Mitteleuropa zwischen Ost und West Kosmische und menschliche Geschichte Sechster Band



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Über das, was von mir gesprochen wurde, konnte man hören: Der verwendet seine okkulten Fähigkeiten dazu, sie zur Prüfung der Wolffsehen Telegramme zu vertrödeln. - Sonderbares Vertrauen von jemand, der in unserer Bewegung drinsteht, zu sagen, daß ich die Wahrheit des Wolffschen Telegraphenbüros zugunsten der Feinde Deutschlands verwende! - Das ist nur ein Urteil aus unzähligen. Da sehen Sie, wie auch in Geisteswissenschaft das hereinspielt, was jetzt in Begierden und Leidenschaften die Welt durchflutet. Das darf uns nicht abhalten, die Wahrheit zu ergründen in bezug auf das, was jetzt zu betonen unsere Obliegenheit ist. Das werden Sie einsehen können.

Im Grunde genommen war es immer so, wie es jetzt ist. Das, was jetzt gesagt wurde, ist immer gesagt und getan worden. Ich habe schon früher betont, daß diese hier zur anthroposophischen Bewegung gewordene theosophische Bewegung sich nie in anderer Weise entwickeln wollte, als im geraden Fortgang mitteleuropäischer Kultur. Es hat sich nie darum gehandelt, sich von jemand ins Schlepptau nehmen zu lassen. Von englischer Seite faßte man, als man das bemerkte, gleich Mißtrauen gegen diese Mitteleuropäer, die nicht die Nachbeter dessen waren, was von britischer Theosophie gegeben wurde. Das Wahrheitsgefühl mußte die britische Auffassung des Christus-Problems ablehnen, sie war solcher Art, daß der Glaube entstehen konnte, Christus werde sich im physischen Leibe wiederverkörpern, weil man ein geistiges Kommen des Christus nicht verstehen konnte. Da zeigte sich die Unmöglichkeit des Zusammengehens der beiden Richtungen. In englischen theosophischen Zeitschriften finden Sie jetzt Zuschriften von

Mrs. Besant, die in jeder Weise die Welt der Theosophie aufruft, um gegen Deutschland zu wirken. Da finden Sie eine nachträgliche Erklärung dafür, warum damals die deutsche theosophische Bewegung sich von der englischen lostrennen mußte. Mrs. Besant sagt: «... Jetzt, wenn ich rückwärts blicke, im Lichte der deutschen Methoden, wie der Krieg sie uns offenbart, erkenne ich, daß die langandauernden Bemühungen, die theosophische Organisation einzufangen und einen Deutschen an ihre Spitze zu setzen - der Zorn gegen mich, als ich diese Bemühungen vereitelte, die Klage, daß ich über den verstorbenen König Eduard VII. als den Beschützer des europäischen Friedens gesprochen hatte, statt dem Kaiser die Ehre zu geben -, daß alles das ein Teil war der weit ausgebreiteten Kampagne gegen England, und daß die Missionare Werkzeuge waren, geschickt gebraucht durch die deutschen Agenten hier» (in Indien), «um ihre Pläne durchzusetzen. Wenn sie hätten verwandeln können die Theosophische Gesellschaft in Indien mit ihrer großen Anzahl von Verwaltungsbeamten in eine Waffe gegen die britische Regierung und sie dazu hätten erziehen können, emporzuschauen zu Deutschland als zu ihrer geistigen Führerin, statt einzustehen, wie sie es immer getan hat, für den gleichwertigen Bund zweier freier Nationen: so hätte sie allmählich ein Kanal für Gift in Indien werden können.»

[Lücke in der Nachschrift] Diese Persönlichkeit ist darauf gekommen, was ich damals wollte. - Da erkennen Sie die Ursachen, warum dieser Krieg zwischen Deutschland und England ausgebrochen ist. Sie können aber auch sehen, daß dem jetzigen Kampf unser auf das Spirituelle bezüglicher vorangegangen ist. Mancherlei, was da geschehen mußte, wird man jetzt vielleicht anders verstehen.

