ERMLANDBRIEFE
6
Sommer 2010
Abschluss, half er den Mitbrüdern
sehr, die gegenwärtige Situation un-
serer Kirche zu verstehen als eine
Zeit, in der Gott intensiver und lebe-
diger denn je der Gegenwärtige und
Nahe sein kann.
Der Dienstag ist traditionell der Stu-
dientag. Für dieses Jahr hatte man
sich vorgenommen, sich mit der Rol-
le des Islam in Deutschland zu be-
schäftigen. Aus seinem reichen Wis-
sen vermittelte der Referent des Ta-
ges, Pastor Dr. Markus Kneer, Islam-
beauftragter der Erzdiözese Pader-
born und Habilitand in Münster, ein
sehr differenziertes Bild des Islam
und führte hinüber in die aktuellen
Fragen eines islamischen Religions-
unterrichtes an deutschen Schulen.
Am Ende der Priestertagung steht
eine Exkursion: Da 2010 das Ruhrge-
biet zur Kulturhauptstadt erklärt
worden war, führte Prodekan Cle-
mens Bombeck die Teilnehmer nach
Essen und brachte ihnen seine neue
Heimat Ruhrgebiet näher: Messfeier
im Essener Münster mit Dompropst
Othmar Vieth, Besichtigung des
Münsters, seiner Schatzkammer und
des neuen Ruhrmuseums in der Ze-
che Zollern. Das Ende bildete eine
sehr lustige und ausführliche Fahrt
mit einer Oldtimer-Straßenbahn
quer durch Essen.
Nicht zu vergessen sind bei der
Priestertagung die gemeinsamen Ge-
betszeiten und Gottesdienste und
viel Raum zur mitbrüderlichen Be-
gegnung und zum Austausch über
viele seelsorgliche Fragen.
Ermländische Priestertagung 2010
Internationales Jahr der Priester
Von KR Thorsten Neudenberger
„Seht, wie gut und schön es ist,
wenn Brüder in Eintracht miteinan-
der leben“ – dieses Wort aus Psalm
133 kann jedes Jahr neu über die Ta-
ge der Ermländischen Priesterta-
gung in Münster gesetzt werden.
Auch in diesem Jahr fanden sich im
Anschluss an die Werl-Wallfahrt wie-
der zahlreiche ermländische Prie-
ster aus allen Generationen im Klo-
ster der Katharinenschwestern in
Münster zusammen, um auf Einla-
dung unseres Visitators Dr. Lothar
Schlegel Tage der Begegnung und
der Einkehr zu halten.
Steht der Sonntag ganz im Zeichen
der Walfahrt zur Muttergottes von
Werl, mit der Feier der heiligen Mes-
se, dem Marienlob und der Vesper,
nicht zuletzt mit den vielen Begeg-
nungen ermländischer Kreise und
Städte, setzt der Montag als Einkehr-
tag stark auf Besinnung und Gebet.
Der Direktor der Katholischen Aka-
demie Schwerte und des Katholi-
schen Sozialinstitutes Kommende in
Dortmund, Prälat Dr. Peter Klasvogt,
führte die Priester anhand der bibli-
schen Gestalt des Hananias zur Aus-
einandersetzung mit der „Kirche in
der Wachstumskrise“. Mit seinen
beiden Vorträgen, jeweils am Mor-
gen und am Nachmittag, sowie mit
seiner Predigt in der Messfeier zum
Werl 2003 bis Kevelaer 2010
Abschluss des diözesanen
Erhebungsverfahrens für
Bischof Maximilian Kaller
Von KR Thorsten Neudenberger
Es war ein sehr denkwürdiger Tag,
der 4. Mai 2003: Im Rahmen der all-
jährlichen Wallfahrt der Ermlände-
rinnen und Ermländer zur Mutter-
gottes in Werl kann in Anwesenheit
des Erzbischofs von Köln, Joachim
Kardinal Meisner, des Erzbischofs
von Ermland, Dr. Edmund Piszcz,
zahlreicher Mitglieder der Familie
Kaller und tausender Ermländer der
Seligsprechungsprozess für unseren
unvergessenen Bischof Maximilian
Kaller feierlich eröffnet werden. So-
wohl der Heilige Stuhl in Rom als
auch die Deutsche Bischofskonfe-
renz hatten die dafür erforderliche
Zustimmung erteilt. Gerade auch
mit großer Unterstützung der Diöze-
se Münster in der Person des Offizi-
als Domkapitular Msgr. Martin Hüls-
kamp führt unser lieber Visitator Dr.
