Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)


Die Weihe des Mönches Moses



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23. Die Weihe des Mönches Moses
In jener Zeit plünderten die Stämme der Ismaeliten die benachbarten Gebiete des römischen Reiches. Ihre Fürstin war Mavia, welche nicht auf ihr Geschlecht sah, sondern eine männliche Gesinnung an den Tag legte. Nach vielen Kämpfen schloß sie Frieden, nahm sodann das Licht der Gotteserkenntnis an und bat, daß für ihr Volk ein Bischof aufgestellt werde in der Person eines gewissen Moses, der auf dem Grenzgebiete zwischen Ägypten und Palästina sich aufhielt. Valens nahm diese Bitte wohlwollend auf und befahl, den heiligen Mann nach Alexandrien zu geleiten, auf daß er dort die hohepriesterliche Weihe empfange. Diese Stadt war nämlich die nächstgelegene. Als dieser aber daselbst ankam und merkte, daß Lucius ihm die Hand auflegen wollte, sprach er: „Das sei ferne von mir, daß ich von deiner Hand mich weihen lasse; denn auf deine Anrufung hin wird die Gnade des Heiligen Geistes nicht herabkommen.” Da entgegnete ihm Lucius: „Woher vermutest du denn das, was du da sagst?” Jener aber erwiderte: „Das vermute ich nicht, das weiß ich bestimmt. Denn du kämpfst gegen die apostolischen Lehren und trägst entgegengesetzte Meinungen vor, und mit den gotteslästerlichen Reden gehen Hand in Hand die ungerechten Werke. Denn wo wäre ein Gottloser, der nicht durch dich veranlaßt worden wäre, die kirchlichen Versammlungen zu höhnen? Wo ein lobenswürdiger Mann, der nicht durch dich in die Verbannung geschickt worden wäre? Wo eine barbarische Roheit, die nicht von deinen täglichen Freveltaten in Schatten gestellt würde?” Solches sprach er mit kühnem Freimut, jener aber hörte es mit mordgieriger Wut. Allein obschon ihn Mordlust beherrschte, fürchtete er doch, den eben beendigten Krieg von neuem zu entflammen. So befahl er denn, ihn zu anderen Bischöfen zu führen, zu denen, die er verlangte. Mit solch bewunderungswürdigem Glaubensmut empfing also dieser die hohepriesterliche Weihe. Darauf zog er zu denen hin, die nach ihm verlangt hatten, und führte sie durch apostolische Unterweisung und Wunderwerke zur Wahrheit.
Solche Freveltaten wurden also in Alexandrien von Lucius verübt und von der göttlichen Vorsehung ihren Plänen gemäß zugelassen.

24. Die Verfolgung in Konstantinopel
In Konstantinopel füllten die Mitglieder der gottlosen Sekte1 ein Schiff mit rechtgläubigen Priestern und ließen es ohne Ballast auf die hohe See hinaustreiben; sodann setzten sie einige ihrer Gesinnungsgenossen in ein anderes Fahrzeug und gaben ihnen die Weisung, an das Schiff mit den Priestern Feuer anzulegen. Dies geschah denn auch, und kämpfend mit dem Feuer und dem Meere wurden jene schließlich in den Abgrund hinabgezogen und so der Krone des Martyriums teilhaftig.

