Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)


Die Rückkehr der Bischöfe



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2. Die Rückkehr der Bischöfe
Sofort legte er nun seine rechtgläubige Gesinnung ganz deutlich an den Tag, indem er die Erstlinge seiner Regierungstätigkeit dem König der Welt als Opfergabe widmete. Er erließ nämlich ein Gesetz, daß die verbannten Hirten wieder zurückkehren und ihren Herden zurückgegeben und daß die heiligen Gebäude den mit Damasus in Gemeinschaft Stehenden eingeräumt werden sollten. Dieser Damasus war Bischof von Rom und ausgezeichnet durch ein lobenswertes Leben und bereit, für die apostolische Lehre in Wort und Tat alles zu unternehmen. Er hatte nach Liberius die Sorge für die Kirche übernommen. Mit dem Edikte schickte der Kaiser den berühmtesten Feldherrn jener Zeit, Sapor, und gab ihm den Auftrag, die Prediger der arianischen Gotteslästerung wie wilde Tiere aus den gottesdienstlichen Gebäuden zu vertreiben und diese den so edlen Hirten und den Herden Gottes zurückzugeben. Während dieser Befehl nun in allen Provinzen ohne Zwiespalt durchgeführt wurde, entstand in Antiochien, der Hauptstadt des Morgenlandes, ein Streit, und zwar in folgender Weise.

3. Die Streitsucht des Paulinus, die Neuerung des Apollinaris von Laodicea, die Weisheit und Frömmigkeit des Meletius
Wie wir schon früher erzählt haben2, waren die Verteidiger der apostolischen Lehre in zwei Parteien gespalten. Die einen hatten sogleich nach dem gegen den großen Eustathius ins Werk gesetzten Anschlag die häßliche arianische Häresie verabscheut und hielten für sich gesonderte (gottesdienstliche) Versammlungen; ihr Bischof war Paulinus; die anderen hatten sich nach der Weihe des Euzoius mit dem großen Meletius von den Gottlosen getrennt und die von uns beschriebenen Gefahren bestanden; sie wurden durch den sehr weisen Unterricht des Meletius geleitet.
Außer diesen warf sich noch Apollinaris von Laodicea als Führer einer weiteren Partei auf. Derselbe umgab sich mit dem Schein der Rechtgläubigkeit und schien auch die apostolische Lehre zu schützen, wurde aber bald nachher als offener Feind derselben erkannt. Denn hinsichtlich der göttlichen Natur bediente er sich unzulässiger Ausdrücke, indem er eine Art von Stufen der Würde ersann, und ebenso wagte er es, das Geheimnis der Erlösung unvollkommen darzustellen, indem er behauptete, die vernünftige Seele, der die Regierung des Körpers obliegt, habe keinen Teil an der uns gewordenen Erlösung. Da nämlich nach seiner Lehre der göttliche Logos diese nicht angenommen, so hat er sie weder der Heilung gewürdigt noch auch der Ehre teilhaftig gemacht. Im Gegenteil, es wird zwar der irdische Leib von den unsichtbaren Mächten angebetet, aber die Seele, die doch nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen ist, ist hier unten geblieben, behaftet mit der Schmach der Sünde. Außerdem hat er in seinem irregeleiteten und verblendeten Sinn noch zahlreiche andere Irrtümer erfunden. So bekannte er das eine Mal ebenso wie wir, daß das Fleisch aus der heiligen Jungfrau angenommen worden sei, ein anderes Mal sagte er, es sei mit dem göttlichen Logos vom Himmel herabgekommen, wieder ein anderes Mal, der Logos sei Fleisch geworden, ohne etwas von uns anzunehmen. Ferner fügte er zu den göttlichen Verheißungen noch andere hinzu, Mythen und alberne Fabeln, welche auch nur zu erwähnen ich an dieser Stelle für überflüssig halte. Indem er nun Derartiges lehrte, hat er nicht nur seine eigenen Anhänger ins Verderben gestürzt, sondern auch einige der Unsrigen mit seinem Aussatz angesteckt. Als sie nämlich nach einiger Zeit ihre Armseligkeit erkannten und den erhabenen Glanz der Kirche schauten, schlossen sie sich alle bis auf einige wenige wieder an uns an und erhielten auch wieder die Aufnahme in die kirchliche Gemeinschaft. Sie hatten sich aber von der früheren Krankheit nicht freigemacht, steckten im Gegenteil viele bisher Gesunde mit derselben an. Aus dieser Wurzel sproß dann in den Kirchen die Lehre von der einen Natur des Fleisches und der Gottheit hervor, welche der Gottheit des Eingeborenen das Leiden zuschreibt, sowie alle die anderen Lehren, welche in Volk und Priesterschaft heftige Streitigkeiten hervorgerufen haben. Doch trug sich dieses erst später zu.
