Das kapital, Band



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Die eigentümliche Natur dieser spezifischen Ware, der Arbeitskraft, bringt es mit sich, daß mit der Ab-

schließung des Kotrakts zwischen Käufer und Verkäufer ihr Gebrauchswert noch nicht wirklich in die

Hand des Käufers übergegangen ist. Ihr Wert, gleich dem jeder andren Ware, war bestimmt, bevor sie in

die Zirkulation trat, denn ein bestimmtes Quantum gesellschaftlicher Arbeit ward zur Produktion der Ar-

beitskraft verausgabt, aber ihr Gebrauchswert besteht erst in der nachträglichen Kraftäußerung. Die Ver-

äußerung der Kraft und ihre wirkliche Äußerung, d.h. ihr Dasein als Gebrauchswert, fallen daher der Zeit

nach auseinander. Bei solchen Waren aber[49], wo die formelle Veräußerung des Gebrauchswerts durch

den Verkauf und siene wirkliche Überlassung an den Käufer der Zeit nach auseinanderfallen, fuktioniert

das Geld des Käufers meist als Zahlungsmittel. In allen Ländern kapitalistischer Produktionsweise wird

die Arbeitskraft erst gezahlt, nachdem sie bereits während des im Kaufkontrakt festgesetzten Termins

funktioniert hat, z.B. am Ende jeder Woche. Überall schießt daher der Arbeiter dem Kapitalisten den Ge-

brauchswert der Arbeitskraft vor; er läßt sie vom Käufer konsumieren, bevor er ihrem Preis bezahtl erhält,

überall kreditiert daher der Arbeiter dem Kapitalisten. Daß dies Kreditieren kein leerer Wahn ist, zeigt

nicht nur der gelegentliche Verlust des kreditierten Lohns beim Bankrott des Kapitalisten[50], sondern

auch eine Reihe mehr nachhaltiger Wirkungen.[51] Indes ändert es an der Natur des Warenaustausches

selbst nichts, ob das Geld als Kaufmittel oder als Zahlungsmittel funktioniert. Der Preis der Arbeitskraft

ist kontraktlich festgesetzt, obgleich er erst hinterher realisiert wird, wie der Mietpreis eines Hauses. Die

Arbeitskraft ist verkauft, obgleich sie erst hinterher bezahlt wird. Für die reine Auffassung des Verhältnis-

ses ist es jedoch nützlich, einstweilen vorauszusetzen, daß der Besitzer der Arbeitskraft mit ihrem Ver-

kauf jedesmal auch sogleich den kontraktlich stipulierten Preis erhält.

[49] "Alle Arbeit wird bezahlt, nachdem sie beendet ist." ("An Inquiry into those Principles, re-

specting the Nature of Demand etc.", p.104.) "Der kaufmännische Kredit mußte in dem Moment

anfangen, in dem der Arbeiter, der erste Schöpfer der Produktion, auf Grund seiner Ersparnisse in

der Lage war, auf den Lohn seiner Arbeit bis zum Ende von ein bis zwei Wochen, eines Monata,

eines Vierteljahres usw. zu warten." (Ch. Ganilh, "Des Syst`mes d'Écon. Polit.",

2`me édit., Paris 1821, t.II, p.150.)

[50] "Der Arbeiter leiht seinen Fleiß", aber, setzt Storch schlau hinzu: er "riskiert nichts", außer

"seinen Lohn Lohn zu verlieren ... der Arbeiter überträgt nichts Materielles". (Storch, "Cours

d'Écon. Polit.", Pétersbourg 1815, t.II, p.36, 37.)

[51] Ein Beispiel. In London existieren zweierlei Sorten von Bäckern, die "full priced", die das

Brot zu seinem vollen Werte verkaufen, und die "undersellers", die es

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Wir kennen nun die Art und Weise der Bestimmung des Werts, welcher dem Besitzer dieser eigentümli-

chen Ware, der Arbeitskraft, vom Geldbesitzer gezahlt wird. Der Gebrauchswert, den letztrer seinerseits

im Austausch erhält, zeigt sich erst im wirklichen Verbrauch, im Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft.

