Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)


Die Arglist des Bischofs Leontius von Antiochien und die Freimütigkeit des Flavianus und Diodorus



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24. Die Arglist des Bischofs Leontius von Antiochien und die Freimütigkeit des Flavianus und Diodorus
In Antiochien erlangte nach Stephanus, der dem Placitus gefolgt war, aber aus der Kirchengemeinschaft ausgestoßen wurde1, Leontius den Vorsitz, jedoch im Widerspruch mit den zu Nizäa getroffenen Bestimmungen. Er war nämlich ein Eunuch, der sich selbst entmannt hatte. Der bewunderungswürdige Athanasius gibt auch den Grund für diese Selbstentmannung an.
„Leontius kam nämlich mit einer jüngeren Frauensperson, namens Eustolion, in üble Nachrede und sah sich dadurch gehindert, mit ihr zusammen zu wohnen. So entmannte er sich selbst um ihretwillen, um nämlich frei mit ihr zusammen leben zu können. Trotzdem konnte er sich nicht von allem Verdachte reinigen, sondern wurde vielmehr deswegen seines priesterlichen Amtes entsetzt1.“
Dieses berichtet Athanasius von seinem sonstigen Leben; ich aber will nun seine Arglist und Verschlagenheit in Kürze zur Darstellung bringen. Obschon er nämlich von der gotteslästerlichen Lehre des Arius angesteckt war, versuchte er doch seine Krankheit zu verheimlichen. Da er merkte, daß die Geistlichkeit und das übrige Volk in zwei Parteien gespalten seien, indem die einen bei der Doxologie (Ehre sei dem Vater usw.) vor dem Worte „Sohn“ das Bindewort „und“ gebrauchten, während die anderen beim Sohne das Vorwort „durch“ und beim Heiligen Geiste das Vorwort „in“ setzten2, so sprach er die Doxologie ganz still aus, so daß die Nahestehenden nur die Schlußworte vernahmen „von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Wenn nun sein sonstiges Verhalten nicht seine große innere Bosheit an den Tag gelegt hätte, so könnte man sagen, er habe diese List nur aus Sorge für die Eintracht des Volkes angewendet. Da er aber gegen die Verteidiger der Wahrheit viel Böses verübte, den Anhängern des gottlosen Irrtums dagegen jegliche Gunst erwies, so ist es offenbar, daß er seine Krankheit verbergen wollte, teils aus Furcht vor dem Volke, teils wegen der schweren Drohungen des Konstantius gegen diejenigen, die es wagen würden, den Sohn (dem Vater) unähnlich zu nennen3. Seine wahre Gesinnung aber zeigten seine Taten. Denn alle diejenigen, welche den apostolischen Lehren anhingen, erhielten von ihm weder eine Gunstbezeigung noch eine Weihe, diejenigen dagegen, die sich zum Irrwahn des Arius bekannten, erfreuten sich des größten Einflusses und gelangten zu den kirchlichen Stellen.
Um jene Zeit wurde auch Aëtius, der Lehrer des Eunomius, der die gottlose Lehre des Ariusum seine eigenen Erfindungen vermehrte, in den Kreis der Diakonen aufgenommen4. Jedoch Flavianus und Diodorus, welche ein aszetisches Leben führten und unverhohlen für die apostolische Lehre eintraten, tadelten öffentlich die Anschläge des Leontius auf den wahren Glauben und erklärten, daß ein Mensch, der einen schlechten Unterricht genossen habe und mit Hilfe der Ketzerei sich den Weg zur Ehre bahnen wolle, zur Schmach für die Kirche des Diakonates gewürdigt worden sei; dazu drohten sie, die kirchliche Gemeinschaft abbrechen, in das Abendland reisen und das ganze Treiben aufdecken zu wollen. Aus Furcht hiervor verwendete Leontius den Aëtius allerdings nicht mehr zu den kirchlichen Funktionen, gebrauchte ihn aber noch immer zu den sonstigen Diensten.