Damals kam also der Feldherr Sapor und zeigte das kaiserliche Dekret vor. Da versicherte Paulinus, er gehöre zur Partei des Damasus; dasselbe beteuerte aber auch Apollinaris, indem er seine Krankheit verheimlichte. Der göttliche Meletius dagegen saß ruhig da und hörte den Streit der beiden geduldig an. Der überaus weise Flavian aber, der damals noch zur Priesterschaft zählte, sprach, während der Feldherr aufmerksam zuhörte, zuerst zu Paulinus: „Wenn du, Verehrtester, mit Damasus Gemeinschaft hältst, so zeige uns auch klar und deutlich die Übereinstimmung mit ihm in den Dogmen! Denn jener bekennt in der Trinität eine Wesenheit und predigt ganz offen drei Hypostasen; du dagegen leugnest die Dreiheit der Hypostasen1. Zeige also die Gleichheit der Lehre, und dann magst du die Kirchen übernehmen gemäß dem (kaiserlichen) Edikte.” Nachdem er so diesem durch seine Beweisführung den Mund gestopft hatte, wandte er sich zu Apollinaris und sprach: „Ich wundere mich, mein Verehrtester, wie du so ohne Scheu gegen die Wahrheit kämpfen magst, und das, obschon du genau weißt, daß der bewunderungswürdige Damasus lehrt, unsere Natur sei vom göttlichen Logos vollständig angenommen worden, während du fortwährend das Gegenteil behauptest und den vernünftigen Geist von der Erlösung ausschließest. Wenn wir aber diese Anklage mit Unrecht gegen dich erheben, so schwöre wenigstens jetzt die von dir ersonnene Neuerung ab, schließe dich der Lehre des Damasus an, und dann nimm die heiligen Gebäude in Empfang.” So brachte also der überaus weise Flavian durch seine zutreffenden Worte ihre zuversichtliche Kühnheit zum Schweigen. Meletius aber, der sanftmütigste aller Menschen, sprach voll Freundlichkeit und Milde zu Paulinus: „Nachdem der Herr der Schafe die Sorge für diese Schafe mir übertragen hat und nachdem du die Pflege der anderen übernommen hast, und nachdem unsere Pfleglinge im rechten Glauben übereinstimmen, so laß uns, verehrtester Freund, die Herden vereinigen und den Streit um die Führerschaft beendigen! Gemeinsam wollen wir die Schafe weiden und gemeinsame Sorge ihnen zuwenden! Wenn aber der mittlere Sitz1 den Streit erzeugt, so will ich auch diesen zu beseitigen versuchen. Ich lege auf denselben das heilige Evangelium und schlage vor, daß wir unseren Sitz auf beiden Seiten desselben nehmen. Und wenn dann ich zuerst an das Ende des Lebens gelangen sollte, so sollst du, geliebter Freund, die Leitung der Herde allein haben; wenn aber du zuerst vom Tode ereilt werden solltest, dann werde ich nach Kräften für die Schafe Sorge tragen.” So sprach milde und freundlich zugleich der heilige Meletius; Paulinus aber ging auf den Vorschlag nicht ein2. Da übergab der Feldherr auf Grund der Verhandlungen die Kirchen dem großen Meletius; Paulinus aber blieb der Führer derjenigen Schafe, welche sich gleich anfangs abgesondert hatten.
Apollinaris, ausgeschlossen von der Regierung der Kirchen, predigte von da an ganz offen seine neue Lehre und bekannte sich selbst als den Urheber seiner Häresie. Er selbst hielt sich die meiste Zeit in Laodicea auf, in Antiochien aber hatte er schon früher den Vitalius geweiht, einen Mann, der sich durch ein sehr gutes Leben auszeichnete, der auch in den apostolischen Lehren erzogen worden war, später aber von der Krankheit der Häresie sich anstecken ließ.
Der heilige Meletius bestellte den schon früher erwähnten Diodorus3, der das Schiff der Kirche im heftigsten Sturm vor dem Untergang bewahrt hatte, zum Hirten von Tarsus und übergab ihm die Provinz Cilicien. Die oberhirtliche Sorge für Apamea übertrug er dem Johannes, der zwar auch aus vornehmem Geschlechte stammte, aber mehr durch seine eigenen Taten glänzte als durch die seiner Vorfahren. Denn in gleichem Maße zierten ihn Gelehrsamkeit und Heiligkeit des Lebens. Zur Zeit der Drangsal hatte er die Gemeinde seiner Glaubensgenossen geleitet und dabei an dem lobenswerten Stephanus einen eifrigen Mitarbeiter gefunden. Aber auch diesen letzteren bestimmte der heilige Meletius für andere Kämpfe. Als er nämlich erfuhr, daß Germanicien von der Pest des Eudoxius durchseucht sei, schickte er diesen als heilenden Arzt dorthin; denn dieser war in jeglicher hellenischen Bildung wohl bewandert und ebenso von Jugend auf in den göttlichen Lehren erzogen worden. Und seine Hoffnung täuschte ihn nicht; denn durch seine geistvollen Unterweisungen verwandelte derselbe die Wölfe in Schafe.

