Mitteleuropa zwischen Ost und West Kosmische und menschliche Geschichte Sechster Band



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Zunächst gingen die Dinge so, wie sie, ich mochte sagen, gehen sollten. Blavatsky hub durchaus damit an, sich auch in die okkulten Seiten des mitteleuropäischen Geisteslebens einzuleben. Was das bedeutet, wird uns ganz klar werden, wenn wir dieses mitteleuropäische Geistesleben auch in bezug auf seine Okkultismen noch etwas näher betrachten. Dieses mitteleuropäische Geistesleben hat nämlich immer auch Okkultes an seine Oberfläche gebracht. Dieses Okkulte ist ja sogar in einer gewissen, wenn auch äußerlichen Literatur noch zu erkennen. Es lebte im 15., 16., 17., ja noch im 18. Jahrhundert, bis dann der Jesuitismus gekommen ist und äußerlich - aber auch nur äußerlich - alles verdorben hat. Aber es lebte damals. Und wenn wir heute davon sprechen, wie in einer gewissen rein ideellen Form in der Goethe-, Schel-ling- und Fichte-Zeit ein tieferes Streben zum Vorschein kam, so muß

man sich auch darüber klar sein, daß dieses tiefere Streben wurzelt in mitteleuropäischen Okkultismen, in einer mitteleuropäischen okkulten Entwickelung. In diese Strömung der mitteleuropäisch-okkulten Ent-wickelung kam zunächst auch wirklich durch einen guten Vorgang Helena Petrowna Blavatsky hinein, so daß zunächst dasjenige, was, ich möchte sagen, durch die unterirdischen Kanäle der menschlichen Persönlichkeit heraufkam in das psychische Leben der Blavatsky, durchtränkt wurde von dem, was da lebte durch das spätere Mittelalter hindurch an Okkultismus innerhalb Mitteleuropas.

Aber es war ja mit diesem mitteleuropäischen Okkultismus früher schon etwas anderes geschehen. Bloß töricht, bloß dumm sind natürlich die westlichen Okkultisten nicht; sie sind sogar mit Bezug auf das, was man so manchmal als äußere Klugheit erkennt, außerordentlich gescheit. Grey und Asquith rechne ich allerdings nicht zu diesen Gescheiten; ich will nicht etwa in das Ansehen kommen, daß ich die jetzigen englischen Staatsmänner zu diesen Klugen rechne. Aber es haben schon, namentlich innerhalb der okkulten Orden, außerordentlich bedeutende Leute gelebt, die vor allen Dingen mit großer Klugheit ausgestattet waren, und mit Hilfe dieser Klugheit ist es dahin gekommen, daß man eigentlich so ziemlich alles, was man äußerlich übernehmen konnte von dem mitteleuropäischen Okkultismus, hinübergenommen hat nach England, so daß das wieder auflebt in England in einer allerdings äußerlichen, exoterischen, aber doch umfangreichen Literatur.

Für denjenigen, der die Dinge kennt, wie sie sind, ist es ganz klar, wenn er irgend etwas nimmt von Wynn-Westcott, oder von denjenigen englischen Okkultisten, die etwas wissen, sogar wenn er intimer verfolgt die Schriften von Laurence Oliphant, worum es sich beim Produzieren dieser englischen okkulten Literatur handelt: daß man sich anschickt, demjenigen, was in Mitteleuropa erzeugt worden ist und was zunächst zurücktreten mußte in Mitteleuropa, weil eine mehr materielle Entwickelung Platz griff, ein englisches, ein westeuropäisches Gewand zu geben. Es ist ja deshalb, ich möchte sagen, so hoffnungslos betrübend, wenn man immer wieder und wiederum sah, wie gewisse Deutsche sich gar nicht genugtun konnten, darauf hinzuweisen, wie

«englisch» eigentlich alles wirkliche okkultistische Streben sein müsse, und daß man da soviel wie möglich herübernehmen müsse. Die Leute wissen eben nicht, daß das, was aus mittelalterlichem Deutschtum gekommen ist, nach dort hinübergetragen worden ist und daß sie es jetzt wiederum im englischen Gewände zurücktragen. Man könnte sogar niedliche Forschungen anstellen: Sehr niedliche Forschungen würden sich zum Beispiel ergeben, wenn man englische okkulte Werke übersetzen und dann neben die Übersetzung dasjenige legen würde, was in einer viel gründlicheren, ernsteren Weise als mittelalterliche deutsche okkultistische Literatur vorhanden ist. Wenn man die zwei Dinge zusammenlegen würde, da würden sich groteske Dinge ergeben! Es würde sich nämlich ergeben, daß sehr spirituelle Dinge innerhalb der mitteleuropäischen Entwickelung nur mit einer Art von Schutt zugedeckt sind, und daß die wiederum zurückgetragen werden, von britischem Materialismus durchtränkt, ohne daß man weiß, daß sie zuerst von Mitteleuropa dort hinübergetragen worden sind.

