Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)


Valentinian, der spätere Kaiser



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16. Valentinian, der spätere Kaiser
Auch noch andere in Amt und Würden stehende Männer wurden, weil sie ähnlichen Freimut zeigten, der gleichen Krone teilhaftig. So verheimlichte auch der bekannte Valentinian, der kurze Zeit nachher zur kaiserlichen Würde gelangte, damals aber Oberst und Anführer der im Kaiserpalast stehenden Lanzenträger war, seinen Eifer für den christlichen Glauben nicht. Der verblendete Kaiser zog in festlichem Reigen in den Tempel der Glücksgöttin; auf beiden Seiten des Tores standen Tempelknaben, welche die Eintretenden durch Besprengung mit Weihwasser, wie sie meinten, reinigten. Als aber Valentinian, der vor dem Kaiser einherging, bemerkte, daß ein Tropfen auf seinen Mantel gefallen sei, da versetzte er, wofür er ein doppeltes Königreich erlangt hat, dem Tempelknaben einen Faustschlag mit den Worten, er sei nicht gereinigt, sondern beschmutzt worden. Der abscheuliche Kaiser aber, der den Vorgang mitansah, schickte ihn auf eine Festung in der Nähe der Wüste mit dem Befehl, dort zu verbleiben. Es verging jedoch nur ein Jahr und einige Monate, da erlangte er zum Lohn für sein offenes Bekenntnis die kaiserliche Würde. Denn der gerechte Richter ehrt diejenigen, welche sich die göttlichen Dinge angelegen sein lassen, nicht nur im künftigen Leben, sondern manchmal reicht er den Lohn für die guten Werke alsogleich, um durch die sofort verliehenen Güter diejenigen zu verbürgen, welche noch Gegenstand der Hoffnung sind.

17. Andere Bekenner
Der Tyrann ersann noch eine weitere List zum Nachteile der christlichen Religion. Er verteilte nämlich nach alter Sitte Geld an die Kriegsdienst leistenden Soldaten. Er selbst saß auf dem kaiserlichen Thron; vor demselben hatte er gegen das Herkommen einen Altar aufstellen und mit Kohlen bedecken und daneben Weihrauch auf einen Tisch legen lassen. Er befahl nun, daß jeder, der sich das Geld hole, zuerst Weihrauch auf den Altar fallen lasse und dann erst das Geld aus seiner Rechten in Empfang nehme. Die meisten nun erkannten die Falle gar nicht; die aber schon vorher darum wußten, schützten Krankheit vor, um dieser widerwärtigen Seelenfängerei zu entgehen; andere jedoch hatten ein großes Verlangen nach dem Gelde und kümmerten sich wenig um ihr Seelenheil; wieder andere verrieten aus Feigheit ihren christlichen Glauben.
Nach dieser verderblichen Geldverteilung saßen nun einige von denen, die das Geldgeschenk angenommen hatten, in einem Gasthause zusammen bei einem Mahle. Einer von ihnen ergriff den Becher, trank aber nicht eher daraus, als bis er das Zeichen der Erlösung darüber gemacht hatte. Da sprach einer der Tischgenossen seine tadelnde Verwunderung darüber aus und sagte, dieses sei ja das gerade Gegenteil von dem, was er kurz vorher getan habe. Jener fragte, was er denn damit meine, welche seiner früheren Handlungen mit seiner gegenwärtigen in Widerspruch stehen solle? Da erinnerte ihn der andere an den Altar, den Weihrauch und die geschehene Glaubensverleugnung. Denn diese Dinge seien doch das Gegenteil von dem christlichen Bekenntnisse. Als die Tischgenossen das hörten, fingen die meisten derselben laut zu jammern und zu klagen an, rauften sich viele Haare aus, standen vom Tische auf, liefen über den Markt und schrien laut, sie seien Christen und nur durch die List des Kaisers irregeführt worden; sie leisteten Widerruf und wollten die infolge ihrer Unwissenheit erlittene Niederlage durch neuen Kampf wieder gut machen. Mit solchen lauten Beteuerungen stürmten sie zum kaiserlichen Palast, klagten über die Hinterlist des Tyrannen und verlangten, dem Feuer übergeben zu werden, damit sie, wie sie durch Feuer befleckt worden seien, so durch ein anderes Feuer wieder Reinigung erlangten. Solche und ähnliche Reden, die sie führten, versetzten den Bösewicht in rasende Wut. So befahl er denn zuerst, sie zu enthaupten. Wie sie nun aus der Stadt hinausgeführt wurden, folgte ihnen die städtische Bevölkerung, staunend über ihre Seelengröße und voll Bewunderung über ihr freimütiges Bekenntnis des christlichen Glaubens. Als sie an jenen Platz gekommen waren, wo man die Missetäter zu strafen pflegte, bat der älteste von ihnen den Scharfrichter dringend, zuerst dem jüngsten von allen das Haupt abzuschlagen, damit er nicht beim Anblick der Hinrichtung der anderen wankelmütig werde. Nachdem aber dieser bereits auf dem Boden niedergekniet war und der Scharfrichter bereits das Schwert aus der Scheide gezogen hatte, kam ein Bote, der die Nachricht der Begnadigung brachte und, schon von weitem her laut rufend, die Hinrichtung verhinderte. Da sprach der jüngste, trauernd über die Vereitelung der Hinrichtung: „So war denn also Romanus — dieses war nämlich sein Name — nicht würdig, ein Martyrer Christi genannt zu werden.” Indessen hatte jener hinterlistige Mensch die Hinrichtung nur aus Neid verhindert und weil er den heldenmütigen Kämpfern den Ruhm des Martyriums nicht gönnte; aber er ließ sie auch nicht in den Städten wohnen, sondern verbannte sie an die äußersten Grenzen des römischen Reiches.

