66
zu nennen, Bestandteile
einer Zelle, vornehmlich materiell ausgerichtet, die zur
„Umgestaltung und Zerstörung“ der staatlichen Bedrohung fungierten und später,
aufgrund des nicht ausreichenden und gänzlichen Erfolgs der Eliminierung der
Gefahr in der Bildung von Konzentrationslagern mündete. Der dritte Zellentyp,
ebenfalls vornehmlich materiell ausgestattet, eine Folge des zweiten, entstand
schließlich mit den Arbeits- und Konzentrationslagern.
39
Mithilfe dieses Typs sollte
dem Regime die endgültige „Eliminierung der Staatsgefahr“ gelingen. An dieser
Stelle muss erwähnt werden, dass zwar der Begriff Konzentrationslager als Synonym
für alle Lager der Nationalsozialisten benutzt wird, sich die Lager in ihren
Funktionen jedoch unterschieden. Zu dem nationalsozialistischen Lagersystem
gehörten Arbeitslager, Durchgangslager, Kriegsgefangenenlager und Vernichtungs-
lager.
40
In der Frühphase der NS-Diktatur bis 1934 entstanden überall in Deutschland
kleinere und größere Lager; um 1933 waren mehr als 26.000 Menschen in diesen
Haftstätten gefangen gehalten.“
41
Am Anfang waren diese Lager von verschiedenen
Behörden, wie der SA, SS oder den Polizeichefs, organisiert. Später, mit der
Einrichtung einer neuen Zentralinstanz, der Inspektion der Konzentrationslager (IKL)
und weiterer verschiedener Gesetze, wurden diese dem Einfluss der traditionellen
Behörden entzogen und komplett der SS unterstellt. Im Sommer 1935 waren
zeitweise schließlich weniger als 4.000 Menschen eingesperrt, was auf die
vollständige Etablierung des NS-Regimes hinweist. Mit dem Jahr 1936 wurden
jedoch immer neue Lager gegründet. Der Grund dafür war, dass das
Nationalsozialistische Regime nach der Eliminierung politischer Gegner nun dazu
überging, alle weiteren „unerwünschten Elemente“, dazu gehörten dann auch die
Zeugen Jehovas, einzusperren. Vor dem Kriegsausbruch waren mehr als 21.000
Menschen inhaftiert. Mit dem Kriegsbeginn sollten sich die Inhaftiertenzahlen durch
das Hinzukommen der Kriegsgefangenen und weiterer potentieller politischer Gegner
der Nationalsozialisten noch einmal verdoppeln.
39
Siehe Abb. 3.
40
Vgl. Suchwort: Konzentrationslager, in: Jäckel, Eberhard/Longerich, Peter/Schoeps, Julius H. (Hg.):
Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Bd. 2, Berlin 1993,
S. 785-794.
41
Vgl. Herbert, Ulrich/Orth, Karin/Dieckmann, Christoph: Die nationalsozialistischen Konzen-
trationslager.
Geschichte, Erinnerung, Forschung, in: Herbert, Ulrich/Orth, Karin/Dieckmann, Christoph
(Hg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur, Bd. 1, Göttingen 1998,
S. 17-40.
67
Abb. 3: Konzentrationslager und ihre Außenkommandos, in: Jäckel, Eberhard/Longerich,
Peter/Schoeps, Julius H. (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der
europäischen Juden, Bd. 2, Berlin 1993, S. 790-791.
In den Jahren 1941/42 bekam das Lagernetz den größten Zuwachs: Einerseits stiegen
mit dem Überfall auf die Sowjetunion die Kriegsgefangenenzahlen signifikant an,
anderseits begann das Hitler-Regime mit der Deportation und Ermordung der
europäischen Juden.
42
Insgesamt waren in den Konzentrationslagern zwischen 2,5
und 3,5 Millionen Menschen eingesperrt, ca. 2 Millionen Menschen verloren dabei
ihr Leben.
