Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)


Das Ende des Kaisers Theodosius



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26. Das Ende des Kaisers Theodosius
Nach diesem Siege erkrankte er und teilte das Reich unter seine Söhne: dem älteren gab er den von ihm selbst regierten Teil, dem jüngeren übertrug er die Herrschaft über Europa. Den einen wie den anderen aber ermahnte er, vollkommene Frömmigkeit zu üben. „Denn durch diese”, so sagte er, „wird der Friede bewahrt und der Krieg beendigt, werden die Feinde in die Flucht geschlagen, Trophäen errichtet und der Sieg entschieden.” Nach solchen Ermahnungen an seine Söhne starb er, unvergänglichen Ruhm hinterlassend. Die Nachfolger in der kaiserlichen Würde wurden aber auch die Erben seiner Frömmigkeit.

27. Der Kaiser Honorius und der Mönch Telemachus1
Honorius nämlich, der die Herrschaft über Europa erlangt hatte, hob die zu Rom von alter Zeit her stattfindenden Gladiatorenspiele auf. Der Anlaß hiezu war folgender. Ein gewisser Telemachus, der ein aszetisches Leben führte, verließ wegen dieser Angelegenheit das Morgenland und reiste nach Rom, begab sich, als dieses abscheuliche Schauspiel dort wieder einmal aufgeführt wurde, ebenfalls in das Stadium, stieg in die Arena hinunter und versuchte die gegeneinander Kämpfenden davon abzubringen. Allein die Zuschauer bei dem mörderischen Spiel ergrimmten darüber, und erfüllt von der Wut des Dämons, der an jenem Blutvergießen seine Freude hatte, steinigten sie den Boten des Friedens. Auf die Kunde hievon zählte der ruhmwürdige Kaiser den Mönch den siegreichen Martyrern bei, jenes verwerfliche Schauspiel aber untersagte er für immer.

28. Die Frömmigkeit des Kaisers Arkadius und die Weihe des Bischofs Johannes (Chrysostomus)2
In Konstantinopel war Nektarius, der Hirte dieser Kirche, gestorben. Da erfuhr Arkadius, dem die Regierung dieses Reichsteiles zugefallen war, daß zu Antiochien Johannes, das große Licht des Erdkreises, in die Zahl der Priester aufgenommen worden sei. Er ließ nun diesen kommen und trug den versammelten Bischöfen auf, ihm die göttliche Weihe zu erteilen und ihn zum Hirten jener so großen Stadt zu bestellen. Dieses allein ist schon hinreichend, den Eifer des Kaisers für die göttlichen Dinge deutlich erkennen zu lassen.
Um dieselbe Zeit war in Antiochien der heilige Flavian Bischof, zu Laodicea Elpidius, der einstige Hausgenosse des großen Meletius, der dessen Lebensweise genauer nachbildete als das Wachs die Formen der Siegelringe. Dieser war dem großen Pelagius gefolgt. Der Nachfolger des heiligen Marcellus war Agapet, von dem ich bereits erwähnte, daß er zur Zeit der häretischen Wirren in der Ringschule der Aszese sich besonders hervortat3. Zu Seleucia am Taurus war Maximus Bischof, der Mitschüler des großen Johannes, zu Mopsuestia Theodorus; beide letztere waren berühmte Lehrer. Durch Einsicht und frommes Leben zeichneten sich aus der heilige Acacius, der Beröa leitete, und Leontius, der die Provinz Galatien regierte, ein Mann, der in den mannigfachsten Tugenden glänzte.

29. Der göttliche Freimut dieses Bischofs
Nachdem der große Johannes das Steuerruder der Kirche ergriffen hatte, tadelte er mit Freimut die Ungerechtigkeiten, welche von einigen begangen wurden, erteilte dem Kaiser und der Kaiserin nützliche Ratschläge und forderte von den Priestern, daß sie den bestehenden Gesetzen gemäß lebten. Denjenigen aber, welche diese Gesetze zu übertreten wagten, verwehrte er den Eintritt in das Presbyterium, indem er erklärte, diejenigen dürften der priesterlichen Ehren nicht teilhaftig werden, welche den Lebenswandel echter Priester nicht nachahmen wollten. Und solche Sorgfalt wandte er nicht nur jener Stadt zu, sondern auch ganz Thrazien, das in sechs Provinzen geteilt ist, und ganz Asien, das von elf Vorstehern verwaltet wird. Auch den Pontus, der ebenso viele Vorsteher zählt wie Asien, schmückte er mit denselben Gesetzen.

