Mitteleuropa zwischen Ost und West Kosmische und menschliche Geschichte Sechster Band



Yüklə 0,84 Mb.
səhifə10/23
tarix01.08.2018
ölçüsü0,84 Mb.
#60482
1   ...   6   7   8   9   10   11   12   13   ...   23

Also man kann schon sagen: So einfach liegt die Sache doch nicht, sondern der Mensch hat in seinem Ätherleib schon das ganze Tierreich eigentlich in sich. Er trägt es, wie der Philosoph sagen würde, der Möglichkeit nach in sich. - Nun müssen Sie allerdings etwas ins Auge fassen, damit die Sache nicht einseitig wird. Wenn das nicht stattfinden würde, was wir jetzt angeführt haben, daß - außerdem, daß der physische Leib diese ganze Tierheit zusammenhält - noch die Angeloi, Ar-changeloi und Archai ihre Kräfte betätigen, so würde ja, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht und den physischen Leib ablegt, das eintreten müssen, was ich gerade beschrieben habe: es würde wirklich in diesem Falle, wenn der Ätherleib entlassen würde nach den paar Tagen von dem Astralleib und dem Ich, das herausfallen, elastisch, in die Welt, und es würde die ganze ätherische Tierwelt aus der menschlichen Ätherwelt entstehen. Das ist aber in der Erfahrung nicht der Fall. Das entsteht nicht. Das geht nicht hervor aus dem Menschen, sondern der Ätherleib löst sich los in einer ganz anderen Form. Er löst sich los und wird dem allgemeinen Weltenäther einver-woben.

Was liegt da eigentlich vor? Nun, es arbeiten eben an unserem Ätherleib die Wesenheiten aus der Hierarchie der Angeloi, der Ar-changeloi und der Archai, und die lassen es nicht dazu kommen, daß das ganze Wesen des Ätherleibes sich in das Tierreich zersplittert. Was geschieht da eigentlich? Sehen Sie, was da geschieht, möchte ich Ihnen so beschreiben, daß ich zunächst einmal an einen Vergleich appelliere. Wir Menschen auf der Erde arbeiten, wir machen zum Beispiel Maschinen aus Holz oder aus Eisen. Das Holz oder das Eisen sind unsere stofflichen Grundlagen, und dann arbeiten wir Holz oder Eisen zu Maschinen zusammen. Die Anordnung des Stoffes, das ist unsere Arbeit, die Anordnung des Holzes oder des Eisens, aber das Eisen oder das Holz selber müssen wir der Erde entnehmen. Wir brauchen diese Rohmaterialien, wir entnehmen sie aus einem Reich, das unter unserem Menschenreich ist.

Wenn Sie sich nun vorstellen, daß über uns leben die Angeloi, Ar-changeloi, Archai, so sind sie auch nicht im Weltenall dazu da, um fortwährend «Sonntagsruhe» zu pflegen, sondern sie haben ihre Ar-

beit, sie haben ihre Leistungen zu tun. - Was arbeiten denn Angeloi, Archangeloi, Archai eigentlich? Wenn sie arbeiten, dann werden sie auch ein Material brauchen, wie wir Holz und Eisen aus der Erde heraus brauchen, und sie werden dieses Material zu bearbeiten haben. Das Material für die Angeloi, Archangeloi und Archai, das sind unsere Ätherleiber! Was für uns Holz und Eisen der Erde ist, wenn wir es zu Maschinen verarbeiten, das sind unsere Ätherleiber für die Angeloi, Archangeloi, Archai; daran arbeiten sie. Und während wir Menschen hier auf der Erde herumgehen und gewissermaßen den Gedanken haben, wenn wir ihn überhaupt haben: Wir tragen da in uns unseren Ätherleib und wir tragen ihn so mit uns als unser Eigentum wie unsere Lunge -, ist um uns herum betätigt dieses ganze Wesen der Angeloi, Archangeloi und Archai, und arbeitet Gebilde für die geistige Welt heraus, die dort gebraucht werden für unser Leben. Sie arbeiten aus diesem Ätherleib heraus das, was in der geistigen Welt gebraucht wird.