18. Der Feldherr Artemius
Artemius war Befehlshaber der Soldaten in Ägypten. Er hatte, nachdem er zur Zeit des Konstantius zu diesem Amte gelangt war, sehr viele Götzenbilder zerstört. Deshalb nahm ihm der Kaiser jetzt nicht nur sein Vermögen weg, sondern ließ ihn schließlich auch noch enthaupten. Dieses und Ähnliches tat derjenige, der von den Gottlosen der sanftmütigste und ein Muster der Selbstbeherrschung genannt wird.
Ich will nun auch noch die bewunderungswürdige Geschichte einer sehr edlen Frau in meine Darstellung aufnehmen. Denn selbst Frauen verachteten, mit göttlichem Eifer ausgerüstet, die Wut dieses Menschen.

19. Die Diakonissin Publia und ihr freimütiges Eintreten für die Sache Gottes
In jener Zeit lebte eine gewisse Publia, viel genannt und hochberühmt wegen ihrer echten Tugendwerke. Sie hatte kurze Zeit auch das Joch der Ehe getragen und Gott eine gar kostbare Frucht gebracht. Johannes nämlich, der lange Zeit an der Spitze der Priester zu Antiochien stand und öfter für den apostolischen Vorsitz1 gewählt wurde, aber diesem Amte immer auswich, war aus diesem wundervollen Boden entsprossen. Sie selbst leitete einen Chor von Jungfrauen, die lebenslängliche Jungfräulichkeit gelobt hatten, und pries mit ihnen fortwährend Gott, den Schöpfer und Erlöser. Als einmal der Kaiser vorüberging, sangen sie alle miteinander lauter als gewöhnlich, da sie den schuldbeladenen Herrscher für einen verächtlichen und lächerlichen Menschen hielten. Sie sangen aber gerade jene Gesänge, welche die Schwäche der Götzenbilder verspotten, und sprachen mit David: „Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, Werke von Menschenhänden2.” Und nachdem sie deren Empfindungslosigkeit dargelegt3, sangen sie weiter: „Ähnlich mögen ihnen werden, die sie verfertigen, und alle, die auf sie ihr Vertrauen setzen4!” Als jener dieses hörte, geriet er in heftigen Zorn und ließ ihnen den Befehl zukommen, sie hätten zur Zeit, wo er vorübergehe, zu schweigen. Die Frau kümmerte sich aber wenig um seine Vorschriften, erfüllte ihre Sängerschar mit noch größerem Mute und ließ sie, als er wieder vorüberkam, singen: „Es erhebe sich Gott, und zerstreut sollen werden seine Feinde5!” Das nahm er jedoch sehr übel auf, ließ die Leiterin des Chores herbeiführen, und obwohl er ihr ehrwürdiges Alter sah, hatte er doch weder Mitleid mit den grauen Haaren ihres Körpers noch Achtung vor der Tugend ihrer Seele, sondern gab einigen Soldaten seiner Leibwache den Auftrag, sie auf ihre beiden Schläfen zu schlagen und ihre Wangen durch Hiebe mit den Händen blutrot zu färben. Sie erachtete indes die erlittene Schmach für die höchste Ehre, kehrte nach Hause zurück und verfolgte ihn auch fernerhin in gewohnter Weise mit ihren geistlichen Liedern, so wie der Verfasser und Lehrer jener Gesänge den bösen Geist im Zaume hielt, der den Saul belästigte6.