30. Die Zerstörung der Götzentempel in Phönizien
Als er vernahm, daß Phönizien noch immer für die Mysterien der Dämonen schwärme, sammelte er von göttlichem Eifer glühende Aszeten, rüstete sie mit kaiserlichen Gesetzen aus und sandte sie gegen die Götzentempel. Das Geld aber, welches den mit der Zerstörung betrauten Handwerkern und deren Gehilfen ausbezahlt wurde, nahm er nicht aus der kaiserlichen Schatzkammer, sondern er bewog die mit Reichtümern gesegneten und durch gläubige Gesinnung ausgezeichneten Frauen, dasselbe freigebig zu spenden, indem er auf den aus solcher Hingabe erwachsenden göttlichen Segen hinwies. Auf solche Weise ließ er die bisher noch verschonten Tempel der Dämonen von Grund aus zerstören.

31. Die Kirche der Gothen
Da er außerdem das scythische Volk in den Netzen des Arianismus gefangen sah, suchte er auch seinerseits dieser Not abzuhelfen und ersann ein Mittel, sie für die Kirche zu gewinnen. Er stellte nämlich Priester, Diakonen und Vorleser der heiligen Schriften auf, die deren Sprache redeten, wies ihnen eine eigene Kirche zu und gewann durch sie viele der Irrenden. Häufig begab er sich auch selbst dorthin und predigte mit Hilfe eines Dolmetschers, der beider Sprachen mächtig war, und veranlaßte solche, welche die Gabe der Rede hatten, das Gleiche zu tun. Diese Tätigkeit übte er beständig drinnen in der Stadt und gewann viele der Irregeleiteten dadurch, daß er den Nachweis führte für die Wahrheit der apostolischen Predigt.

32. Seine Sorge für die Scythen und sein Eifer gegen die Marcioniten
Als er vernahm, daß einige scythische Nomaden, die ihre Zelte am Ister aufgeschlagen hatten, nach dem Heile dürsteten, daß sie aber niemand hätten, der ihnen den Trank reichte, suchte er Männer, die von Eifer für die apostolische Philosophie beseelt waren, und schickte sie zu ihnen als Missionäre. Ich habe auch einen Brief gelesen, den er an den Bischof Leontius von Ancyra schrieb, in dem er ihm die Bekehrung der Scythen mitteilte und ihn bat, ihm Männer zu schicken, welche geeignet wären, die Leitung derselben zu übernehmen. — Als er erfuhr, daß in unserer Gegend die Krankheit des Marcion einige Dörfer angesteckt habe, schrieb er an den damaligen Bischof, ermahnte ihn, die Krankheit auszutreiben, und bot ihm die Hilfe der kaiserlichen Gesetze an.
Wie er also nach den Worten des heiligen Apostels1 die Sorge für die Kirchen in seinem Herzen mit sich herumtrug, das geht aus dem Gesagten deutlich hervor. Seinen Freimut aber kann man bei einer anderen Gelegenheit kennen lernen.