Mit wessen Hilfe arbeiten diese höheren Wesenheiten? Nun, unser Leben hindurch denken wir; von dem Moment ab, wo wir zum Denken kommen, bis zum Tode, denken wir. Das Wesentliche beim Denken, wie Sie zum Beispiel auch dem gestrigen öffentlichen Vortrage entnehmen konnten, besteht gerade darinnen, daß das Denken im Ätherleibe webt und lebt. Es webt und lebt dann nur fort in dem physischen Leibe. Wir glauben im physischen Leibesleben, daß das nun unser Eigentum allein ist, was wir da als unsere Gedanken bilden. Aber was wir da haben von unseren Gedanken, was wir in unseren Gedanken ausbilden und an was wir uns erinnern können, das ist gewissermaßen nur die innere Seite unseres Denklebens. Von außen arbeiten gerade mit Bezug auf den Ätherleib an unserem ganzen Denkleben die Angeloi, Archangeloi und Archai, und es ist nicht unnötig, daß wir denken als Menschen. Unnötig ist es ja schon nicht für die physische Erde, aber es ist auch nicht unnötig für den Kosmos. Denn was wir durch unser Denken verändern in unserem Ätherleib zwischen unserer Geburt und unserem Tode, das wird als Material benützt und nach höheren Gesichtspunkten ausgearbeitet. Während unseres Lebens, während wir als denkende Wesen durch die Welt gehen und unser Gedankenleben nur von innen sehen, wird von den Angeloi, Archangeloi,

Archai gearbeitet an unseren Gedanken, damit nach unserem Tode das zustande komme, was sie dann dem Weltenäther einverleiben können. Wenn unser Astralleib und unser Ich den Ätherleib ablegen, da nähen sie - wenn ich den groben Ausdruck gebrauchen darf — dem Kosmos das Gewebe unseres Ätherleibes ein, das im wesentlichen zustande gekommen ist durch die Art, wie wir gedacht haben im Leben. Das gehört von jetzt ab dazu zu dem Kosmos. Wir leben als Mensch nicht bloß für uns, wir leben als Mensch für den ganzen Kosmos.

Wir wissen ja, nach unserer Erde soll Jupiter, Venus, Vulkan entstehen. Das muß alles vorbereitet werden, das muß alles als Kräfte dem Kosmos einver woben werden. Dazu ist Arbeit nötig. Zu dieser Arbeit gehört zum Beispiel das, was ich jetzt eben ausgeführt habe: daß die Angeloi, Archangeloi, Archai in Gemäßheit unserer Gedanken tätig sind. Ein etwas anderes Material sind dumme Gedanken, die wir während unseres Lebens haben, ein etwas anderes Material sind gescheite Gedanken. Aber je nachdem wir ihnen das als Material liefern, werden da diese - grob gesprochen - «ätherischen Maschinen» ausgearbeitet, die dann dazu da sind, daß die Entwickelung im Kosmos weitergeht. Wenn also unser Ätherleib nach dem Tode dem Kosmos übergeben wird, so wird zugleich übergeben die Arbeit der Wesen der drei genannten Hierarchien.

Betrachten wir jetzt von einem ähnlichen Gesichtspunkte aus den menschlichen Astralleib. Wir stellen unsere Betrachtungen von neuen Gesichtspunkten aus an; daher erscheinen immer andere Beziehungen zu den umliegenden Reichen. Derjenige, der nicht lesen kann — und zum Lesen gehört die Möglichkeit des Zusammenfassens der Dinge -, der kann viele Widersprüche sehen in den Dingen, die dargestellt werden. Aber das rührt nur davon her, daß er nicht die Gesichtspunkte ins Auge faßt, von denen aus die Dinge beleuchtet werden.

Unser astralischer Leib ist in einem ähnlichen Verhältnisse zur Erdenumgebung wie unser Ätherleib. Unser Ätherleib ist das ganze Tierreich, von dem Gesichtspunkte aus, den ich Ihnen angegeben habe. Unser Astralleib ist das ganze Pflanzenreich. Ganz genau so, wie ich gesprochen habe über den Ätherleib mit Bezug auf das Tierreich, müßte ich nun sprechen über unseren Astralleib in bezug auf das Pf lan-