20. Die Juden und ihr Versuch des Tempelbaues und die von Gott über sie verhängten Strafen
Denn auch dieser hatte die bösen Geister in sich aufgenommen und ließ nicht ab, nach Art der Korybanten zu rasen und gegen die christliche Religion zu wüten. Aus diesem Grunde bewaffnete er auch die Juden gegen die Christgläubigen. Zuerst rief er sie zusammen und fragte sie, warum sie denn, da doch das Gesetz zu opfern befehle, keine Opfer darbrächten. Und als sie antworteten, daß ihr Gottesdienst auf einen einzigen Ort beschränkt sei, da traf der gottgehaßte Mann sofort die Anordnung, den zerstörten Tempel wieder herzustellen, indem der törichte Mensch glaubte, die Weissagung des Herrn Lügen strafen zu können. Indessen bewies er nur noch mehr ihre Wahrheit. Die Juden vernahmen nämlich die kaiserlichen Worte mit großer Freude und setzten alle ihre Volksgenossen auf der ganzen Erde von dem Befehl in Kenntnis. Diese kamen rasch von allen Seiten her zusammen und brachten Geld und Eifer zum Bauen mit. Das meiste aber steuerte er selbst bei, der den Befehl zum Bauen gegeben hatte, nicht aus Freigebigkeit, sondern aus Haß gegen die Wahrheit. Zugleich sandte er auch einen Baumeister, einen würdigen Vollstrecker seiner gottlosen Befehle. Sie sollen auch Hacken, Schaufeln und Körbe von Silber angefertigt haben.
Als man nun anfing zu graben und den Schutt fortzuschaffen, waren den ganzen Tag hindurch viele Tausende mit dieser Arbeit beschäftigt, während der Nacht aber wurde der Schutt von dem aufgeschütteten Haufen hinweg von selbst wieder an seine frühere Stelle zurückgebracht. Sie zerstörten sogar die letzten Trümmer des alten Baues, in der Hoffnung, das Ganze von Grund auf wieder neu herstellen zu können. Nachdem sie aber viele tausend Scheffel Gips und Kalk gesammelt hatten, erhoben sich plötzlich heftige Winde, die in wirbelnder Bewegung, in heftigen Stößen und in furchtbaren Stürmen mit einem Male alles das auseinander streuten. Da sie von ihrem wahnsinnigen Unternehmen noch immer nicht abließen und durch die göttliche Langmut nicht zur Besinnung gebracht wurden, entstand zunächst ein äußerst starkes Erdbeben, das auch die mit den göttlichen Dingen ganz und gar nicht Vertrauten hätte in Schrecken versetzen können. Und da sie noch immer nicht in Furcht gerieten, brach aus den Fundamenten, die sie ausgruben, Feuer hervor, das sehr viele von den Arbeitern verbrannte, während andere die Flucht ergriffen. Viele schliefen während der Nacht in einer nahegelegenen Halle. Da stürzte plötzlich das Dach und mit demselben das ganze Gebäude zusammen und begrub sämtliche, die darin schliefen, unter seinen Trümmern. In derselben Nacht und ebenso wieder am folgenden Tage wurde am Himmel in lichtem Scheine die Gestalt des Erlösungskreuzes gesehen, und auch die Kleider der Juden waren mit Kreuzen bedeckt, die aber nicht glänzend, sondern von schwarzer Farbe waren. Als die Gottesfeinde das sahen, gerieten sie in Angst wegen der von Gott verhängten Strafen, liefen eiligst davon, kehrten in ihre Heimat zurück und bekannten, daß der von ihren Voreltern ans Kreuzholz Geheftete wirklich Gott sei. Dieses vernahm auch Julian, da allgemein davon gesprochen wurde; aber gleich dem Pharao verhärtete er sein Herz.