4. Bischof Eusebius von Samosata
Der große Eusebius weihte nach seiner Rückkehr aus der Verbannung in Beröa den Acacius, einen Mann von großem Rufe, in Hierapolis den Theodotus, dessen aszetische Lebensweise noch bis zum heutigen Tage von allen gepriesen wird, in Chalcis den Eusebius und in unserem Cyrus den Isidorus, beide letztere bewunderungswürdige und mit göttlichem Eifer geschmückte Männer. Er soll auch den Eulogius, der für die apostolischen Lehren gekämpft hatte und mit Protogenes nach Antino verbannt worden war1, zum Hirten von Edessa geweiht haben; denn der gotterfüllte Barses war bereits aus dem Leben geschieden. Eulogius aber setzte den Genossen seiner Kämpfe, Protogenes, der Kirche von Karrhä vor und schenkte damit dieser Stadt, die sich damals in keinem guten Zustande befand, einen Arzt, der die Übel zu heilen wußte. Der heilige Eusebius weihte zuletzt noch den Maris als Bischof für Doliche. Es ist dieses ein kleines Städtchen, das zu jener Zeit von der arianischen Krankheit angesteckt war. Um diesen Maris, einen lobwürdigen und in vielen Arten von Tugenden strahlenden Mann, auf den bischöflichen Thron zu erheben, kam der große Eusebius nach Doliche. Als er aber die Stadt betrat, warf ein Weib, das an der arianischen Krankheit litt, oben vom Dache herab einen Ziegel, der ihm den Kopf zerschmetterte und ihn nach kurzer Zeit in das bessere Leben hinüberschickte. Sterbend bat er die Anwesenden und verpflichtete sie mit einem Eidschwur, an der Täterin keine Rache zu nehmen. Er ahmte damit seinem Herrn nach, der für seine Kreuziger betete: „Vater, verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun2!”, und seinem Mitknecht Stephanus, der nach einem dichten Hagel von Steinwürfen ausrief: „Herr, rechne ihnen dieses nicht zur Sünde an3!” Ein solches Ende nahm nach den mannigfachsten Kämpfen der große Eusebius; nachdem er den Barbaren in Thracien entronnen war, entging er nicht den Händen der gottlosen Häretiker, sondern empfing durch sie die Krone des Martyriums.
Das sind also die Geschehnisse, die sich nach der Rückkehr der Bischöfe zutrugen. Als aber Gratian erfuhr, daß Thracien von den Barbaren, die den Valens verbrannt hatten, verwüstet werde, verließ er Italien und kam nach Pannonien.

5. Der Feldzug des Theodosius
In jener Zeit stand Theodosius sowohl wegen des Adels seiner Ahnen als auch wegen seiner eigenen Tüchtigkeit in hohem Ansehen, wurde daher vom Neide seiner Standesgenossen und Verwandten verfolgt und hielt sich eben deshalb in Spanien auf, wo er geboren und erzogen worden war. Da nun der Kaiser in Verlegenheit war, was er tun solle, weil die durch den Sieg übermütig gewordenen Barbaren in Wirklichkeit und auch nach seinem Urteil schwer zu bekämpfen waren, so erhoffte er von der Übertragung des Oberbefehls an Theodosius eine Befreiung aus der schlimmen Lage. Sofort ließ er den Mann aus Spanien herbeiholen, ernannte ihn zum Feldherrn und schickte ihn mit dem gesammelten Heere ab. Dieser zog, gestützt auf den Glauben, mutig aus, rückte in Thracien ein und stellte, als er die Barbaren heranmarschieren sah, sein Heer wie zur Schlacht auf. Es erfolgte ein Zusammenstoß; die Barbaren konnten dem Ansturm nicht Stand halten, verließen die Schlachtordnung und wandten sich zur Flucht; wie sie aber flohen, setzten ihnen die anderen mit aller Gewalt nach. Es entstand ein großes Gemetzel unter den Barbaren, da sie nicht nur von den Römern niedergemacht wurden, sondern sich auch selbst gegenseitig hinmordeten. Nachdem so die meisten umgekommen waren und nur wenige, die sich hatten verstecken können, über die Donau zurückgegangen waren, verteilte der vortreffliche Feldherr sofort sein Heer in die nahegelegenen Städte, er selbst aber eilte so schnell als möglich zum Kaiser Gratian, um ihm seinen Sieg zu melden. Aber selbst dem Kaiser schien sein Bericht nicht glaubwürdig, so sehr war derselbe erstaunt über das Geschehene, zumal da auch seine Gegner, vom Stachel des Neides getrieben, behaupteten, er sei geflohen und habe sein Heer vollständig zugrunde gerichtet. Theodosius verlangte daher, daß seine Gegner abgesandt werden sollten, um selbst die Menge der getöteten Barbaren sich anzusehen. Leicht, sagte er, könne man auch aus der Beute auf die Zahl (der gefallenen Feinde) schließen. Der Kaiser ging denn auch auf diesen Vorschlag ein und schickte Boten ab, welche das Geschehene untersuchen und darüber Bericht erstatten sollten.