Das Beteuern von Okkultismus [?] ist ein zweischneidiges Schwert. Es muß immer wieder gesagt werden, daß ein Wahrheitsgefühl die Seelen intensiv durchdringen muß, welche durch Okkultismus Heil, und nicht Unheil in der Welt anrichten wollen. Wie das zusammenhängt, was in unsere Seele durch die Zeitereignisse dringen muß, was wir als okkult Beflissene aus den Zeitereignissen lernen sollen, kann uns an dem Gedanken aufgehen: Wenn wieder Friede sein wird, werden in der Geisteswelt unverbrauchte Ätherleiber sein, die Kräfte herunter-

bringen wollen. Aus den Seelen, die durch Geisteswissenschaft angeregt sind, sollen auch Kräfte hinaufgehen, sich mit den Kräften von oben zu verbinden, dann wird für Fortschritt und Heil der Menschheit das, was Geisteswissenschaft sein kann, bedeutsam sein. Wenn wirklich recht viele Seelen, die in Wahrheit und Objektivität das empfinden, da sein werden, wenn viele Seelen mit Gedanken, die durch die spirituelle Weltauffassung angeregt sind, sich hinaufsehnen in die Geisteswelten, dann wird auch für diese Seelen das Schwierige unserer Zeit seinen Wert haben. Darum möchte ich auch heute den Zusammenhang unseres geistigen Strebens zum Ausdruck bringen durch die Worte:

Aus dem Mut der Kämpfer, Aus dem Blut der Schlachten, Aus dem Leid Verlassener, Aus des Volkes Opfertaten Wird erwachsen Geistesfrucht -Lenken Seelen geist-bewußt Ihren Sinn ins Geisterreich.

VIERTER VORTRAG

München, 29. November 1915

Es ist eine Zeit, in der das Todeserlebnis vom Gesichtspunkt des physischen Planes vielfältig im weiteren und im engeren Sinn vor unsere Seele tritt, tausendfältig draußen in der Menschheit und auch in unserem engeren Kreis, aus dem gerade im Laufe der letzten Jahre und auch Monate liebe Freundesseelen durch die Pforte des Todes gegangen sind. Da ist es vielleicht gerade naheliegend, diese Betrachtung, zu der wir hier in diesem Zweige uns verbunden fühlen können, von gewissen Gesichtspunkten aus auf das Rätsel des Todes und mancherlei, was damit zusammenhängt, zu lenken. Wir richten ja unsere betrachtenden Blicke auf das Todesrätsel nicht bloß aus dem Grunde, weil uns Neugierde oder Wißbegierde plagt, das zu erkennen, was mit dem Tode geheimnisvoll zusammenhängt, sondern weil wir nun schon aus den Anschauungen, die uns Geisteswissenschaft vermitteln kann, genugsam entnommen haben, wie mit dem Geheimnis des Todes, mit der Erkenntnis desselben, innig zusammenhängt das, was wir brauchen an stärkenden Kräften des Lebens, wie im Grunde genommen die Betrachtung des Todes die Kluft zwischen den beiden Welten -der Welt, die wir im Physischen durchleben, und der Welt des Geistigen - hinwegschafft. Haben wir uns doch oftmals klargemacht und mit Recht immer wieder und wiederum im Anblick konkreter Tode vor unsere Seele gerufen, wie diejenigen Seelen, die mit uns verbunden waren im physischen Leben, dies auch bleiben, nachdem sie durch die Pforte des Todes gegangen sind. Durfte ich doch im Zusammenhang damit auch schon in diesem Zweige es aussprechen, daß es zu den stärkenden, kräftigenden Gedanken gehört, von denen wir uns tragen lassen können, daß wir Freundesseelen in den geistigen Welten haben, welche durch die Art und Weise, wie sie hier auf Erden mit unserer Sache verbunden waren, unsere treuen Helfer und Mitarbeiter werden und geworden sind. Betonen muß man es doch, daß wir nun schon einmal in einer Zeit leben, in der wir uns verpflichtet fühlen, die Geisteswissenschaft auszuarbeiten, in der aber dieser Geisteswissenschaft noch

