Das kapital, Band



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griffe und Maßstab für sein Urteil über die Gesellschaft des Kapitals und der Lohnarbeit entlehnt, ver-



wandelt sich, so scheint es, schon in etwas die Physiognomie unsrer dramatis personae. Der ehemalige

Geldbesitzer schreitet voran als Kapitalist, der Arbeitskraftbesitzer folgt ihm nach als sein Arbeiter; der

eine bedeutungsvoll schmunzelnd und geschäftseifrig,der andre sceu, widerstrebsam, wie jemand, der

seine eigne haut zu Markt gertagen und nun nichts andres zu erwarten hat als die – Gerberei.




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Die Produktion des absoluten Mehrwerts



Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß

1. Arbeitsprozeß

Der Gebrauch der Arbeitskraft ist die Arbeit selbst. Der Käufer der Arbeitskraft konsumiert sie, indem er

ihren Verkäufer arbeiten läßt. Letztrer wird hierdurch actu sich betätigende Arbeitskraft, Arbeiter, was er

früher nur potentia war. Um seine Arbeit in Waren darzustellen, muß er sie vor allem in Gebrauchsweten

darstellen, Sachen, die zur Befriedigung von Bedürfnissen irgendeiner Art dienen. Es ist also ein be-

sondrer Gebrauchtwert, ein bestimmer Artikel, den der Kapitalist vom Arbeiter anfertigen läßt. Die Pro-

duktion von Gebrauchswerten oder Güten ändert ihre allgemeine Natur nicht dadurch, daß sie für den

Kapitalisten und unter seiner Kontrolle vorgeht. Der Arbeitsprozeß ist daher zunächst unabhängig von

jeder bestimmten gesellschaftlichen Form zu betrachten.

Die Arbeit ist zunächst ein Prozeß zwischen Mensch und Natur, ein Prozeß, worin der Mensch seinen

Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne Tat vermittelt, regelt und kontrolliert. Er tritt dem Natur-

stoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und

Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben

brauchbaren Form anzueignen. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie

verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur. Er entwickelt die in ihr schlummernden Potenzen und

unterwirft das Spiel ihrer Kräfte seiner eignen Botmäßigkeit. Wir haben es hier nicht mit den ersten tier-

artig instinktmäßigen Formen der Arbeit zu tun. Dem Zustand, worin der Arbeiter als Verkäufer seiner

eignen Arbeitskraft auf dem Warenmarkt auftritt, ist in urzeitlichen Hintergrund der Zustand entrückt,

worin die menschliche Arbeit

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ihre erste instinktartige Form noch nicht abgestreift hatte. Wir unterstellen die Arbeit in einer Form, worin

sie dem Menschen ausschließlich augehört. Eine Spnne verrichtet Operationen, die denen des Webers

ähneln, und eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachsellen manchen menschlichen Baumeister.

Was aber von vornherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, daß er die

Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein

Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideell vor-

handen war. Nicht daß er nur eine Formveränderung des Natürlichen bewirkt; er verwirklicht im Natürli-

chen zugleich seinen Zweck, den er weiß, der die Art und Weise seines Tuns als Gesetz bestimmt und

dem er seine Willen unterordnen muß. Und diese Unterordnung ist kein vereinzelter Akt. Außer der An-

strengung der Organe, die arbeiten, ist der zweckmäßige Wille, der sich als Aufmerksamkeit äußert, für

die ganze Dauer der Arbeit erheischt, und um so mehr, je weniger sie durch den eignen Inhalt und die Art

und Weise ihrer Ausführung den Arbeiter mit sich fortreißt, je weniger er sie daher als Spiel seiner eignen

körperlichen und geistigen Kräfte genießt.

Die einfachen Momente des Arbeitsprozesses sind die zweckmäßige Tätigkeit oder die Arbeit selbst, ihr

Gegenstand und ihr Mittel.

Die Erde (worunter ökonomisch auch das Wasser einbefriffen), wie sie den Menschen ursprünglich mit

Proviant, fertigen Lebensmitteln ausrüstet[1], findet sich ohne sein Zutun als der allgemeine Gegenstand

der menschlichen Arbeit vor. Alle Dinge, welche die Arbeit nur von ihrem unmittelbaren Zusammenhang

mit dem Erdganzen loslöst, sind von Natur vorgefundne Arbeitsgegenstände. So der Fisch, der von sei-

nem Lebenselement, dem Wasser, getrennt, gefangen wird, das Holz, das im Urwald gefällt, das Erz, das

aus seiner Ader losgebrochen wird. Ist der Arbeitsgegenstand dagegen selbst schon sozusagen durch frü-

here Arbeit filtriert, so nennen wir ihn Rohmaterial. Z.B. das bereits losgebrochene Erz, das nun ausgewa-

schen wird. Alles Rohmaterial ist Arbeitsgegenstand, aber nicht jeder Arbeitsgegenstand ist Rohmaterial.



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Rohmaterial ist der Arbeitsgegenstand nur, sobald er bereits eine durch Arbeit vermittelte Veränderung



erfahren hat.

