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L-Arginin kommt im Blut in Konzentrationen von 40-90
µM vor und in Zellen im Bereich
von 1 mM (MacAllister et al., 1995). Die Aminosäure hat die Aufmerksamkeit der
Wissenschaft auf sich gezogen durch die Entdeckung, dass eines ihrer
Stoffwechselprodukte – NO - ein wichtiges Messengermolekül ist für Prozesse der
Neurotransmission, Vasodilatation, Entzündungsvorgänge und die Regulation der
Genexpression. Dennoch stellt dieser Stoffwechselzweig nur einen kleinen Teil dar in
der Gesamtheit der Metabolisierungswege von L-Arginin in vivo.
Derzeitige Studien und die vorliegende kommen zu der Annahme, das L-Arginin
wahrscheinlich nicht Dosis-limitierend für die NO-Produktion ist, worauf ich zu einem
späteren Zeitpunkt noch einmal näher eingehen möchte. L-Arginin führt in Bereichen
von 10 mM zu vaskulären Reaktionen und zur Ausschüttung zahlreicher Hormone:
Insulin, Glucagon, Wachstumshormone und Prolaktin. Diese Effekte sind nicht
stereospezifisch, D-Arginin konnte derartige Veränderungen ebenfalls erwirken (Calver
et al., 1991). Auf der anderen Seite stellt L-Arginin die vasodilatatorische Antwort auf
Acetylcholin bei Patienten mit Hypercholesterinämie wieder her, diese Reaktion ist
stereospezifisch.
I.4.2 Unterformen und Vorkommen der NO-Synthetase
Die Reaktion bei der NO und Citrullin als Reaktionsprodukte anfallen wird durch das
Enzym Stickstoffmonoxid-Synthetase katalysiert, wovon bisher 6 Formen entdeckt
wurden, die genetisch unabhängig voneinander kodiert sind (Forstermann et al., 1991).
Es wird unterschieden zwischen konstitutiven, Ca
2+
-/ Calmodulin-abhängigen (cNOS)
und induzierbaren NOS (iNOS, synonym NOS-II), die funktionell Ca
2+
-/ Calmodulin-
abhängig sind. Die konstitutiven NOS werden weiter unterteilt in neuronale (bNOS,
synonym nNOS, NOS-I genannt) und endotheliale NOS (ecNOS, synonym NOS-III,
eNOS genannt) (Lowenstein et al., 1994; Moncada et al., 1988; Moncada et al., 1989;
Moncada et al., 1989A; Thomsen et al., 1994 ).
Die konstitutiven cNOS sind zu finden in den Zellen des Endokards und Myokards,
Thrombozyten sowie Zellen des peripheren und zentralen Nervensystems.
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Die wichtigste Hauptwirkung der ecNOS, hautsächlich lokalisiert in endothelialen
Zellen, ist die Kontrolle des vaskulären Tonus. Daneben beeinflusst sie aber auch die
Adhäsion von Leukozyten und Thrombozyten an den Blutgefäßwänden.
Abbildung 2
-
Rezeptorstimulation via Bradykinin, Acetylcholin oder Stress führt zum Kalziuminflux mit
konsekutiver Aktivierung der konstitutiven ecNOS bei steigendem Ca-Spiegel. ecNOS formt NO aus dem
Edukt L-Arginin. NO diffundiert in die benachbarte glatte Gefäßmuskelzelle und aktiviert eine gelöste
Guanylatcyclase, die zyclisches Guanosinmonophosphat (cGMP) aus Guanosintriphosphat (GTP) formt.
Erhöhte Spiegel an GTP in der Muskelzelle führen schließlich zu deren Relaxation.