viel Mißverständnis und aus dem Mißverständnis, dem Unverständnis hervorgehende Gegnerschaft entgegengebracht wird. Und manchmal könnten Zweifel entstehen, ob gegenüber der immer stärker und stärker werdenden Gegnerschaft - und sie wird wahrlich noch stärkere Formen annehmen - dasjenige ausreichen kann, was uns an Kräften gegeben ist innerhalb der physischen Welt. Dann tritt eben gerade der stärkende Gedanke ein, daß die mit unserer Arbeit treu verbundenen Freundesseelen, die vor uns hinweggegangen sind, die ungehemmt sind durch die Hindernisse, welche sich uns hier auf Erden noch entgegendämmen, ihre Kräfte mit den unseren vereinigen. Und aus solcher Überzeugung heraus glauben wir an das Sieghafte, wenn auch langsam Heransiegende der geisteswissenschaftlichen Arbeit.

Wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht, da ist es ja, ich möchte sagen, unserer Seele zunächst gelegen, zu erfahren, wie er, nachdem er seinen physischen Leib auf dem Schauplatz des Erdenseins zurückgelassen hat, dann in die geistigen Welten, gewissermaßen diese physischen Welten verlassend, hinansteigt. Wenn wir geisteswissenschaftliche Überzeugungen gewonnen haben, dann empfinden wir das Durchschreiten der Todespforte bei einem Menschen wie ein Verlassen der physischen Welt. Wenn nun der geistesforscherische Blick auf das Erlebnis des Todes gerichtet wird, das heißt auf das Hindurchgehen eines Menschen durch die Todespforte, dann stellt sich diesem geistesforscherischen Blick allerdings die Sache etwas anders dar. Hauptsächlich kommt ja dabei das in Betracht, was der sogenannte Tote selber als Erlebnis hat, wie er in seinem Innersten das Durchschreiten der Todespforte empfindet und erlebt, und wie es sich für ihn dann weiter gestaltet zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Und da muß gesagt werden: Was durch die Todespforte schreitet, das ist, wie wir wissen, zunächst der Ätherleib mit dem astralischen Leib und dem Ich. - Nun fühlt aber der Tote, indem er in dieser Dreiheit seines Wesens zunächst die geistige Welt betritt, den Schauplatz der physischen Welt und darauf stehend diejenigen Menschen, mit denen er sich verbunden fühlte im Leben, und auch alles das, womit er sich sonst verbunden gefühlt hat, eigentlich so, als wenn ihn das alles verließe, als wenn es sich unter ihm gewissermaßen wegbewegte. Und dann

fühlt derjenige, der durch die Todespforte geschritten ist und sich einlebt mit seinem Ätherleib in die ätherische Welt, sich eins werdend mit dieser ätherischen Welt. Und auch das wissen wir schon: Vor seinem Blick tritt eine Art Überschau über das Erleben auf der Erde in der letzten Inkarnation auf. Dieses Erleben ist wirklich mit einer Art universellen Traumerlebens zu vergleichen. In wogenden, webenden Bildern, die vielsagend, vielbedeutend sind, läuft das Leben eben tagelang ab. Man möchte sagen, es vergrößert sich dieses Lebenspanorama, indem der Tote fühlt: Bis dahin schaust du; dein Leben webt sich ab, flutet ab. Und jenseits dieses flutenden Lebens verläßt dich der Schauplatz, auf dem du bisher gestanden hast.

