Mitteleuropa zwischen Ost und West Kosmische und menschliche Geschichte Sechster Band



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Theologie entlehnten Namen des Erzengels Michael wählen -, es schickte sich also der Erzengel Michael an, nach und nach aus einem bloßen Erzengel ein Zeitgeist zu werden, eine solche Entwickelung zu erlangen, daß er eingreifen könne in das Leben der Menschen nicht nur vom Standpunkte des Überirdischen, sondern unmittelbar vom Standpunkte des Irdischen aus. Vorzubereiten hatte sich der Erzengel Michael, auf die Erde selbst herabzusteigen, gewissermaßen nachzuleben den großen Vorgang des Christus Jesus selber, nachzuleben diesen großen Vorgang: hier auf der Erde seinen Ausgangspunkt zu nehmen und weiter zu wirken vom Gesichtspunkte der Erde aus. Dazu war notwendig, daß von den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der siebziger Jahre eine Vorbereitung gepflogen wurde von Seiten dieses geistigen Wesens aus. Und so kann man denn beobachten, daß die Jahre, von den vierzigern bis zum Jahre 1879 etwa, einen bedeutungsvollen Kampf im Überirdischen darstellen, aber in demjenigen überirdischen Gebiet, das unmittelbar an das irdische Gebiet angrenzt. Einen schweren, harten Kampf hatte also diese geistige Wesenheit, die man als Erzengel Michael bezeichnen kann, auszufechten gegen gewisse widerstrebende Geister. Man muß sich diese widerstrebenden Geister ein wenig ansehen, wenn man verstehen will, was da eigentlich geschehen ist.

Diese geistigen Wesenheiten, die von diesem, zum Zeitgeist werdenden Erzengel Michael bekämpft werden mußten, sie haben immer eingegriffen in das Leben, in die Evolution der Menschheit. Sie haben nämlich in den letzten Jahrtausenden vor der Mitte des 19. Jahrhunderts die Aufgabe gehabt, die Menschen von der geistigen Welt aus zu differenzieren. Diejenigen geistigen Wesenheiten, welche unmittelbar Anhänger der Erzengel sind, haben das Bestreben, die Menschen in einem gewissen Sinne zur Gruppenseele der Menschheit zurückzuführen, Einheit auszugießen über die ganze Menschheit. Dies würde nicht gegangen sein, wenn sie allein gewirkt hätten auf die Menschheit. Die Menschheit würde gewissermaßen in einem Ununterscheidbaren verschwommen sein, würde nur eine Art vorstellen, wie im Grunde die tierische Art nur eine ist, nur auf einer etwas höheren Stufe. Diese geistigen Wesenheiten, die das michaelische Prinzip zu bekämpfen hatte,

sind die, welche die Aufgabe hatten, Differenzierung in die Menschheit hineinzubringen, das einheitliche Menschengeschlecht zu spalten in Rassen, in Völker, in alle diejenigen Unterschiede, welche mit dem Blute, mit den Nerven, dem Temperament zusammenhängen. Das mußte geschehen. Man mag diese geistigen Wesenheiten, die solche Differenzierung in die Menschheit hineinzubringen hatten, ahrima-nische Wesenheiten nennen; man mag sie so nennen, aber man muß sich darüber klar sein, daß im gesamten Gang der Menschheitsentwickelung dieses ahrimanische Prinzip notwendig war.

Nun kam die Zeit heran, die eine wichtige Zeit in der Menschheitsentwickelung war mit Bezug auf das, was ich jetzt erörtert habe. Es kam die Zeit heran, von den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts angefangen, in welcher die alten Differenzierungen verschwinden sollten, die Zeit, in welcher zusammengefaßt werden sollte das differenzierte Menschengeschlecht in eine Menschheitseinheit.