Lothar Schlegel von nun alle erfor-
derlichen Arbeiten, um ein umfas-
sendes, möglichst lückenloses Le-
bensbild des Dieners Gottes zusam-
menzutragen und zu dokumentie-
ren. Diese Arbeiten laufen auf der
Ebene der Ortskirche, deshalb
spricht die römische Prozessord-
nung für die Selig- und Heiligspre-
chungsverfahren auch vom „Diöze-
sanen Erhebungsverfahren“. Es wer-
den zu diesem Zweck eine Theologi-
sche und eine Historische Kommis-
sion eingesetzt, die die Lebens- und
Glaubensgeschichte sowie das theo-
logisch-pastorale Handeln des Bi-
schofs untersuchen und in den Kon-
text der Geschichte stellen. Über-
dies wird, da es Zeitzeugen gibt, ein
Gerichtshof eingesetzt, der diese
Zeugen nach einem eigens erstellten
Fragenkatalog vernimmt. Alle am di-
özesanen Erhebungsverfahren be-
teiligten Personen werden ernannt
und feierlich vereidigt.
Nun schreiben wir das Jahr 2010:
In den vergangenen sieben Jahre
haben alle am Prozess beteiligten
Personen, die fast ausschließlich eh-
renamtlich arbeiten, Enormes und
Unvorstellbares geleistet, um das
vom Heiligen Stuhl eingeforderte
lückenlose Lebensbild aus Tausen-
den von Puzzleteilen zusammenzu-
fügen: In- und ausländische Archive
sind besucht worden, um wichtige
Dokumente zu suchen, auszuwerten
und zu erfassen. Sämtliche Predig-
ten, Hirtenbriefe und andere Schrif-
ten des Bischofs sind einer großen
theologischen Auswertung unterzo-
gen worden, eine große Reihe von
Zeuginnen und Zeugen sind befragt
worden. Sämtliche, in ausführlichen
Berichten und Gutachten zusam-
mengetragenen Erkenntnisse sind
ins Italienische übersetzt worden,
da Deutsch keine zugelassene Spra-
che bei der Heiligsprechungskon-
gregation ist. Und unser römischer
Postulator Dr. Andrea Ambrosi hat
dann die sogenannte Positio erstellt,
die Zusammenstellung aller Er-
kenntnisse einschließlich aller ge-
sammelten Dokumente. Diese Posi-
tio bildet nun die Grundlage für die
Fortführung des Prozesses in Rom:
Die zuständige Kongregation wird
alle eingegangenen Dokumente sich-
ten und auswerten, und wiederum
ihr Urteil unserem Heiligen Vater
Papst Benedikt XVI. zuleiten, der
dann letztendlich entscheiden wird,
ob dem Diener Gottes Bischof Maxi-
milian Kaller der sogenannte „he-
roische Tugendgrad“ zuerkannt
wird, d.h. ob sicher ist, dass er die
Tugenden in ganz herausragender
Weise gelebt hat. Wenn dann der
Himmel in Form eines anzuerken-
nenden Wunders seine Zustimmung
gibt, stünde einer Seligsprechung
des Bischofs von Ermland nichts
mehr im Wege. Doch bist dahin wird
es noch dauern.
Bei der diesjährigen Wallfahrt der
Ermländerinnen und Ermländer zur
Muttergottes nach Kevelaer am Sonn-
tag, dem 17. Oktober, wollen wir mit
der Heiligen Messe um 15.00 Uhr das
diözesane Verfahren für Bischof Kal-
ler feierlich abschließen. Herzlich
sind alle eingeladen, dabei zu sein.