33. Die Forderung des Gainas und die Antwort des Bischofs Johannes
Ein gewisser Gainas, seiner Abstammung nach ein Scythe, seiner Gesinnung nach mehr als ein Barbar, ein Mann von herrschsüchtigem Geiste, war in jener Zeit Feldherr und hatte nicht nur viele Stammesgenossen unter sich, sondern befehligte neben diesen auch die römische Reiterei und Fußarmee. Es fürchteten ihn aber nicht nur alle übrigen Menschen, sondern auch selbst der Kaiser, der sein Streben nach der Herrschaft mit argwöhnischen Blicken verfolgte. Derselbe war von der Krankheit des Arius angesteckt. Deshalb stellte er an den Kaiser das Ansinnen, ihm eines der gottesdienstlichen Gebäude zu überlassen. Der Kaiser antwortete, er wolle sehen, was sich machen lasse, und versprach, ihm zu Diensten zu sein. Er ließ dann den heiligen Johannes zu sich kommen, teilte ihm die Forderung des Gainas mit, erinnerte an dessen Macht und Ansehen, gab ihm zu verstehen, daß derselbe nach der Herrschaft strebe, und verlangte durch Einräumung einer Kirche den hochfahrenden Sinn des Barbaren zu zügeln. Allein jener mutige Mann erwiderte: „Versprich solches nicht, o Kaiser, und laß das Heilige nicht den Hunden übergeben1! Denn ich kann es nicht über mich bringen, diejenigen, welche den Gott Logos als Gott bekennen und preisen, aus dem Tempel Gottes hinauszutreiben und diesen dann denen auszuliefern, welche den Logos lästern. Fürchte doch diesen Barbaren nicht, o Kaiser, sondern laß uns beide rufen, und höre dann du stille unserer Verhandlung zu; ich werde seine Zunge zügeln und ihn dahin bringen, daß er nicht im geringsten mehr fordere, was zu geben nicht frommt.”
Als der Kaiser dieses hörte, freute er sich und ließ am folgenden Tage beide zu sich kommen. Gainas verlangte das Versprochene, der große Johannes aber hielt ihm entgegen, daß es dem Kaiser nicht erlaubt sei, etwas gegen die göttlichen Dinge zu unternehmen, wenn er anders dem wahren, gottesfürchtigen Glauben treu bleiben wolle. Und als jener erwiderte, daß auch er ein Bethaus haben müsse, entgegnete der große Johannes: „Jedes Gotteshaus steht dir offen, und niemand hält dich zurück, wenn du darin beten willst.” „Aber”, sagte Gainas, „ich gehöre zu einer anderen Partei und verlange mit meinen Parteigenossen nur ein einziges Gotteshaus, und dieses verlange ich mit vollem Recht, da ich für die Römer viele kriegerische Kämpfe zu bestehen habe.” „Du hast aber”, erwiderte jener, „Belohnungen empfangen, die größer sind als deine Mühen; denn du bist Feldherr und geschmückt mit dem Gewande eines Konsulars; du mußt bedenken, was du früher gewesen und was du jetzt geworden bist, wie groß deine frühere Dürftigkeit und wie groß dein gegenwärtiger Reichtum ist, was für Kleider du hattest, bevor du über den Ister gegangen, und was für Gewänder dich jetzt schmücken. Beherzige also, daß die Mühen gering, die Ehren aber sehr groß sind, und werde nicht undankbar gegen diejenigen, welche dich so sehr geehrt haben!” Mit solchen Worten stopfte der Lehrer des Erdkreises dem Gainas den Mund und zwang ihn, zu schweigen.

34. Die Gesandtschaft des Johannes an Gainas
Nach einiger Zeit enthüllte letzterer dennoch seine lange genährte aufrührerische Gesinnung. Er sammelte in Thracien ein Heer und plünderte und verheerte die weitesten Gebiete. Auf die Nachricht hievon gerieten alle, Regierende wie Untertanen, in Schrecken, und niemand wollte gegen ihn zu Felde ziehen, jedermann hielt es auch für gefährlich, als Gesandter zu ihm zu gehen; denn jeder fürchtete seine barbarische Gesinnung.
In dieser Lage überging man alle anderen als furchtsam und bestimmte diesen großen, mutigen Mann, die Gesandtschaft zu übernehmen. Dieser kümmerte sich nicht um den Widerstand, den er früher demselben entgegengesetzt, noch um die Spannung, die daraus entstanden war, sondern reiste herzhaft und entschlossen nach Thrazien. Als nun Gainas von der bevorstehenden Ankunft des Gesandten Kenntnis erhielt und seines mutigen Eintretens für die wahre Religion sich erinnerte, kam er ihm von weitem entgegen, legte dessen Rechte auf seine Augen und führte sogar seine Kinder zu den heiligen Knien desselben. So sehr ist die Tugend imstande, auch die feindseligsten Gemüter mit Ehrfurcht und Scheu zu erfüllen.