Die kosmopolitischen Anschauungen, die manchmal ja auch gewiß zur kosmopolitischen Phrase ausgeartet sind im 18. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 19., die sind nur eine Widerspiegelung desjenigen, was in der geistigen Welt sich zugetragen hat. Es tendiert schon die Menschheit dahin, auszulöschen die verschiedenen Unterschiede, welche das Blut, das Nerventemperament beförderte. Es ist tatsächlich nicht eine Tendenz der geistigen Welten, die Menschheit weiter zu differenzieren, sondern es ist eine Tendenz in den geistigen Welten, Kosmopolitisches über die Menschheit auszugießen. So wenig Verständnis auch heute dafür da ist unter dem Eindruck unserer katastrophalen Zeit, so ist es eben doch so, daß man der Wahrheit gemäß dies gestehen muß. Und diese in den irdischen Ereignissen sich spiegelnde Tatsache, die führt dazu, wenn man sie in ihren geistigen Hintergründen beobachtet, zu schauen, wie die Rassengeister, jene die Menschheit differenzierenden Volksgeister, von den vierziger Jahren ab bekämpft worden sind gerade von dem Geiste, der Zeitgeist werden sollte in der neueren Zeit. Es hat sich da vollzogen, wenn auch auf einer anderen Stufe, dasjenige, was immer durch ein bedeutungsvolles Symbolum dargestellt wird. Das Symbolum bezieht sich ja auch auf andere Stufen der Entwickelung, denn die Dinge wiederholen sich auf den verschie-

denen Stufen immer wieder, und was ich jetzt erzähle, ist nur eine Wiederholung auf einer bestimmten Stufe von einem geistigen Ereignisse, das auf anderen Stufen stattgefunden hat. Es ist das, was dargestellt wird durch das Symbolum der Besiegung des Drachen durch den Erzengel Michael. Diese Besiegung des Drachen durch den Erzengel Michael, die da bedeutet, daß aus dem Reiche, in dem der Erzengel Michael gebietet, die entgegenstrebenden Mächte ausgestoßen worden sind, die hat sich in einem gewissen Gebiete vom Anfang der vierziger Jahre ab vollzogen. Gewisse geistige Wesenheiten, die bis dahin ihre Aufgabe gehabt hatten in der geistigen Welt zur Differenzierung der Menschheit in Rassen und Völker, die sind — wenn ich es mit diesem Ausdruck bezeichnen darf - vom Himmel auf die Erde gestoßen worden. Diese selben geistigen Wesenheiten, die bis in die vierziger Jahre hinein in einer solchen Art die Menschheit differenziert haben, sie haben in dem an die irdische Welt angrenzenden Gebiete heute keine Macht mehr. Sie sind unter die Menschen gestoßen, sind mit alledem, was sie haben mitbringen können, unter die Menschen auf die Erde gestoßen. Das ist dasjenige, was man in der Geisteswissenschaft bezeichnet als den Sieg des Erzengels Michael über die widerstrebenden Geister, der Ende der siebziger Jahre eintrat: das Hinunterstoßen gewisser ihm widerstrebender Geister auf die Erde.

Und so haben wir seit dem Ende der siebziger Jahre ein Zwiefaches. Wir haben auf der einen Seite für diejenigen, von denen man sagen könnte, daß sie guten Willens sind - wenn man den Ausdruck im bedingten Sinne versteht -, wir haben seit dem Jahre 1879 auf der Erde die Herrschaft des Zeitgeistes Michael, der einen befähigt, spirituali-sierte Begriffe, ein spiritualisiertes Geistesleben zu bekommen. Und wir haben auf der Erde die widerstrebenden Geister, die einen dazu verführen, die Geistigkeit der Gegenwart abzuleugnen. Wenn man gegen den Materialismus der Gegenwart kämpft, so sollte man sich immer bewußt sein, daß man nicht kämpfen soll gegen das Gute unseres Zeitalters, sondern daß man kämpft gegen die Lüge unseres Zeitalters. Denn es sind im wesentlichen Lügengeister, welche vom Himmel auf die Erde gestoßen worden sind, jene Geister, welche vorläufig auch als Geister der Hindernisse verhindern, daß gerade in dem Erfassen des

naturgemäßen Daseins das Spirituelle gesucht werde. Wenn man die Menschen kennenlernt, welche in der Zeit nach dem Jahre 1841 von der geistigen Welt zur irdischen Inkarnation heruntergestiegen und seither wiederum verstorben sind, so sieht man in der Tat, wie, ich möchte sagen, von der anderen Seite der Welt diese Dinge aufgefaßt werden. Und man kann dann vieles korrigieren von dem, was ja hier in der physischen Welt sehr schwer zu durchschauen ist.

