittel sind jetzt Waren geworden; der Großpächter

verkauft sie, in den Manufakturen findet er seinen Markt. Garn, Leinwand, grobe Wollenzeuge, Dinge

deren Rohstoffe sich im Bereich jeder Bauernfamilie vorfanden und von ihr zum Selbstgebrauch ver-

sponnen und verweht wurden – verwandeln sich jetzt in Manufakturartikel, deren Absatzmarkt grade die

Landdistrikte bilden. Die zahlreiche zerstreute Kundschaft, bisher bedingt durch eine Menge kleiner, für

eigne Rechnung arbeitender Produzenten, konzentriert sich jetzt zu einem großen, vom industriellen Ka-

pital versorgten Markt.



<776> So geht Hand in Hand mit der Expropriation früher selbstwirtschaftender Bauern und ihrer Los-

scheidung von ihren Produktionsmitteln die Vernichtung der ländlichen Nebenindustrie, der Scheidungs-

prozeß von Manufaktur und Agrikultur. Und nur die Vernichtung des ländlichen Hausgewerbes kann dem

innern Markt eines Landes die Ausdehnung und den festen Bestand geben, deren die kapitalistische Pro-

duktionsweise bedarf.

Jedoch bringt es die eigentliche Manufakturperiode zu keiner radikalen Umgestaltung. Man erinnert sich,

daß sie sich der nationalen Produktion nur sehr stückweis bemächtigt und immer auf städtischem Hand-

werk und häuslich-ländlicher Nebenindustrie als breitem Hintergrund ruht. Wenn sie letztre unter einer

Form, in besondren Geschäftszweigen, auf gewissen Punkten vernichtet, ruft sie dieselbe auf andren wie-

der hervor, weil sie derselben zur Bearbeitung des Rohmaterials bis zu einem bestimmten Grad bedarf.

Sie produziert daher eine neue Klasse kleiner Landleute, welche die Bodenbestellung als Nebenzweig und

die industrielle Arbeit zum Verkauf des Produkts an die Manufaktur – direkt, oder auf dem Umweg des

Kaufmanns – als Hauptgeschäft treiben. Dies ist ein Grund, wenn auch nicht der Hauptgrund, eines Phä-

nomens, welches den Forscher der englischen Geschichte zunächst verwirrt. Vom letzten Dritteil des 15.

Jahrhunderts an findet er fortlaufende, nur in gewissen Intervallen unterbrochne Klage über die zuneh-

mende Kapitalwirtschaft auf dem Land und die progressive Vernichtung der Bauerschaft. Andrerseits

findet er stets diese Bauerschaft wieder von neuem vor, wenn auch in verminderter Zahl und unter stets

verschlechterter Form. Der Hauptgrund ist: England ist vorzugsweise bald Kornbauer, bald Viehzüchter,

in Wechselperioden, und mit ihnen schwankt der Umfang des bäuerlichen Betriebs. Erst die große Indu-

strie liefert mit den Maschinen die konstante Grundlage der kapitalistischen Agrikultur, expropriiert radi-

kal die ungeheure Mehrzahl des Landvolks und vollendet die Scheidung zwischen Ackerbau und häus-

lich-ländlichem Gewerbe, <777> dessen Wurzeln sie ausreißt – Spinnerei und Weberei.  Sie erobert daher

auch erst dem industriellen Kapital den ganzen innern Markt.



D

AS 

K

APITAL 

B

AND 

1

Karl Marx, Friedrich Engels

499

6. Genesis des industriellen Kapitalisten



Die Genesis des industriellen   Kapitalisten ging nicht in derselben allmählichen Weise vor wie die des

Pächters. Zweifelsohne verwandelten sich manche kleine Zunftmeister und noch mehr selbständige kleine

Handwerker oder auch Lohnarbeiter in kleine Kapitalisten und durch allmählich ausgedehntere Exploita-

tion von Lohnarbeit und entsprechende Akkumulation in Kapitalisten sans phrase . In

der Kindheitsperiode der kapitalistischen Produktion ging's vielfach zu wie in der Kindheitsperiode des

mittelaltrigen  <778> Städtewesens, wo die Frage, wer von den entlaufnen Leibeignen soll Meister sein

und wer Diener, großenteils durch das frühere oder spätere Datum ihrer Flucht entschieden wurde. Indes

entsprach der Schneckengang dieser Methode in keiner Weise den Handelsbedürfnissen des neuen Welt-

markts, welchen die großen Entdeckungen Ende des 15. Jahrhunderts geschaffen hatten. Aber das Mittel-

alter hatte zwei verschiedne Formen des Kapitals überliefert, die in den verschiedensten ökonomischen

Gesellschaftsformationen reifen und, vor der Ära der kapitalistischen Produktionsweise, als Kapital quand

meme <überhaupt> gelten – das Wucherkapital und das Kaufmannskapital.