zenreich. Da stecken alle Pflanzenformen unserer Erde darinnen. Und wiederum ist das so: Wenn nicht alle höheren Hierarchien arbeiten würden an unserem Astralleib, so würde nach dem Durchmachen dieses Rücklaufes von dem Tod zur Geburt, wo der Astralleib allmählich abgeworfen wird, nichts anderes eintreten, als daß der Astralleib eben abgeworfen würde, und der Astralleib draußen in der Welt würde das ganze Pflanzenreich sein. Ja, es würde sich das ganze sogar zur Kugel ordnen, es würde seiner eigenen Elastizität folgen. Aber der Astralleib kann sich nicht zur Kugel ordnen, weil während unseres Lebens zwischen Geburt und Tod an unserem astralischen Leib arbeiten die Geister der Form selber, die Geister der Bewegung, die Geister der Weisheit, sogar die Geister des Willens bis zu einem gewissen Grade. Und wenn wir nach Jahren oder Jahrzehnten in der oftmals beschriebenen Weise nach dem Rücklauf durch das Leben den astralischen Leib allmählich befreit haben von seinem Zusammenhange mit dem irdischen Leben, dann ist zu gleicher Zeit in der Arbeit an diesem astralischen Leibe das, was die Geister der Form, der Bewegung, der Weisheit, des Willens brauchen, um dem Kosmos das einzuverleiben, was sie ihm einverleiben müssen. Das allerdings, was auf diese Weise dem Kosmos einverleibt wird, das kommt uns zugute, denn das muß darinnen sein im Kosmos. Das wird dem Kosmos anders einverwoben, als das eben vorhin Beschriebene. Wenn unser Ätherleib abgeworfen wird, wird er geradezu dem allgemeinen Weltenäther eingenäht, einverwoben, könnte ich sagen. Dasjenige aber, was jetzt, gewoben aus unserem astralischen Leib, als Arbeit der Geister der Form, der Bewegung, der Weisheit, der Throne erscheint, das wirkt zusammen mit unserem Ich, das die Zeit zwischen Tod und neuer Geburt durchmacht, und es enthält die Kräfte, die wirken müssen, damit wir wiederum in eine neue Inkarnation eintreten können. Denn damit wir in eine neue Inkarnation eintreten können, dazu gehört sehr, sehr viel! Wirklich, dasjenige, was die äußere physische Wissenschaft heute über den Bau des Schädels, des Hirnes weiß, das ist viel, so viel, daß es ja recht viele Leute gibt, denen es zuviel ist, das zu wissen. Aber wenn man dieses Wissen der äußeren Wissenschaft daraufhin betrachten würde, daß der Schädel mit dem Gehirn, dieser Wunderbau, bis in seine kleinsten Teile

hinein gebildet werden sollte: wie wenig würde man mit der äußeren Wissenschaft zustande kommen, um das wirklich zu bilden! Da Hegt doch ein bedeutendes Geheimnis vor. Mit diesem Geheimnis sind zwar Stumpflinge, diese Sorte von Menschen, die man Stumpflinge nennen kann, bald fertig, indem sie sagen: Was da am Menschen in der fortlaufenden Generationenfolge entsteht, kommt ganz von selbst. Daß sich so ein Menschenkopf formt im Leibe der Mutter, das kommt also ganz von selbst.

Man kann begreifen, daß die Leute das sagen, aber wie gescheit es ist, das möchte ich Ihnen durch einen Vergleich klarmachen. Wir können hypothetisch einmal annehmen, daß es in München Wesen gäbe, die vieles sehen könnten, aber gerade den Menschen nicht, auch den Menschen bei seiner Tätigkeit nicht sehen könnten. Es wäre doch denkbar, daß solche Wesen München bevölkern, die den Menschen bei seiner Tätigkeit nicht sehen könnten. Solche Wesen, die den Menschen bei seiner Tätigkeit nicht sehen könnten, könnten aber, sagen wir zum Beispiel, die Uhren sehen. Die würden also sehen, wie es Uhren gibt und wie die Uhren gemacht werden, den Menschen sähen sie nicht, den Uhrmacher, der die Uhr zusammenfügt. Die Hände sähen sie nicht, die die einzelnen Teile zusammenfügen, sie sähen nur, wie sich aus den einzelnen Teilen die Uhr formt. Sie sähen vielleicht noch die verschiedenen Pinzetten und Zangen und so weiter, mit denen die Teile angefaßt werden, aber es wird für sie gleichsam aus der Luft heraus zusammengefaßt dasjenige, was die einzelnen Teile der Uhr sind. Was würden diese Wesen denn für eine Ansicht von den Uhren haben? Sie würden nicht sagen: In München gibt es Uhrmacher -, das würden sie ganz in Abrede stellen. Sie würden sagen: Oh, das ist ein entsetzlicher Aberglaube, anzunehmen, daß es Uhrmacher gibt, denn die Uhren entstehen ganz von selbst, man sieht ja, wie sie sich von selbst zusammenfügen.