Als im Beginn des 20. Jahrhunderts sich allmählich gezeigt hat, wie es notwendig ist, wiederum auf die verschiedensten Gebiete des Geistes im Leben hinzuweisen, da waren diejenigen, die so hingewiesen haben, wesentlich solche Menschen, die nach dem Jahre 1848, nach 1840 eigentlich schon, mitgemacht hatten den harten Kampf, der vom Erzengel Michael geführt worden ist in der geistigen Welt, und der 1879 geendet hat mit dem Herunterstoßen der widerstrebenden Geister in das Leben auf der Erde, wo sie mit den Menschen zusammen sind. Und im wesentlichen ist es ein Mitkämpfen mit dem Erzengel Michael, wenn man sich gegen diese Geister auflehnt, wenn man sucht, sie aus dem Felde zu schlagen.

Nun gibt es ein gewisses Gesetz, meine lieben Freunde. Dieses Gesetz besagt, daß man von jedem Punkte aus die Entwickelung ebenso wie vorwärts auch zurück verfolgen kann. Man kann, wenn man irgendeinen Zeitpunkt des geschichtlichen Werdens der Menschheit ins Auge faßt, sagen: Da steht dieser Zeitpunkt, da geschieht in diesem Zeitpunkte das eine oder das andere. - Nun verfließt die Zeit weiter, und man kann die Ereignisse beobachten; man kann auch die Zeit rückläufig beobachten. Man kann von 1879 zu 1878, 1877, zu 1860, 1850 und so weiter zurückgehen, und man kann dann betrachten, wie sich das ausnimmt, was in der geistigen Welt rückwärts zu verfolgen ist. Dann wird man folgendes sehen. Man wird sehen, daß in der tieferen Struktur der Ereignisse auch im Fortlaufenden sich dasjenige wiederholt, was man in der Anschauung als zurückliegend findet. Wenn man irgend etwas Großes einfach sagt, klingt es leicht trivial. Doch will ich einfach sprechen. Wenn man den Zeitpunkt 1879 ins Auge faßt, kann man bis 1880 weiter vor- oder bis 1878 zurückgehen. Geht man bis 1880 weiter vor, so wird man in der tieferen geistigen

Struktur bemerken, daß das, was 1878 sich vollzogen hat, in einer gewissen Weise mitwirkt, so mitwirkt, daß hinter dem Ereignisse von 1880 das Ereignis von 1878 wie eine Kraft steht, die mitwirkt. Und hinter dem Ereignisse vom Jahre 1881 wirkt wiederum das Ereignis von 1877 wie eine dahinterstehende Kraft mit. Es ist so, wie wenn sich, je weiter man zurückgeht, die Zeitlinie umkehrt, und die Ereignisse, die weiter zurückliegen, sich gegenüber denen, die von einem gewissen Zeitpunkte an weiter vorwärts gehen, dahinterstellen würden. Man versteht viel, wenn man diese Dinge versteht.

Nun bitte ich Sie, sich zu erinnern, daß ich von dem Jahre 1879 schon seit vielen Jahren spreche, nicht etwa erst seit 1914, wo es billig geworden ist. Das ist wichtig, meine lieben Freunde. Und ich bitte Sie, einmal eine einfache Rechnung mit mir auszuführen. Rechnen Sie von 1879 zurück bis zu diesem Jahr, das ich oftmals als die andere Grenze bezeichnet habe. Ich habe immer gesagt: Der Kampf, von dem ich jetzt rede, hat begonnen anfangs der vierziger Jahre, etwa 1841, 1840. - Rechnen Sie zurück: 1879,1869,1859,1849 und etwa acht oder neun Jahre dazu, gibt also achtunddreißig oder neununddreißig Jahre. Rechnen Sie vorwärts: 1879, 1889, 1899, 1909, 1914, bis in unsere Tage hinein, gibt genau ebensoviel: gibt achtunddreißig oder neununddreißig Jahre. Würden Sie gar das Jahr 1917 ins Auge fassen, so würden Sie ein überraschendes Resultat erzielen. Sie würden begreifen, welche tiefe Bedeutung es hat, wenn der Okkultist sagt: Geht man von einem einschneidenden historischen Ereignis weiter, so wiederholt sich das vorhergehende geistige Ereignis in dem folgenden.