35. Das ungerechte Verfahren gegen Johannes (Chrysostomus)1
Allein der Neid konnte den Glanz der Weisheit jenes Mannes nicht ertragen, sondern er gebrauchte die ihm eigenen ränkevollen Mittel, um die Kaiserstadt oder besser gesagt den ganzen Erdkreis seiner Stimme und seines Geistes zu berauben. Ich aber weiß, an diesem Punkte meiner Geschichte angelangt, nicht, wie mir zu Mute ist. Ich möchte einerseits die an ihm verübten Frevel und Ungerechtigkeiten offen erzählen, andererseits aber habe ich ehrerbietige Scheu vor der sonstigen Tugendhaftigkeit derer, die ihm das Unrecht zugefügt haben. Deshalb will ich versuchen, selbst Ihre Namen geheim zu halten. Dieselben hatten verschiedene Gründe, ihm feind zu sein, und wollten den hellen Glanz der Tugend dieses Mannes nicht ansehen. Sie fanden einige elende Ankläger, und obschon sie die Verleumdung als solche klar durchschauten, setzten sie doch fern von der Stadt ein Gericht ein und fällten das Urteil. Der Kaiser aber, der ihnen als Priestern Glauben schenkte, verfügte, daß jener weit weg von der Stadt seinen Aufenthalt nehmen solle. So wurde derselbe, ohne die Anklage gehört und ohne sich verteidigt zu haben, gleich als wäre er der Punkte, deren man ihn beschuldigte, überführt, gezwungen, die Stadt zu verlassen. Er begab sich nach dem am Eingang zum Pontus gelegenen Hieron. So heißt nämlich der dortige Ankerplatz. Da aber während der Nacht ein sehr heftiges Erdbeben entstand, das die Kaiserin in gewaltigen Schrecken versetzte, so sandte man gegen Morgen Boten an den Vertriebenen mit der Bitte, schleunigst in die Stadt zurückzukehren und die Gefahr von ihr abzuwenden. Nach diesen Boten wurden noch andere geschickt und nach diesen wieder andere, so daß schließlich der Bosporus mit Abgesandten ganz bedeckt war. Als das gläubige Volk dieses erfuhr, verstopfte es förmlich mit seinen Segelschiffen den Ausgang der Propontis; denn alle eilten ihm mit brennenden Wachsfackeln entgegen.
Für dieses Mal wurde also die engverbundene Schar seiner Feinde auseinandergesprengt. Aber nach wenigen Monaten fanden sie sich wieder zusammen und forderten Rechenschaft nicht in betreff der früheren falschen Anklagepunkte, sondern wegen des nach der Absetzung gehaltenen Gottesdienstes. Johannes entgegnete, er sei nicht ordnungsgemäß gerichtet worden, habe keine Anklage gehört, habe sich nicht verteidigen können, sei auch nicht in seiner Gegenwart verurteilt, sondern vom Kaiser verbannt und von ihm auch wieder zurückgerufen worden. Seine Feinde beriefen indessen eine neue Synode und verlangten nicht einmal ein geordnetes Rechtsverfahren, sondern redeten dem Kaiser ein, daß das Urteil gesetzmäßig und gerecht gewesen sei, und verbannten ihn nicht nur aus jener Stadt, sondern schickten ihn auch in ein kleines und einsames Städtchen Armeniens mit Namen Kukusus. Auch von dort vertrieben sie ihn wieder und verwiesen ihn nach Pityus, dem äußersten Punkt des Pontus und des römischen Reiches, in der Nähe der wildesten Barbaren. Doch der gütige Herr duldete nicht, daß der ruhmvolle Kämpfer und Sieger bis zu diesem Inselchen geschleppt werde. Denn als er nach Komana gekommen war, nahm er ihn auf in das ewig junge und schmerzlose Leben1. Sein Leib aber, der so herrliche Kämpfe bestanden hatte, wurde neben dem Reliquienschrein des Martyrers Basiliscus beigesetzt, wie es der Martyrer im Traume befahl.