So, wie diese Wesen urteilen würden, so urteilen die Menschen, die annehmen, daß dasjenige, was nun schon einmal auf dem physischen Wege sich nach und nach bildet, von selber entsteht. All das, was da entsteht, das entsteht durch die Handlungen der geistigen Wesen der höheren Hierarchien. Wahrhaftig nicht bloß durch die Wechselwir-

kung von Vater und Mutter und durch dasjenige, was dann im Leibe der Mutter sich bildet, bildet sich «von selbst» der Mensch, sondern die ganze Welt wirkt herein, da ist der ganze Kosmos mit den Wesen der höheren Hierarchien daran beteiligt.

Natürlich ist der Kosmos bis in die höchsten Regionen hinauf auch an dem beteiligt, was am Haupte daranhängt; aber am menschlichen Haupt ist er ganz besonders beteiligt. Dazu wird es auch noch die physische Wissenschaft bringen - wie sich im allgemeinen physische Wissenschaft und Geisteswissenschaft allmählich ausgleichen werden -, daß sie lernen wird, in der Embryologie anders zu denken über das menschliche Haupt und anders über alle anderen Organe. Die anderen Organe, so wird man herausfinden in verhältnismäßig gar nicht ferner Zeit, hängen sehr stark von vererbten Eigenschaften ab. Viel weniger hängt die Bildung des Hauptes von vererbten Eigenschaften ab. Da werden sie nur hineingedrängt durch den Zusammenhang mit den anderen Organen. An der Bildung des menschlichen Hauptes ist wirklich der ganze Kosmos beteiligt, und zwar geistig beteiligt; er wirkt hinein in den Leib der Mutter.

Daß die Leute die Kräfte nicht sehen - nun, der Bauer schaut auch nicht die Kräfte, die am Magneten wirken -, das ist kein Beweis, daß es diese Kräfte nicht gibt. Und was da an diesem menschlichen Kopfe vorhanden ist, das ist gewissermaßen etwas, was ausgearbeitet wird im Zusammenhang mit dem, was der Mensch mitbringt in seinem Ich in die Zeit zwischen Tod und neuer Geburt, was ausgearbeitet wird von den Geistern der Form, von den Geistern der Bewegung, den Geistern der Weisheit, den Thronen, die da alle an einer mächtigen Hohlkugel arbeiten. Das, was da ausgearbeitet wird, ist riesig groß, ist eine Sphäre, und in diese Sphäre wird alles eingearbeitet. Denken Sie sich eine riesige Kugel, in deren Oberfläche eingearbeitet wird wie in einen Globus alles das, was eingearbeitet werden soll nach Maßgabe desjenigen, was zuerst einmal der Mensch da dem allgemeinen Kosmos übergeben hat in seinem Ätherleib. Das bildet gewissermaßen etwas, das man abzeichnet, wenn ich den Ausdruck gebrauchen darf. Dann aber namentlich dasjenige, was da mitgebracht worden ist aus dem Verarbeiten des astralischen Leibes. Dann kommt die Zeit - sie beginnt mit dem, was

ich in dem einen Mysterium bezeichnet habe als die Mitternachtsstunde des Daseins —, wo allmählich diese Sphäre wiederum kleiner und kleiner wird. Und diese Sphäre, die da ausgearbeitet wird von hohen Geistern nach Maßgabe früherer Inkarnationen des Menschen, wird endlich so klein, immer kleiner und kleiner, und vereinigt sich mit dem Menschenkeim, der im Leibe der Mutter empfangen wird. Daraus entsteht dann vor allen Dingen die Kopfesform. Diese Entstehung der Kopfesform ist ein wunderbares Geheimnis, sie ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Arbeit höherer Hierarchien.

