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Datenrepräsentation und Datenverwaltung
Um Daten auf dem Computer automatisch bearbeiten zu können, muss man zuerst
Methoden zur Darstellung von Daten entwickeln, also von Zahlen, Wörtern, Bildern
usw. Eine solche Repräsentation muss mehrere Anforderungen erfüllen. So soll sie
eine effiziente Datenverarbeitung und Datenrückgewinnung, eine dichte Daten
speicherung und sogar eine gewisse Fehlertoleranz ermöglichen, das heisst, dass
kleine Fehler bei Abspeicherung oder Übertragung von Daten dank Redundanz auto
matisch erkannt oder gar korrigiert werden können. Solche Fragestellungen werden
in der Codierungstheorie und in der Informationstheorie untersucht.
Bei der Datenverwaltung geht es nicht nur darum, einzelne Dateien (Mengen
von Daten) zu speichern und wieder zu verwenden. Denn viele Dateien stehen in
einem Zusammenhang mit anderen, und Abfragen verlangen typischerweise nach
Informationen, die nur aus vielen vernetzten Dateien kombiniert herausgezogen
werden können. Deswegen müssen Dateien so strukturiert und mit Schlüsselbegrif
fen gespeichert werden, dass die gesuchten Informationen effizient aus der vor
handenen Datensammlung zu gewinnen sind. Diese Fragestellung definiert das
Teilgebiet der Informationssysteme und Datenbanken.
Inhalt:
Ausgehend vom Vorwissen über die Darstellung von einfachen Objekten wie
Zahlen und Wörter ist deren digitale Form zu untersuchen, darauf deren Organisa
tion in Strukturen wie Bäume (Hierarchien) und Graphen. Damit lassen sich kon
krete Objekte der realen Welt abstrakt darstellen, woraus sich praktische Aufgaben
stellungen ergeben können. Zur Abspeicherung der Daten können unterschiedliche
Datenstrukturen wie Felder, Stapel, Listen usw. eingeführt und implementiert wer
den. Deren geeignete Auswahl ist ein wichtiges Mittel zur effizienten Datenver
waltung.
Auf einer fortgeschrittenen Ebene können die Speicherung und die Verwaltung
von Datensätzen bis zur Entwicklung von relationalen Datenbanken behandelt wer
den. Voraussetzungen dazu sind Kenntnisse über Graphen, Erfahrung im Program
mieren und Verständnis für die Messung der Berechnungskomplexität.
Konzepte und Inhalte eines Fachs Informatik
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Konzepte des Programmierens
Programmieren im engeren Sinn bedeutet, einem Computer ein gewünschtes Ver
halten (die gewünschte Tätigkeit oder das Berechnungsvorgehen) unmissverständ
lich mitzuteilen. Für diese Auftragserteilung wurden Programmiersprachen entwi
ckelt; sie dienen der Kommunikation zwischen Menschen und Maschinen zur
Steuerung der Technik. Das Programmieren nutzt ein Sortiment von grundlegenden
Konstrukten wie beispielsweise Variablen, Schleifen, Verzweigungen und kennt
Strukturierungsmethoden wie Objektorientierung und Nebenläufigkeit. Program
mieren im weiteren Sinn umfasst auch die Suche nach den geeigneten Algorithmen
zur Lösung bestimmter Probleme.
Programmieren berührt alle Bereiche der Informatik und inzwischen auch viele
andere Gebiete der Wissenschaft und der Technik, weil am Ende von Forschungs
und Entwicklungsprojekten häufig ein Computerprogramm (Software im engeren
Sinn) oder ein Produkt mit einem grossen Softwareanteil steht.
Inhalt:
Der Informatikunterricht kann mit dem Programmieren begonnen werden.
Die Grundkonstrukte der strukturierten Programmierung wie Variablen, Schleifen,
Verzweigungen, bedingte Schleifen, Modularität und Rekursion sollten obligato
risch vermittelt werden. Objektorientierung, Parallelität und Nebenläufigkeit kön
nen optional angeboten werden. Dieser Unterricht sollte zusätzlich die Fähigkeit
fördern, präzise und eindeutig Abläufe zu beschreiben.