6. Die Regierung und das Traumgesicht des Theodosius
Während der überaus tüchtige Feldherr bei Gratian verweilte, sah er ein wunderbares Traumgesicht, das ihm ohne Zweifel von Gott, dem Herrn aller Dinge, selbst gezeigt wurde. Es schien ihm nämlich, als sehe er den heiligen Meletius, den Bischof der Kirche von Antiochien, wie er ihm den Kaisermantel umhänge und mit einer ebensolchen Krone das Haupt schmücke. Dieses sah er in der Nacht und teilte es gleich am Morgen einem seiner Freunde mit, der ihm erwiderte, das Traumgesicht sei deutlich und habe nichts Rätselhaftes oder Zweideutiges an sich. Es vergingen in der Tat nur wenige Tage, da kehrten die Boten mit dem Bericht über das Geschehene zurück und meldeten, daß die vielen Tausende der Barbaren wirklich niedergemacht seien. Nun war der Kaiser überzeugt, daß er sehr gut daran getan habe, ihn zum Feldherrn zu erwählen, ernannte ihn jetzt zum Kaiser und übergab ihm die Herrschaft über den Anteil des Valens. Dann brach er selbst nach Italien auf, den Theodosius aber schickte er in das ihm verliehene Reich1.
Sobald dieser seine Herrschaft angetreten hatte, sorgte er vor allen Dingen für die Eintracht der Kirchen und forderte die Bischöfe seines Reichsanteiles auf, nach Konstantinopel zu kommen. Denn dieser Teil war allein von der arianischen Seuche erfüllt, während das Abendland von dieser Krankheit frei geblieben war. Konstantin nämlich, der älteste von den Söhnen Konstantins, und Konstans, der jüngste, hatten den Glauben des Vaters unverfälscht bewahrt. Desgleichen hatte auch Valentinian, der Kaiser des Abendlandes, den wahren Glauben unversehrt erhalten.

7. Hervorragende Bischöfe der arianischen Partei
Dagegen hatte der morgenländische Reichsteil diesen Aussatz von vielen Seiten her übernommen. Arius, Priester zu Alexandrien in Ägypten, war dort der Urheber der gotteslästerlichen Lehre gewesen; sodann hatten die Palästinenser Eusebius, Patrophilus und Aëtius, die Phönizier Paulinus und Gregorius, ferner Theodotus von Laodicea, nach diesem Georgius und mit diesen die Cilicier Athanasius und Narcissus die ausgestreute böse Saat genährt und großgezogen. Die Bithynier Eusebius und Theogonius, Menophantus von Ephesus, Theodorus von Perinth, Maris von Chalcedon und einige andere aus Thracien, die nur durch ihre Schlechtigkeit berühmt geworden sind, haben dem Samen des Unkrautes lange Zeit hindurch fortwährend Feuchtigkeit und Wärme zugeführt. Zu statten kam dabei den schlimmen Arbeitern die Unselbständigkeit des Konstantius und die Bosheit des Valens. Aus diesem Grunde ließ also der Kaiser nur die Bischöfe seines Reichsanteiles in Konstantinopel sich versammeln.

