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es unklare und verschwommene Interaktion verhindert, die leicht zur Ausbeutung
durch Gegner führen. Kooperation setzt deshalb die Ausprägung eines fundierten
Egos voraus. Kooperation erfordert keine Aufopferung.
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Bei einer bestimmten Anzahl von Interaktionen ist der Anreiz zur
Kooperation gering.
Bei einer unbestimmten Anzahl von Interaktionen kann Kooperation auch unter
FeindInnen entstehen. (z.B. Stellungskrieg im 1. Weltkrieg)
Die Möglichkeit, überhaupt stabile wechselseitige Kooperation erreichen zu kön-
nen, hängt ab von einer nicht zu geringen Chance fortgesetzter Interaktion.
• Grundeigenschaften kooperativer Kommunikation
• Freundlichkeit, also Vermeidung unnötiger Konfliktstellung durch eigene
grundsätzliche Kooperationsbereitschaft.
• Provozierbarkeit bei Übervorteilung durch den Gegner.
• Nachsichtigkeit bei Kooperationsbereitschaft des Gegners nach einem
Konflikt. D.h. Vermeidung von Racheaktionen und „präventiven“ Vergeltungs-
schlägen. „Nachsicht kann man informell als Neigung beschreiben, in den Zügen
nach einer Defektion des/der anderen SpielerIn zu kooperieren.“
• Verständlichkeit des eigenen Verhaltens. Das Gegenüber soll klar erkennen,
was es zu erwarten hat. Z.B. Sei nicht neidisch auf den Erfolg eines anderen.
Defektiere nicht als erste/r, erwidere sowohl Kooperation als auch Defektion. Sei
nicht zu raffiniert!
• Voraussetzungen für das Entstehen von Kooperation ist eine überschau-
bare Zukunftsvorstellung, die ihre Schatten auf die gegenwärtige Situa-
tion wirft.
Das heisst, dass die Interaktionen voraussichtlich lange genug dauern müssen, um
den kurzfristigen Gewinn aus Übervorteilung zunichte zu machen. Dies weist auf
ein allgemeines Prinzip hin, wonach jede kollektive Strategie, die kooperations-
bereit ist, einen Ausbeutungsversuch für eine/n HerausforderIn zumindest unin-
teressant machen muss. (Schlag zurück)
„Wenn man also den/die andere/n SpielerIn voraussichtlich nicht
wiedersieht, da ist sofortige Defektion besser als Freundlichkeit.
Diese Tatsache hat bedauerliche Konsequenzen für Gruppen von
denen bekannt ist, dass sie häufig ihren Wohnsitz wechseln ... Ein
Anthropologe berichtet, dass sich ZigeunerInnen anderen Personen
in der Erwartung nähern, mit ihnen Schwierigkeiten zu bekommen,
während diese ihnen gegenüber misstrauisch sind und mit Betrug
rechnen.“
(Axelrod)
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Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung von Kooperation ist also
eine gemeinsame Zukunft!
Kooperation lässt sich auch in einer „feindlichen“ Umwelt etablieren, vorausgesetzt
man findet wenigstens einige wenige KooperationspartnerInnen.
Kooperation kann auch in einem völlig unkooperativen Umfeld gefördert werden,
wenn auch nur winzige Gruppen entstehen, die ihre Kooperation auf Gegen-
seitigkeit stützen und die wenigstens einen kleinen Anteil ihrer Interaktionen mit-
einander haben (mindestens 5 %). Einmal auf Grundlage von Gegenseitigkeit
etablierte Kooperation kann sich selbst gegen das Eindringen weniger koope-
rativer Strategien schützen.
„Eine Welt Böswilliger kann einer Invasion durch jeden widerstehen,
vorausgesetzt die Fremden kommen einzeln an. Wenn die Neulinge
jedoch in kleinen Gruppen agieren, haben sie durchaus eine
Chance, Kooperation in Gang zu setzen.“
(Axelrod)
Weil die KooperationspartnerInnen ein so günstiges Ergebnis erreichen, wenn sie
einander treffen, brauchen sie sich nicht sehr oft treffen, um langfristig besser
abzuschneiden wie die „Böswilligen“. Die Strategie Auge um Auge ist maximal
diskriminierend, - diese Eigenschaft ermöglicht es aber mit einer kleinen Gruppe in
eine Welt von Böswilligen einzudringen. (siehe Guerillabewegungen)
„Also kann wechselseitige Kooperation in einer Welt von Egoisten
ohne zentrale Kontrollinstanz entstehen, wenn sie mit einer Grup-
pierung beginnt, die sich auf Gegenseitigkeit verlassen.“
(Axelrod)
• Kooperation erfordert keine Freundschaft zwischen den Akteuren.
(Siehe Beispiel aus dem Stellungskrieg)
„Das Ergebnis entsprach den Vorhersagen der Theorie: bei länger andauernder
Interaktion konnte sich als stabiles Resultat wechselseitige, auf Gegenseitigkeit
beruhende Kooperation ergeben.“ (Essenfassen)
„Während Perioden wechselseitiger Zurückhaltung waren die feindlichen Soldaten
darauf bedacht, zu zeigen, dass sie nötigenfalls tatsächlich zurückschlagen
konnten ... Diese Demonstration von Vergeltungsmöglichkeiten trug dazu bei, das
System unter Kontrolle zu halten, indem sie zeigten, dass Zurückhaltung nicht auf
Schwäche beruhte, und daß Defektion zur Selbstschädigung führen würde.“
(Axelrod)
• Erfolgreiche Kooperation vermeidet Neidreaktionen
Jeder direkte Vergleich mit den Erfolgen des/der anderen führt zu Neid und Neid
führt zu Versuchen, den Erfolg des/der anderen zu schmälern. Im Gefangenen-
dilemma ist diese Beschränkung des/der anderen nur durch Defektion möglich. Dies
wiederum führt zu wechselseitiger Bestrafung, d.h. Neid wirkt letztlich selbst-
zerstörerisch.