21. Der Feldzug gegen die Perser
Als die Perser von dem Tode des Konstantius Kunde erhielten, schöpften sie wieder Mut, erklärten den Römern den Krieg und brachen in ihr Gebiet ein. Da beschloß Julian, ein Heer zu sammeln, obwohl er keinen Beschützer desselben hatte. Er sandte nach Delphi, Delos und Dodona und zu den anderen Orakelstätten und ließ die Wahrsager fragen, ob er den Feldzug unternehmen solle. Dieselben verlangten den Kriegszug und versprachen den Sieg. Einen dieser Orakelsprüche will ich zum Beweis ihrer Lügenhaftigkeit in meine Darstellung aufnehmen. Er lautet folgendermaßen: „Jetzt eilen wir Götter alle zu tragen die Zeichen des Sieges an den Fluß Ther (= wildes Tier); ich selbst, der stürmische, kriegsgewaltige Mars, werde ihr Führer sein.” Über das Lächerliche dieser Worte mögen sich diejenigen lustig machen, die den Pythius einen wahrsagenden Gott und Führer der Musen nennen; ich aber kann, da ich dessen Lügenhaftigkeit kennen gelernt habe, den, der sich von ihm hat täuschen lassen, nur bedauern. Fluß Ther (wildes Tier) nannte er den Tigris, weil ein wildes Tier mit ihm denselben Namen hat1. Derselbe entspringt auf den Bergen Armeniens, fließt durch Assyrien und ergießt sich in den persischen Meerbusen.
Von diesen Orakelsprüchen ließ sich der Unglückselige täuschen, träumte von dem sicheren Sieg und beschäftigte sich in seinen Gedanken bereits mit dem Kampfe, den er nach dem Perserkriege gegen die Galiläer unternehmen werde. Die Christen nannte er nämlich Galiläer in dem Wahne, ihnen durch diese Bezeichnung einen Schimpf antun zu können. Er hätte aber, da er doch in den Wissenschaften wohl bewandert war, bedenken sollen, daß der gute Ruf durch den Wechsel des Namens am allerwenigsten geschädigt wird. Auch wenn Sokrates Kritias und Pythagoras Phalaris genannt worden wäre, so hätte ihnen diese Namensänderung keinerlei Unehre gebracht; und ebenso, wenn man den Nereus Thersites genannt hätte, so würde er deswegen die von der Natur ihm verliehene Schönheit nicht verloren haben. Allein obschon der Kaiser in diesen Dingen wohl unterrichtet war, so bedachte er doch nichts von alledem, sondern glaubte, uns durch eine auf uns keineswegs passende Bezeichnung schaden zu können, und im Vertrauen auf die verlogenen Orakelsprüche drohte er bereits, in den Kirchen die Bilder der unzüchtigen Göttin aufstellen zu wollen.

22. Der Freimut eines Ratsherrn von Beröa
Nachdem Julian unter solchen Drohungen aufgebrochen war, wurde er gleich in Beröa von einem einzigen Manne überwunden. Dieser Mann war auch in anderer Hinsicht hervorragend, da er der Vorsitzende der dortigen Ratsversammlung war; noch berühmter aber machte ihn sein Eifer. Als er nämlich sah, daß sein Sohn zu der damals herrschenden Gottlosigkeit sich verirrt habe, jagte er ihn aus dem Hause und enterbte ihn öffentlich. Dieser begab sich in das unweit der Stadt gelegene Standquartier zum Kaiser und eröffnete ihm seine Gesinnung und die Enterbung durch seinen Vater. Der Kaiser gebot dem Jüngling ruhig zu sein und versprach ihm, seinen Vater zu versöhnen. Als er nach Beröa kam, lud er die in Amt und Würden stehenden Männer zu einem Mahle. Unter den Eingeladenen war auch der Vater des jungen Menschen. Er ließ nun denselben mit seinem Sohne auf seinem Polster Platz nehmen. Mitten während der Mahlzeit sprach er zum Vater: „Es scheint mir nicht recht zu sein, einer abweichenden Meinung Gewalt anzutun und sie ohne innere Zustimmung auf andere Wege bringen zu wollen. Zwinge also auch du deinen Sohn nicht, deinen Glaubenslehren zu folgen, wenn er nicht will. Denn auch ich”, so fuhr er fort, „zwinge dich nicht, meinen Meinungen zu folgen, obwohl ich sehr leicht Gewalt anwenden könnte.” Doch jener, der sein Denken im Glauben an die göttlichen Dinge geübt und geschärft hatte, erwiderte: „Sprichst du, o Kaiser, von diesem unseligen, gottverhaßten Menschen, der den Irrtum der Wahrheit vorgezogen hat?” Da umgab sich der Kaiser wieder mit dem Scheine der Sanftmut und entgegnete: „Höre auf, o Mensch, zu lästern!” Dann wandte er sein Angesicht dem Jüngling zu und sprach: „So will denn ich für dich sorgen, nachdem ich deinen Vater nicht dazu bewegen kann, dieses zu tun.”
Ich habe diese Geschichte nicht ohne Grund angeführt, sondern in der Absicht, nicht nur die bewunderungswürdige Kühnheit jenes ausgezeichneten Mannes zu zeigen, sondern auch um auf die Tatsache hinzuweisen, daß sehr viele Menschen der Macht des Kaisers Trotz boten.