25. Sammlung der Rechtgläubigen zu Antiochien durch Flavian und Diodor
In Antiochien, wo Valens weitaus die meiste Zeit sich aufhielt, gewährte er allen Freiheit, den Heiden, Juden und allen denen, welche zwar den christlichen Namen führen, aber das Gegenteil von dem predigen, was die Evangelien lehren. Die Diener des Irrtums begingen ihre heidnischen Feste, und Valens gestattete, daß der nach Julians Tod von Jovian unterdrückte Irrtum wieder aufblühte; die Orgien des Zeus, des Dionysos und der Demeter feierten sie nicht im Verborgenen wie unter einer rechtgläubigen Regierung, sondern sie führten ihre bacchantischen Züge mitten über den Marktplatz. Nur allein den Verkündigern der apostolischen Lehre war er feindselig gesinnt. Zuerst vertrieb er sie aus den heiligen Stätten; der allgepriesene Jovian hatte ihnen nämlich auch die neugebaute Kirche übergeben. Als sie darauf am Fuße des Berges sich versammelten, um den Herrn mit Lobliedern zu preisen und an den heiligen Schriften sich zu erquicken, wobei sie die widrigen Einflüsse der Witterung, jetzt Regen, Schnee und Kälte, dann wieder die brennendste Hitze zu ertragen hatten, da gestattete er ihnen nicht einmal, dieses mühevollen geistlichen Trostes sich zu erfreuen, sondern schickte Soldaten und ließ sie auseinander treiben.
Aber Flavian und Diodor brachen wie eine Schutzwehr die anstürmenden Wogen. Da nämlich ihr Hirte Meletius gezwungen war, in der Ferne zu weilen, übernahmen diese die Sorge für die Herde, stellten den Wölfen ihre männliche Kraft und Klugheit entgegen und ließen den Schafen die passende Pflege angedeihen. Aus dem Gelände am Fuße des Berges vertrieben, weideten sie die Schafe am Ufer des nahen Flusses. Denn sie konnten sich nicht dazu verstehen, wie die Gefangenen in Babylon ihre Harfen an die Weiden zu hängen2, sondern sie lobten ihren Schöpfer und Wohltäter „an jedem Orte seiner Herrschaft3”. Aber nicht einmal an diesem Orte konnte der Feind die Zusammenkunft der Rechtgläubigen ertragen, der Feind, der allein diejenigen verfolgte, welche den Herrn Christus als Gott verehrten. Neuerdings sammelten nun jene beiden bewunderungswürdigen priesterlichen Hirten die Schafe Gottes auf dem militärischen Übungsplatz und reichten ihnen da die geistige Nahrung. Diodorus, dieser so weise und mutige Mann, glich einem klaren und mächtigen Strome, der den Seinigen kühlenden Trank lieferte, die Lästerungen der Gegner dagegen hinwegschwemmte. Dabei nahm er keine Rücksicht auf den Ruhm seines Geschlechtes, sondern ertrug die Drangsale für den Glauben mit freudigem Herzen. Auch der edle Flavian stammte aus vornehmem Geschlechte, hielt aber nur Frömmigkeit und Rechtgläubigkeit für echten Adel und bildete gleich einem Lehrer der Ringkunst den großen Diodor sozusagen zu einem in allen Kämpfen gewandten Athleten aus. In jener Zeit predigte er nämlich nicht selbst in den kirchlichen Versammlungen, gab aber denen, die dieses taten, eine reiche Fülle von Gedanken und Schriftstellen an die Hand, so daß also diese gegen die Lästerungen des Arius den Bogen spannten, jener aber hiezu aus seinem Geiste wie aus einem Köcher die Pfeile lieferte. Zu Hause allerdings und auch in der Öffentlichkeit disputierte er und zerriß dann mit Leichtigkeit die Netze der Häretiker und erwies ihre Einwürfe als Spinnengewebe.