"Gegenwärtig geht aller Reichtum der Gesellschaft erst in die Hand des Kapitalisten ... er zahlt dem

Grundeigentümer die Rente, dem Arbeiter den Lohn, dem Steuer- und Zehntenkollektor ihre Ansprüche

und behält einen großen, in der Tat den größten und täglich anwachsenden Teil des jährlichen Produkts

der Arbeit für sich selbst. Der Kapitalist kann jetzt als der Eigner des ganzen gesellschaftlichen Reich-

tums in erster Hand betrachtet werden, obgleich kein Gesetz ihm das Recht auf dies Eigentum übertragen

hat ... Dieser Wechsel im Eigentum wurde durch das Zinsnehmen auf Kapital bewirkt ... und es ist nicht

wenig merkwürdig, daß die Gesetzgeber von ganz Europa dies durch Gesetze wider den Wucher verhin-

dern wollten ... Die Macht des Kapitalisten über allen Reichtum des Landes ist eine vollständige Revolu-

tion im Eigentumsrecht, und durch welches Gesetz oder welche Reihe von Gesetzen wurde sie bewirkt?"

Der Verfasser hätte sich sagen sollen, daß Revolutionen nicht durch Gesetze gemacht werden.

Das durch Wucher und Handel gebildete Geldkapital wurde durch die Feudalverfassung auf dem Land,

durch die Zunftverfassung in den Städten an seiner Verwandlung in industrielles Kapital behindert. Diese

Schranken fielen mit der Auflösung der feudalen Gefolgschaften, mit der Expropriation und teilweisen

Verjagung des Landvolks. Die neue Manufaktur ward in See-Exporthäfen errichtet oder auf Punkten des

flachen Landes, außerhalb der Kontrolle des alten Städtewesens und seiner Zunftverfassung. In England

daher erbitterter Kampf der corporate towns gegen diese neuen industriellen Pflanzschulen.



<779> Die Entdeckung der Gold- und Silberländer in Amerika, die Ausrottung, Versklavung und Vergra-

bung der eingebornen Bevölkerung in die Bergwerke, die beginnende Eroberung und Ausplünderung von

Ostindien, die Verwandlung von Afrika in ein Geheg zur Handelsjagd auf Schwarzhäute, bezeichnen die

Morgenröte der kapitalistischen Produktionsära. Diese idyllischen Prozesse sind Hauptmomente der ur-

sprünglichen Akkumulation. Auf dem Fuß folgt der Handelskrieg der europäischen Nationen, mit dem

Erdrund als Schauplatz. Er wird eröffnet durch den Abfall der Niederlande von Spanien, nimmt Riesen-

umfang an in Englands Antijakobinerkrieg, spielt noch fort in den Opiumkriegen gegen China usw.

Die verschiednen Momente der ursprünglichen Akkumulation verteilen sich nun, mehr oder minder in

zeitlicher Reihenfolge, namentlich auf Spanien, Portugal, Holland, Frankreich und England. In England

werden sie Ende des 17. Jahrhunderts systematisch zusammengefaßt im Kolonialsystem, Staatsschulden-

system, modernen Steuersystem und Protektionssystem. Diese Methoden beruhn zum Teil auf brutalster

Gewalt, z.B. das Kolonialsystem. Alle aber benutzten die Staatsmacht, die konzentrierte und organisierte

Gewalt der Gesellschaft, um den Verwandlungsprozeß der feudalen in die kapitalistische Produktionswei-

se treibhausmäßig zu fördern und die Übergänge abzukürzen. Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten

Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht. Sie selbst ist eine ökonomische Potenz.



Yüklə 1,7 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   ...   242   243   244   245   246   247   248   249   ...   257




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©genderi.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

    Ana səhifə