8. Die Synode in Konstantinopel1
Als die Bischöfe angekommen waren, einhundertfünfzig an der Zahl, gab der Kaiser den Befehl, daß ihm niemand den großen Meletius zeigen solle; er wollte nämlich den Mann nach dem im Traume geschauten Bilde selbst herausfinden. Da nun jene ganze Schar der Bischöfe im Kaiserpalast sich eingefunden hatte, ließ er alle anderen beiseite und ging geradewegs auf den großen Meletius zu, und wie ein Sohn, der seinen Vater herzlich liebt und nach langer Zeit sich wieder am Anblick desselben erfreut, so umarmte er ihn, küßte ihm die Augen und Lippen, die Brust und das Haupt und die Rechte, die ihm die Krone auf das Haupt gesetzt hatte. Dann teilte er auch das Gesicht mit, das er im Traume gesehen. Nachdem er dann auch die übrigen alle begrüßt hatte, forderte er sie auf, über die vorliegenden Gegenstände zu beraten wie Väter.
In jener Zeit weilte zu Konstantinopel der Mann, der zuletzt die Kirche von Nazianz geleitet hatte2. Er trat den arianischen Gotteslästerungen entgegen, nährte das Volk Gottes mit der evangelischen Lehre, wußte die außerhalb der Herde Umherirrenden zu gewinnen und von der verderbenbringenden (häretischen) Nahrung abzuziehen und so jene Herde aus einer kleinen zu einer großen zu machen. Als nun der heilige Meletius diesen Mann, den ganz göttlichen Gregorius, sah, bestätigte er ihn als Bischof von Konstantinopel, da er sehr wohl den Zweck kannte, den die Urheber des Kanons3 damit verfolgten; sie hatten nämlich die Versetzung (von einem Bischofssitz auf einen anderen) untersagt, um so jeden Anlaß zur Herrschsucht von vorne herein abzuschneiden. Kurze Zeit darauf ging der heilige Meletius zum schmerzlosen Leben hinüber, von allen, die des Wortes mächtig waren, in herrlichen Leichenreden gefeiert. Der Bischof Timotheus von Alexandrien, der auf Petrus, den Erben der bischöflichen Würde des Athanasius, gefolgt war, weihte aber gegen den verehrungswürdigen Gregorius einen gewissen Maximus, einen Cyniker, nachdem er ihm sofort seine cynischen Haare geschoren hatte. Derselbe war zudem noch voll und eingenommen von dem trügerischen Geschwätz des Apollinaris4.
Doch waren die damals versammelten Bischöfe mit diesem unstatthaften Vorgehen nicht einverstanden. Es waren dieses aber Männer, die Beachtung verdienten, voll des göttlichen Eifers und voll der Weisheit: Helladius, der Nachfolger des großen Basilius, Gregorius und Petrus, die sich rühmen konnten, die gleichen Eltern zu haben wie Basilius, dann die Bischöfe Amphilochius von Lykaonien, Optimus von Pisidien und Diodorus von Cilicien. Ferner waren anwesend Pelagius von Laodicea, Eulogius von Edessa, Acacius und unser Isidor, Cyrillus von Jerusalem und Gelasius von Cäsarea in Palästina, der durch Gelehrsamkeit und Heiligkeit des Lebens sich auszeichnete, und noch sehr viele andere Helden der Tugend. Diese alle trennten sich damals von den Ägyptern und feierten ihre heiligen Zusammenkünfte mit dem großen Gregorius.
Allein der heilige Gregorius ermahnte sie, da sie zur Herstellung der Eintracht versammelt seien, möchten sie mehr auf das gute Einvernehmen untereinander achten als auf das einem einzelnen widerfahrene Unrecht. „Denn ich”, so sagte er, „werde nur von den so zahlreichen Sorgen befreit werden und die mir lieb gewordene Ruhe wieder erlangen, ihr aber werdet nach dem langen und schweren Kampfe den sehnlich erwünschten Frieden zurückerhalten. Es wäre ja doch höchst unvernünftig, wenn wir jetzt, nachdem wir kaum den feindlichen Geschossen entgangen sind, uns selbst einander bekämpfen und so unsere eigenen Kräfte aufreiben wollten. Damit würden wir nur unseren Feinden eine Freude machen. Sucht euch also einen lobenswerten und verständigen Mann, der die schwere Last so vieler Sorgen auf sich nehmen und mit Leichtigkeit tragen kann, und diesen wählet dann zum Bischof!” Diesen Vorstellungen schenkten die edlen Bischöfe Gehör und weihten den Nektarius, einen Patrizier, geschmückt mit dem Adel der Geburt und glänzend in allen Arten von Tugenden, zum Bischof jener so großen Stadt1, den Maximus aber entkleideten sie als einen Schüler der unsinnigen Lehre des Apollinaris der hohepriesterlichen Würde und setzten ihn ab2. Hierauf erließen sie noch Bestimmungen über die kirchliche Zucht, erklärten, daß das in Nizäa aufgestellte Glaubensbekenntnis in Kraft bleiben solle, und kehrten endlich in ihre Heimat zurück.