Dieses ist ein ganz ätherisches Erleben. Während wir, wenn wir hier physisch-sinnlich erleben, auf das Feste, das Derbe mit unseren Sinnen aufstoßen und genau wissen: das sinnlich Erlebte ist da draußen und wir erfühlen uns in den Grenzen unserer Haut -, erlebt der durch die Todespforte Geschrittene sein Dasein und seinen Zusammenhang mit der Welt so, daß er nicht in so starker Weise unterscheidet; er fühlt gewissermaßen das, was er als Lebenstableau hat, als ein Stück seines Selbstes. Ja, es ist dieses Lebenstableau überhaupt zunächst seine Welt. Er überschaut das, was er durchlebt hat, in einem großen Lebenspanorama, als seine nächste Welt, in der er zunächst ist. Gewissermaßen entsinkt ihm das irdische Dasein, und es preßt sich aus diesem entsinkenden irdischen Dasein das heraus, was er seit seiner Geburt innerhalb dieses irdischen Daseins erlebt hat, und das läuft ab so wie ein mächtiges, lebendiges intensiv lebendiges, nicht mit dumpfem Traumbewußtsein, sondern mit deutlichem Bewußtsein durchzogenes Bilderpanorama, wobei eben nicht etwa bloß Bilder gesehen werden, sondern wobei alles das wieder auflebt, was wir auch in anderer Weise innerhalb des Lebens erfahren haben. Jedes einzelne Gespräch, das wir mit Menschen gehabt haben: wir hören es wieder; alles das, was wir mit Menschen zusammen erfahren haben, was wir ausgetauscht haben an Empfindungen mit ihnen: wir erfahren es wieder. Dadurch, daß alles flutendes Leben ist, ist jener Lebensreichtum möglich, der, in einige Tage zusammengedrängt, eine völlige Überschau - die eigentlich immer gleichzeitig vor uns ist - über das gibt, was wir in einem manchmal

langen Erdenleben durchgemacht haben. Und wir machen es so durch, daß wir dann wissen: Früher, auf der Erde, hast du das so durchlebt, daß Erlebnis nach Erlebnis gekommen ist. Du hattest ein Erlebnis, standest drinnen in einem Lebenszusammenhang. Der flutete dahin, blieb zum Teil in deiner Erinnerung, wurde zum Teil vergessen. Dann trat Neues ein, und so setzte sich durch Jahre hindurch der Lebensstrom zusammen. Jetzt ist das alles gleichzeitig vor dem seelischen Auge stehend, und jetzt ist das alles, man möchte sagen, in dem zur Welt erweiterten Selbst drinnen.

In diesen Tagen nach dem Tode unterscheidet man nicht Welt und Ich, sondern beide fließen zusammen, und die Welt ist eben das Selbsterlebte. Es ist sonst zunächst nichts da als das Selbsterlebte, in dem auch alles drinnen ist, was wir mit anderen Menschen im Erdendasein durchlebt haben. Und dann fühlen wir, wie wenn das äußerlich ätherisch Stoffliche, das anfangs wie der Träger dieser Bilderwelt erscheint, von uns fortginge, und wie wenn diese Bilderwelt nicht mehr wie eine geschaute wäre, sondern wie eine, die wir jetzt ganz und gar mit unserem eigenen Wesen verbunden haben, die ganz und gar unser Inneres jetzt bildet. Und dadurch, daß wir sie gleichsam in uns aufsaugen, sind wir in der Lage, wiederum die übrige geistige Welt zu empfinden, zu erleben, mit unserem Bewußtsein zu überschauen.

Nun treten nach und nach in der übrigen geistigen Welt die Menschenseelen auf, die entweder vor uns durch die Pforte des Todes gegangen sind und nun auch da sind, oder die Menschenseelen, die noch unten sind im physischen Leib, im irdischen Dasein. Man schaut diese Menschenseelen von der geistigen Welt aus, indem man sie in ihrem Geistig-Seelischen schaut. Das Physische ist allerdings nur für physische Organe wahrnehmbar, aber das Geistig-Seelische, das das Physische auskleidet, ist dann auch im Menschen wiederum vor unserem Seelenblick aufsteigend. Wir fühlen uns viel inniger mit all dem verbunden, was jetzt von uns erlebt wird, als wir uns verbunden fühlen konnten da, wo doch eigentlich, nämlich auf der Erde,, durch den physischen Leib trennende Schranken sind.