26. Der heilige Mönch Aphraates
Mit diesen beiden kämpfte auch der berühmte Aphraates, dessen Lebensweise wir in unserer Mönchsgeschichte beschrieben haben1. Er schätzte nämlich das Heil der Schafe höher als die Ruhe, verließ seine Mönchszelle und unterzog sich der mühevollen Arbeit eines Hirten. Welchen Reichtum an Tugenden dieser sich gesammelt, das hier zu sagen halte ich für überflüssig, da ich es in einem anderen Werke beschrieben habe. Nur eine seiner Taten will ich erwähnen, die zu dieser Geschichte vorzüglich paßt.
Im Norden fließt der Orontes an der kaiserlichen Burg vorbei, auf der Mittagsseite ist eine sehr große Halle mit doppeltem Dach und hohen Türmen auf beiden Seiten an die Stadtmauer angebaut. Zwischen der kaiserlichen Burg und dem Flusse zieht sich die Heerstraße hin, welche die auf dieser Seite durch die Tore aus der Stadt Kommenden aufnimmt und zu den vor der Stadt gelegenen Ländereien führt. Auf diesem Wege ging nun der gotterfüllte Aphraates vorüber zu dem militärischen Übungsplatz, um den Schafen Gottes die ihnen zukommende Pflege zu widmen. Da erblickte ihn der Kaiser, der oben von der kaiserlichen Halle herabschaute, wie er in einen zottigen Mantel gehüllt und für sein hohes Alter immer noch rüstig einherschritt. Als nun jemand sagte, daß dieses Aphraates sei, dem die ganze städtische Bevölkerung in Verehrung zugetan sei, sprach er zu ihm: „Sag' einmal, wo gehst du hin?” Dieser antwortete ebenso weise wie passend: „Ich gehe, um für deine Herrschaft zu beten.” „Aber du solltest doch zu Hause bleiben”, entgegnete der Kaiser, „und dort nach Mönchssitte beten.” Jener göttliche Mann erwiderte: „Du hast ganz recht, o Kaiser, das sollte ich tun, und ich habe das bis jetzt auch immer getan, so lange die Schafe des Erlösers sich des Friedens erfreuten. Nachdem sie aber von schweren Stürmen heimgesucht sind und große Gefahr besteht, daß sie die Beute wilder Tiere werden, muß man jegliches Mittel anwenden, um die Schafe zu retten. Denn sage mir, o Kaiser,” fuhr er fort, „wenn ich ein Mädchen wäre und drinnen im Gemache säße und Wolle zu spinnen hätte und ich sähe dann Feuer ausbrechen und mein väterliches Haus ergreifen, sage mir, was müßte ich da wohl tun? Drinnen sitzen bleiben und ruhig zusehen, wie das Haus verbrennt und warten, bis die Flammen auch an mich herankommen oder dem Frauengemach Lebewohl sagen und hin und her laufen und Wasser tragen und die Flamme löschen? Doch offenbar das letztere, wirst du sagen. Das wäre die Aufgabe einer besonnenen und verständigen Jungfrau. Das tue ich nun auch, o Kaiser. Nachdem du in unser Vaterhaus den Feuerbrand geschleudert hast, laufen wir umher und versuchen ihn zu löschen.” So sprach Aphraates, der Kaiser aber hüllte sich in drohendes Schweigen. Einer von den Kammerdienern jedoch, der sich frechere Drohungen gegen den heiligen Mann erlaubte, erlitt dafür folgende Strafe.
Mit der Sorge für das Bad betraut, ging er sofort nach diesem Gespräch hinab, um für den Kaiser das Bad zu bereiten. Aber kaum war er in den Baderaum eingetreten, ward er vom Irrsinn befallen, sprang in das ganz heiße, ungemischte Wasser hinein und fand so den Tod. Inzwischen saß der Kaiser draußen und wartete darauf, daß derselbe ihm den Eintritt ankündige. Als bereits eine geraume Zeit verstrichen war, sandte der Kaiser andere Diener ab, welche ihm die Ursache der Zögerung melden sollten. Diese gingen hinein, schauten sich nach allen Seiten um und fanden ihn endlich tot und entseelt in dem ungemischten heißen Wasser. Dieses wurde dem Kaiser berichtet, und nun erkannten sie die Kraft der Gebete des Aphraates. Gleichwohl standen sie von ihren gottlosen Lehren nicht ab, sondern verhärteten wie Pharao ihre Herzen; und obwohl der unsinnige Kaiser die Wundertätigkeit des Heiligen kannte, fuhr er doch fort, gegen den wahren Glauben zu kämpfen.