Aber Helena Petrowna Blavatsky hat sich schon zuerst durchdrungen mit dem, was auch in mittelalterlichem Okkultismus gelebt hat. Bei ihr war ja das alles nicht voll im Bewußtsein, was sich mit ihr vollzogen hat, sie war eben in hohem Grade auch eine unterbewußt psychische Natur. Nun aber lebte das Bestreben fort, alles, was zukunftsmächtig ist, in die Unterordnung von westeuropäisch-angelsächsischem Wesen hineinzubringen. Dieser Drang lebte mächtig. Und im Zusammenhange mit diesem Drang - gewiß, ich könnte Ihnen alle einzelnen Vorgänge schildern, aber ich muß skizzieren, weil wir ja nicht so viel Zeit haben - steht, daß in einer bestimmten Zeit zum Beispiel Blavatsky veranlaßt wurde, in einen bestimmten okkulten Orden in Paris einzutreten.

Nun trat also Blavatsky, auf der einen Seite mit den okkultistisch vertieften russischen Eigenschaften, andererseits durchtränkt mit einer ganzen Summe von wirklichem Wissen, das aus Mitteleuropa stammte -sei es nun rosenkreuzerisch, oder wie Sie es nennen wollen -, in eine Pariser Geheimgesellschaft ein. Da war sie nun darin. Vermöge desjenigen, was in ihrer Seele lebte, war sie eine ungeheuer starke Seele, eine Seele, die dasjenige, was in ihr lebte, stark zur Geltung brachte,

die nicht etwa so ohne weiteres darauf einging - was man natürlich in jenen okkulten Orden in Paris gerne gemocht hätte -, daß man sie nur so als ein höheres Medium betrachtete. Denn, was den Leuten besonders zu schaffen machte, das war dieses Vermögen, alle ihre okkulten Erlebnisse, wenn sie es für gut fand, der Welt mitzuteilen, da sie dieselben hineingenommen hatte in eine Art höhere Psyche. Man hätte sonst der Welt sagen können: Seht ihr, dasjenige, was wir euch zu sagen haben, das sagen wir euch nicht aus Theorien heraus, sondern das erscheint auf einem übermediumistischen Wege; da drängt es sich aus einer kernhaften, aus einer russischen Natur, aus der Psyche einer Persönlichkeit, die im höchsten Grade eine psychische Persönlichkeit ist, herein. - Hätte man das ausführen wollen, dann hätte natürlich die Blavatsky eine viel weniger eigensinnige Persönlichkeit sein müssen. Das ließ sie sich schon nicht gefallen. Daher auch die Tatsache, daß sie nun in jenem geheimen Orden in Paris Bedingungen stellte, die ich nicht nennen will - es wird auch die Zeit kommen, über diese Dinge zu sprechen -, die aber wiederum hervorgingen aus dem Blavatsky-Drang. Sie fühlte nämlich: Die da drüben im Westen wollen die westliche Herrschaft gefördert haben, soweit sie vom Okkultismus gefördert werden kann - darauf lasse ich mich nicht ein! - Denn gerade dazumal, bei all den merkwürdigen Dingen, die sich in jenem Pariser geheimen Orden abgespielt haben, fühlte sie sich stark als Russin und stellte Bedingungen, die ich, wie gesagt, nicht nennen will, für ihr Verbleiben im Orden, Bedingungen, die auch nicht im entferntesten berücksichtigt werden konnten, wenn dieser Orden noch weiter mit der Außenwelt rechnen wollte. Sie stellte Bedingungen, die gewissermaßen geeignet gewesen wären, die ganze Geschichte von Frankreich rundherum zu kugeln. Daher schloß man sie aus. Man hatte so das Gefühl, man habe sie gerade noch zur rechten Zeit ausgeschlossen, bevor sie zuviel erfahren hat von den Geheimnissen des Ordens.