Im Rahmen des Programmierens bietet sich auch an, Datenstrukturen zu be
handeln, weil effiziente Datenzugriffe ganz wesentlich von der Speicherstruktur
der verwendeten Daten abhängen. Im fortgeschrittenen Unterricht kann das Pro
grammieren mit der Algorithmik verzahnt werden, und es können Lösungsstrategien
für unterschiedliche Probleme gesucht und implementiert werden.
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Datenschutz und sichere Kommunikation
Daten (Zahlen, Wörter, Bilder usw.) stehen oft in einer direkten Beziehung zu En
titäten der realen Welt, namentlich auch zu Menschen. Datenschutz meint nicht
nur Schutz von Daten, sondern Persönlichkeitsschutz bezüglich Personendaten.
Bei Personendaten ist somit besondere Vorsicht gefragt; aber ganz generell müssen
Daten aus der realen Welt situationsgerecht gesichert werden können, einerseits
gegen Datenfehler und Datenverlust, andererseits gegen unangemessene Offen
legung gegenüber Unberechtigten. Das gilt für Daten innerhalb eines Computer
Konzepte und Inhalte eines Fachs Informatik
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systems oder einer Organisation, aber auch, wenn Daten über öffentliche Kanäle
wie das Internet von einem Ort zu einem anderen übertragen werden. Grundlegen
de Konzepte und Begriffe sind hier Sicherheit, Redundanz, Privatsphäre (Privacy)
und Kryptosysteme. Sie gehören zum Teilgebiet der Kryptologie, das stark auf
Algorithmik und Komplexitätstheorie aufbaut, aber auch zum Teilgebiet der In
formationssysteme und der Datenbanken. In der Datenverwaltung und in der
Kommunikation entwickelt sich die Sicherheit zu einem der zentralen Themen der
Informationsverarbeitung in der inzwischen global vernetzten Welt.
Inhalt:
Verschlüsselungssysteme bilden die Grundlage jeder sicheren Datenübertra
gung und speicherung. Daran lässt sich die Entwicklung des Begriffs der Sicher
heit einer Verschlüsselung zeigen, von der klassischen Kryptologie bis hin zu mo
dernen PublicKeyKryptosystemen. Die klassische Kryptologie kann mit Vorwissen
in Kombinatorik und Wahrscheinlichkeitstheorie im Gymnasium umfassend unter
richtet werden. Hingegen lässt sich die erweiterte Kryptologie mit ihren ECommer
ceAnwendungen nur bis zu einem gewissen Verständnisgrad vermitteln, weil die
dazu notwendige Mathematik schwierig ist.
Unabhängig von Kryptologiethemen sollten im Gymnasium der Datenschutz
und Methoden zu dessen Umsetzung sowie die Wahrung der Privatsphäre angespro
chen werden; ein Beispiel dazu bieten elektronische Wahlen.
6 Vernetzung
Über Computernetze werden Informationen beschafft und ausgetauscht, immer
häufiger aber auch andere Dienstleistungen aller Art, wobei der Standort der dabei
benutzten Computer (Server) kaum mehr relevant ist: Server, Programme und Da
ten sind global vernetzt und verschwinden irgendwo «in the cloud». Computernet
ze prägen insbesondere durch das Internet das Leben in unserer Gesellschaft und
haben diese wesentlich verändert. Genau wie beim Programmieren stehen hinter
Computernetzen mehrere neue grundlegende Konzepte, von der Struktur der Netze
über Suchstrategien im Internet bis hin zu Kommunikationsprotokollen. Auch wer
den Parallelität und Asynchronität von Prozessen in diesem Bereich untersucht.
Inhalt:
Grundlegende Netzstrukturen und die Messung ihrer Leistung sind für die
Handygeneration ein sehr aktuelles Thema. Weiterhin lassen sich Kenntnisse über
die prinzipielle Funktionsweise des Internets, die Steuerung der Datenflüsse sowie
die Kommunikationsprotokolle vermitteln.
Konzepte und Inhalte eines Fachs Informatik
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