27. Der heilige Mönch Julianus
Um dieselbe Zeit sah sich auch jener vielgepriesene Julian, dessen ich schon früher Erwähnung getan1, gezwungen, die Wüste zu verlassen und nach Antiochien zu kommen. Da nämlich jene Menschen, welche mit der Lüge aufgewachsen waren und mit großer Leichtigkeit Verleumdungen ersannen, ich meine die arianisch Gesinnten, von jenem großen Manne hartnäckig behaupteten, daß er zu ihrer Partei gehöre, so sandten die Leuchten der Wahrheit, Flavian, Diodor und Aphraates, einen Mann von heldenmütiger Tugend, jenen Acacius, der später mit hervorragender Klugheit die Kirche von Beröa leitete, zu jenem allberühmten Manne mit der Bitte, er möge sich doch so vieler Tausender von Menschen erbarmen, die von den Gegnern verbreiteten Lügen widerlegen und die Predigt der Wahrheit bestätigen. Was nun dieser Mann auf der Reise hin und zurück und in der so großen Stadt selbst an Wundern alles gewirkt hat, das haben wir im Philotheus zusammengestellt, den jeder leicht einsehen kann, der sich über die Sache genauer unterrichten will2. Daß er aber die ganze Bevölkerung der Stadt in unsere Versammlungen hineinzog, das wird, glaube ich, niemand bezweifeln, der die menschliche Natur in Betracht zieht. Denn das Außerordentliche pflegt gemeiniglich alle Menschen anzuziehen. Daß er aber auch große Wunder wirkte, bezeugen selbst die Feinde der Wahrheit.
Das nämliche hatte auch in Alexandrien vor dieser Zeit unter der Regierung des Konstantins der berühmte und ausgezeichnete Antonius getan. Er verließ die Wüste und durchzog jene ganze Stadt und klärte alle darüber auf, daß Athanasius der Herold der apostolischen Lehre, die Anhänger des Arius dagegen Feinde der Wahrheit seien. So wußten jene göttlichen Männer ihr Verhalten nutzbringend den jeweiligen Zeitverhältnissen anzupassen, sie wußten, wann man der Ruhe pflegen, aber auch wann man die Städte der Wüste vorziehen müsse.

28. Andere ausgezeichnete Mönche dieser Zeit
Es gab aber in jener Zeit auch noch andere Männer, welche im Glanze der mönchischen Philosophie strahlten: in der chalcidischen Wüste Avitus, Marcian und Abraham und dazu unzählige andere, welche in einem der Leidenschaft unterworfenen Körper nach einem leidenschaftslosen Leben strebten; in der Gegend von Apamea Agapet, Simeon und Paulus; bei Zeugma Publius, Paulus und andere, die sich auf die höchste Philosophie verlegten; bei Cyrus der berühmte Akepsemas, der sich in eine kleine Zelle einschloß und sechzig Jahre lang dieses Leben führte, ohne sich sehen zu lassen und ohne mit jemand zu sprechen; ferner der bewunderungswürdige Zeugmatius, der, obwohl des Augenlichtes beraubt, umherging, die Schafe zu stärken und gegen die Wölfe zu kämpfen, weshalb man ihm auch seine Mönchszelle verbrannte; der glaubensfreudige Feldherr Trajanus baute ihm jedoch dafür eine andere und ließ ihm auch sonst alle Pflege angedeihen. In Antiochien lebten Marianus, Eusebius, Ammianus, Palladius, Symeon und Abraham und dazu noch andere, welche das göttliche Ebenbild unversehrt bewahrten. Wir haben sowohl von den einen wie von den anderen Lebensbeschreibungen geliefert1. Ja selbst das Gebirge, das in der Nähe der so großen Stadt sich erhebt, war mit einem Blumengarten geschmückt: dort glänzte Petrus aus Galatien, dessen Namensgenosse aus Ägypten, ferner Romanus, Severus, Zeno, Moses, Malchus und sehr viele andere, die der Menge unbekannt, Gott aber wohl bekannt sind2.