Dann kamen verschiedene andere Ereignisse, unter anderem auch dieses, daß sie jetzt, ich möchte sagen, Geschmack bekommen hatte an der Teilnahme an den großen Weltereignissen. Und da ließ sie sich denn in einen anderen, jetzt in einen amerikanischen Orden aufnehmen. Da stellte sie nun nicht die Bedingungen wie in dem Pariser Or-

den, aber sie benahm sich so, daß das eben auf dem amerikanischen Wege hätte erreicht werden können, was sie in Paris durch die offenen Bedingungen hat erreichen wollen. Und in Verbindung mit einem Manne, dem ohnedies die amerikanischen Verhältnisse der damaligen Zeit außerordentlich wenig gefallen haben, in Verbindung mit Oleott, hatte sie große Dinge vor mit Bezug auf das amerikanische Leben, Dinge, welche die westlichen Okkultisten, sofern sie angelsächsisch sind, in eine Seelenstimmung gebracht haben, von der man sagen kann: Den Leuten wurde siedendheiß zumute! - Siedend heiß, so heiß war es nicht Dr. Faust zumute, nicht Richard III., wie Goethe einmal aus einer gewissen Stimmung heraus sagte. Und nun war außerdem noch das eingetreten, was ja in Paris noch nicht eingetreten war - nun, die Blavatsky hat schon zuviel gewußt, zu genau hineingeschaut in dasjenige, was eigentlich da als Absichten bestand! -, es war etwas entstanden, was ganz gewiß, wenn man es mißt an uraltheiligen okkulten Regeln, nicht so ganz zu rechtfertigen ist, was aber geschehen mußte, um großes Unglück, das hätte kommen können, zu verhüten. Die Dinge, die man sich vornahm, wurden gerade damals erwogen in einer Versammlung amerikanischer und europäischer Okkultisten, und nach mancherlei Umwegen ging aus den Maßnahmen, die man ergriffen hatte, das hervor, was man im Okkultismus nennt das Versetzen von jemandem in okkulte Gefangenschaft. Diese okkulte Gefangenschaft besteht darin, daß man durch gewisse Vorgänge bewirkt, daß das Streben eines Menschen, namentlich das okkulte Streben, wie eingeschlossen ist in einer Sphäre, so daß der Betreffende immer nur das eigene Streben zurückgeworfen sieht und aus der Sphäre nicht hinaussieht. In eine solche okkulte Sphäre hinein wurde nun Blavatsky versetzt. Äußerlich richtete man die Sache so ein, daß sie während dieser okkulten Gefangenschaft in Asien war.

Aber nun brachte die Entwickelung der Menschheit gewisse Dinge mit sich. Wie gesagt, es ist natürlich immer nicht ganz genau, was man erzählt, das heißt, es sind schon die Einzelheiten genau, aber man muß, weil man nicht Zeit hat, Dinge überspringen, die vielleicht ein anderes Mal erzählt werden können, und die zu erwähnen ein anderes Mal gewünscht werden kann. Es trat das ein, daß dann führende indische

Okkultisten versuchten, dasjenige, was nun wiederum politisch für ihr indisches Volkstum von besonderem Vorteil war, dadurch auf okkulte Weise zu fördern, daß sie die Blavatsky herauszogen aus ihrer okkulten Gefangenschaft. Und alles dasjenige, was sich zunächst mitteleuropäisch gefärbt hatte, was dann überzogen war von all dem, was man in Westeuropa in sie hat hineinbringen wollen, das war jetzt indisch gefärbt, und ein kompliziertes okkultes Erleben spielte sich jetzt sozusagen um die arme Blavatsky ab. Sie war von der okkulten Gefangenschaft eines Tages frei; aber alles dasjenige, was in ihrer Seele saß an Okkultismen, das hatte eine indische Färbung bekommen. Und dazu kam der mehr unbewußte Einfluß Oleotts, der nun doch darauf hinauslief, dem Angelsachsentum diese Okkultismen, die indisch gefärbt waren, auch wiederum dienstbar zu machen. Und so konnte denn das herauskommen, daß an die Stelle der früheren Führerschaft der Blavatsky ein anderer Führer trat, den sie nun, entsprechend dem früheren, auch weiter mit dem Namen Koot-Hoomi bezeichnete; aber der spätere, zweite Führer der Blavatsky, war im Grunde genommen - wie diejenigen, die in diese Dinge eingeweiht sind, wissen - nichts anderes als ein in russischen Diensten stehender Wicht, eine Persönlichkeit, die ganz andere Ziele verfolgte mit all den Dingen, die sie der Blavatsky und ihren Anhängern überlieferte, als in ehrlicher Weise okkulte Kenntnisse unter den Menschen zu verbreiten; eine Persönlichkeit, die vor allen Dingen große politische Ziele, eine Art von russischer Spionenschaft verfolgte, und die jetzt die Sache so leiten und lenken wollte, daß von der anderen Seite her diese geistige Ehe zwischen dem Russen-tum und dem Angelsachsentum zustande kommen sollte.