Die beiden verehrungswürdigen Männer Flavianus und Diodorus waren zwar noch mit keinem klerikalen Amte betraut, sondern gehörten zu den Laien, aber sie suchten Tag und Nacht in allen den Eifer für die Frömmigkeit zu wecken. Diese haben auch zuerst die Chöre der Psalmensänger in zwei Abteilungen aufgestellt und sie die Davidischen Gesänge abwechslungsweise singen gelehrt; und nachdem diese Sitte in Antiochien zuerst ihren Anfang genommen, verbreitete sie sich überallhin und drang bis an die Grenzen des Erdkreises. Diese Männer versammelten auch die Freunde göttlicher Dinge in den Kapellen der Martyrer und brachten mit ihnen ganze Nächte im Lobe Gottes zu. Als Leontius das bemerkte, hielt er es nicht für geraten, solches zu verhindern, da er sah, daß das Volk jenen so frommen Männern ganz besonders zugetan war; deshalb kleidete er seine Worte in Sanftmut und Milde und verlangte nur, daß solcher Gottesdienst von ihnen in den Kirchen gehalten werde. Diese taten denn auch, was ihnen befohlen war, obschon sie seine böse Absicht ganz genau durchschauten, und versammelten ihre Genossen sehr gerne in den Kirchen mit der Mahnung, den gütigen Herrn zu loben und zu preisen.
Doch vermochte nichts die Bosheit des Leontius zu zügeln; vielmehr stellte er unter dem angenommenen Schein der Mäßigung sogar das schändliche Treiben eines Stephanus und Placitus noch in Schatten. Diejenigen nämlich, welche die verdorbene Lehre angenommen hatten, beförderte er, wenn sie auch ein zügelloses Leben führten, zu Priestern und Diakonen, während er solche, die mit den mannigfachsten Tugenden geschmückt waren, aber an den apostolischen Lehren festhielten, ohne alle Auszeichnung ließ. Infolgedessen war die Mehrheit im Klerus von der häretischen Pest angesteckt, wogegen der größte Teil des Volkes für den wahren Glauben eintrat. Denn selbst die Prediger der (christlichen) Lehre wagten nicht, den gottlosen Irrtum offen zu verkündigen. Was so Placitus, Stephanus und Leontius alles an Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit in Antiochien verübt haben, das zu beschreiben erforderte wegen seiner Menge ein eigenes Buch; dazu bedürfte es wegen seiner Schwere des Davidischen Klagelieds. Denn auch von ihnen muß man sagen: „Siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben ihr Haupt; gegen dein Volk schmieden sie böse Pläne und stellen nach deinen Heiligen. Sie sprechen: Kommet, wir wollen sie austilgen aus dem Volke, und nicht mehr soll gedacht werden des Namens Israel fernerhin1!“
Doch wir wollen nunmehr den weiteren Verlauf der Geschichte zur Darstellung bringen.

25. Die Neuerung des Eudoxius von Germanicia und der von Basilius von Ancyra und Eustathius von Sebaste gegen ihn bewiesene Eifer
Germanicia ist eine an der Grenze von Cilizien, Syrien und Kappadozien gelegene Stadt und gehört zur Provinz Euphratesia. Der Vorsteher der dortigen Kirche, Eudoxius, begab sich, sobald er vom Tode des Leontius Kenntnis erhielt, nach Antiochien, riß den bischöflichen Stuhl an sich und verwüstete gleich einem wilden Eber den Weinberg Gottes2. Er verbarg nämlich nicht wie Leontius seine schlimme Gesinnung, sondern kämpfte ganz offen gegen die apostolische Lehre und bereitete denjenigen, die ihm zu widersprechen wagten, mannigfache Widerwärtigkeiten. In jener Zeit führte in Ancyra, der Hauptstadt von Galatien, Basilius, der Nachfolger des Marcellus, das Steuerruder der Kirche; Eustathius dagegen leitete die Kirche von Sebaste, der Hauptstadt von Armenien. Als diese Bischöfe von der Ungerechtigkeit und der Verfolgungswut des Eudoxius Kunde erhielten, brachten sie dessen Gewalttätigkeit schriftlich zur Kenntnis des Kaisers Konstantius. Dieser weilte nämlich noch in dem westlichen Reichsteile, wo er nach der Beseitigung der Tyrannen die von diesen geschlagenen Wunden zu heilen suchte. Beide waren Günstlinge des Kaisers und erfreuten sich wegen ihres lobenswerten Lebenswandels des allergrößten Einflusses bei demselben.