23. Die Vorhersagung des Erziehers
So war auch in Antiochien wieder ein ganz ausgezeichneter Mann, der mit der Erziehung von Knaben betraut und, weil er mehr Kenntnisse besaß, als sonst einem Erzieher eigen sind, mit dem Fürsten der damaligen Lehrer befreundet war, mit Libanius nämlich, dem berühmtesten unter den Sophisten. Dieser aber war ungläubig, erwartete den Sieg Julians und träumte von der Erfüllung der kaiserlichen Drohungen. So fragte er einmal den Erzieher, spöttelnd über unseren Glauben: „Nun, was macht denn jetzt der Sohn des Zimmermanns?” Dieser, voll der göttlichen Gnade, sagte nun voraus, was bald darauf eintrat. Er antwortete nämlich: „Einen Sarg macht der Schöpfer des Weltalls, den du, o Sophist, spottweise den Sohn des Zimmermanns nennst.” Nach wenigen Tagen wurde der Tod jenes unseligen Menschen1 gemeldet; man legte ihn in einen Sarg und bestattete ihn. Seine großsprecherischen Drohungen aber hatten sich als trügerisch erwiesen.

24. Die Weissagung des Mönches Julianus
Auch derjenige, der in seinem Körper das Leben der Körperlosen nachahmte, ich meine den Julianus, der in der syrischen Sprache den Beinamen Sabas führt, dessen Leben ich in meiner Mönchsgeschichte beschrieben habe2, sandte, als er von den Drohungen jenes gottlosen Menschen Kunde erhielt, noch heißere Gebete zum Gott des Weltalls empor. An demselben Tage nun, an dem jener die Todeswunde empfing, erhielt dieser davon während des Gebetes Kenntnis, obwohl das Kloster von dem Lager mehr als zwanzig Tagreisen weit entfernt war. Man erzählt, er habe, während er innig betete und den allgütigen Herrn anflehte, plötzlich dem Strom seiner Tränen Einhalt getan, sei heiter und mit innerer Fröhlichkeit erfüllt worden, habe sein Antlitz in Freude erstrahlen und damit die Lust seiner Seele zu Tage treten lassen. Als seine vertrauteren Freunde diese Veränderung an ihm wahrnahmen, baten sie ihn, er möge ihnen doch den Grund dieser plötzlichen Aufheiterung mitteilen. Da erwiderte er: „Der wilde Eber, der den Weinberg Gottes verwüstete3, hat für diese seine Frevel die verdiente Strafe erlitten und liegt tot hingestreckt, und damit haben auch seine Nachstellungen ein Ende gefunden.” Als sie das hörten, sprangen alle vor Freude und sangen Gott zum Preise das Danklied. Sie erfuhren aber auch von den Boten, welche über das Ende des Kaisers berichteten, daß es eben jener Tag und jene Stunde war, wo jener heilige Greis den Untergang des frevelhaften Herrschers erkannt und sofort bekannt gemacht hatte.