29. Didymus von Alexandrien und Ephräm der Syrer
In dieser Zeit ragten in Edessa der berühmte Ephräm und in Alexandrien Didymus hervor, welche beide gegen die wahrheitsfeindlichen Lehren Schriften verfaßt haben. Dabei bediente sich der erstere der syrischen Sprache und strahlte im Glanze der Geistesgnade; denn obschon er keine heidnische Bildung erhalten hatte, widerlegte er doch siegreich die mannigfachen Irrtümer der Heiden und deckte die Schwäche jeder häretischen Arglist auf. Und da Harmonius, der Sohn des Bardesanes, vor Zeiten eine Reihe von Liedern verfaßt und deren gottlosen Inhalt mit anmutigen Melodien verbunden und damit das lauschende Volk bezaubert hatte, so entlehnte er von demselben die Melodie des Liedes, legte ihr aber einen rechtgläubigen Text unter und verschaffte so den Zuhörern ein sehr angenehmes und zugleich Nutzen bringendes Heilmittel. Diese Gesänge verleihen auch jetzt noch den Festen der siegreichen Martyrer einen besonderen Reiz.
Didymus war von Kindheit an des Gesichtssinnes beraubt, hatte aber in der Poetik und Rhetorik Unterricht erhalten und die Arithmetik, Geometrie, Astronomie, die Syllogismen des Aristoteles und die schöne Sprache des Plato sich angeeignet, nicht als ob sie Wahrheit lehrten, sondern weil sie Waffen der Wahrheit sind zur Bekämpfung der Lüge. Aber auch die Heilige Schrift kannte er gar wohl, und zwar nicht nur die Worte, sondern auch den Sinn derselben. — Unter den Aszeten und entschiedenen Freunden der Tugend ragten also die genannten Männer in jener Zeit besonders hervor.

30. Ausgezeichnete Bischöfe dieser Zeit in Asien und Pontus
Unter den Bischöfen aber taten sich hervor die beiden Gregore, der eine von Nazianz, der andere von Nyssa, dieser ein Bruder, jener Stubengenosse und Gehilfe des großen Basilius. Diese also waren in Kappadozien die hervorragendsten Verfechter des wahren Glaubens. Mit ihnen kämpfte Petrus, der von denselben Eltern abstammte wie Basilius und Gregor (von Nyssa), aber an der profanwissenschaftlichen Ausbildung derselben nicht teilgenommen hatte; doch glänzte auch er durch ein tugendhaftes Leben. In Pisidien war es Optimus, in Lykaonien Amphilochius, welche mutig für den von den Vorfahren ererbten Glauben eintraten und die feindlichen Angriffe zurückwiesen. Im Abendlande schleuderten Damasus, Bischof von Rom, und Ambrosius, der mit der Leitung von Mailand betraut war, ihre Geschosse selbst gegen ferne Feinde, und mit ihnen suchten die bis an die Grenzen des Erdkreises Verbannten durch Briefe ihre Glaubensgenossen zu stärken, ihre Gegner aber zu vernichten. Denn der Lenker des Weltalls schenkte uns Steuermänner, welche der Größe des Sturmes gewachsen waren, stellte der Heftigkeit der Kämpfe die Tapferkeit unserer Führer entgegen und spendete der Ungunst der Zeit entsprechende, die Übel abwehrende Heilmittel.

31. Schreiben des Valens an den großen Valentinian wegen des Krieges und gläubiges Antwortschreiben des letzteren
Der menschenfreundliche Herr widmete jedoch den Kirchen nicht nur diese Fürsorge, sondern ließ ihnen auch noch eine andere Hilfe angedeihen. Er veranlaßte nämlich das Volk der Gothen zum Krieg und zog dadurch den Mann, der nur gegen die Rechtgläubigen Krieg zu führen gelernt hatte1, an den Bosporus. Da erkannte nun der törichte Mensch seine Schwäche, sandte an seinen Bruder und bat ihn um ein Heer. Dieser aber antwortete ihm, es sei nicht recht, einem Manne zu helfen, der gegen Gott Krieg führe, es sei vielmehr recht und billig, wenn seiner Verwegenheit ein Ende bereitet werde. Diese Antwort erfüllte jenen Feigling mit noch größerem Kummer; dennoch ließ er von seinem Trotze nicht ab, sondern fuhr fort, gegen die Wahrheit zu kämpfen2.