36. Die durch die Verfolgung des Johannes (Chrysostomus) veranlaßten Ereignisse
Wie viele Bischöfe nun um seinetwillen von ihren Kirchen vertrieben und selbst bis an die äußersten Grenzen des Erdkreises verbannt wurden, wie viele auch von denen, welche die aszetische Lebensweise sich erwählt hatten, dem gleichen Schicksale verfielen, das scheint mir überflüssig zu erzählen und die Darstellung zu sehr in die Länge zu ziehen. Überdies halte ich es für angezeigt, die widerlichen Vorgänge nur kurz zu behandeln und die Fehler der dabei tätigen Personen, da sie gleichen Glaubens mit uns sind, zuzudecken2. Die meisten von ihnen haben auch ihr Unrecht gebüßt und durch ihre Leiden den Übrigen eine nützliche Lehre gegeben.
Dieses Unrecht verabscheuten ganz besonders die Bischöfe Europas; sie trennten sich sogar von der Gemeinschaft der Urheber desselben, und sämtliche Illyrier schlossen sich ihnen an. Die meisten Bischöfe der morgenländischen Städte dagegen vermieden zwar die Teilnahme an dem Unrecht, spalteten aber nicht den Leib der Kirche. Selbst als der große Lehrer des Erdkreises gestorben war, stellten die Bischöfe des Abendlandes die Kirchengemeinschaft mit denen in Ägypten, im Morgenlande, im Bosporus und in Thrazien nicht eher wieder her, als bis diese den Namen jenes ehrwürdigen Mannes in die Liste der verstorbenen Bischöfe aufgenommen hatten. Und den Arsacius, der auf jenen folgte, würdigten sie nicht einmal einer Begrüßung3; den Attikus aber, den Nachfolger des Arsacius, der oftmals Gesandte schickte und oftmals um Frieden bat, anerkannten sie erst später, als er den Namen des Heiligen in das Verzeichnis der Bischöfe eingetragen hatte4.

37. Alexander, Bischof von Antiochien
Um diese Zeit war Cyrill Bischof von Alexandrien, ein Neffe des Theophilus, der nach seinem Onkel den bischöflichen Stuhl erhalten hatte. Den Bischofssitz von Jerusalem hatte Johannes inne, ein bewunderungswürdiger Mann, der Nachfolger des früher erwähnten Cyrill. Die Kirche von Antiochien leitete Alexander, dessen Lebenswandel seiner hohepriesterlichen Würde entsprach. Da er nämlich die Zeit vor seiner Erhebung auf den bischöflichen Stuhl in der Ringschule der Vollkommenheit5 zugebracht und sich aufs eifrigste den religiösen Übungen hingegeben hatte, so zeigte er sich als einen wackeren Kämpfer, der mit Worten unterwies und mit seinem Lebenswandel seine Worte bekräftigte. Er war der Nachfolger des Porphyrius, der nach Flavian das Steuerruder jener Kirche geführt und viele Denkmäler seines menschenfreundlichen Wesens hinterlassen hatte. Dieser zeichnete sich durch Klugheit des Geistes aus, der heilige Alexander aber war groß durch sein Streben nach Tugend, durch seine Liebe zur Weisheit, durch ein Leben der Armut, durch den Fluß seiner Rede und auch tausend andere Gaben der Gnade.
Dieser (Alexander) vereinigte auch die Partei des großen Eustathius, deren Anschluß früher Paulinus und nach ihm Evagrius vereitelt hatten, durch freundliches Zureden und Ermahnen mit dem übrigen Körper der Kirche und feierte ein Fest, wie es ähnlich noch nie jemand gesehen hat1. Er zog nämlich mit allen seinen Glaubensgenossen, mit den Priestern und dem Volke, an den Ort, wo die Eustathianer versammelt waren. Er hatte auch Sänger mitgenommen und ein Festlied verfaßt, das für beide Teile sich eignete, und füllte vom kleinen westlichen Tor an bis zur Hauptkirche den ganzen Marktplatz mit Menschen, die aussahen wie ein Strom vernünftiger Wesen, der mit dem vorbeifließenden Wasserstrom wetteiferte. Die Juden, die Anhänger der arianischen Häresie und die ganz geringen Überreste der Heiden seufzten und jammerten bei diesem Anblick, als sie sahen, wie auch die anderen Ströme sich in das Meer der Kirche ergossen.
Dieser hat zuerst den Namen des großen Johannes (Chrysostomus) in die kirchlichen Diptychen aufgenommen.