26. Die zweite Synode von Nizäa1
Auf ihren Bericht hin schrieb Konstantius an die Antiochener, daß er dem Eudoxius den Vorsitz jener Kirche nicht übertragen habe — solches hatte dieser nämlich ausgesprengt —, und befahl, daß Eudoxius aus der Stadt vertrieben und für seine Missetaten zu Nizäa in Bithynien bestraft werden solle. Hier sollte nämlich nach Anordnung des Kaisers eine Synode zusammentreten. Daß gerade Nizäa für die Synode gewählt wurde, dieses hatte Eudoxius selbst bei den mit der Führung der kaiserlichen Geschäfte betrauten Ratgebern des Kaisers durchgesetzt. Jedoch der Lenker aller Dinge, der das Zukünftige kennt, wie wenn es schon geschehen wäre, verhinderte die Synode durch ein plötzliches Erdbeben. Dieses Erdbeben zerstörte den größten Teil der Stadt und tötete die meisten Bewohner. Angesichts dieses Ereignisses und von großer Furcht ergriffen, kehrten die bereits eingetroffenen Bischöfe wieder zu ihren Kirchen zurück. Es war dies, wie ich glaube, eine Fügung der göttlichen Weisheit. Da nämlich in jener Stadt von den heiligen Vätern das Bekenntnis des apostolischen Glaubens verfaßt worden war, während diejenigen, die jetzt dort zusammenkamen, das Gegenteil davon aufstellen wollten, so hätte die Gleichheit des Namens den Anhängern des Arius die Möglichkeit zur Täuschung geboten. Sie wollten die Einfältigen hintergehen, indem sie auch dieses Bekenntnis nach Nizäa benennen und für jenes alte ausgeben wollten. Deshalb vereitelte derjenige, der für die Kirche sorgt, das Zustandekommen der Synode.

27. Die Synode zu Seleucia in Isaurien2
Einige Zeit später gab Konstantius auf die Mahnung der Ankläger des Eudoxius hin den Befehl, daß die Synode zu Seleucia gehalten werden solle. Es ist dieses eine Stadt in Isaurien, am Meere gelegen, die erste unter den Städten jenes Landes. In dieser sollten nach kaiserlicher Anordnung die Bischöfe des Morgenlandes sowie auch die aus Pontus und Kleinasien sich versammeln. Um diese Zeit war in Cäsarea, der Metropole Palästinas, Acacius Bischof, der Nachfolger des Eusebius. Dieser Acacius war zwar von der Synode von Sardika abgesetzt worden3, er hatte aber unter Mißachtung einer so großen Zahl von Bischöfen das gegen ihn ausgesprochene Urteil nicht angenommen. Zu Jerusalem hatte nach jenem Makarius, den ich schon öfter erwähnt habe, Maximus den Vorsitz übernommen, ein Mann, der sich in den Kämpfen für den christlichen Glauben besonders ausgezeichnet hatte. Er war nämlich des rechten Auges beraubt und an der rechten Kniekehle gelähmt worden. Als dieser zum unvergänglichen Leben hinübergegangen war, wurde Cyrillus zur bischöflichen Würde erhoben, ein eifriger Verteidiger der apostolischen Lehre4. Diese stritten nun miteinander um den Vorrang und fügten dadurch dem allgemeinen Wohl sehr großen Schaden zu. Acacius setzte nämlich auf einige geringfügige Ursachen hin den Cyrillus ab und vertrieb ihn aus Jerusalem. Cyrillus aber ging an Antiochien vorbei, weil er sah, daß es seines Hirten