32. Die rechtgläubige Gesinnung des Comes Terentius
Es kam nämlich Terentius nach einem siegreichen Feldzug aus Armenien zurück. Er war ein sehr tüchtiger Feldherr und ausgezeichnet durch rechtgläubige Gesinnung. Valens forderte ihn auf, sich eine Gnade zu erbitten; er nannte nun eine Gabe, wie sie sich ziemte für einen in frommer Rechtgläubigkeit aufgewachsenen Mann. Er verlangte nicht Gold oder Silber, kein Landgut, kein Amt, kein Haus, sondern nur dieses, daß eine einzige Kirche den Verteidigern der apostolischen Lehre eingeräumt werde. Als nun der Kaiser die Bittschrift entgegennahm und ihren Inhalt las, ärgerte er sich darüber, zerriß sie und befahl ihm, etwas anderes zu begehren. Dieser aber sammelte die Stücke der Bittschrift und sprach: „Ich habe, o Kaiser, mein Geschenk bereits empfangen und behalte es und werde um kein anderes mehr bitten. Denn über meine Absicht richtet der Richter des Weltalls.”

33. Die Freimütigkeit des Feldherrn Trajanus
Als Valens den Bosporus überschritten hatte und in Thrazien angelangt war, verweilte er zunächst sehr lange Zeit in Konstantinopel aus Furcht vor dem Kriege. Er schickte aber den Feldherrn Trajanus mit dem Heere gegen die Barbaren. Als dieser besiegt zurückkehrte, machte ihm Valens heftige Vorwürfe und beschuldigte ihn der Weichlichkeit und Feigheit. Dieser erwiderte ihm aber mit einer Freimütigkeit, wie sie sich für einen aufrechten Mann geziemt: „Nicht ich bin besiegt worden, o Kaiser, sondern du hast den Sieg preisgegeben, da du gegen Gott kämpfst und dadurch seine Hilfe den Barbaren zuwendest; denn von dir bekriegt, stellt er sich auf die Seite jener. Wo aber Gott ist, dahin wendet sich der Sieg; er wird denen zuteil, die unter Gottes Führung streiten. Oder weißt du nicht mehr,” so fügte er hinzu, „welche Männer du von ihren Kirchen vertrieben und welch anderen Männern du diese Kirchen ausgeliefert hast?” Zu derselben Überzeugung bekannten sich auch die beiden Feldherrn Arintheus und Viktor, und sie baten zugleich den Kaiser, er möge Vorstellungen, die der Wahrheit entsprechen, nicht ungnädig aufnehmen.

34. Der Mönch Isaak in Konstantinopel
Auch Isaak, der daselbst eine Mönchszelle hatte, soll dem Kaiser, als er ihn mit seinem Heere ausziehen sah, mit lauter Stimme zugerufen haben: „Wohin gehst du, o Kaiser, der du gegen Gott zu Felde ziehst und an ihm keine Hilfe hast? Denn er selbst hat die Barbaren gegen dich in Bewegung gesetzt, nachdem auch du gegen ihn viele Zungen zur Lästerung aufgereizt und die ihm Lob Singenden aus den gottesdienstlichen Gebäuden vertrieben hast. Höre also auf, gegen Gott Krieg zu führen, so wird auch er dem Krieg ein Ende machen. Gib den Herden ihre besten Hirten zurück, und du wirst ohne Mühe den Sieg erlangen. Wenn du aber in den Kampf ziehen willst, ohne diese Mahnungen befolgt zu haben, dann wirst du durch die Erfahrung lernen, wie schwer es ist, gegen den Stachel auszuschlagen1. Denn du wirst nicht mehr zurückkehren und dazu auch noch das Heer verlieren.” Erzürnt entgegnete darauf der Kaiser: „Ich werde zurückkehren und werde dich töten und so für deine lügnerische Prophezeiung strafen.” Doch dieser fürchtete die Drohung nicht im mindesten, sondern rief mit lauter Stimme: „Töte mich, wenn meine Worte sich als Lüge erweisen sollten!”

35. Das freimütige Auftreten des scythischen Bischofs Betranio
Auch Betranio, ein Mann, strahlend im Glanze jeglicher Tugend, der mit der hohepriesterlichen Leitung der Städte von ganz Scythien betraut war, ward von Feuereifer entflammt, rügte die Glaubensverderbnis und das gesetzwidrige Verfahren des Valens gegen die Heiligen und sprach mit dem gottbegeisterten David: „Ich rede nach deinen Zeugnissen vor Königen und schäme mich nicht2.”