25. Der Tod des Kaisers Julian in Persien
Die Unbesonnenheit des Kaisers zeigte sich so recht deutlich bei seinem Tode. Als er nämlich den Grenzfluß zwischen dem persischen und römischen Reich überschritten und das Heer hinübergesetzt hatte, ließ er sofort die Schiffe verbrennen, um die Soldaten zum Kampfe nicht so fast anzufeuern als vielmehr zu zwingen. Die tüchtigsten Feldherrn pflegen ihre Soldaten mit Kriegslust zu erfüllen, und wenn sie sehen, daß ihr Mut nachlassen will, so suchen sie dieselben von neuem zu begeistern und ihre Zuversicht aufrecht zu erhalten. Dieser aber schnitt sofort die gute Hoffnung ab, indem er die Brücke zum Rückzug verbrennen ließ. Dazu wäre es notwendig gewesen, den Soldaten die erforderliche Nahrung von allen Seiten zuführen zu lassen; er aber ließ dieselbe weder aus dem eigenen Lande kommen noch sorgte er durch Plünderung des feindlichen Gebietes für hinreichende Lebensmittel. Er verließ nämlich die bewohnten Gegenden und marschierte durch die Wüste. Da litten die Soldaten Mangel an Speise und Trank, irrten ohne Wegweiser in der Wüste hin und her und lernten so die Unvorsichtigkeit des weisesten Kaisers kennen. Während sie nun so jammernd und klagend umherirrten, fanden sie plötzlich den wütenden Bekämpfer seines Schöpfers verwundet am Boden liegen. Der kampfgeübte Mars war ihm nicht zu Hilfe gekommen, wie er es doch versprochen hatte; der Gott der dunklen Orakelsprüche4 hatte ihm Lügen geweissagt, der an Blitzen sich erfreuende Jupiter hatte gegen dessen Mörder keinen Donnerkeil geschleudert; seine großsprecherischen Drohungen lagen am Boden. Wer ihm jene gerechte Wunde beigebracht, das wußte und weiß niemand bis auf den heutigen Tag. Die einen sagen, das habe irgendein unsichtbares Wesen getan, andere, es sei einer von den sogenannten ismaelitischen Nomaden gewesen, wieder andere denken an einen Soldaten, der die Beschwerden des Hungers und der Wüste nicht länger zu ertragen vermochte. Aber wie dem auch sei, mag ein Mensch oder ein Engel das Schwert gezückt haben, sicher ist, daß er hierbei als Diener des göttlichen Willens gehandelt hat. Jener aber soll, so wird erzählt, als er die Wunde empfangen, sogleich seine Hand mit Blut gefüllt, dieses in die Luft geschleudert und ausgerufen haben: „Du hast gesiegt, o Galiläer!” So habe er mit einem und demselben Worte seine Besiegung eingestanden und zugleich eine Gotteslästerung ausgestoßen. So verblendet war er.

26. Die nach dem Tode des Kaisers zu Karrhä entdeckte abergläubische Beobachtung desselben
Nach dem unglücklichen Ende des Kaisers wurde auch die abergläubische Betätigung seiner heidnischen Magie aufgedeckt. Die Stadt Karrhä1 bewahrt noch heute die Überbleibsel seiner Gottlosigkeit. Der Törichte hatte nämlich seinen Weg über diese Stadt genommen, indem er Edessa, das sich durch entschiedenes Festhalten am christlichen Glauben auszeichnete, links liegen ließ. Er war dort in einen von den Heiden hochverehrten Tempel gegangen und hatte darin mit seinen Genossen eine abscheuliche Tat vollbracht, hatte dann Schloß und Siegel an die Türe gelegt und angeordnet, daß einige Soldaten vor derselben Wache halten sollten, und weiterhin befohlen, daß bis zu seiner Rückkehr niemand hineingehen dürfe. Als nun aber die Nachricht von seinem Tode eintraf und auf den ungläubigen Kaiser ein gläubiger folgte, da betrat man den Tempel und fand da einen Beweis der bewunderungswürdigen Tapferkeit, Weisheit und überdies auch der Frömmigkeit des Kaisers. Man erblickte nämlich ein Weib, das an den Haaren aufgehängt und dessen Arme ausgespannt waren; dessen Unterleib hatte der Frevler aufgeschnitten und aus der Leber natürlich seinen Sieg über die Perser herausgelesen. Diese abscheuliche Freveltat wurde zu Karrhä entdeckt.

27. Die im Palaste zu Antiochien aufgefundenen Köpfe
Zu Antiochia aber soll man im kaiserlichen Palaste viele Kisten voll von Köpfen und zahlreiche Brunnen angefüllt mit Leichen vorgefunden haben. Solche Dinge lernt man nämlich in der Schule der verabscheuungswürdigen Götter.

