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ERMLANDBRIEFE
Sommer
2010/3
Herausgeber:
Der Visitator Ermland
Erscheinen vierteljährlich
64. Jahrgang – Nr. 253 – ISSN 0014-0201
SOMMER-Einsendeschluss: 29. 06. 2010
Seligsprechung von
Kaplan Hirschfelder
Am Sonntag, 19. September 2010,
wird um 15 Uhr im Dom zu Münster
der Märtyrer-Priester Kapl. Gerhard
Hirschfelder aus der Grafschaft Glatz
durch Joachim Kard. Meisner selig-
gesprochen. Zu diesem großen und
feierlichen Fest sind nicht nur die
Heimatvertriebenen aus der Graf-
schaft Glatz (ehem. Erzdiözese Prag)
eingeladen, sondern auch alle ande-
ren Heimatvertriebenen, Flüchtlinge
und Aussiedler. Wir Ermländer be-
ten und erhoffen die Seligsprechung
unseres Bischofs Maximilian Kaller;
also teilen wir uns mit den Glatzern
ihre Freude und feiern mit ihnen mit.
Mehr über die Seligsprechung von
Kaplan Hirschfelder und sein Leben
erfahren Sie auf Seite 3.
In Erwartung der
Seligsprechung von
Bischof Maximilian Kaller
werden die Ermländer bei ihrer all-
jährlichen Wallfahrt nach Kevelaer
am Sonntag, 17. Oktober 2010, das
Erhebungsverfahren auf der diöze-
sanebene feierlich mit einer festli-
chen heiligen Messe um 15 Uhr ab-
schließen. Näheres hierzu lesen Sie
bitte auf der Seite 6.
Nicolaus Copernicus
wieder beigesetzt
im Dom zu Frauenburg
Zum 750. Jubiläum des Ermländi-
schen Domkapitels und zur Wieder-
beisetzung des weltberühmten
Astronomen und Frauenburger
Domherrn Nikolaus Kopernikus
fanden zahlreiche wissenschaftli-
che und feierliche Veranstaltungen
in der Ermländisch-Masurischen
Universität in Allenstein und auf
der kirchlichen Ebene in der Erzdi-
özese Ermland statt. Zu diesen Fei-
erlichkeiten waren auch der Visita-
tor und das Ermländische Konsisto-
rium eingeladen. Mehr über dieses
historische Ereignis erfahren Sie auf
den Seiten 4 und 5.
So beginnt 1913 Dompropst Dr. Dittrich die Beschrei-
bung des Doms zu Frauenburg und im Jahre 2010 steht
der Dom unserer Lieben Frau wieder im Gespräch.
Fernsehen und Zeitungen berichten darüber, dass pol-
nische und schwedische Wissenschaftlicher die sterbli-
chen Überreste von Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543)
im Frauenburger Dom gefunden haben. Domherr Niko-
laus Kopernikus stellte das damals bestehende Weltbild
auf den Kopf. Seine wissenschaftlichen Studien bewie-
sen, dass die Sonne und nicht die Erde im Mittelpunkt
des Weltalls besteht und dass sich unsere Erde und die
Planeten um diese Sonne drehen. In Würdigung der Ar-
beit dieses weltberühmten Astronomen wurden am 22.
Mai 2010 die sterblichen Überreste in einer Grabstätte im
Frauenburger Dom beigesetzt.
Ein weiteres Ereignis, das 750jährige Bestehen des
ermländischen Domkapitels, fällt ebenfalls in dieses
Jahr. Am 20. Juni 2010 wurde dieses Jubiläum mit einem
Pontifikalamt im Frauenburger Dom feierlich begangen,
nachdem schon im Monat Mai ein wissenschaftliches
Symposium an der Universität Allenstein-Masuren unter
dem Thema „ Das Ermländische Domkapitel, Geschichte
und seine außergewöhnlichen Vertreter“ stattgefunden
hat (siehe im Innern).
Zu beiden herausragenden Angelegenheiten konnte
ich zusammen mit Dekan Msgr. Achim Brennecke und
Konsistorialrat Prälat Prof. Dr. Hans Jürgen Brandt anwe-
send sein und der Erzbischof von Ermland, Dr. Wojciech
Ziemba, begrüßte die aus Deutschland mit ihrem Visita-
tor angereisten Teilnehmer.
Gern schreibe ich diese Zeilen auch den Mitchristen
aus der Freien Prälatur Schneidemühl und den Christen
aus dem Bistum Danzig sowie ihren Nachfahren und be-
grüße die Heimatvertriebenen aus Danzig zum ersten
Mal an dieser Stelle besonders herzlich.
Sicher bin ich, dass Sie mich, nachdem Visitator Prälat
Johannes Bieler das 75. Lebensjahr vollendet hat und in
den Ruhestand gegangen ist, als seinen Nachfolger will-
kommen heißen und ich hoffe, dass wir zusammen die
nächsten Schritte in den Fußspuren meines Vorgängers
gehen können. Gott wird uns dabei helfen und beistehen.
Ich freue mich auf unsere gemeinsame Zeit.
Liebe Ermländer, liebe Ermländerinnen, wie Nikolaus
Kopernikus das damalige Weltbild auf den Kopf stellte,
so müssen auch wir unsere Sicht der Welt, die unter-
schiedlichsten Situationen und natürlich unser Leben
immer wieder neu hinterfragen, korrigierend ausrichten
und vielleicht sogar auf den Kopf stellen. Urlaub und
freie Zeit können dazu Möglichkeiten geben und hoffent-
lich auch die nötige Ruhe.
Von Herzen wünsche ich Ihnen mit diesem Sommer-
brief Tage der Muße und Erholung.
Eine gute Sommer- und Herbstzeit, verbunden mit
herzlichen Grüßen wünscht Ihnen
Ihr
Nicolaus Copernicus und das Domkapitel
Liebe Ermländerinnen,
liebe Ermländer,
„Dort wo die Ausläufer der Trunzer Berge in nordöstli-
cher Richtung nahe an das Frische Haff herantreten, auf
dem Rande eines etwa 22 Meter hohen, steil abfallenden
Bergplateaus erhebt sich, umkränzt von der Domburg
mit ihren hohen Mauern und Wehrtürmen, der stattliche
Dom von Frauenburg. Von hier aus schweift der Blick
auf die nahen, waldbekränzten Trunzer Höhenzüge,
über den weiten Wasserspiegel des Haffes bis hin zu
dem schmalen Dünenstreifen der Nehrung, welcher
Meer und Haff trennt, nordöstlich auf eine sich weit hin-
streckende Tiefebene. Aber das geistige Auge richtet
sich auch zurück in jene Zeit, welche den Dom entste-
hen sah, und in die Jahrhunderte mit ihren guten und
bösen Tagen, mit ihren Kämpfen und Leiden, welche
derselbe mit durchlebt und mit erfahren hat – ein Denk-
mal und Zeuge alter Zeiten und Kultur.“
Domkapitular Msgr. Dr. Lothar Schlegel
Visitator Ermland · Danzig · Schneidemühl
Der Ermländische Domherr Nicolaus Copernicus, Prof. Józef
Flik, Toruń, 2010. Aus dem Buch: Mikołaj Kopernik kanonik
warmiński, ks. Jan Jerzy Górny, Warmińska kapituła kate-
dralna, Olsztyn 2010, ISBN: 978-83-87078-63-8