38. Die Zurückführung der Reliquien des Johannes
Später wurden selbst die Reliquien des Lehrers in die Kaiserstadt zurückgeführt2. Und wiederum bedeckte das gläubige Volk, das in seinen Schiffen auf dem Meere sich bewegte wie auf festem Lande, mit Fackeln den Ausgang des Bosporus zur Propontis.

39. Der Glaube des Kaisers Theodosius3 und seiner Schwestern
Es war aber der gegenwärtige Kaiser, der diesen Schatz in jene Stadt zurückgeführt hat, er, der von seinem Großvater nicht nur den Namen geerbt, sondern auch dessen gläubige Frömmigkeit unverfälscht bewahrt hat. Dieser preßte seine Augen und seine Stirne auf den Reliquienschrein und leistete für seine Eltern Abbitte und flehte um Verzeihung für das Unrecht, das sie ihm aus Unwissenheit zugefügt hätten.
Denn seine Eltern waren schon längst gestorben und hatten ihn noch ganz jung als Waisen zurückgelassen. Doch der Gott seiner Väter und Vorfahren ließ es nicht zu, daß er seine Verwaisung besonders zu fühlen hatte. Denn er sorgte dafür, daß er die Nahrung der rechtgläubigen Frömmigkeit erhielt, bewahrte sein Reich vor Aufruhr und zügelte die revolutionären Gelüste. Eingedenk dieser Wohltaten ehrte der Kaiser seinen Wohltäter immer mit Lobpreisungen. Bei diesen Lobgesängen unterstützen ihn als Genossinnen seine Schwestern, welche lebenslängliche Jungfräulichkeit üben, die Beschäftigung mit den heiligen Schriften als den größten Genuß betrachten und die Hände1 der Dürftigen als sichere Schatzkammer erachten. Den Kaiser selbst aber zieren außer vielen anderen Vorzügen nicht zum wenigsten seine Menschenfreundlichkeit und Sanftmut, eine unerschütterliche Gemütsruhe und ein unverfälschter, bewährter Glaube. Als deutlichen Beweis hierfür will ich folgendes Beispiel anführen.
Ein Mann, der zwar die aszetische Lebensweise erwählt hatte, aber doch eine etwas anmaßende Gemütsart besaß, kam einst zum Kaiser mit einer Bitte. Als er dieses öfter tat und keine Erhörung mehr fand, entzog er dem Kaiser die kirchliche Gemeinschaft und ging nach Auferlegung des Bandes von dannen. Als nun der überaus gläubige Kaiser in seinen Palast zurückgekehrt und die Zeit zur Tafel gekommen und die Gäste bereits versammelt waren, erklärte er, er werde keine Speise zu sich nehmen, bevor er vom Banne befreit sei. Er schickte deshalb einen seiner vertrautesten Höflinge zum Bischof mit dem Ersuchen, dem Manne, der das Band geknüpft habe, zu befehlen, daß er es wieder löse. Der Bischof antwortete, man brauche das Band nicht von jedem beliebigen Menschen anzunehmen, und erklärte dasselbe für gelöst. Der Kaiser nahm jedoch die Lösung nicht an, bis derjenige, der ihn gebunden hatte, mit vieler Mühe gesucht war und ihm selbst die Gemeinschaft zurückgab. So sehr gehorchte er den göttlichen Gesetzen.
Aus demselben Grunde ließ er auch die noch übrigen Reste der Götzentempel von Grund aus zerstören, so daß die nach uns kommenden Menschen keine Spur mehr von dem früheren Irrtum wahrnehmen werden. Diesen Gedanken hat er nämlich selbst in dem hierüber erlassenen Gesetze zum Ausdruck gebracht2.