beraubt sei1, und kam nach Tarsus, wo er bei dem bewunderungswürdigen Silvanus Aufenthalt nahm; dieser war nämlich damals Bischof jener Kirche. Auf die Kunde hiervon schrieb Acacius an Silvanus und teilte ihm die Absetzung des Cyrillus mit. Derselbe hinderte jedoch den Cyrillus nicht an den kirchlichen Verrichtungen, teils aus Hochachtung für Cyrillus, teils aus Scheu vor dem Volke, das dem Unterrichte des Cyrillus mit größter Freude lauschte. Als man nun in Seleucia zusammengekommen war, hielt Cyrillus Gemeinschaft mit den Anhängern des Basilius, Eustathius und Silvanus und den übrigen Mitgliedern der Synode. Auch Acacius kam zu den versammelten Bischöfen — es waren ihrer hundertfünfzig — und erklärte, er werde nicht eher mit ihnen an den Beratungen teilnehmen, als bis Cyrillus von der Versammlung ausgeschlossen werde, da derselbe der bischöflichen Würde verlustig gegangen sei. Da flehten einige aus Sorge um die Erhaltung des Friedens den Cyrillus an, er möge sich doch entfernen, wobei sie ihm versprachen, nach der Entscheidung über die Glaubenslehre auch seine Angelegenheit prüfen zu wollen. Da dieser aber nicht nachgab, so verließ Acacius die Versammlung, schloß sich an Eudoxius an, zerstreute seine Bedenken, flößte ihm Mut ein und versprach ihm, sein Verteidiger und Mitkämpfer zu werden. Er hielt ihn auch ab, die Synode zu besuchen, begab sich vielmehr mit ihm nach Konstantinopel2.

28. Die Schicksale der rechtgläubigen Bischöfe zu Konstantinopel
Hier weilte nämlich Konstantius, nachdem er aus dem Abendlande zurückgekehrt war. Acacius entflammte nun den Zorn des Kaisers durch viele Klagen über die zur Synode gekommenen Bischöfe, die er als einen Haufen gemeiner Menschen bezeichnete, die nur zum Verderben und zum Untergang der Kirchen versammelt seien. Nicht zum wenigsten aber erregte den Unwillen des Kaisers das, was er gegen Cyrillus vorzubringen wußte. Er erzählte nämlich, Cyrillus habe das heilige Gewand, das der ruhmreiche Kaiser Konstantin in der Absicht, die Kirche von Jerusalem auszuzeichnen, dem Bischof dieser Stadt, Makarius, geschenkt hatte, damit er es bei der feierlichen Spendung der heiligen Taufe trage — dasselbe war aus Goldfäden gewirkt — verkauft, und zwar habe dieses ein Tänzer vom Theater gekauft, habe dasselbe angezogen und mit demselben getanzt, sei aber gestürzt und habe sich dabei so verletzt, daß er daran gestorben sei. „Und Leute,“ so fügte er hinzu, „die einen solchen Menschen zum Genossen haben, wollen über die anderen zu Gericht sitzen und urteilen!“