Hinter den Ereignissen unserer Tage hier auf dem physischen Plan stehen die geistigen Ereignisse, die begonnen haben in den vierziger Jahren, und die zu bezeichnen sind als Bekämpfung widerstrebender Geister von Seiten des Erzengels Michael. Sie stehen dahinter. Wir haben eine Wiederholung desjenigen, was im Anfang der vierziger Jahre stattfand. Und Sie können sich denken, wie anders man die Ereignisse in der Gegenwart anschaut, wenn man auf diese Gesetzmäßigkeit zurückgeht. Man wird vielleicht dann etwas tiefer verstehen, was heute sonst nur eigentlich tonlos an der Menschen Ohr vorbeigeht, was nicht in die Seelen geht. Man wird sich sagen, daß ja der Kampf des Erz-

engeis Michael gegen die widerstrebenden Mächte bis zu einem gewissen Grade an seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt ist.

Es ist im allgemeinen immer schwierig, zu den Menschen der Gegenwart von diesen tieferen Zusammenhängen zu sprechen, weil diese so energisch abweisen dasjenige, was gerade helfen würde, diese Gegenwart in der richtigen Weise zu verstehen und in der richtigen Weise handelnd in sie einzugreifen. Unsere Zeit macht wirklich notwendig, sich von alten Vorurteilen loszusagen, macht notwendig, dasjenige, was ist, auch zum Verständnis zu bringen, auch ins Bewußtsein heraufzurufen. Und es geschehen einmal Dinge unmittelbar hier auf dem physischen Plan, die in ihrer Art viel geistiger sind als sonst Geschehnisse. Das aber hängt zusammen mit dem Herabsteigen des Erzengels Michael in unsere Erdenregion. Es sprechen ja viele von diesem Herabsteigen des Erzengels Michael in unsere Erdenregion. Aber wenn es im Ernste darauf ankommen sollte, diese Sache mit ihrem wahrhaftigen Hintergrunde zu nehmen, dann gehen die Leute nicht mit, dann wollen sie nicht mitgehen! Das aber ist gerade notwendig, daß in immer breiteren und breiteren Kreisen unserer Zeit spirituelles Verständnis der wichtigsten Impulse unseres Zeitenlebens Platz greife. Deshalb war es schon durchaus notwendig, was ja die ganzen Jahre her in unseren Zweigversammlungen geschehen ist, darauf aufmerksam zu machen, daß der Strom der Ereignisse, der vom Geiste her so stark beeinflußt wird in unserer Zeit, nicht verschlafen werde. Und das Verschlafen der Ereignisse, das ist geradezu ein Grundzug unserer Zeit. Die Menschen gehen wie schlafend an den Ereignissen vorbei, und man konnte die Beobachtung machen, daß ein Ereignis, je einschneidender, je tiefbedeutsamer es hereintritt auf den physischen Plan, desto mehr von den Menschen verschlafen wird.

Der März 1917 - wenn ich auf Konkretes nur andeutungsweise hinweisen darf - war etwas so Gewaltiges in seiner Anlage, wird so bedeutende Dinge nach sich ziehen, von denen sich heute die Menschheit noch nichts träumen läßt, daß es geradezu grotesk ist, wie wenig die Menschen verstehen, daß es heute notwendig ist, fast alle Urteile zu revidieren, fast alles dasjenige, was je vor 1914 von den Menschen geglaubt worden ist, einer Revision zu unterziehen.

Es darf vielleicht bei dieser Gelegenheit hingewiesen werden darauf, daß ich 1910 in Kristiania eine Anzahl von Vorträgen gehalten habe über die europäischen Volksseelen. Im ersten dieser Vorträge können Sie den Satz lesen, daß sehr bald die Menschheit aufgerufen werden wird, etwas zu verstehen von den Verhältnissen der europäischen Volksseelen. Immer wieder und wiederum ist betont worden in unseren Vorträgen: Der Blick soll nach dem unmittelbaren Osten hin gerichtet werden; das ist wichtig, was von da aus für die Menschheitsentwickelung geschieht. - Wie oft ist das gesagt worden. Jeder, der zugehört hat, weiß das. Und noch im Frühling 1914 im Vortragszyklus zu Wien über das Leben zwischen Tod und neuer Geburt habe ich einen eindringlichen Satz gewagt, den Satz, daß das soziale Leben unserer Zeit in einem wahrhaftigen Sinne verglichen werden kann mit einer besonderen Krankheitsform, mit einem Karzinom, daß eine schleichende Krebskrankheit durch das soziale Leben geht. — Natürlich, diese Dinge können unter unseren gegenwärtigen Verhältnissen nicht anders als so gesagt werden, aber sie müssen verstanden werden.