Nur eben eines müssen wir immer festhalten: Die Worte, die ja alle für die Verhältnisse des physischen Planes geprägt sind, müssen

wir sorgfältig wählen, wenn wir das Geistige bezeichnen wollen, denn das Erleben in der geistigen Welt ist eben nun einmal ein viel intimeres als das Erleben hier auf dem physischen Plan. Wenn wir uns vergegenwärtigen, wie ein Gedanke, der ein Erlebtes darstellt, das lange hinter uns liegt, an dieses Erlebnis erinnernd wieder herauftaucht, wie dieser Gedanke aus uns selber heraufkommt, wenn wir uns das lebhaft vorstellen und uns jetzt, ich möchte sagen, die Wirklichkeitsinhalte eines solchen schattenhaften Erinnerungserlebens denken, dann bekommen wir allmählich eine Vorstellung, wie eigentlich die geistige Wirklichkeit vor uns auftritt, nachdem wir durch die Pforte des Todes geschritten sind. Sie kommt ja in der Regel nicht so von außen an uns heran wie die Erlebnisse der physisch-sinnlichen Welt. Die Imaginationen kommen schon so herauf, nur mit unendlich viel größerer Lebendigkeit als die Erinnerungsbilder, aber so, daß wir unser Ich und die Imaginationen nicht so unterscheiden, wie wir uns hier unterscheiden von der Außenwelt. Sie kommen aus uns herauf wie Erinnerungsbilder, aber so, daß wir wissen: Das, was da am Horizonte unseres Bewußtseins aufsteigt, ist Realität. Da steigt eine Imagination auf: wir wissen sie mit uns so verbunden wie hier auf dem physischen Plan das Erinnerungsbild. Sie steigt auf mit aller Lebendigkeit. Wir wissen aber, wir sind mit ihr verbunden, unser Ich ist drinnen. So steigt die Seele aufwärts, so fühlen wir uns im Verein mit den Seelen und den Seelenwesen der höheren Hierarchien, die allmählich da aufsteigen. Es kommt schon die geistige Welt, ich möchte sagen, aus dem unbestimmten Dämmerdunkel an die eigene Seele heran, wie Erinnerungsbilder an sie herankommen, die in unserer Seele auftauchen. Nur daß die Erinnerungsbilder eben ganz dämmerig sind und nur ein äußeres Wirkliches abbilden, während die Imaginationen, die auftreten, dann zu sprechenden Imaginationen werden, indem sie sich wesenhaft ankündigen durch ihre im Geist sich enthüllende Sprache, die dann für uns wird zur Offenbarung der Seelen, der Geister, mit denen wir weiterhin in der mannigfaltigsten Weise wärmer, inniger zusammen sind* als wir mit einem Menschen hier auf dem physischen Plan zusammen sein können.

Man muß sich nun ganz besonders klarmachen, welche Bedeutung

das allererste Erlebnis hat, das der Mensch durchmacht, wenn er durch die Pforte des Todes schreitet. Dieses Zurückblicken auf das letzte Leben, das hat eine große, eine ungeheure Bedeutung für das ganze nunmehr folgende Erleben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, und wir können uns diese Bedeutung klarmachen, wenn wir daran denken, wie wir eigentlich zu unserem Ich-Bewußtsein kommen in dem physischen Erdenleben; nicht zu unserem Ich, sondern zu unserem Ich-Bewußtsein. Wie wir zum Ich kommen, wissen wir ja aus unserem geisteswissenschaftlichen Studium: Die Geister der Form verleihen uns dieses Ich, indem wir fortgeschritten sind vom Mondendasein zum Erdendasein. Aber dieses Ich ist ja zunächst unterbewußt. Es wird bewußt dadurch, daß es sich im physischen Leibe spiegelt. Wie spiegelt es sich hier auf dem physischen Plan? Nun, Sie wissen ja, schon im gewöhnlichen Traumerlebnis können Sie es sehen: Das Ich wird seiner im Traumerlebnis nur sehr selten klar bewußt; es verschwimmt das Ich mit den Erlebnissen, mit den Bildern des Traumes, die auftauchen. Wodurch erleben wir während des Tagwachens das Ich-Bewußtsein? Machen Sie sich klar, wie eigentlich doch dieses Ich-Bewußtsein zusammenhängt mit allen äußeren Wahrnehmungen und allem äußeren Erleben. Wenn wir mit der Hand so durch die Luft fahren, verspüren wir nichts. Im Augenblick, wo wir aufstoßen, verspüren wir etwas. Aber wir verspüren eigentlich das eigene Erlebnis, verspüren dasjenige, was wir durch unsere Finger erleben. Im Stoßen an die Außenwelt werden wir unser Ich gewahr. Und in anderem Sinn werden wir beim Aufwachen eigentlich dadurch unser Ich gewahr, daß wir aus dem Schlafbewußtsein heraus untertauchen in unseren physischen Leib, zusammenstoßen mit unserem physischen Leib. In diesem Zusammenstoßen mit dem physischen Leib wird das Ich-Bewußtsein eigentlich vor die Seele gerufen.