Alles dasjenige, was als so grauenvoll Verderbliches manche außerordentlich großen Wahrheiten, die auch in der «Secret Doctrine» enthalten sivnd, durchsetzt, das ist auf diese Gründe zurückzuführen, die damit angedeutet werden. Man kann auch bemerken, daß die eminent russische Färbung, die durch diesen späteren Koot-Hoomi in die ganze Blavatsky-Richtung hineingekommen ist, gewissen englischen Hochgrad-Okkultisten doch nicht paßte, und wie namentlich gewisse okkulte Kreise, die in England der Hochkirche außerordentlich nahestehen, alles daran setzten, jene Färbung, die ich eben charakterisiert

habe, zu bekämpfen. Das ist eine ausführliche, eine große Geschichte, die sich da abgespielt hat.

Klar muß man sich nur vor allem darüber sein, daß Helena Pe-trowna Blavatsky eine außerordentlich bedeutungsvolle psychische Persönlichkeit war, in der durch ihre Psyche hindurch die mannigfaltigsten Strebungen und Strömungen gewirkt haben. Man hatte dazumal, namentlich im Anfang des äußeren Auftretens der Blavatsky, nach vielen Richtungen hin die Tendenz, gewisse politische Dinge der Zukunft auf dem Wege vorzubereiten, daß man die Leute gewissermaßen übertäubte mit gewissen Okkultismen. Es wissen ja Okkultisten einer gewissen Sorte nur allzugut, daß man - verzeihen Sie den harten Ausdruck - durch nichts die Welt besser dumm machen kann, als wenn man zunächst in einer gewissen Weise einen Okkultismus lehrt. Wenn dann nicht hinter diesen Lehren des Okkultismus die absolute Tendenz zu ehrlichem Wahrheitssinn steht, kann man die durch den Okkultismus dumm gemachten Leute überallhin führen, wohin man sie bringen will. Das ist eine Tendenz derjenigen Okkultisten, die der mehr oder weniger schwarzen, grauen Sorte angehören. Und solche verfolgen sehr häufig ferne politische Ziele, lange Zeit im voraus sorgsam alles vorbereitend. Nicht umsonst wird - oder wurde wenigstens — in gewissen Geheimgesellschaften, namentlich Britanniens, aber auch Frankreichs, immer wieder gelehrt, welches das zukünftige Schicksal Polens sein wird und wie man sich zu verhalten habe gegenüber den verschiedenen Bestrebungen und Strömungen im polnischen Volk. Nicht umsonst wurde immer gelehrt, wie der Zusammenhang entstehen müsse zwischen Rumänien, Bulgarien, Serbien und den sich angliedernden Territorien der Balkanhalbinsel, und wie man vorbereiten müsse gewisse politische Unterströmungen, damit dasjenige, was man wollte, eben gefördert werden könne. Ungeheuer viel Politik wird gerade in den westeuropäischen Geheimorden gemacht. Ich möchte sagen, große Politik wird da gemacht.