Die Weltereignisse spielen sich keineswegs so ab, daß dieser schöne Fortgang herrscht, der eine Fabel der Historiker ist: daß immer das Spätere so aus dem Vorhergehenden sich entwickelt, dies wieder aus dem Vorhergehenden und so weiter. Das Vorurteil, daß sich das Spätere immer so möglichst ruhig aus dem Vorhergehenden entwickelt oder entwickeln müsse, dieses Vorurteil kann man ja Menschen überlassen, welche weniger Wirklichkeitssinn haben, als der anthroposophisch Denkende entwickeln soll. Man kann dieses Vorurteil — wenn ich konkret auf etwas hinweisen soll - den Politikern der alten Schule, auch der heutigen Gegenwart, noch vielfach überlassen, solange die Menschheit will. In Wirklichkeit handelt es sich aber um etwas ganz anderes. Es handelt sich darum, daß der Gang der Ereignisse wie eine in voller Tätigkeit, in voller Bewegung begriffene Waage ist, wo bald der eine Waagebalken, bald der andere Waagebalken heruntersinkt. Und deshalb kann man die Zeit seit dem Beginn der vierziger Jahre etwa so charakterisieren: Es wäre eine Möglichkeit gewesen, wenn von dem Jahre 1840 ab bis 1914 — welche Zeit durch 1879 in zwei geteilt wird - versucht worden wäre, in einer sachgemäßen Weise vorzubereiten jene Spiri-

tualisierung der Menschheit, welche durch den Erzengel Michael angestrebt wird; wenn versucht worden wäre in größerem Maße, spirituelle Begriffe, spirituelle Vorstellungen in die Menschheit hineinzubringen. Wenn so etwas - da die Menschheit in der neueren Zeit auf Freiheit gestellt werden muß - aus dem freien Menschenwillen heraus unterlassen wird, so sinkt die Waagschale auf die andere Seite hinunter. Dann entlädt sich das, was auf spirituellem Wege hätte erreicht werden können, durch das Blut. Dann entladt sich das auf eine, ich möchte sagen, überphysische Weise. Es ist nur das Gleichstellen der Waage, was wir in unserer katastrophalen Zeit erleben. Die Menschheit, die zurückgewiesen hat die Spiritualisierung, muß in die Spiritualisierung hineingezwungen werden. Das kann durch eine physische Katastrophe geschehen.

Man kann wiederum sich diese Vorstellung bestätigen, wenn man fest auf dem folgenden Boden steht: Hier leben wir in dieser physischen Welt, aber eigentlich wachen tun wir in dieser physischen Welt nur durch unsere Wahrnehmungen und unsere Vorstellungen, wie ich es neulich ausgeführt habe. Mit unseren Gefühlen träumen wir hier, mit den Willensimpulsen schlafen wir. Das ist selbstverständlich für den Menschen. Wenn man sich aber einlebt durch Imagination, Inspiration, Intuition in jene Welt, die als die spirituelle Welt wie die Luft immer um uns ist, und in der die sogenannten Toten mit uns gemeinsam sind, mit ihren Impulsen wirken, dann nimmt man wahr, wie das Leben hier in der physischen Welt zusammenhängt mit dem Leben der sogenannten Toten. Aufnehmen aus den Herzen der Menschen heraus können die Toten nur die spirituellen Vorstellungen.