Seien wir uns doch klar, daß das Ich-Bewußtsein nicht verwechselt werden darf mit dem Ich. Das Ich bleibt zunächst im Unterbewußtsein, könnte man sagen, unvollständig. Wie das Ich wirklich ist, wird der Mensch erst während der Vulkanzeit erfahren. Aber das Ich erlangt das Erdenbewußtsein dadurch, daß es mit dem Astralleib untertaucht in den Ätherleib und physischen Leib, zusammenstößt mit dem Ätherleib und

physischen Leib. Und in diesem Zusammenstoßen mit dem Ätherleib und physischen Leib wird das Ich seiner selbst gewahr: dadurch entsteht das Ich-Bewußtsein von dem Moment an, wo eben wirklich der physische Leib so verhärtet ist, daß dieses Zusammenstoßen stark genug ist, das heißt von einem gewissen Zeitpunkt der zarten Kindheit an, bis zu dem wir uns zurückerinnern.

Nun muß auch die Seele im Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt mit etwas zusammenstoßen. Hier im physischen Leben stößt sie zusammen mit dem physischen Leib, der aus den physischen Kräften und Substanzen der äußeren Natur gegeben ist, um zum Ich-Bewußtsein zu kommen. Nach dem Tode, zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, stößt die Seele, um also zu ihrem nunmehr geistigen Ich-Bewußtsein zu kommen, mit dem eigenen Leben zusammen, das sie in den Tagen, nachdem sie durch die Todespforte geschritten ist, eben geschaut hat und auf das sie immer wieder zurückblickt. Erst stellt sich das Leben schauend dar, dann wird es Rückblick, der immer da ist. Indem wir als geistiges Wesen, nachdem wir durch die Todespforte geschritten sind, im Strom der Zeit weiterleben und zurückblicken auf das, was wir unmittelbar in und mit dem Tod erlebt haben, stößt die weiterschreitende Seele immer im Rückblick auf dieses Lebenspanorama, das man gehabt hat, das aber jetzt eben geistige Erinnerung bleibt. Und so wie das Ich durch seinen Zusammenstoß mit dem physischen Leib zu seinem Ich-Bewußtsein hier entzündet wird, so wird das Ich-Bewußtsein nach dem Tode entzündet durch den auf das letzte Erdenleben aufstoßenden, rückschauenden Blick auf unser eigenes Leben. Indem wir auf dasselbe zurückschauen, erleben wir dieses Ich-Bewußtsein zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Es ist anders, dieses Ich-Bewußtsein nach dem Tode, aber es ist keineswegs etwa schwächer.

Wie ist denn eigentlich dieses Ich-Bewußtsein hier in der physischen Welt? Es ist so, daß wir eigentlich hier in der physischen Welt, wenn wir unser Ich gewahr werden wollen, darauf angewiesen sind, daß es uns durch anderes in unserem physischen Leib gezeigt wird. Es erscheint uns gleichsam aus dem Spiegel unseres physischen Leibes heraus, dieses unser physisches Ich. Wir fühlen uns recht passiv in der