Denken Sie nur einmal, wie des Menschen Empfinden über sein Verhältnis zur Welt vertieft werden kann, wenn er weiß, wie er drin-nensteht im ganzen kosmischen Zusammenhange! Dieser Mensch, der sein Haupt trägt, muß lernen - in aller Bescheidenheit, ohne Stolz und Hochmut selbstverständlich -, daran zu denken, wie wenig dasjenige, was in menschlicher Weisheit vorhanden ist, von dem enthalten kann, was notwendig ist, um dieses Haupt zu bilden, das ihm gegeben ist. Den ganzen kosmischen Inhalt trägt der Mensch in sich.

Da gewinnt, wenn man so die Sache betrachtet, Geisteswissenschaft Unendliches dadurch, daß sie der Ausgangspunkt wird für gewisse Empfindungen, die ja gefährlich werden können in der hochmütigen Seele. Ich habe darauf angespielt in dem zweiten Mysterium, wo Cape-sius im Gespräch mit Benedictus diese Wahrheiten an sich herantreten fühlt: daß ganze Götterleistungen dazu notwendig sind, um den Menschen zustande zu bringen. Bei vielen, die zunächst eitel veranlagt sind, kann das, und zwar recht unbewußt, die Eitelkeit noch fördern; der Mensch kann sich ungeheuer wichtig vorkommen. Gescheiter ist, wenn man mehr die Empfindung hegt, wie wenig man im Bewußtsein hat von all der Weisheit, die notwendig ist, um einen selbst zustande zu bringen!

Man kann natürlich der Ansicht derjenigen sein, die da sagen: Ja, aber wozu ist es notwendig, daß der Mensch das alles weiß? Er kann ja auch ohne das Wissen von diesen Dingen leben, er lebt ganz gut ohne das Wissen von diesen Dingen. - Darin liegt ein großer Irrtum, daß der Mensch ganz gut ohne dieses Wissen leben könne. Ef kann es nämlich in Wahrheit nicht. Wir leben allerdings gerade in demjenigen Zeitalter, wo man sich diesem Irrtum hingeben kann, daß man ohne

das Wissen von der geistigen Welt ganz anständig auf der Erde leben kann, nämlich frühstücken, Mittag essen, Abendbrot essen und so weiter, und auch sonst noch verschiedenes daneben und dazwischen tun. Aber dieser Glaube beruht nicht auf Wahrheit. Man muß allmählich den Menschen zur Empfindung bringen, daß dieser Glaube nicht auf Wahrheit beruht.

Aus einer solchen Grundlage heraus führe ich jetzt zum Beispiel in öffentlichen Vorträgen Karl Christian Planck an, diesen merkwürdigen Menschen, der jahrelang in Ulm ein einsames Dasein verlebt hat, den die Universität Tübingen nicht einmal berufen hat, als der Lehrstuhl dort frei geworden ist, weil niemand da war, der einen Einblick hatte in die Bedeutung dieses Mannes. Gewiß, die Stumpflinge werden sagen, er ist ja am Ende seines Lebens so nervös geworden, daß er allerlei, was man als Größenwahn auslegen kann, gesagt hat. Nun, das sagen die Stumpflinge. Aber ein Mensch, dem ja, wie Planck, nicht Geisteswissenschaft schon vollständige Bestätigung gegeben hat, der konnte schon nervös werden unter solcher Mißhandlung von Seiten seiner Mitmenschen, und dann auch solch ein Wort aussprechen, wie er es in der Vorrede seines «Testamentes eines Deutschen» ausgesprochen hat, wo ihm das Wort des alten Römers in den Mund kam: «Undankbares Vaterland, nicht einmal meine Gebeine sollst du haben!» Aber ich habe jenen Ausspruch angeführt, den Karl Christian Planck getan hat vor dem Jahre 1880, wo er gestorben ist, und der genau dasjenige wiedergibt, was wir jetzt als unseren europäischen Weltkrieg haben. Der idealistisch anschauende Mensch war geeignet, auch die Wirklichkeit zu sehen, weil die Kraft, die sich innerlich entwickelt, wenn man in einer solchen Weise aus den Quellen des Daseins heraus zu denken vermag, zugleich das Praktischste in der Welt ist. Nicht dasjenige, was die Menschen denken, die die Praxis mit Löffeln gegessen zu haben vermeinen, ist das eigentlich Praktische. Nur durch die Brutalität der Menschen kann zur Praxis erklärt werden, wenn man jedes berechtigte Streben einfach totdrückt, das aus den wirklichen Quellen des Lebens hervorgeht.