[1] "Die naturwüchsigen Erzeugnisse der Erde, die in geringen Mengen und ganz unabhängig

vom Menschen vorkommen, scheinen von der Natur in der gleichen Art gegeben zu sein, wie

man einem jungen Mann eine knappe Summe gibt, um ihn auf den Weg des Fleißes und des

Reichwerdens zu führen." (James Steuart, "Principles of Polt. Econ.", edit. Dublin 1770, v.I,

p.116.)


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Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den

Arbeitsgegenstand schiebt und die ihm als Leiter sener Tätigkeit auf diesen Gegenstand dienen. Er be-

nutzt die mechanischen, physikalischen, chemischen Eigenschaften der Dinge, um sie als Machtmittel auf

andre Dinge, seinem Zweck gemäß, wirken zu lassen.[2] Der Gegenstand, dessen sich der Arbeiter un-

mittelbar bemächtigt – abgesehn von der Ergreifung fertiger Lebensmittel, der Früchte z.B., wobei sene

eignen Leibesorgane allein als Arbeitsmittel dienen – ist nicht der Arbeitsgegenstand, sondern das Ar-

beitsmittel. So wird das Natürliche selbst zum Organ sener Tätigkeit, ein Organ, das er seinen eignen

Leibesorganen hinzufügt, sene natürliche Gestalt verlängernd, trotz der Bibel. Wie die Erde seine ur-

sprüngliche Proviantkammer, ist sie sein ursprüngliche Arsenal von Arbeitsmitteln. Sie liefert ihm z.B.

den Stein, womit er wirft, reibt, drückt, schneidet usw. Die Erde selbst ist ein Arbeitsmittel, setzt jedoch

zu ihrem Dienst als Arbeitsmittel in der Agrikultur wieder eine ganze Reihe andrer Arbeitsmittel und eine

schon relativ hohe Entwicklung der Arbeitskraft voraus.[3] Sobald überhaupt der Arbeitsprozeß nur ein i-

germaßen entwickelt ist, bedarf er bereits bearbeiter Arbeitsmittel. In den ältesten Menschenhöhlen finden

wir Steinwerkzeuge und Steinwaffen. Neben bearbeitetem Stein, Holz, Knochen und Muscheln spielt im

Anfang der Menschengeschichte das gezähmte, also selbst schon durch Arbeit veränderte, gezüchtete Tief

die Hauptrolle als Arbeitsmittel.[4] Der Gebrauch und die Schöpfung von Arbeitsmitteln, obgleich im

Keim schon gewissen Tierarten eigen, charakterisieren den spezifisch menschlichen Arbeitsprozeß, und

Franklin definiert daher den Menschen als "a toolmaking animal", ein Werkzeuge fabrizierendes Tier.

Dieselbe Wichtigkeit, welche der Bau von Knochenreliquien für die Erkenntnis der Orbanisation unterge-

gangner Tiergeschlechter, haben Reliquien von Arbeitsmitteln für die Beurteilung untergegangner öko-

nomischer Gesellschaftsformationen. Nicht was gemacht wird, sondern

[2] "Die Vernunft ist ebenso listig als mächtig. Die List besteht überhaupt in der vermittelnden

Tätigikeit, welche, indem sie die Objekte ihrer eigenen Natur gemäß aufeinander einwirken und

sich aneinander abarbeiten läßt, ohne sich unmittelbar in diesem Prozeß einzumischen, gleich-

wohl nur ihren Zweck zur Ausführung bringt." (Hegel, "Enzyklopädie", Erster Teil, "Die Logik",

Berlin 1840, p.382.)

[3] In der sonst elenden Schrift: "Théorie de l'Écon. Polit.", Paris 1815, zählt Ganilh den Physio-

kraten gegenüber treffend die groß Reihe von Arbeitsprozessen auf, welche die Voraussetzung

der eigentlichen Agrikultur bilden.

[4] In der "Réflexions sur la Formation et la Distribution des Richesses" (1766) entwickelt Turgot

gut die Wichtigkeit des gezähmten Tiers für die Anfänge der Kultur.

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wie, mit welchen Arbeitsmitteln gemacht wird, unterscheidet die ökonomischen Epochen.[5] Die Ar-



beitsmittel sind nicht nur Gradmesser der Entwiklung der menschlichen Arbeitskraft, sondern auch An-

zeiger der gesellschaftlichen Verhältnisse, worin gearbeitet wird. Unter den Arbeitsmitteln selbst bieten

die mechanischen Arbeitsmittel, dren Gesamtheit man das Knochen und Muskelsystem der Produktion

nennen kann, viel entscheidendere Charaktermerkmale einer gesellschaftichen Produktionsepoche als

solche Arbeitsmittel, die nur zu Behältern des Arbeitsgegenstandes dienen und deren Gesamtheit ganz

allgemein als das Gefäßsystem der Produktion bezeichnet werden kann, wie z.B. Röhren, Fässer, Körbe,

Krüge usw. Esrt in der chemischen Fabrikation sie eine bedeutungsvolle Rolle.[5a]



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