Die NO-Ausschüttung durch die bNOS ist an der Neurotransmission im zentralen und
peripheren Nervensystem beteiligt wie z.B. der Hormonausschüttung. Es sei zu
erwähnen, dass die Aktivierung der bNOS wesentlichen Einfluss auf die penile Erektion
(Knowles et al., 1994) nimmt. Die induzierbaren NOS kommen in den Zellen der
Immunabwehr (Makrophagen, neutrophile Granulozyten) (Kubes et al., 1991),
Thrombozyten (Radomski et al., 1991), Endothelzellen, glatten Gefäßmuskelzellen
(Garg et al., 1989), Myokardzellen (de Belder et al., 1993), Endokardzellen und
Astrozyten des ZNS vor; prinzipiell werden sie aber ubiquitär von nahezu allen
Endothelzelle
L-
L-
Arginin
Arginin
NO
NO
eNOS
eNOS
sGc
sGc
+
+
GTP
GTP
cGMP
cGMP
Relaxation
Relaxation
Ca
Ca
2+
2+
Ca
Ca
2+
2+
+
+
Glatte Muskel-
zelle
Bradkinin
Bradkinin
Acetylcholin
Acetylcholin
+
+
Stress
Stress
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Köperzellen exprimiert (Hibbs et al., 1987; Hibbs et al., 1987A; Nathan et al., 1992). Je
nach Gewebeart ist die NO-Synthetase an unterschiedlich Stellen lokalisiert. Während
bNOS und iNOS als zytosolische Form vorkommen, ist die endotheliale NOS sowohl
membrangebunden als auch zytosolisch zu finden (Ketteler et al., 1998). Das Substrat
für die NO-Synthese ist die semi-essentielle Aminosäure L-Arginin.
I.4.3 Aufbau und Funktion
NO existiert in 3 chemischen Grundformen, wobei nicht bekannt ist, in welcher Form
NO von den Zellen sezerniert wird. Das freie Radikal Stickstoffmonoxid (NO
•
) kann 1.)
durch Entfernung eines Elektrons via Oxidation in NO
+
(Nitrosoniumkation) überführt
werden oder 2.) durch Hinzufügen eines weiteren Elektrons zum antibindenden Orbital
via Reduktion zu NO
-
(Nitroxylanion) (Stamler et al., 1992). NO reagiert überdies mit
körpereigenen Proteinen (z.B. Hämoglobin, Myoglobin) (Calver et al., 1993) und
anderen Enzymen die Eisen-Schwefelzentren besitzen (Ignarro et al., 1991. Moncada
et al., 1989; Moncada et al., 1989A).
Beide Enzymunterklassen der NO-Synthetasen sind von multiplen Co-Faktoren
abhängig und besitzen daher Bindungsstellen für Flavin-Adenin-Dinukleotid (FAD) und
Flavin-Adenin-Mononukleotid (FMD), (6R)-5,6,7,8-tetrahydro-L-Biopterin (H
4
Bip) und
Eisen-Protoporphyrin IX (Häm), die als prosthetische Gruppen der Oxidasen fungieren.
Zusätzlich existieren Bindungsstellen für Nicotinsäureamid-Adenin-Dinucleotidphosphat
(NADPH) und Phosphorylierungsstellen.
Als wichtigste Co-Faktor-Bindungsstelle enthalten alle NOS H
4
Bip, das essentiell ist für
die enzymatische Aktivität, weil es diese und die NO-Produktion aus L-Arginin maximal
aktiviert durch Stabilisierung der sterischen Konfirmation und Förderung der Dimer-
Bildung. Nur homodimerische NOS sind in der Lage, L-Arginin zu metabolisieren.
Zusätzlich scheinen einzelne ZnS
4
-Untereinheiten wichtig zu sein, sowohl für die
Stabilität des Dimers als auch der H
4
Bip-Bindungsstelle (Bommel et al., 1998;
Fischmann et al., 1999; Klatt et al., 1994; Klatt et al., 1995; Moncada et al., 1993;
Poulos et al., 1998; Raman et al., 1998; Tayeh et al., 1989). Kotsonis et al.,