43
Die zunächst „aus der Not heraus“ zur Verteidigung der Grundmanifeste
des NS-Regimes konstruierte Zellenstruktur und Anordnung hatte sich in „effektiver
Weise“ bewährt und wurde von daher schlussendlich in eine langfristige
Handlungsinfrastruktur zum Zwecke der Organisation der Diktatur überführt.
42
Ebd.
43
Ebd. S. 31.
68
Berichte
Der Altstadtrundweg in Mönchengladbach
von Taco de Marie/Christian Wolfsberger
Die Stadt Mönchengladbach geht auf das im Jahr
972 gegründete Kloster und die da-
zugehörige benachbarte Siedlung zurück. Nachdem die Siedlung das Marktrecht
erlangt hatte, erhielt sie 1364/66 auch das Stadtrecht. An die Stadtrechtsverleihung
war die Verpflichtung gebunden, eine Stadtmauer zu errichten. Deren Bau wurde
1488 mit drei Toren und zwölf Türmen vollendet.
Als die mittelalterliche Stadtmauer aufgrund des Fortschritts der Waffentechnik mili-
tärisch bedeutungslos geworden war, übernahm sie den Schutz der Stadt vor Ver-
brechern und die Tore waren die Erhebungsstelle städtischer Abgaben. Zu Beginn
des 19. Jahrhunderts wurden die Stadttore abgebrochen, Teile der Stadtmauer und der
Türme wurden abgerissen oder u. a.
als Wände und Teile von Häusern weiterver-
wendet. Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs führten zu weiterem Substanz-
verlust, so dass weite Teile der Befestigungsanlage nicht mehr existieren. Diese Re-
likte der mittelalterlichen Stadtmauer sind heute im Stadtbild kaum mehr wahrzu-
nehmen. Sichtbar erhalten blieben ein Stück Stadtmauer im Geropark und am Abtei-
garten, sowie die Reste des Kampenturms, des Pulverturms (Dicker Turm), des Wy-
enturms und des Bornefeldschen Turms.
Seit 2006 gibt es Bestrebungen, die Stadtmauer mehr in das Bewusstsein der Bür-
gerinnen und Bürger und der Besucher Mönchengladbachs zu bringen. Hierbei ge-
lang es, unterschiedliche Personen mit ihren geschichtlichen Forschungsergebnissen
oder mit Ideen zur Visualisierung der weitgehend abgetragenen Mauer und ihres Ver-
laufs zusammenzubringen. Schließlich wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen,
die mit Vertretern der Stadtplanung, der Unteren Denkmalbehörde und des Stadtar-
chivs besetzt wurde. Diese erhielt den Auftrag, die Mittel des aufgelösten Bürger-
vereins Mönchengladbach e.V. zweckgebunden für die Gestaltung eines Rundwegs
entlang der ehemaligen Stadtmauer zu verwenden. Der Weg folgt dem Verlauf der
ehemaligen Stadtmauer mit den Resten der Türme und drei Stadttoren.
Die Spa-
ziergänger bekommen so ein Gefühl für den Umfang der mittelalterlichen Stadt-
grenze der Stadt und lernen die Überbleibsel der Geschichte im Zusammenhang bes-
ser kennen. Im Laufe der Ausarbeitung der Routenvorschläge sowie der Gestaltung
der Informationstafeln wurde der Auftrag insofern erweitert, auch weitere Sehens-
würdigkeiten der Innenstadt mit Informationstafeln zu versehen. Dabei wurde das
Routenkonzept dahingehend geändert, dass es keine vorgegebene Route mehr gibt.
Im vergangenen Jahr wurden für 23 Objekte (Stadttore, Türme, Mauerabschnitte,
Sehenswürdigkeiten) Texte und Design für die Infotafeln entworfen. Die 23 In-
formationstafeln werden aus Aluminium hergestellt. In diese werden eine (histo-