Ich führe solche Beispiele an, um zu zeigen, wie jene Kraft des Menschen, die auch notwendig ist im äußeren praktischen Leben, das

klare, eindringliche Denken, nur dadurch entstehen kann, daß die Seele des Menschen befruchtet ist von geisteswissenschaftlichen Wahrheiten. Warum können denn die Menschen in unserem Zeitalter glauben, daß das Leben der Menschheit auf Erden möglich ist, ohne daß man von geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen eine Ahnung hat? Weil sie so unendlich kurzsichtig sind! Wenn sie nicht so kurzsichtig wären, könnte man nämlich ganz äußerlich beweisen, wie unrecht diejenigen haben, die da sagen, der Mensch brauche sich nicht zu kümmern um eine geistige Welt: er werde ja von selbst geboren, wachse dann von selbst heran; eine Art Erziehung müsse ihm allerdings geboten werden, aber da stelle die heutige Pädagogik so unendlich gescheite Erziehungsprinzipien auf, die sogar heranreichen bis zu der Riesenhöhe Foersterscher Pädagogik. Nun, und dann werde man allmählich ein gesetzter Mensch, der über dasjenige nachdenkt, was er machen muß, damit die Menschheit etwas zu essen und zu trinken hat, und er auch.

Aber so war es nicht immer im Menschengeschlecht. Und es ist noch nicht lange her, daß man es für möglich hält, daß der Mensch ohne den Besitz geistiger Erkenntnisse überhaupt auf der Erde leben kann. Dafür kann man auch schon äußere Beweise erbringen, und einen solchen möchte ich Ihnen anführen. Ich habe ihn jetzt in verschiedenen Zweigen angeführt. Wahrscheinlich würde man, wenn man Zeit hätte - aber in München gibt es diese Zeit ja nicht -, auch hier in München selber einen solchen Beweis finden können. Wir haben ihn neulich bei einer Betrachtung des Hamburgischen Bildermuseums gefunden. Er ergibt sich aus dem folgendem Denken wir einmal an jenes große Symbolum, das am Beginne des Alten Testamentes steht, von der Verführung der Eva und des Adam, was wir kennen als die luzi-ferische Versuchung. Nicht wahr, wenn das heute der Maler malt — es ist ja ziemlich gleichgültig, auf welchem Standpunkte er steht, ob er realistisch malt oder idealistisch, als Expressionist, Impressionist, Futurist oder was immer -, er wird immerhin glauben, am meisten der Wirklichkeit Rechnung zu tragen, wenn er Adam und Eva, nun ja, nicht wahr, mehr oder weniger scheußlich malt. Aber dazu wird er malen den Baum des Paradieses, darauf die Schlange mit einem richtigen Schlangenkopf, die Schlange so groß wie der Baum, aber mit

einem richtigen Schlangenkopf. Kann das im wahren Sinne des Wortes realistisch genannt werden? Ich glaube nicht, meine lieben Freunde! Von der jetzigen Frau gar nicht zu sprechen - aber nicht einmal die Urmutter Eva kann man für so beschränkt halten, daß sie sich von einer wirklichen Schlange verführen ließe! Das kann doch nicht «realistisch» sein! Denken Sie sich eine wirkliche Schlange, die durchs grüne Gras schleicht; auf die sollte die Urmutter Eva hereingefallen sein? Nicht wahr, naturalistisch kann die Sache doch wohl nicht sein! Auch die gegenwärtige Schlange kann, trotzdem sie als wirkliches Tier herumkriecht, nur als ein Symbolum für etwas anderes aufgefaßt werden.

Aber jetzt erinnern wir uns einmal daran, was wir eigentlich für Begriffe verbinden müssen mit dieser luziferischen Verführung. Luzi-fer ist es ja! Die Schlange kann ja höchstens das Symbolum vom Luzifer sein. Mit dem Luziferischen ist verbunden, daß dieses Wesen während der Mondenbildung zurückgeblieben ist. Da kann man es also überhaupt nicht sehen, dieses Wesen als solches, mit physischen Augen der Erde. Wenn der Luzifer noch auf dem Standpunkte der Mondenbildung ist, da kann man ihn natürlich nicht sehen mit den gewöhnlichen physischen Augen der Erde, man kann ihn nur sehen mit innerlichen Augen. Er kann also nicht sein wie eine irdische Schlange, die man sehen kann mit gewöhnlichen physischen Augen.

