125
vorbehalten, bis sie in und für
die Informatik entdeckt wurden, wo sie als Grund
modelle von Programmiersprachen Beachtung fanden (z. B. LISP). Es ist reizvoll zu
spekulieren, ob nicht vielleicht der funktionale dynamische Ansatz den Rahmen
für die Mathematik abgegeben hätte, wenn nicht der Mengenlehre mit ihrem ex
tensionalen statischen Ansatz etwas früher ein derart durchschlagender Erfolg zu
gefallen wäre.
Informatik und Mathematik
126
Als Wissenschaft
n
sind Mathematik und Informatik eigenständige Wissenschaften,
n
sind sie eng verzahnt in den Teilgebieten Logik und Diskrete
Mathematik,
n
hat Informatik einen hohen Anteil an technischen und ingenieur-
wissenschaftlichen Teilgebieten,
n
liegen die Grundlagen der theoretischen Informatik in der Mathematik.
Als bestehendes bzw. zu konzipierendes Grundlagenfach am Gymnasium
n
sind Mathematik und Informatik sorgfältig aufeinander abzustimmen,
n
braucht die Informatik mathematische Inhalte, die im gegenwärtigen
Curriculum schwach bzw. überhaupt nicht vertreten sind. Diese sind in
der Informatik als solche zu kennzeichnen,
n
soll die Informatik als Alleinstellungsmerkmal eine Brücke zu der
technischen und ingenieurwissenschaftlichen Welt herstellen,
n
soll die Informatik die konstruktiven Aspekte abstrakter Prozesse
sichtbar machen.
Thesen
5
Informatik und Mathematik
John von Neumann
Von Neumann legte zusammen mit J. Presper Eckert und John Mauchlin
die logische Struktur der Computer fest, wie sie heute noch gilt
(genannt die VonNeumannArchitektur). Er war ein mathematisches
Universalgenie. So schuf er unter anderem auch die Spieltheorie
(gemeinsam mit dem Ökonomen Oskar Morgenstern).
John von Neumann
um 1940 (1903–1957).
Inhaltsverzeichnis
des nie publizierten First Draft of a Report on the
EDVAC von John von Neumann, worin das Konzept eines digitalen
Computers mit gespeichertem Programm erstmals festgehalten wird.
127
131
Wissenschaftsdisziplinen heben sich voneinander dadurch ab, dass sie eigene
Begriffe und Konzepte einführen und neue Methoden
als Forschungsinstrumente
entwickeln. So befasst sich die Physik mit Materie und Energie und die Biologie
untersucht den Begriff des Lebens. Im Unterricht dieser Fächer geht es darum,
Grundkonzepte und Methoden altersgemäss zu vermitteln. Deswegen ist auch im
Fall der Informatik von ihren fundamentalen Begriffen, ihren Konzepten und Me
thoden auszugehen und zu prüfen, wie und in welcher Tiefe sich diese je nach
Altersstufe vermitteln lassen. Dabei dürfen nicht in erster Linie die aktuellsten
Informatikanwendungen im Vordergrund stehen, sondern
vielmehr die Vermittlung
langlebigen Wissens, das massgebend zum Verständnis unserer Welt beiträgt und
nachhaltig die Hochschulreife fördert.
In der Formulierung der Bildungsziele des Fachs Informatik muss der Fokus
gemäss den Forderungen des Maturitätsanerkennungsreglements (MAR) auf die
jenigen grundlegenden Konzepte und Erkenntnisse der Informatik gelegt werden,
die einerseits für das Verstehen der Welt und andererseits für die Erlangung der
Hochschulreife und die Lösung anspruchsvoller Aufgaben in der Gesellschaft mass
gebend sind.
Aus diesen Überlegungen ergeben sich folgende Bildungsziele:
n
Erweiterung der Weltsicht um eine neue Dimension: Automatisierung und
ihre Grenzen, Existenz quantitativer Gesetze der Informationsverarbeitung. Die
Frage lautet: Wie viel Computerarbeit ist notwendig und hinreichend, um
eine gewünschte Information aus gegebenen Daten zu extrahieren? So wie die
industrielle Revolution einen Teil der manuellen Arbeit automatisiert hat,
automatisiert die Informatik einen grossen Teil der bisherigen intellektuellen
Arbeit.
n
Förderung
der Erkenntnis, dass vielfältige Probleme aus dem Alltag, der Wirt
schaft, der Gesellschaft, der Technik und der Wissenschaft im Wesentlichen
6.1
Bildungsziele
Konzepte und Inhalte eines Fachs Informatik