Er erntet aber auch beständig die Frucht von einem so guten Samen; denn der Herr der Welt steht ihm mit seiner Fürsorge stets zur Seite. So zum Beispiel, als Roilas, ein Fürst der nomadischen Scythen, mit einem äußerst zahlreichen Heere den Ister überschritt und Thrazien verheerte und plünderte und drohte, die Kaiserstadt zu belagern und in raschem Anlauf einzunehmen und zu zerstören, da sandte Gott vom Himmel her Blitze und Donner, streckte ihn selbst darnieder und vernichtete sein ganzes Heer.
Etwas Ähnliches hat Gott auch im Perserkriege gewirkt. Als nämlich die Perser von der anderweitigen Beschäftigung der Römer erfuhren und unter Verletzung der Friedensverträge den Krieg gegen die angrenzenden Gebiete eröffneten und den Bekriegten niemand zu Hilfe kam — der Kaiser hatte nämlich im Vertrauen auf den Frieden Feldherrn wie Soldaten zu anderen Kriegen ausgesandt —, da schickte Gott heftigen Regen und gewaltigen Hagel und hinderte dadurch das weitere Vordringen der Feinde und hemmte den Lauf ihrer Pferde, so daß sie in zwanzig Tagen nicht einmal die gleiche Zahl von Stadien zurücklegen konnten, bis endlich die (römischen) Feldherrn anlangten und die Soldaten sammelten.
Auch in dem vorhergehenden Kriege hatte Gott eben dieselben, als sie die dem Kaiser gleichnamige Stadt3 belagerten, zu Schanden gemacht. Während nämlich Gororanes4 die eben genannte Stadt mehr als dreißig Tage lang vollständig umzingelt hielt, viele Helepolen (Mauerbrecher) heranführte, unzählige Kriegsmaschinen in Tätigkeit setzte und draußen vor der Stadtmauer hohe Türme aufführen ließ: leistete ihm der heilige Bischof mit Namen Eunomius allein Widerstand und brach er allein den Anprall der angreifenden Maschinen; und während unsere Feldherrn dem Kampf mit den Feinden auswichen und nicht wagten, den Belagerten zu Hilfe zu kommen, trat dieser dem Feind entgegen und schützte die Stadt vor der Zerstörung. Und als einer von den Königen bei den Barbaren zu seiner gewohnten Gotteslästerung sich verstieg und die Worte des Rapsaces und Sennacherib1 gebrauchte und zu der wahnsinnigen Drohung sich hinreißen ließ, den heiligen Tempel anzuzünden: da konnte jener heilige Mann solchen Übermut nicht mehr ertragen, sondern ließ die Wurfmaschine, die den Namen des Apostels Thomas führte, auf der Mauerzinne aufstellen und befahl einen großen Stein daraufzulegen und im Namen des Gelästerten abzuschießen. Der Stein fuhr nun geradewegs auf jenen gottlosen König los, traf den frevelnden Mund, zerquetschte ihm das Gesicht, zerschmettert den ganzen Kopf und spritzte das Gehirn auf die Erde. Als Gororanes, der das Heer gesammelt und gehofft hatte, die Stadt einnehmen zu können, dieses sah, brach er eilends auf, gestand so durch die Tat seine Niederlage und schloß voller Furcht den Frieden. So trägt also der König des Weltalls Sorge für den überaus gläubigen Kaiser, was nicht zu verwundern ist, da auch dieser sich offen zu seinem Dienste bekennt und dem Herrn die gebührende Huldigung erweist.
Dieser gab die Reliquien des großen Lichtes des Erdkreises der sehnsüchtig verlangenden Stadt zurück. Doch geschah dieses erst zu einer späteren Zeit.

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