Im folgenden Sommer kamen die meisten von ihnen abermals in jene Stadt, da kirchliche Bedürfnisse sie neuerdings zu einer Versammlung dorthin riefen. Sie empfingen damals ein Synodalschreiben der Bischöfe des Abendlandes, das sie einlud, nach Rom zu kommen, da eine sehr große Synode daselbst gefeiert werden solle. Sie entschuldigten sich jedoch mit der weiten Reise, die doch keinen Gewinn bringen würde; sie schickten aber ein Schreiben, worin sie auf den Sturm hinwiesen, der gegen die Kirchen gewütet habe, und auf die Gleichgültigkeit anspielten, die jene demselben gegenüber an den Tag gelegt hätten. Sie nahmen in ihr Schreiben auch einen kurzen Abriß der apostolischen Lehre auf. Die entschiedene und weise Gesinnung der Verfasser wird jedoch am deutlichsten aus dem Briefe selbst zu ersehen sein.


9. Schreiben der Synode in Konstantinopel an die Bischöfe des Abendlandes3
„Den verehrtesten und hochwürdigsten Herrn, Brüdern und Mitbischöfen, Damasus, Ambrosius, Britton, Valerian, Acholius, Anemius, Basilius und den übrigen heiligen Bischöfen, welche in der großen Stadt Rom versammelt sind, entbietet die heilige Synode der in der großen Stadt Konstantinopel versammelten rechtgläubigen Bischöfe Gruß im Herrn.
Es ist sicher überflüssig, Ew. Hochwürden wie Unwissende zu belehren und die Menge der Leiden aufzuzählen, die uns von der Gewalttätigkeit der Arianer zugefügt worden sind. Denn wir glauben, daß Euere gottesfürchtige Gesinnung unsere Angelegenheiten nicht für so nebensächlich halte, daß sie diese Dinge erst erfahren müßte, über welche sie Mitleid empfinden sollte. Auch sind die Stürme, die uns umbraust haben, keineswegs derart, daß sie wegen ihrer Geringfügigkeit unbeachtet bleiben konnten. Die Zeit der Verfolgung gehört der jüngsten Vergangenheit an und ist noch in lebhafter Erinnerung nicht nur bei denen, welche sie erduldet haben, sondern auch bei denen, welche aus Liebe die Schicksale der Leidenden zu den ihrigen machten. Denn erst gestern sozusagen und vorgestern sind die einen, befreit von den Banden des Exils, unter tausenderlei Bedrängnissen zu ihren Kirchen zurückgekehrt und sind von den anderen, die in der Verbannung den Tod gefunden, die Reliquien zurückgebracht worden. Einige sind auch nach ihrer Rückkehr aus der Verbannung der schäumenden Wut der Häretiker zum Opfer gefallen und haben in der Heimat noch Schlimmeres erduldet als in der Fremde, indem sie von jenen zu Tode gesteinigt wurden wie der selige Stephanus1. Andere, erschöpft von verschiedenen Mißhandlungen, tragen noch heute die Wundmale Christi2 und die Striemen an ihrem Körper. Die Geldstrafen aber und die außerordentlichen Schätzungen der Städte, die Achtserklärungen Einzelner verbunden mit der Konfiskation ihrer Güter, die listigen Nachstellungen, Gewalttätigkeiten und Einkerkerungen, wer vermöchte sie alle aufzuzählen? Sind doch in der Tat alle Trübsale über uns gekommen, Trübsale ohne Maß und Zahl, vielleicht weil wir zu büßen hatten für unsere Sünden, vielleicht auch weil Gottes Güte durch die Menge der Leiden uns prüfen und üben wollte.
Hierfür sei nun Gott Dank gesagt, der seine Diener durch so viele Drangsale erziehen wollte und nach der Menge seiner Erbarmnisse3 uns wieder zur erquickenden Ruhe führte4. Wir bedürften nun einer dauernden Muße und vieler Zeit und Mühe zur Wiederaufrichtung der Kirchen, damit wir den Leib der Kirche wie nach einer langen Krankheit durch sorgfältige Pflege allmählich wieder von der Krankheit befreien und zur früheren Gesundheit, d. i. zur Rechtgläubigkeit, zurückführen. Denn wenn es auch noch so sehr den Anschein hat, daß wir den heftigsten Sturm der Verfolgung überstanden haben und daß wir die geraume Zeit im Besitz der Häretiker befindlichen Kirchen eben jetzt wieder zurückerhalten, so verursachen uns doch die Wölfe noch immer schwere Sorge, da sie auch nach ihrer Ausstoßung aus der Hürde in Tälern und Schluchten die Herden plündern, Gegenversammlungen veranstalten, Volksaufstände erregen und nichts unterlassen, was den Kirchen zum Schaden gereichen kann. Es wäre also, wie gesagt, nötig, daß wir noch längere Zeit hindurch angestrengt arbeiten.