Erinnern Sie sich an dasjenige, was ich vor drei Tagen gesagt habe: Wenn ein Mensch in jüngeren Jahren dahinstirbt, dann ist er eigentlich, geistig genommen, nicht von seinen Angehörigen weggegangen; er ist dageblieben, er ist in Wirklichkeit da. Aber für den Toten handelt es sich noch um etwas ganz anderes, als da zu sein - ich bitte Sie, das recht ernst zu nehmen -, darum handelt es sich für den Toten, dieses Dasein zu ertragen, es erfassen zu können. Wenn der Tote da ist in einer Familie, die materialistisch gesinnt ist und die nicht sich hingibt spirituellen Vorstellungen, so ist der Tote zwar da in dieser Familie,

aber er ist in dieser Familie so da, daß sie ihn fortwährend bedrängt und beklemmt. Die Familie ist für ihn etwas wie ein Alp, wie die Luft, die wir in zu starkem Maße einatmen, unter der wir den Alpdruck empfinden. Nur die spirituellen Vorstellungen schaffen dieses Alpdrücken weg und machen das Zusammenleben mit denen, unter denen man geblieben ist, erträglich, möglich.

Wiederum habe ich Ihnen gesagt: Wenn ein älterer Mensch seinen Angehörigen entrissen ist, nimmt er ihre Seelen in einer gewissen Beziehung mit. Er nimmt sie mit, er zieht sie nach sich. Aber wiederum, wenn sie nicht mit spirituellen Vorstellungen sich durchsetzen, sind sie für ihn wie ein Alp.

Nun bedenken wir etwas anderes. Man kann ungeheuer viel lernen, wenn man, unter irgendwelchen Voraussetzungen, das durch äußere oder auch durch abnorme innere Verhältnisse herbeigeführte plötzliche Ableben eines Menschen beobachtet. Nehmen wir an, ein Mensch wird erschlagen oder erschossen. Da wird der Tod in einer anderen Weise herbeigeführt, als wenn er allmählich durch Krankheit, auf naturgemäße Weise herbeigeführt wird. Nun denken Sie sich, ein Mensch wird im fünfunddreißigsten Jahr seines Lebens erschossen; also von außen her wird sein Leben vernichtet. Wenn der Schuß nicht gekommen wäre - gewiß hängt die Sache mit dem Karma zusammen, aber trotzdem gilt das Folgende, das ich jetzt auseinandersetzen werde -, wenn der Mensch nicht erschossen worden wäre, so würde er durch seine Konstitution vielleicht noch weitere fünfunddreißig Jahre haben leben können. Nicht wahr, er trägt in sich die Konstitution zu noch weiteren fünfunddreißig Jahren. Das bewirkt etwas ganz Bestimmtes.

Wenn ein Mensch in der Zeit, in der die Lebenskräfte noch besonders rege sind, auf gewaltsame Weise den Tod findet, dann erlebt er in diesem Augenblick ungeheuer viel. Zusammengedrängt in einen Augenblick erlebt er gewisse Dinge, die sich sonst über einen langen Zeitraum ausdehnen. Was er noch hätte erleben können in den fünfunddreißig Jahren, die auf die anderen fünfunddreißig Jahre gefolgt wären, was verteilt gewesen wäre über viele Jahre, das wird zusammengedrängt in einen einzigen Augenblick. Denn das Wichtigste, was man in der Stunde des Todes erlebt, das ist, daß man in dieser Stunde des