Man muß sich den Luzifer schon so vorstellen, wie ihn die Geisteswissenschaft vorstellen kann. Bedenken Sie nur, daß der Mensch sein Haupt an sich trägt als dasjenige Glied, das am vollkommensten ausgebildet ist. Daran hängt - Sie brauchen ja nur das Skelett anzusehen -, ich möchte sagen auf ganz dünne Weise, wie angehängt, der übrige Organismus. An dem Haupte hängt allerdings dann das Rückgrat mit dem Rückenmark. Aber das, was physisch später entstanden ist, das hat sich vorher gebildet. Würde man zurückgehen in der Entwickelung und mit dem inneren Auge Luzifer sehen, so würde man ihn selbstverständlich in seiner Mondenbildung sehen müssen, vorbereitend das menschliche Erdenhaupt. Da würde man ein menschliches Haupt sehen, noch nicht so verdichtet, innerlich beweglich, noch vielgestaltig, und daran hängend so etwas wie menschliches Rückgrat, Rückenmark, von dem man sich ja vorstellen kann, daß es in Form eines Schlangen-

leibes daranhängt. So müßte man also eigentlich Luzifer malen, mit einem möglichst vieldeutigen Antlitz, und daran hängend einen Sch^an-genleib, der aber sich nähert dem Urbeginne des menschlichen Rückgrats. Das wäre im Sinne der Geisteswissenschaft eine Art Bild von Luzifer.

Nun gibt es in dieser Hamburgischen Bildergalerie aus dem 13., 14. Jahrhundert ein Bild von Meister Bertram, das die biblische Schöpfungsgeschichte darstellt, und wo dieses paradiesische Symbolum wirklich in der Weise gemalt ist, daß Luzifer, so wie ich ihn jetzt beschrieben habe, genau im Sinne unserer Geisteswissenschaft gemalt ist. Also im 13., 14. Jahrhundert hat der Meister Bertram richtig im geisteswissenschaftlichen Sinne den Luzifer gemalt. Das ist etwas, was man sehen kann. Dies ist eine historische Tatsache.

Wir haben ja öfter hingewiesen auf das alte atavistische Hellsehen, das erst nach und nach verglommen ist. Aber was der Meister Bertram da gemalt hat, das weist noch darauf hin, daß bis ins 13., 14. Jahrhundert herein die Möglichkeit vorhanden war, Luzifer richtig im Sinne der alten Geisteswissenschaft, der atavistischen Geisteswissenschaft zu malen. Man kann also äußerlich beweisen, daß es erst ein paar Jahrhunderte her ist, seit die Menschen so geistverlassen geworden sind wie jetzt. Solche Beweise werden Sie genug finden.

Das heißt, dasjenige, was die Stumpflinge heute für die urewige Natur der Menschenseele halten - daß man durch seine Augen hinaussieht und das, was man durch seine Augen sieht, mit dem Verstände kombiniert -, das ist überhaupt erst eine menschliche Seeleneigenschaft seit ein paar Jahrhunderten. Vorher haben alle Menschen gewußt von einem Zusammenhang mit der geistigen Welt. Natürlich ist es allmählich verglommen. Aber wir finden, daß selbst noch im 13., 14. Jahrhundert Menschen so malen konnten, daß es im Sinne der alten Wissenschaft ist. Es ist wichtig, eine solche Tatsache zu beachten. Aus dieser Tatsache ersieht man, wie die alte Geisteswissenschaft, die ja, wie wir wissen, weichen mußte um der Ausbildung der menschlichen Freiheit willen, bis ins 13., 14. Jahrhundert noch in den Seelen lebendig war. Weil da die Bewußtseinsseele ausgebildet werden mußte, mußte zurückweichen die alte Geisteswissenschaft.


Yüklə 0,84 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   ...   6   7   8   9   10   11   12   13   ...   23




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©genderi.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

    Ana səhifə