Hiervon nahmen nun die Höflinge Veranlassung, den Kaiser zu überreden, daß er nicht die gesamte Synode zu sich berufe, weil sie die Einmütigkeit einer so großen Anzahl fürchteten, sondern nur die zehn angesehensten Bischöfe. Unter diesen waren Eustathius aus Armenien, Basilius aus Galatien, Silvanus von Tarsus und Eleusius von Cycicus. Als diese angekommen waren, suchten sie den Kaiser zu bestimmen, daß er über das gotteslästerliche und gesetzwidrige Treiben des Eudoxius eine Untersuchung anstellen lasse. Allein derselbe, von der Gegenpartei beeinflußt, erwiderte, man müsse zuerst über die Glaubenssachen eine Entscheidung treffen, erst dann solle auch die Angelegenheit des Eudoxius in Untersuchung gezogen werden. Hierauf suchte Basilius im Vertrauen auf die frühere Freundschaft dem Kaiser in freimütiger Vorstellung klar zu machen, daß er gegen die apostolischen Lehren ankämpfe, aber Konstantius nahm das ungnädig auf und befahl dem Basilius als dem Urheber der Verwirrung in den Kirchen, zu schweigen. Als daraufhin Basilius seine Auseinandersetzung abbrach, nahm Eustathius das Wort: „Nachdem du, o Kaiser, willst, daß über den Glauben verhandelt werde, so sieh doch die Gotteslästerungen, welche Eudoxius gegen den Eingeborenen sich erlaubt hat!“ Mit diesen Worten überreichte er eine Glaubensformel, in der neben vielen anderen gottlosen Sätzen auch folgende enthalten waren: Was die Dinge auf verschiedene Weise hervorbringt, das ist auch seinem Wesen nach verschieden1. Nun gibt es einen Gott Vater, aus dem alles ist, und einen Herrn Jesus Christus, durch den alles ist; es ist aber „ aus dem“ verschieden von „ durch den“. Also ist auch der Sohn verschieden von Gott dem Vater. Diese Formel ließ Konstantius vorlesen, geriet über die darin enthaltene Gottlosigkeit in heftigen Zorn und fragte den Eudoxius, ob er das geschrieben habe. Dieser erwiderte sofort verneinend und erklärte, Aëtius habe es geschrieben. Es war dieses jener Aëtius, den früher Leontius aus Furcht vor den Anklagen des Flavianus und Diodorus des Diakonates entsetzt hatte2; Georgius, der ränkevolle Bedrücker der alexandrinischen Kirche3, hatte ihn dann als Gehilfen benützt bei seinen gottlosen Reden und frevelhaften Unternehmungen; jetzt aber weilte er bei Eudoxius zugleich mit Eunomius. Als nämlich nach dem Tode des Leontius Eudoxius den bischöflichen Stuhl von Antiochien an sich gerissen hatte, war er mit Eunomius aus Ägypten zurückgekehrt und hatte in Eudoxius einen Gesinnungsgenossen gefunden, der neben der gottlosen Lehre einer sybaritischen Schwelgerei ergeben war. Er zog deshalb auch den Aufenthalt in Antiochien jedem anderen vor und beteiligte sich mit Eunomius fleißig an den Gelagen des Eudoxius. Er führte nämlich ein Schmarotzerleben und besuchte fortwährend bald diesen bald jenen, um sich den Bauch zu füllen. — Auf die oben erwähnte Äußerung des Eudoxius hin ließ nun der Kaiser den Aëtius hereinführen, zeigte ihm jene Glaubensformel und fragte ihn, ob er diese Sätze verfaßt habe. Da dieser von dem, was vorhergegangen war, nicht die mindeste Kenntnis hatte und den Zweck der Frage nicht ahnte, im Gegenteil von der bejahenden Antwort sogar Lob zu ernten hoffte, so bekannte er sich als Verfasser dieser Sätze. Der Kaiser jedoch, der auf solche Weise das Übermaß seiner Gottlosigkeit kennen lernte, verwies ihn sofort in die Verbannung und befahl, ihn nach einem kleinen Orte Phrygiens abzuführen.