Da Blavatsky sich eigentlich doch nie hat bewegen lassen dazu, nur reines Angelsachsentum okkultistisch zu fördern, so wurde sie, weil sie eine psychische Persönlichkeit war, als gefährlich betrachtet, sagen wir zum Beispiel bei den hohen Okkultisten, die der Hochkirche be-

sonders nahestanden und die ja einzig und allein dasjenige wollten, was ich schon angedeutet habe. Besonders dachte man da zuerst, wirken zu können durch solche Leute, die durch ihre geringen Talente, durch ihr unausgebildetes Denken eigentlich ahnungslos in einer solchen Bewegung darinstehen. Besonders viel glaubte man zu erreichen dadurch, daß man die Wege des Herrn Sinnett in einer gewissen Weise lenkte. Unter den angedeuteten Verhältnissen lassen sich ja die Wege eines Menschen, wie gesagt, leiten und lenken, wenn man nicht auf dem Boden steht, dasjenige als Höchstes anzuerkennen, was der echte Okkultismus als Höchstes anerkennen muß: die unbedingte Wahrung der menschlichen Freiheit und der menschlichen Würde. Aber es muß auch immer wieder dazu ermahnt werden, daß der Okkultist oder derjenige, der sich mit dem Okkultismus bekannt macht, gerade in bezug auf diesen Punkt Wache hält über seine Seele. Und Mrs. Besant ist ja auch ziemlich ahnungslos in die Dinge hineingewachsen, aber bei ihr ist außerdem ein starker angelsächsischer Trieb vorhanden, und so konnten all die Dinge dann auch durch Mrs. Besant wirken, die eben durch sie gewirkt haben. Wenn Sie bedenken, wie kompliziert alles ist in der Strömung, in die sie da hineingestellt worden ist, dann werden Sie manches begreifen gerade an dieser Mrs. Besant. Aber man muß sich schon darauf einlassen, ein wenig Verständnis zu gewinnen für solche Dinge.

Es ist sehr nötig, meine lieben Freunde, daß unser echtes, klares Urteilsvermögen, unser Vermögen, die äußeren Verhältnisse zu überschauen, nicht darunter leidet, daß wir uns auf Okkultismen einlassen, daß wir sozusagen gesunden Menschensinn bewahren in der Beurteilung der äußeren Verhältnisse, uns nicht benebeln lassen durch allerlei Okkultismen. Wir brauchen ein klares Urteil über die Vorgänge des Lebens, das uns befähigt, nicht hereinzufallen auf alle möglichen trüben okkultistischen Scharlatanerien, namentlich auf solche Dinge, bei denen, von gewissen Zentren ausgehend, ganz anderes angestrebt wird als die reine Wahrheit und wo verbreitet werden gewisse Okkultismen, um im Trüben fischen zu können für gewisse Ziele und Zwecke. Und wirklich dringend nötig ist es auch für unsere Bewegung, daß sie eine reine Scheidewand ziehe zwischen ihrem ehrlichen Wahrheits-

streben, das hervorgeht nur aus der Erkenntnis dessen, was in unserer Zeit der allgemeinen Geistesbewegung der Menschheit sich einverleiben muß, und alldem, was sich in vielfach unlauterer Weise gerade jetzt in der Welt geltend macht als Okkultismus, demgegenüber man gar nicht sagen darf, es stehe einem nicht an, sich für die entsprechenden Tatsachen zu interessieren. Man muß schon zwischen dem bloßen Aberglauben, der hereinfällt auf die «Wissenden» - aber im schrecklichsten Sinne «Wissenden» -, und der Geistesbewegung, die innerhalb unserer Strömung hell bleiben soll, eine Scheidewand ziehen, und man muß immer mehr keinen Zweifel darüber lassen, auf welcher Seite man nicht steht! Das ist durchaus notwendig. Sonst kommt man in einen gewissen Dusel hinein, der die allerschlimmsten Verheerungen anrichten kann. Weil diese Dinge gerade von mehr materialistischer Seite besprochen und bekanntgemacht und ganz gewiß von übelgesinnter Seite mißbraucht werden in der Zukunft, um allem Okkultismus etwas anzuhaben, möchte ich Sie schon hier heute - ich werde es vielleicht morgen sogar öffentlich tun müssen — auf gewisse Dinge aufmerksam machen, die schon geeignet sind, den Leuten über manches die Augen zu öffnen, und die notwendig machen zu betonen, mit was für Dingen, die oftmals als Okkultismus angesehen werden, wir nichts zu tun haben wollen, damit wir gerüstet und gewappnet sind, wenn der Augenblick kommen sollte, wo man mit diesen trüben Dingen dasjenige zusammenwerfen wird, was ehrliches geisteswissenschaftliches Streben ist.