28. Allgemeiner Jubel in Antiochien
Die Stadt Antiochien selbst aber veranstaltete auf die Nachricht von dem Tode des Kaisers öffentliche Gastmähler und Volksfeste. Man frohlockte nicht nur in den Kirchen und in den Kapellen der Martyrer, sondern selbst in den Theatern verkündigte man den Sieg des Kreuzes und verspottete die Weissagungen des Kaisers. Ich will aber die denkwürdigen Worte der Antiochener genau anführen, damit die Erinnerung daran auch den künftigen Geschlechtern erhalten bleibt. Sie riefen nämlich alle wie aus einem Munde: „Wo sind, o törichter Maximus, deine Orakelsprüche? Gesiegt hat Gott und sein Christus!” Maximus war nämlich in jener Zeit ein Mann, der im Rufe eines Philosophen stand, in Wirklichkeit aber Zauberei trieb und sich rühmte, die Zukunft vorhersagen zu können. Daß aber die Antiochener, die von den beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus die göttliche Lehre empfangen hatten und den Herrn und Erlöser der Welt innig liebten, den verhaßten Kaiser auch ihrerseits beständig verabscheuten, das wußte er selbst ganz genau. Deshalb hat er auch eine Schrift gegen sie verfaßt und ihr den Titel „Misopogon” („Barthasser”) gegeben1.
Ich aber will nun mit der Freude über den Tod des Tyrannen dieses Buch schließen; denn ich halte es nicht für recht, eine christliche Regierung in unmittelbarem Anschluß an eine christentumsfeindliche Herrschaft zur Darstellung zu bringen. Viertes Buch (363—378)

Viertes Buch [363—378]


1. Die christliche Regierung Jovians2
Nach dem unglücklichen Ende des Julian traten die Generale mit den Unterfeldherrn zur Beratung zusammen, wer die Regierung übernehmen, das Heer im Feindesland retten und die Lage der Römer, die infolge der Verwegenheit des Dahingeschiedenen, wie man zu sagen pflegt, auf des Messers Schneide stand, wieder besser gestalten könnte. Während sie hierüber beratschlagten, verlangte das Heer, das sich ebenfalls an einem Orte versammelt hatte, den Jovian als Kaiser, obschon derselbe weder General war noch der nächstfolgenden Rangklasse angehörte; er war aber ein ausgezeichneter, angesehener und in mehrfacher Hinsicht hervorragender Mann. Er war von sehr hoher körperlicher Gestalt, von hochherziger Gesinnung und gewohnt, in den Kriegen und den großen Kämpfen der Zeit sich vor allen anderen hervorzutun. Dem Unglauben gegenüber hatte er großen Freimut an den Tag gelegt und die Macht des Tyrannen nicht gefürchtet, sondern, was opferwilligen Mut anlangt, sich den Martyrern unseres Erlösers an die Seite gestellt. Die Generale betrachteten nun den einstimmigen Wunsch des Heeres als die Stimme Gottes, führten jenen in jeder Beziehung so tüchtigen Mann in ihre Mitte, errichteten in aller Eile einen Thron und setzten ihn darauf. Während aber alle ihm die einem Kaiser gebührenden Huldigungen erwiesen und ihn als Augustus und Cäsar begrüßten, lieferte der bewunderungswürdige Mann abermals einen Beweis seiner gewohnten Freimütigkeit, indem er ohne Scheu vor den Generalen und ohne Furcht vor einem Stimmungswechsel der Soldaten erklärte: „Ich kann als Christ nicht über solche Leute herrschen und nicht den Oberbefehl über das Heer des Julian führen, da es in schlechten Lehren erzogen ist; denn solche Leute werden, weil von der göttlichen Vorsehung verlassen, leicht überwunden und gefangen genommen und den Feinden zum Gespötte werden.” Als die Soldaten diese Worte hörten, riefen sie alle miteinander: „Trage kein Bedenken, o Kaiser, und schlage den Oberbefehl über uns nicht aus, gleich als wäre er schlecht; denn du wirst Heerführer von Christen sein, von solchen, die im wahren Glauben erzogen worden sind. Die älteren unter uns haben noch den Unterricht Konstantins genossen, die nachfolgenden haben an den Unterweisungen des Konstantius teilgenommen; die Regierungszeit des nunmehr verstorbenen Kaisers aber war kurz und selbst bei den von ihm Irregeführten nicht hinreichend, um den schmählichen Irrtum in ihnen zu befestigen.”

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