Dieser erntete somit als Frucht seiner Gotteslästerung Schande und wurde vom kaiserlichen Hofe verwiesen. Hierauf erklärte Eustathius, daß auch Eudoxius die gleiche Gesinnung hege; denn Aëtius sei sein Haus- und Tischgenosse und habe im Dienste seiner Bestrebungen die gotteslästerliche Stelle niedergeschrieben. Ein deutlicher Beweis dafür, so sagte er, daß jener um das Schriftstück gewußt habe, liege darin, daß kein anderer, sondern gerade er behaupten konnte, die Glaubensformel rühre von Aëtius her. „Aber“, so erwiderte der Kaiser, „die Richter dürfen nicht auf bloße Vermutungen hin urteilen, sondern müssen das Tatsächliche mit aller Sorgfalt untersuchen.“ „Wohlan denn,“ entgegnete Eustathius, „so möge Eudoxius uns alle überzeugen, daß er nicht so denke, indem er das Schriftstück des Aëtius verdammt.“ Diese Forderung griff der Kaiser mit Freuden auf und befahl, daß es so geschehen solle. Eudoxius aber suchte Ausflüchte und wandte viele Kunstgriffe an, um dem Auftrag auszuweichen. Als jedoch der Kaiser unwillig wurde und drohte, ihn mit Aëtius wegzuschicken als einen Genossen seiner gottlosen Gesinnung, da verleugnete er seine eigene Lehre, die er doch damals wie auch später noch fortwährend verkündigte. Nun aber ging auch er gegen die Anhänger des Eustathius zum Angriff über, indem er erklärte, auch diese müßten den Ausdruck „gleichwesentlich“ als nicht schriftgemäß verdammen. „Aber“, so entgegnete Silvanus, „auch die Ausdrücke 'aus nicht Seiendem' und 'Geschöpf' und 'wesensverschieden' sind nicht schriftgemäß, da sie weder in den Schriften der Propheten noch in denen der Apostel vorkommen, und darum müssen jene billigerweise auch diese Ausdrücke verwerfen und aus dem gottesdienstlichen Gebrauche entfernen.“ Dem stimmte auch der Kaiser bei und befahl jenen, die Verdammung auszusprechen. Dieselben verlegten sich zwar anfangs auf Einwendungen, später aber, als sie den Zorn des Kaisers sahen, verwarfen sie, allerdings mit innerem Widerstreben, aber sie verwarfen doch, was ihnen Silvanus zur Verdammung vorlegte1.
Dann aber machten sie noch weiter große Anstrengungen, um die Verdammung des Ausdrucks „wesensgleich“ durchzusetzen. Jedoch Silvanus sprach ebenso folgerichtig wie wahr zu ihnen und zum Kaiser: „Wenn der Gott Logos nicht aus nicht Seiendem und nicht ein Geschöpf und nicht aus einer anderen Wesenheit ist, dann ist er eben dem erzeugenden Gott wesensgleich als Gott aus Gott und Licht aus Licht und hat dieselbe Natur wie der Erzeuger.“ Diese Worte waren beweiskräftig und wahr; und doch ließ sich von den Anwesenden keiner überzeugen; die Anhänger des Eudoxius und Acacius erhoben vielmehr einen gewaltigen Lärm. Der Kaiser geriet in Zorn und drohte, jene von ihren Kirchen zu vertreiben. Eleusius aber und Silvanus erwiderten mit den anderen, die Strafe stehe zwar in seiner, des Kaisers, Gewalt, in ihrer Gewalt aber stehe es, sich für die Gottseligkeit oder für die Gottlosigkeit zu entscheiden2; die Lehre der Väter würden sie für keinen Fall preisgeben. Konstantius konnte nun nicht umhin, die Weisheit, den Mannesmut und die freimütige Verteidigung der apostolischen Lehren zu bewundern, gleichwohl vertrieb er sie von ihren Kirchen und befahl, andere an deren Stelle zu setzen. Damals riß Eudoxius auf unrechtmäßige Weise den Stuhl der Kirche von Konstantinopel an sich, vertrieb den Eleusius aus Cycicus und setzte an seine Stelle den Eunomius3. Nachdem dieses geschehen war, befahl der Kaiser die schriftliche Verurteilung des Aëtius, und die Genossen seiner Gottlosigkeit verurteilten gehorsam ihren gleichgesinnten Freund. Sie richteten auch ein Schreiben an den Bischof Georgius von Alexandrien, worin sie hiervon Mitteilung machten. Ich will diesen Brief in meine Darstellung aufnehmen, weil er ihre Schlechtigkeit deutlich ersehen läßt. Sie behandelten nämlich ihre Gesinnungsgenossen und ihre Widersacher fast auf gleiche Weise.

29. Synodalschreiben gegen Aëtius
Abschrift von dem Schreiben, das die ganze Synode an Georgius richtete in Betreff seines Diakons Aëtius wegen der verruchten Gotteslästerung desselben.
„Die heilige in Konstantinopel versammelte Synode entbietet dem hochwürdigsten Herrn, dem Bischof Georgius von Alexandrien, ihren Gruß.