Nehmen Sie eine solche Tatsache - wie gesagt, ich erwähne diese Dinge aus dem Grunde, weil sie heute eben bekannt werden, und weil wir nötig haben, dazu zu sagen, wie wir darüber denken —: In Paris lebt, ganz klar im Zusammenhange mit den Bestrebungen gewisser geheimer Orden, eine Persönlichkeit, die mediale Eigenschaften hat, deren mediale Eigenschaften auf die Menschen wirken, die bewundert wird als ein bedeutungsvolles Medium, die aber eben im Zusammenhange mit okkulten Strömungen der charakterisierten Art steht und, zum Teil bewußt, zum Teil unbewußt, solche okkulten Strömungen durch sich wirken läßt. Diese okkulte Persönlichkeit gibt ein Jahrbuch heraus: In dem Jahrbuch für 1913, das schon 1912 erschienen ist, lesen

wir mit Bezug auf Österreich: Derjenige, welcher glaubt zu regieren in der Zukunft, wird nicht regieren, aber ein anderer, junger, wird regieren, von dem man noch nicht glaubt, daß er regieren werde. -Und in dem Jahrbuch, das 1913 für 1914 erscheint, wird diese Behauptung in noch deutlicherer Weise wiederholt.

Diejenigen, die sich gerne beduseln lassen wollen, können ja, wenn sie wollen, die große Prophetengabe dieses Pariser Mediums bewundern. Aber derjenige, der mehr hell ist in seinem Geistesleben, der möchte doch auch solche Fäden ziehen, wie diese, die da sichtbar werden. Wenn man nun ein gewisses Blatt nimmt, das in Paris erscheint und das sich ja vielleicht vergleichen läßt mit der «B. Z. am Mittag» -«Paris Midi» heißt das Blatt -, da ist nun, nicht weit entfernt in der Zeit von jener Behauptung des Almanachs, schon im Jahre 1913 der entschiedene Wunsch ausgedrückt worden, der österreichische Erzherzog Ferdinand möge ermordet werden. - Und in demselben Blatt ist ausgesprochen - in der Zeit, als die dreijährige Dienstzeit in Frankreich verhandelt wurde -, daß, wenn es zu einer Mobilisierung kommen würde, in den ersten Tagen der Mobilisierung Jaures ermordet werden würde! Halten Sie das zusammen mit allen jenen Firlefanzereien, die jetzt gemacht werden, um möglichst einen Schleier zu breiten über die Geheimnisse, die hinter der Ermordung Jaures* stehen, und damit, daß die Persönlichkeit, die jenen Almanach herausgegeben hat, in den ersten Tagen der Mobilisierung, im August 1914, nach Rom gefahren ist, um dort gewisse Kreise zu beeinflussen im antimitteleuropäischen Sinne. Halten Sie alle diese Tatsachen zusammen und versuchen Sie dann ein Urteil zu bilden, ob Sie es hier mit einer Prophetie zu tun haben oder mit etwas wesentlich anderem, was ich Ihnen wohl nicht weiter zu charakterisieren brauche. Aber studieren Sie daran, in wessen Dienst manchmal derjenige steht, der sich beduseln läßt und wenn da oder dort so etwas auftritt, wie in jenem Almanach, das sich später erfüllt, dann einfach von Prophetie spricht! Helles, klares Urteil ist schon notwendig, wenn man bedenkt, was an Unlauterkeit sich an die Rockschöße des Okkultismus hängt.

Und wir können weiter zurückblicken. Diese westeuropäischen Orden haben ihre Abgesandten vom Beginn des 19. Jahrhunderts an

in Rußland drüben gehabt. Die Leute werden sagen, in Rußland hat man die maurerischen Orden oder dergleichen nicht geduldet. - Um so mehr haben sie im Geheimen geblüht und um so stärkere Früchte haben sie getragen, und derjenige, der einmal die Geschichte der Sla-wophilen und des Panslawismus studieren wird, der wird die Quellen in jenen russischen Geheimbünden zu suchen haben. Wenn man einen erwischt hat, hat man ihn ja da- oder dorthin geschickt oder füsiliert; aber stattgefunden hat es, daß der Ihnen charakterisierte westeuropäische Okkultismus verbunden wurde mit dem russischen Geistesleben.