Todes dazu kommt, in Wahrheit seine Leiblichkeit von außen zu sehen, wie sie den Übergang durchmacht von der Beherrschung der Kräfte, die sie früher gehabt hat, als die Seele drinnen war im Leibe, zu dem, daß sie jetzt ein Naturwesen wird, an die Naturkräfte abgegeben wird, an die äußeren physischen Kräfte. Das ist das ungeheuer Bedeutungsvolle im Todesmoment, daß der Mensch zurückschaut, wie sein Organismus den physischen Naturkräften ausgeliefert wird. Wenn ein Mensch gewaltsam den Tod erleidet, wird er plötzlich nicht nur denjenigen Naturkräften ausgeliefert, welche die normalen sind, sondern er wird als Organismus durch den Kugeldurchschuß so behandelt wie ein unorganischer, unlebendiger Körper, er wird ganz ins Unorganische versetzt. Es ist ein großer Unterschied, ob man dahinsiecht, oder ob man plötzlich den Tod erleidet dadurch, daß von außen das Universum, sei es in Form einer Kugel oder in anderer Form, in den menschlichen Organismus eingreift. Da geschieht ein plötzliches Aufleuchten, ein Auffeuern von unendlich viel Geistigkeit. Es ist ein Uberflammen einer geistigen Aura, welches sich da vollzieht. Und derjenige, der durch die Pforte des Todes gegangen ist, schaut auf dieses Aufflammen zurück. Dieses Aufflammen, das ist sehr ähnlich dem, was nur dann zustande kommt, wenn die Menschen sich spirituellen Begriffen hingeben. Es sind geradezu Werte, die austauschbar sind. Es ist unglaublich interessant zu sehen, wie ähnlich, von der anderen Seite, von der Seite der Toten geschaut, der Gedanke, der empfindende Gedanke ist, den einer hat, wenn er ein Bildwerk, eine Malerei, welche aus spirituellem Leben herausgeboren ist, genießt oder schafft, jener Empfindung, die einer dadurch hat - ohne daß es durch das Bewußtsein des Menschen geht -, daß von außen, sagen wir, ein Arm verletzt, verwundet wird, und Schmerz beim Menschen entsteht. Es ist eine ungeheure Verwandtschaft zwischen den beiden Ereignissen, so daß das eine für das andere eintreten kann.

Jetzt werden Sie den karmischen Zusammenhang begreifen, der da besteht zwischen zwei Ereignissen. Natürlich haben eine ganze Anzahl von Menschen, als die vierziger Jahre herangenaht sind, gewußt, wie, ich möchte sagen, der «Stand der Sterne» ist. Dies ist nur ein technischer Ausdruck bei den Okkultisten, daß sie, wenn sie ein solches

Ereignis wie den Kampf des Erzengels Michael mit dem Drachen bezeichnen wollen, sagen: Das ist der Stand der Sterne. - Es gab natürlich eine ganze Anzahl von Menschen, welche damals gewußt haben, daß ein so wichtiges Ereignis vorging. Es gab auch Menschen, die Vorsorge haben treffen wollen; nur war, ich möchte sagen, die andere Waagschale zu stark beladen: der materialistische Sinn der Menschen war zu stark. So hat man zu dem falschesten gegriffen, zu dem man greifen konnte dazumal. Man sah ein: Spirituelles Leben muß in die Menschheit hineinkommen. Das zeigte sich ganz klar. Denn in den vierziger Jahren waren viele, welche die Zeichen der Zeit verstanden, davon überzeugt, spirituelles Leben müsse in die Menschheit hineinkommen. Wäre dieses spirituelle Leben vom Anfang der vierziger Jahre an in die Menschheit hineingekommen, viele Katastrophen wären dieser Menschheit erspart geblieben. Denn das, was sich vollzogen hat, hätte sich trotzdem vollzogen, aber in anderer Form. Was karmisch notwendig ist, das geschieht, aber es kann sich in verschiedenen Formen abspielen. Das muß man immer festhalten.

Ich will mich deutlicher aussprechen: Wenn der Mensch heute nachdenkt über dasjenige, was geschehen soll auf sozialem Felde oder auf anderen Feldern, ja, dann kann er das in zweifacher Weise machen. Er kann ein Programm aufstellen, kann Begriffe sich bilden, die programmatisch sind, kann sich ausdenken, wie die Welt werden soll auf einem gewissen Gebiete. Das kann in schön klingende Worte gebracht werden. Man kann auf diese Worte so schwören wie auf Dogmen, aber herauskommen tut dabei nichts, gar nichts! Man kann die schönsten Ideen haben über das, was werden soll: Herauskommen kann dabei gar nichts. Von Ideen, die noch so schön sind, braucht gar nichts herauszukommen. Programme, die ausgedacht sind, sind überhaupt das Allerallerwertloseste im Leben. Dagegen kann man etwas anderes tun: Man kann - und manche Menschen erreichen das ohne besonderes Hellsehen - einfach durch ein naives, intuitives Erkennen der Zeitverhältnisse sich fragen: Was geschieht auf jeden Fall in den nächsten zwanzig bis dreißig Jahren? Was liegt in der Zeit, das sich verwirklichen will? - Dann kann man sagen, wenn man das herausbekommen hat, was auf jeden Fall geschieht: Man hat jetzt die Wahl, entweder nimmt


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