Über Aëtius ist wegen seiner glaubensfeindlichen, mit Ärgernissen angefüllten Schriften von der Synode die Verurteilung ausgesprochen worden. Es ist dabei von seiten der Bischöfe gegen denselben nach Maßgabe der kirchlichen Satzungen vorgegangen worden. Er wurde des Diakonates entsetzt und aus der Kirche ausgeschlossen, und es erfolgten unsererseits Ermahungen, es möchten seine glaubensfeindlichen Briefe nicht zur Verlesung kommen, sondern wegen ihres unbrauchbaren und schädlichen Inhalts weggeworfen werden. Dem fügen wir bei, daß er, wenn er bei seiner Meinung verharrt, mitsamt seinen Anhängern in den Bann getan wird. Es wäre nun folgerichtig gewesen, wenn alle auf der Synode versammelten Bischöfe gemeinsam über den Urheber der Ärgernisse, Wirren und Spaltungen wie der Unruhe auf der ganzen Erde und der gegenseitigen Befehdung der Kirchen ihren Abscheu ausgesprochen und dem gegen ihn gefällten Urteil zugestimmt hätten. Indessen gegen unseren Wunsch und gegen alle Erwartung haben Serras, Stephanus, Heliodorus, Theophilus und ihre Genossen unserer Meinung sich nicht angeschlossen und auch das über ihn ausgesprochene Urteil nicht mitunterschreiben wollen, obgleich Serras noch über eine andere wahnwitzige Überhebung des genannten Aëtius zu klagen hatte. Er erzählte nämlich, derselbe habe sich in keckem Übermut zu der bestimmten Behauptung verstiegen, das, was Gott von den Zeiten der Apostel an bis jetzt verborgen gehalten habe, sei ihm geoffenbart worden. Selbst nach solchen wahnsinnigen und großsprecherischen Äußerungen, welche Serras von Aëtius bezeugte, wurden die vorhin genannten Bischöfe nicht stutzig und konnten nicht dazu bewogen werden, unserem gemeinsamen Urteil über ihn zuzustimmen.
Gleichwohl haben wir geraume Zeit mit ihnen unterhandelt, bald zürnend, bald mahnend, bald tadelnd, bald auch wieder flehend, sie möchten sich uns anschließen und ein mit der ganzen Synode übereinstimmendes Urteil abgeben. Wir warteten und warteten, ob sie vielleicht hören, ob sie in sich gehen und nachgeben würden. Als wir aber nach längerem Warten sie nicht dazu bewegen konnten, dem Urteil über den genannten Mann (Aëtius) sich anzuschließen, da schätzten wir die kirchliche Satzung höher als menschliche Freundschaft und verhängten über sie die Ausschließung, gewährten ihnen aber eine Frist von vollen sechs Monaten zur Umkehr, Sinnesänderung und zum Verlangen nach Einheit und Eintracht mit der Synode. Wenn sie innerhalb der ihnen gewährten Frist sich bekehren und zum Einverständnis mit ihren Brüdern sich entschließen und den Dekreten gegen Aëtius beipflichten, so sollen sie nach unserem Urteil wieder in die Kirche aufgenommen werden können und auf den Synoden die ihnen zukommenden Rechte und die Freundschaft mit uns zurückerhalten. Wenn sie aber ohne Reue bei ihrer Verwegenheit verharren und Menschengunst den Satzungen der Kirche und der Eintracht mit uns andauernd vorziehen, dann betrachten wir sie als der bischöflichen Würde verlustig gegangen. Sollten sie sich diese Absetzung zuziehen, dann wäre es notwendig, an ihre Stellen andere Bischöfe zu setzen, damit die rechtmäßige Kirche die ihr zukommende Ordnung erhalte durch die Übereinstimmung mit sich selbst, indem die Bischöfe aller Orte das Band der Liebe bewahren in demselben Bekenntnisse und in der Einheit der Gedanken und der Gesinnung1. Wir haben diesen Brief an deine Frömmigkeit gerichtet, damit du die Beschlüsse der Synode kennen lernest, und wünschen, daß du durch Beobachtung derselben mit Hilfe der Gnade Christi die dir unterstellten Kirchen friedlich und gesetzmäßig leiten und regieren mögest.“

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