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rest of Money in general etc.",p.39.) – {Zur 4. Auflage: Die englische Sprache hat den Vorzug,
zwei verschiedne
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3. Die Wertform oder der Tauschwert
Waren kommen zur Welt in der Form von Gebrauchswerten oder Warenkörpern, als Eisen, Leinwand,
Weizen usw. Es ist dies ihre hausbackene Naturalform. Sie sind jedoch nur Waren, weil Doppeltes, Ge-
brauchsgegenstände und zugleich Wertträger. Sie erscheinen daher nur als Waren oder besitzen nur die
Form von Waren, sofern sie Doppelform besitzen, Naturalform und Wertform.
Die Wertgegenständlichkeit der Waren unterscheidet sich dadurch von der Wittib Hurtig, daß man nicht
weiß, wo sie zu haben ist. Im graden Gegenteil zur sinnlich groben Gegenständlichkeit ein. Man mag
daher eine einzelne Ware drehen und wenden, wie man will, sie bleibt unfaßbar als Wertding. Erinnern
wir uns jedoch, daß die Waren nur Wertgegenständlichkeit besitzen, sofern sie Ausdrücke derselben ge-
sellschaftlichen Einheit, menschlicher Arbeit, sind, daß ihre Wertgegenständlichkeit also rein gesell-
schaftlich ist, so versteht sich auch von selbst, daß sie nur im gesellscaftlichen Verhältnis von Ware zu
Ware erscheinen kann. Wir gingen in der Tat vom Tauschwert oder Austauschverhältnis der Waren aus,
um ihrem darin versteckten Wert auf die Spur zu kommen. Wir müssen jetzt zu dieser Erscheinungsform
des Wertes zurückkehren.
Jedermann weiß, wenn er auch sonst nichts weiß, daß die Waren eine mit den bunten Naturalformen ihrer
Gebrauchswerte höchst frappant kontrastierende, gemeinsame Wertform besitzen – die Geldform. Hier
gilt es jedoch zu leisten, was von der bürgerlichen Ökonomie nicht einmal versucht ward, nämlich die
Genesis dieser Geldform nachzuweisen, also die Entwicklung des im Wertverhältnis der Waren enthalte-
nen Wertausdrucks von seiner einfachsten unscheinbarsten Gestalt bis zur blendenden Geldform zu ver-
folgen. Damit verschwindet zugleich das Geldrätsel.
Das einfachste Wertverhältnis ist offenbar das Wertverhältnis einer Ware zu einzigen verschiedenartigen
Ware, gleichgültig welcher. Das Wertverhältnis zweier Waren liefert daher den einfachsten Wertausdruck
für eine Ware.
Worte für diese zwei verschiednen Aspekte der Arbeit zu haben. Die Arbeit, die Gebrauchswerte
schafft und qualitativ bestimmt ist, heißt work, im Gegensatz zu labour, im Gegensatz zu work.
Siehe Note zu engl. Übersetzung, p.14. – F. E. }
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A) Einfache, einzelne oder zufällige Wertform
x Ware A = y Ware B oder : x Ware A ist y Ware B wert.
(20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder : 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert.)
1. Die beiden Pole des Wertausdrucks : Relative Wertform und Äquivalentform
Das Geheimnis aller Wertform steckt in dieser einfachen Wertform. Ihre Analyse bietet daher die eigent-
liche Schwierigkeit.
Es spielen hier zwei verschiedenartge Waren A und B, in unsrem Beispiel Leinwand und Rock, offenbar
zwei verschiedene Rollen. Die Leinwand drückt ihren Wert aus im Rock, der Rock dient zum Material
dieses Wertausdrucks. Die erste Ware spielt eine aktive, die zweite eine passive Rolle. Der Wert der er-
sten Ware ist als relativer Wert dargestellt, oder sie befindet sich in relativer Wertform. Die zweite Ware
funktioniert als Äquivalent oder befindet sich in Äquivalentform.
Relative Wertform und Äquivalentform sind zueinander gehörige, sich wechselseitig bedingende, unzer-
trennliche Momente, aber zugleich einander ausschließende oder entgegengesetzte Extreme, d. h. Pole
desselben Wertausdrucks ; sie verteilen sich stets auf die verschiedenen Waren, die der Wertausdruck
aufeinander bezieht. Ich kann z. B. den Wert der Leinwand nicht in Leinwand ausdrücken. 20 Ellen
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Leinwand = 20 Ellen Leinwand ist kein Wertausdruck. Die Gleichung sagt vielmehr umgekehrt : 20 Ellen
Leinwand sind nichts andres als 20
Ellen Leinwand, ein bestimmtes Quantum des Gebrauchsgegenstan-
des Leinwand. Der Wert der Leinwand kann also nur relativ ausgedrückt werden, d. h. in andrer Ware.