Ausgezeichnet mit dem Großen Sudetendeutschen
Kulturpreis 2010
Professor Rudolf Grulich
Kirche in Not
Rudolf Grulich
wurde am 21. Mai
2010 mit dem
„Großen Sudeten-
deutschen Kultur-
preis“ 2010 ausge-
zeichnet. Der re-
nommierte Kir-
c h e n h i s t o r i k e r
leitete von 1982
bis 1985 die Infor-
mationsabteilung
des weltweiten
k a t h o l i s c h e n
Hilfswerks „Kir-
che in Not“ in Kö-
nigstein im Tau-
nus. Bis heute be-
rät er „Kirche in
Not“ unter ande-
rem zu den The-
men Osteuropa,
Islam und Türkei.
Grulich erhält
den Preis für sei-
ne lebenslangen
B e m ü h u n g e n ,
den kulturellen
und religiösen
Reichtum Ostmit-
teleuropas für
das sich einigende Europa fruchtbar
zu machen, ohne dabei geschehe-
nes Unrecht, wie die Aufrechterhal-
tung der Beneš-Dekrete in Tsche-
chien und der Slowakei, unter dem
Deckmantel einer falsch verstande-
nen „political correctness“ zu ver-
schweigen.
Rudolf Grulich wurde am 16. April
1944 im mährischen Runarz gebo-
ren. Zwei Jahre später wurde er mit
seiner Familie nach Oberfranken
vertrieben. Das Schicksal seiner
Heimat prägten Grulich und seine
wissenschaftliche Arbeit. Nach dem
Studium der Katholischen Theolo-
gie und der slawischen Sprachen in
Königstein im Taunus, Augsburg
und Zagreb war er an der Akademie
für Politik und Zeitgeschehen der
Hanns-Seidel-Stiftung in München
tätig sowie wissenschaftlicher Assi-
stent an den theologischen Fakultä-
ten der Universitäten Bochum und
R e g e n s b u r g .
Heute lehrt er
Mittlere und
Neuere Kirchen-
geschichte an
der Justus-Liebig-
Universität Gie-
ßen. Besonders
beschäftigt er
sich mit Ge-
schichte und Kul-
tur der böhmi-
schen Länder,
den Kirchen in
Osteuropa sowie
mit Volksgrup-
pen und Minder-
heiten in Europa.
Wegen seines
enormen Sach-
verstandes, sei-
nes sachlichen
Urteils und sei-
ner Fähigkeit,
komplexe Zusam-
menhänge ver-
ständlich darzu-
stellen, wurde
Grulich in zahl-
reiche Gremien
berufen. So wur-
de er zum Beispiel in den Bundes-
vorstand der Sudetendeutschen
Landsmannschaft gewählt und in
den Sudetendeutschen Rat berufen,
außerdem in die Arbeitsgruppe Ver-
triebenenseelsorge der Deutschen
Bischofskonferenz. Gemeinsam mit
anderen Experten verantwortete er
das Projekt „Kirche und Nationalis-
mus im 19. und 20. Jahrhundert in
den böhmischen Ländern“ der
Karlsuniversität Prag. Zu seinen
Auszeichnungen gehört das Bundes-
verdienstkreuz am Bande, das ihm
2008 verliehen wurde.
DVDs und Audio-CDs von Inter-
views mit Prof. Dr. Rudolf Grulich er-
halten Sie auf Anfrage bei „Kirche in
Not“ in München:
KIRCHE IN NOT, Lorenzonistr. 62,
81545 München, Telefon: 089 / 64 24
888 – 0, Fax: 089 / 64 24 888 – 50, e-
Mail: kontakt@kirche-in-not.de
Prof. Dr. Rudolf Grulich wurde am 21.
Mai 2010 mit dem „Großen Sudeten-
deutschen Kulturpreis“ 2010 für seine
lebenslangen Bemühungen, den kultu-
rellen und religiösen Reichtum Ostmit-
teleuropas in das geeinigte Europa ein-
zubringen, ausgezeichnet.
Foto: Kirche in Not