Erzeugung unseres Ich, zumindest wenn wir nicht gerade einer solchen Philosophie wie derjenigen Johann Gottlieb Fichtes nachleben. Dagegen, nachdem wir durch die Todespforte geschritten sind, fühlen wir uns fortwährend tätig. Wir geben uns gleichsam unser jetzt viel intensiveres Bewußtsein immer wieder und wiederum dadurch, daß wir rückschauen auf unser eigenes Leben und mit dem Ich-Bewußtsein das Bewußtsein verbinden: Wir wollen uns, und wollen uns immer wiederum, und wir dürfen uns wollen, denn unverlierbar bleiben wir uns selbst dadurch, daß unauslöschbar der Eindruck bleibt dessen, was wir einmal durchlebt haben. - Ich möchte mit diesen Worten gerade sehr deutlich das wiedergeben, was da im Ich-Bewußtsein zwischen dem Tod und einer neuen Geburt erlebt wird. Und ungleich dem Erleben, dem Bewußtseinserleben hier auf dem physischen Plan ist das Bewußtseinserleben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Hier auf dem physischen Plan kann eigentlich niemand aus eigener Erfahrung im normalen Bewußtsein zurückschauen auf seine eigene Geburt. Seine Geburt kann jemand im eigenen Erleben mit normalem Bewußtsein nicht beobachten, das Erinnern fängt erst später an. Ich habe auch hier schon einmal gesagt: Wenn die Leute nur auf Erfahrung, auf das Selbsterfahren etwas geben wollen im Leben, dann kann eigentlich niemand an seine eigene Geburt glauben, seine Geburt erlebt er im Grunde genommen höchstens, wenn er hellsichtig zurückschaut. Wenn jemand sagt: Ich glaube nicht früher an die geistige Welt, als bis ich sie selbst gesehen habe; dasjenige, was mir die Geisteswissenschaft sagt, das will ich nicht glauben, ich glaube nur das, was ich selbst gesehen habe -, dann kann man ihm im Grunde genommen antworten: Und deine eigene Geburt? Es scheint doch, als ob du glauben würdest, daß diese stattgefunden hat? Aber eine Erfahrung kannst du nicht gut davon haben. - Man sieht daraus, wie sogar etwas ganz Bedeutungsvolles für das Menschenleben nur aus einer Schlußfolgerung heraus für das normale Bewußtsein eben bewußt ist. Wir nehmen nur immer für das normale Bewußtsein an, daß wir geboren sind, indem wir schließen: Wir schauen gerade so aus wie die Menschen, von denen wir schon beobachteten, daß sie geboren sind, also werden wir wohl auch geboren sein. - Aber es beruht nur auf einer Schlußfolgerung.

Ganz anders ist dieses in der Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. So wenig man im normalen Bewußtsein auf die eigene Geburt zurückschauen kann, so sehr schaut man mit diesem erinnerten Lebenspanorama immer den Moment seines Todes. Und so wahr als sich die Geburt auslöscht für das Erdenbewußtsein, so wahr steht im rückschauenden Bewußtsein vor dem Seelenleben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt immer das Ereignis des Todes, aber jetzt angesehen von der anderen Seite. Hier auf dem physischen Plan sieht ja der Mensch das Erlebnis des Todes nur von der einen Seite. Da hat es manche schauerliche Seite. Aber man darf nicht daraus schließen, es wäre nun schrecklich, daß der, welcher weiterlebt, immerdar zurückschauen müsse nach dem Todeserlebnis. Denn dieses ist von dort aus gesehen das schönste, größte, bedeutsamste Erlebnis, das überhaupt eine Menschenseele haben kann, weil es immerdar in strahlender Weise zeigt, wie der Geist siegt über das materielle Dasein. Ein alles Bewußtsein Belebendes, Erhebendes und Erhöhendes hat diese fortdauernde Rückschau auf das Todeserlebnis. Vorzugsweise dieses Todeserlebnis ist es, durch das die Seele sich sagt: Ich lebe hier in der geistigen Welt, mit der geistigen Welt. - Dadurch, daß die Seele die Kraft hat, sich dieses zu sagen, hat dieses Todeserlebnis für das nach dem Tode beginnende Leben eine ungeheure Bedeutung.


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