36. Feldzug des Valens gegen die Gothen und Strafe für seine Gottlosigkeit
Valens aber verachtete diese vortrefflichen Ratgeber und schickte sein Heer in die Schlacht vor, während er selbst in einem Dorfe zurückblieb, dort den Sieg erwartend. Allein die Soldaten konnten dem Anprall der Barbaren nicht standhalten, wandten sich zur Flucht, wurden verfolgt und niedergemacht; während die einen schleunigst flohen, setzten ihnen die anderen im Sturme nach. Als die Barbaren jenes Dorf erreichten, wo Valens auf die Kunde von der Niederlage hin ein Versteck gesucht hatte, legten sie Feuer an und verbrannten mit dem Dorfe auch den Feind der frommen Rechtgläubigkeit. So büßte also jener schon in diesem Leben für seine Frevel.

37. Ursprung des Arianismus bei den Gothen
Ich halte es für angezeigt, denjenigen, welche es nicht wissen, noch mitzuteilen, wie diese Barbaren von der Krankheit des Arianismus angesteckt worden sind. Als sie nach Überschreiten der Donau mit Valens über einen Friedensvertrag verhandelten, da war der unglückselige Eudoxius zugegen und riet dem Kaiser, die Gothen dahin zu bringen, daß sie in kirchliche Gemeinschaft mit ihm treten; sie hatten nämlich schon vor längerer Zeit das Licht der Gotteserkenntnis in sich aufgenommen und nährten sich von der Lehre der Apostel. Die Gleichheit der religiösen Überzeugung, sagte er, werde den Frieden noch dauerhafter machen. Valens billigte diese Meinung und schlug den Führern der Gothen Glaubensgemeinschaft vor. Diese erwiderten jedoch, sie könnten es nicht über sich bringen, den Glauben ihrer Väter zu verlassen. Nun war aber zu jener Zeit ihr Bischof Ulphilas, ein Mann, dem sie volles Vertrauen schenkten und dessen Worte sie wie ein unabänderliches Gesetz betrachteten. Diesen wußte nun Eudoxius durch Worte zu gewinnen und durch Geldgeschenke zu ködern und brachte ihn so dahin, daß er die Barbaren überredete, mit dem Kaiser in Gemeinschaft zu treten. Er überredete sie aber dadurch, daß er ihnen vorstellte, der Streit verdanke seinen Ursprung nur dem Ehrgeize, in den Dogmen dagegen sei kein Unterschied. Daher halten die Gothen bis auf den heutigen Tag den Vater für größer als den Sohn; ein Geschöpf aber wollen sie den Sohn nicht nennen, obschon sie mit denen, welche ihn so nennen, Kirchengemeinschaft halten. Sie haben also doch die von den Vätern ererbte Lehre nicht ganz aufgegeben. Denn da Ulphilas sie überredete, mit Eudoxius und Valens in Gemeinschaft zu treten, erklärte er, es sei kein Unterschied im Dogma, sondern allein grundlose Streitsucht habe die Spaltung hervorgerufen1. Fünftes Buch (378—428)

Fünftes Buch [378—428]


1. Die Rechtgläubigkeit des Kaisers Gratian
Wie Gott der Herr diejenigen, welche gegen ihn kämpfen, sehr lange erträgt und wie er diejenigen züchtigt, welche seine Langmut mißbrauchen, das zeigen uns deutlich die Taten und Schicksale des Valens. Der menschenfreundliche Gott gebraucht nämlich seine Barmherzigkeit und Gerechtigkeit wie die Gewichte an einer Wage. Wenn er sieht, daß jemand durch die Größe seiner Frevel das Maß seiner Güte überschreitet, dann hindert er durch gerechte Strafe das weitere Fortschreiten desselben (auf dem Wege der Sünde).
Gratian, der Sohn des Valentinian und Neffe des Valens, übernahm jetzt die Regierung des ganzen römischen Reiches. Denn schon früher, nach dem Tode seines Vaters, hatte er die Herrschaft über Europa erlangt, ja bereits zu dessen Lebzeiten hatte er an der kaiserlichen Regierung teilgenommen. Dazu erhielt er jetzt, da Valens kinderlos gestorben war, noch Asien und den übrigen Teil von Libyen1.

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