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Abbildung 22: Insulinspiegel nach Zucker- und Süßstoffaufnahme
Quelle: (Süßstoff-Verband, 2010)
In einer Meta-Analyse von de la Hunty et al. im Jahr 2006 wurden insgesamt 16
Interventionsstudien
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begutachtet. Alle Studien betrachten den Einfluss von Aspar-
tam auf das Körpergewicht. Untersucht wurde, ob der Süßstoff Aspartam zur Ge-
wichtsreduktion geeignet ist.
In 15 der Studien wurde die Energieaufnahme durch Aspartam bzw. Zucker ermit-
telt. Für Aspartam wurde eine signifikant geringere Energieaufnahme nachgewie-
sen. Bei einer durchschnittlichen Energieaufnahme von 9,3 MJ pro Tag konnte im
Vergleich zu Saccharose eine Differenz von 0,93 MJ, also 222 kcal/Tag bzw.
1.560 kcal/Woche, festgestellt werden. Bei einem angenommen Energiewert des
Fettgewebes von 7.000 bis 7.500 kcal/kg bedeutet das eine Gewichtsreduktion
von ca. 0,2 kg pro Woche.
Zwölf der 15 Studien behandelten zusätzlich noch die Energiekompensation. Die-
se sagt aus, inwieweit die durch die Süßstoffaufnahme eingesparte Energie durch
erhöhte Energieaufnahme durch andere Lebensmittel oder zusätzliche Mahlzeiten
wieder ausgeglichen wird. Es „erklärt also
die Differenz zwischen der theoreti-
schen und tatsächlichen Energieaufnahme in den Studien.“
(DGE, 2007) Diese lag
in den Studien durchschnittlich bei 32% eingesparter Energie. Bei vier Studien, in
denen Aspartam in Erfrischungsgetränken eingesetzt wurde, lag die Energiekom-
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Kontrollierte, prospektive, analytische klinische Studie mit Menschen, wobei meist eine neues Medikament
oder Behandlung untersucht wird
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pensation bei durchschnittlich 15%. (de la Hunty, et al., 2006) Auf die Energie-
kompensation wirken offenbar diverse Einflussvariable wie der Zeitpunkt der Nah-
rungsaufnahme und die Art der eingenommenen Mahlzeit. Bei den mit Süßstoff
gesüßten Getränken ist die Kompensation geringer. Es gibt also einen Einfluss,
was die wissentliche oder unwissentliche reduzierte Energieaufnahme der Pro-
banden betrifft. Sind sich die Probanden der Kalorienreduzierung bewusst, kann
es zur unbewussten Kompensation durch weitere Mahlzeiten kommen. Die Person
weiß, sie hat vorher weniger Energie aufgenommen und die empfohlene Kalorien-
tagesdosis noch nicht erreicht. In den Studien waren alle Teilnehmer über die
Energiereduktion informiert. (DGE, 2007)
In Bezug auf die Energiekompensation wird Süßstoffen zusätzlich unterstellt, dass
sie kein Sättigungsgefühl hervorrufen. Eine Studie von Barbara Rolls im Jahr 2005
zeigte jedoch, dass die durch Getränke gelieferte Energie keinen Einfluss auf das
Sättigungsgefühl hat und zu keiner damit verbundenen erhöhten Kalorienaufnah-
me bei einer Mahlzeit führt. In der Untersuchung wurden 44 Frauen sechs Wo-
chen lang sechsmal einem Testessen unterzogen. Zu ihrem Essen mussten sie
jeweils eins von fünf Getränken verzehren. Zur Auswahl standen je 360 mL Was-
ser, Diät-Cola, regulärer Cola, Orangensaft oder Milch mit 1% Fettgehalt. Die Kon-
trollgruppe dagegen erhielt kein Getränk zu ihrer Mahlzeit. Es konnte festgestellt
werden, dass von Probandinnen, die keine kalorienhaltigen Getränke auswählten
und von Probandinnen, die kalorienhaltige Getränke zu sich nahmen, mengenmä-
ßig gleich viel Essen, verzehrt wurde. Insgesamt wurde also die Energieaufnahme
bei den Testpersonen mit kalorienhaltigen Getränken nur durch den Energiewert
des Getränks erhöht. Dies entsprach ungefähr einer zusätzlichen Kalorienauf-
nahme von 104±16 kcal. Nur die Kontrollgruppe, die kein Getränk bekam, berich-
tete von einem geringeren Sättigungsgefühl. Fazit: Der Kaloriengehalt von Ge-
tränken, hat also keinen Einfluss auf das Sättigungsgefühl. (Rolls, et al., 2005)
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4.1.2. Zusammenfassung und Diskussion
Alle Studien, die die Auswirkung von Süßstoffen und insbesondere von Aspartam
untersuchten, kamen zu den gleichen Schlussfolgerungen. Die Aufnahme von
Süßstoff führt zu keiner Gewichtszunahme. Für Aspartam wurde sogar eine signi-
fikant geringere Energieaufnahme nachgewiesen. Auch das Sättigungsgefühl wird
nicht beeinflusst.
4.2. Frühgeburten
4.2.1. Studienlage
Aufgrund einer Studie von Halldorsson et al. von 2010 wurde vermutet, dass ein
Zusammenhang zwischen dem Verzehr von kalorienarmen Getränken und Früh-
geburten bestehen könnte. Die Kohortenanalyse
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umfasste 59.334 Frauen, die in
Dänemark in den Jahren 1996 bis 2002 schwanger waren. Die Aufnahme von
Softdrinks wurde in der Mitte der Schwangerschaft (25. Woche) mit einem Le-
bensmittelfrequenzfragebogen beurteilt. Es wurde beispielsweise nach Verzehrs-
häufigkeiten in den letzten vier Wochen gefragt. Die Antwortkategorien gingen von
nie bis mehr als achtmal im letzten Monat. Als Getränkeauswahl gab es: zucker-
gesüßte Getränke mit und ohne Kohlensäure sowie süßstoffgesüßte Getränke mit
und ohne Kohlensäure. Frühgeburten wurden hier bei einer Entbindung vor der
37. Woche festgelegt. Hintergrund der Studie ist zum einem die Annahme, dass
das Metabolit Methanol Frühgeburten verursachen könnte. Zum anderen wurde in
vorherigen Studien ein Zusammenhang zwischen künstlich gesüßten Getränken
und Bluthochdruck festgestellt, welcher auch ein bekannter Risikofaktor für Früh-
geburten ist.
Nach Analyse der Forschungsergebnisse wurde von den Forschern festgestellt,
dass es mit einer Wahrscheinlichkeit von 99% einen Zusammenhang zwischen
Erfrischungsgetränken mit oder ohne Kohlensäure und dem Risiko einer Frühge-
burt gibt. Im Vergleich von Frauen, die keine künstlichen Süßstoffe konsumierten
mit Frauen, die einmal pro Tag Süßstoffe zu sich genommen haben, ist die Wahr-
scheinlichkeit ca. 1,38 mal größer, dass es zu einer verfrühten Geburt kommt. Bei
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Studiendesign mit dem Ziel, einen Zusammenhang zwischen einer Exposition und dem Auftreten einer
Krankheit beim Menschen zu untersuchen
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