Nachdem Ihr aber als Beweis Eurer brüderlichen Liebe gegen uns zu der Synode, die Ihr durch Gottes Fügung in Rom feiert, durch das Schreiben des gottgeliebtesten Kaisers auch uns eingeladen habt als zu Euch gehörige Glieder, auf daß, nachdem wir früher den Trübsalen allein ausgesetzt waren, Ihr jetzt bei der Übereinstimmung der Kaiser im rechten Glauben nicht ohne uns herrschet, sondern damit nach dem Ausspruch des Apostels auch wir mit Euch herrschen5: da wünschten wir, wenn es möglich wäre, alle miteinander unsere Kirchen verlassen und mehr der Sehnsucht des Herzens als der Notwendigkeit folgen zu können. „Denn wer wird uns Flügel geben, wie die einer Taube, und wir werden fliegen und bei Euch ruhen1.” Da aber dieses die Kirchen, welche eben erst am Anfang ihrer Erneuerung stehen, vollständig entblößen würde und da die Sache den meisten auch ganz und gar unmöglich wäre — wir sind nämlich in Konstantinopel zusammengekommen gemäß dem vorigjährigen Schreiben, das von Euren Hochwürden nach der Synode zu Aquileja2 an den gottgeliebtesten Kaiser Theodosius gesandt worden ist; wir haben uns nur für diese Reise bis Konstantinopel ausgerüstet und bringen nur zu dieser Synode die Zustimmung der in den Provinzen gebliebenen Bischöfe mit; die Notwendigkeit einer größeren Reise haben wir weder vorausgesehen noch überhaupt etwas davon gehört, bevor wir nach Konstantinopel kamen; dazu kommt, daß der angesetzte Termin wegen seiner Nähe nicht die nötige Zeit bietet weder zur Vorbereitung einer längeren Reise noch auch dazu, alle Bischöfe unserer Gemeinschaft in den Provinzen davon in Kenntnis zu setzen und deren Zustimmung einzuholen —, da also dieses und außerdem noch vieles andere der Mehrzahl das Reisen unmöglich macht, so haben wir das getan, was das Nächstliegende war, um die (kirchlichen) Angelegenheiten wieder in Ordnung zu bringen und zugleich unsere Liebe zu Euch zu bezeigen: wir haben unsere hochwürdigsten und verehrungswürdigsten Brüder und Amtsgenossen, die Bischöfe Cyriacus, Eusebius und Priscianus ersucht, die Mühen der Reise zu Euch gütig übernehmen zu wollen. Durch diese Männer wollen wir sowohl unsere friedliebende und auf die Erhaltung der Einigkeit gerichtete Gesinnung wie auch unseren Eifer für den gesunden Glauben kundgeben.
Wenn wir nämlich Verfolgungen oder Drangsale oder kaiserliche Drohungen oder die Grausamkeiten der Statthalter oder irgendeine andere Anfechtung von Seiten der Häretiker auszustehen hatten, so haben wir dieses erduldet für den evangelischen Glauben, der zu Nizäa in Bithynien von den dreihundertachtzehn Vätern festgestellt worden ist. Dieser muß auch Euch und uns allen genügen, welche nicht das Wort des wahren Glaubens verkehren wollen, da er sehr alt ist und der Taufformel entspricht und uns lehrt, zu glauben an den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, so daß nämlich eine Gottheit, Macht und Wesenheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes geglaubt wird und ebenso gleiche Ehre und Würde und gleichewige Herrschaft in drei ganz vollkommenen Hypostasen oder drei vollkommenen Personen, so daß weder die Krankheit des Sabellius Platz findet, wonach die Hypostasen vermischt und die Eigentümlichkeiten derselben aufgehoben werden, noch auch die gotteslästerliche Lehre der Eunomianer, Arianer und Pneumatomachen Kraft gewinnt, derzufolge die Wesenheit oder Natur oder Gottheit geteilt und der ungeschaffenen, gleichwesentlichen und gleichewigen Dreifaltigkeit eine Art von nachgeborener, geschaffener und wesensverschiedener Natur hinzugefügt wird. Auch die Lehre von der Menschwerdung des Herrn bewahren wir ohne Verdrehung; wir nehmen nicht an, daß die menschliche Natur ohne Seele oder ohne Vernunft oder unvollkommen gewesen, sondern wir wissen, daß der Gott Logos ganz vollkommen und vor aller Zeit ist, daß er aber in den letzten Tagen um unseres Heiles willen ein vollkommener Mensch geworden ist3.