Man muß schon hineinsehen in die tieferen Zusammenhänge, die bestehen, wenn man ein Urteil über die Vorgänge der Welt haben will. Und wenn auch jetzt, solange wir gewissermaßen blockiert sind, über die Sache wenig gesprochen werden kann, auch deshalb, weil einige Daten fehlen würden: es wird schon die Zeit kommen, wo man sehen wird, welche Rolle bei der ganzen westeuropäischen Kriegsentfesselung gerade jene westeuropäischen Orden spielen, deren Fäden - und mehr als Fäden! — hineingehen in die englischen Ministerien, in die Pariser Ministerien und so weiter, und wie diese maurerischen Orden eine große Rolle gespielt haben namentlich in Westeuropa, als es sich darum handelte, den Anschluß Italiens an die sogenannte Entente zu bewirken. Die waren sehr, sehr eifrig, und waren wiederum mit gewissen Verbindungen Osteuropas in gutem Zusammenhang. Von den deutschen Maurern der niederen und höheren Grade, die ja in einem internationalen Weltenbunde selbstverständlich mit den anderen immer verbunden waren, «brüderliche Grüße» ausgetauscht haben, brüderliche Zusammenarbeit betont haben, von ihnen kann allerdings zur Entlastung gesagt werden, daß sie zu dumm waren, von der ganzen Geschichte nichts geahnt haben, in die sie eingefügt waren. Das muß man auch zu ihrer Entlastung ganz entschieden hervorheben. Und das ist die bedeutungsvollste Eigenschaft dieses mitteleuropäischen Maurertums, daß es düpiert worden ist bis zum letzten Moment, wie ja manche andere auch, die nicht gerade im Maurertum darin gestanden haben und von denen auch die Möglichkeit vorhanden gewesen wäre, daß sie sich vielleicht nicht hätten düpieren lassen.

Wie oft mußte im Laufe der Zeit hervorgehoben werden, daß man sich einlassen soll auf die Betrachtung solcher Zusammenhänge und daß man namentlich gerade dann, wenn man sich in den Okkultismus einläßt, klares Urteil wird bewahren müssen. Jetzt liegt schon einmal die Notwendigkeit vor, in unserem Kreise auf solche Dinge aufmerksam zu machen. Vieles, was gesagt worden ist, was im Laufe der Jahre so eingeflossen ist, ist nur allzuwenig berücksichtigt worden, man hat allzuwenig auf die Dinge hingehört. Daher gibt es schon manches in unserer Bewegung, was einen gerade in unserer gegenwärtigen Zeit mit Betrübnis erfüllen kann. Unsere mitteleuropäische Bewegung ist wirklich auf einer anderen Basis begründet als andere ähnliche Bewegungen. Denken Sie nur einmal an das eine, daß wir unsere mitteleuropäische Bewegung ja schon vergleichen können mit einem lebendigen Wesen. Sie hat die Eigenschaft eines lebendigen Wesens. Wenn man einen Verein gründet, an den die Leute sich anschließen und aus dem sie wieder austreten, so ist dieser Verein nicht zu vergleichen mit einem lebendigen Wesen. Es ist gewiß vieles falsch von dem, was Weismann gesagt hat über ein lebendiges Wesen, aber das eine ist richtig: daß ein lebendiges Wesen einen Leichnam zurückläßt, wenn es seine Seele zurückzieht. Das trifft genau auf unsere Gesellschaft zu, in anderer Weise als auf andere Gesellschaften. Unsere Gesellschaft hat das Lebendige in sich, daß sie unsere Zyklen an die Mitglieder abgibt, die nun bei den Mitgliedern sind. Wenn eine andere Vereinigung sich auflöst, so gehen die Mitglieder auseinander, da bleibt kein Leichnam zurück. Man kann die schönsten Ideale haben und kann ruhig wieder auseinandergehen. Denken Sie aber, wenn wir auseinandergehen: die ganze Summe der Zyklen bleibt zurück. Das ist der Leichnam! Das ist das Zeugnis dafür, daß wir nicht auf strohernen Prinzipien, auf Programmen, sondern auf etwas Lebendigem begründet sind. Dieses andere wird derjenige, der die Sache betrachten will, schon finden. Und außerdem mußte unsere ganze Bewegung die Form annehmen, die sie angenommen hat. Wie schwer, wie unendlich schwer war es, ich möchte sagen, unser Schiffchen hindurchzusteuern durch all die Klippen, die Sie jetzt ein bißchen erkennen werden, wenn Sie auf all das schauen, was notwendig war, um das, was in Mitteleuropa sich geltend machen mußte, aus


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