Die relative Wertform der Leinwand unterstellt daher, daß irgendeine andre Ware sich ihr gegenueber in
der Äquivalentform befindet. Andrerseits, diese andre Ware, die als Äquvalent figuriert, kann sich nicht
gleichzeitig in relativer Wertform befinden. Nicht sie drückt ihren Wert aus. Sie liefert nur dem Wertaus-
druck andrer Ware das Material.
Allerdings schließt der Ausdruck : 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock
wert, auch die Rückbeziehungen ein : 1 Rock = 20 Ellen Leinwand oder 1 Rock ist 20 Ellen Leinwand
wert. Aber so muß ich doch die Gleichung umkehren, um den Wert des Rocks relativ ausdrücken, und
sobald ich das tue, wird die Leinwand Äquivlent statt des Rockes. Dieselbe Ware kann also in demselben
Wertausdruck nicht gleichzeitig in beiden Formen auftreten. Diese schließen sich vielmehr polarisch aus.
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Ob eine Ware sich nun in relativer Wertform befindet oder in der entgegengesetzten Äquivalentform,
hängt ausschließlich ab von ihrer jedesmaligen Stelle im Wertausdruck, d. h. davon, ob sie die Ware ist,
deren Wert, oder aber die Ware, worin Wert ausgedrückt wird.
2. Die relative Wertform
a) Gehalt der relativen Wertform
Um herauszufinden, wie der einfache Wertausdruck einer Ware im Wertverhältnis zweier Waren steckt,
muß man letzteres zunächst ganz unabhängig von seiner quantitativen Seite betrachten. Man verfährt
meist grade umgekehrt und sieht im Wertverhältnis nur die Proportion, worin bestimmte Quanta zweier
Warensorten einander gleigelten. Man übersieht, daß die Größen verschiedner Dinge erst quantitativ ver-
gleichbar werden nach ihrer Reduktion auf dieselbe Einheit. Nur als Ausdrücke derselben Einheit sind sie
gleichnamige, daher kommensurable Größen[17].
Ob 20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder = 20 oder = x Röcke, d. h., ob ein gegebenes Quantum Leinwand
viele oder wenige Röcke werst ist, jede solche Proportion schließt stets ein, daß Leinwand und Röcke als
Wertrößen Ausdrücke derselben Einheit, Dinge von derselben Natur sind. Leinwand = Rock ist die
Grundlage der Gleichung.
Aber die zwei qualitativ gleichgesetzten Waren spielen nicht dieselbe Rolle. Nur der Wert der Leinwand
wird ausgedrückt. Und wie? Durch ihre Beziehung auf den Rock als ihr "Äquivalent" oder mit ihr "Aus-
tauschbares". In diesem Verhältnis gilt der Rock als Existenzform von Wert, als Wertding, denn nur als
solches ist er daßelbe sie die Leinwand. Andrerseits kommt das eigne Wertsein der Leinwand zum Vor-
schein oder erhält einen selbständigen Ausdruck, denn nur als Wert ist sie auf den Rock als Gleichwerti-
ges oder mit ihr Austauschbares bezüglich. So ist die Buttersäure ein vom Propylformat verschiedner
Körper. Beide bestehn jedoch aus denselben chemischen Substanzen – Kohlenstoff(C), Wasserstoff(H)
und Sauerstoff(O), und zwar in gleicher prozentiger Zusammensetzung,
[17] Die wenigen Ökonomen, die sich, wie S. Bailey, mit der Analyse der Wertform beschäftigt
haben, konnten zu keinem Resultat kommen, einmal, weil sie Wertform und Wert verwechseln,
zweitens, weil sie, unter dem rohen Einfluß des praktischen Bürgers, von vornherein ausschließ-
lich die quantitative Bestimmtheit ins Auge fassen. "Die Verfügung über die Quantität...macht
den Wert."("Money and its Vicissitudes", Lond. 1837, p.11.) Verfasser S. Bailey.
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nämlich C
4
H
8
O
2
. Würde nun der Buttersäure
das Propylformat gleichgesetzt, so gälte in diesem Verhält-
nis erstens das Propylformat bloß als Existenzform von C
4
H
8
O
2
und zweitens wäre gesagt, daß auch die
Buttersärure aus C
4
H
8
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2
besteht. Durch die Glleichsetzung des Propylformats mit der Buttersäure wäre
also ihre chemische Substanz im Unterschied von ihrer Körperform ausgedrückt.