So lautet also in Kürze der von uns ohne Rückhalt und Scheu gepredigte Glaube. Ihr werdet Euch darüber noch eingehender unterrichten können, wenn Ihr das in Antiochia von der dort versammelten Synode verfaßte1 und das voriges Jahr in Konstantinopel von der ökumenischen Synode aufgestellte Glaubensbekenntnis2 einsehen wollt, in denen wir unseren Glauben ausführlicher dargelegt und gegen die in jüngster Zeit aufgetretenen Irrlehren schriftlich das Anathem ausgesprochen haben.
Was aber die besondere Verwaltung in den Kirchen betrifft, so besteht, wie Ihr wißt, ein altes Gesetz in Kraft und eine Verordnung der heiligen Väter zu Nizäa, daß in jeder Provinz die zur Provinz Gehörigen und, wenn diese wollen, mit ihnen der Nützlichkeit halber auch die Angrenzenden die Weihen vornehmen. Diesen Bestimmungen gemäß werden bei uns, das möget Ihr wissen, die übrigen Kirchen verwaltet und sind auch für die angesehensten Kirchen die Priester eingesetzt worden. So haben wir für die sozusagen neugegründete Kirche von Konstantinopel, die wir eben erst mit Gottes barmherziger Hilfe aus der Gotteslästerung der Irrlehrer wie aus dem Rachen eines Löwen herausgerissen haben, den hochwürdigsten und gottgeliebtesten Nektarius zum Bischof geweiht, und zwar auf der ökumenischen Synode mit Stimmeneinhelligkeit, in Gegenwart des gottgeliebtesten Kaisers Theodosius und des ganzen Klerus und unter Zustimmung der ganzen Stadt. Für die so alte und wahrhaft apostolische Kirche zu Antiochien in Syrien, in der zuerst der ehrwürdige Name der Christen in Gebrauch kam, haben die zur Provinz und zur morgenländischen Diözese Gehörigen in einer allgemeinen Versammlung und auf kanonische Weise den hochwürdigsten und gottgeliebtesten Bischof Flavianus gewählt und geweiht, wozu die ganze Kirche ihre Zustimmung gab, gleich als ob sie den Mann mit einem Munde hätte ehren wollen. Diese Weihe wurde auch von der gesamten Synode als gesetzmäßig anerkannt3. Ferner geben wir Euch bekannt, daß in der Kirche zu Jerusalem, der Mutter aller Kirchen, der hochwürdigste und gottgeliebteste Cyrillus Bischof ist, der vor langer Zeit von den zur Provinz Gehörigen auf kanonische Weise aufgestellt und geweiht wurde und sehr viele Kämpfe mit den Arianern zu verschiedenen Zeiten bestanden hat.
Wir bitten deshalb Euere Frömmigkeit, über diese unsere kirchlichen Verhältnisse als über solche, die auf gesetzmäßige und kanonische Weise zustande gekommen sind, sich mit uns zu freuen durch Vermittlung des Geistes der Liebe und der Furcht des Herrn, welche alle menschliche Voreingenommenheit zurückdrängt und die Erbauung der Kirchen höher stellt als private Freundschaft und Zuneigung. So werden wir einig sein in der Lehre des Glaubens, wird die christliche Liebe in uns befestigt und werden wir nicht mehr sagen, was von den Aposteln verurteilt ist: 'Ich bin des Paulus, ich des Apollo, ich des Kepha4', sondern wir werden alle als Schüler Christi erscheinen, der in uns nicht geteilt ist, und werden mit Gottes Hilfe den Leib der Kirche vor Trennung bewahren und mit Zuversicht vor den Richterstuhl des Herrn treten1.”
Dieses haben sie gegen den Irrwahn des Arius, Aëtius und Eunomius und ebenso auch gegen Sabellius, Photinus, Marcellus, Paulus von Samosata und Macedonius geschrieben. In gleicher Weise haben sie aber auch ganz deutlich die Neuerung des Apollinaris verurteilt, indem sie sagten: „Auch die Lehre von der Menschwerdung des Herrn bewahren wir ohne Verdrehung, indem wir annehmen, daß die menschliche Natur weder ohne Seele noch ohne Vernunft noch überhaupt unvollkommen gewesen sei2.”
Auch der berühmte Damasus hat, als er von der Entstehung dieser Häresie erfuhr, nicht nur den Apollinaris, sondern auch dessen Schüler Timotheus verurteilt und verdammt. Dieses berichtet er den Bischöfen des Morgenlandes in einem Schreiben, von dem ich glaube, daß es nützlich sei, es in meine Darstellung aufzunehmen.

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