Alle zu diesem Prozeß nötigen Dinge, wie Rohmaterial usw., kauft der Geldbesitzer auf dem Warenmarkt

und zahlt sie zum vollen Preis. Der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft ist zugleich der Produktionspro-

zeß von Ware und von Mehrwert. Die Konsumtion der Arbeitskraft, gleich der Konsumtion jeder andren

Ware, vollzieht sich außerhalb des Markts oder der Zirkulationssphäre. Diese geräuschvolle, auf der

Oberfläche hausende und aller Augen zugängliche Sphäre verlassen wir daher, zusammen mit Geldbesit-

zer und Arbeitskraftbesitzer, um beiden nachzufolgen in die verborgne Stätte der Produktion, an deren

Schwelle zu lesen steht: No admittance except on business.[2*] Hier wird sich zeigen, nicht nur wie das

Kapital produziert, sondern auch wie man es selbst produziert, das Kapital. Das Geheimnis der Plusma-

cherei muß sich endlichenthüllen.

Die Sphäre der Zirkulation oder des Warenaustausches, innerhalb deren Schranken Kauf ud Verkauf der

Arbeitskraft sich bewegt, war in der Tat ein wahres Eden der angebornen Menschenrechte. Was allein

hier herrscht, ist Freiheit, Gleichheit, Eigentum und Bentham. Freiheit! Denn Käufer

unter diesem Werte verkaufen. Letztere Klasse bildet über 3/4 der Gesamtzahl der Bäcker

(p.XXXII im "Report" des Regierungskommissärs H. S. Tremenheere über die "Grievances com-



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plained of by the journeymen bakers etc.", London 1862). Diese undersellers verkaufen, fast aus-



nahmslos, Brot, das verfälscht ist durch Beimischung von Alaum, Seife, Perlasche, Kalk, Der-

byshire-Steubmehl und ähnlichen angenehmen, nahrhaften und gesunden Ingredienzien. (Sieh das

oben zitierte Blaubuch, ebenso den Bericht des "Committee of 1855 on the Adultteration of

Bread" und Dr. Hassalls, "Adulterations Detected", 2nd. edit., London 1861.) Sir John Gordon

erklärte vor dem Komitee von 1855, daß "infolge dieser Fälschungen der Arme, der von zwei

Pfund Brot täglich lebt, jetzt nicht den vierten Teil des Nahrungsstoffes wirklich erhält, abgesehn

von den schädlichen Wirkungen auf seine Gesundheit". Als Grund, warum "ein sehr großer Teil

der Arbeiterklasse", obgleich wohl unterrichtet über die Fälschungen, dennoch Alaun, Steinmehl

etc. mit in den Kauf nimmt, führt Tremenheere (l.c.p.XLVIII) an, daß es für sie "ein Ding der

Notwendigkeit ist, von ihrem Bäcker oder dem chandler's shop[1*] das Brot zu nehmen, wie man

es ihnen zu geben beliebt". Da sie erst Ende der Arbeitswoche bezahlt werden, können sie auch

"das während der Woche von ihren Familien verzehrte Brot erst Ende der Woche zahlen"; und,

fügt Tremenheere mit

[1*] Kramladen – [2*] Eintritt nur in Geschäftsangelegenheiten.

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und Verkäufer einer Ware, z.B. der Arbeitskraft, sind nur durch ihren freien Willen bestimmt. Sie kontra-



hieren als freie, rechtlich ebenbürtige Personen. Der Kontrakt ist das Endresultat, worin sich ihre Willen

einen gemeinsamen Rechtsausdruck geben. Gleichheit! Denn sie beziehen sich nur als Warenbesitzer

aufeinander und tauschen Äquivalent für Äquivalent. Eigentum! Denn jeder verfügt nur über das Seine.

Bentham! Denn jedem von den beiden ist es nur um sich zu tun. Die einzige Macht, die sie zusammen

und in ein Verhältnis bringt, ist die ihres Eigennutzes, ihres Sondervorteils, ihrer Privatinteressen. Und

eben weil so jeder nur für sich und keiner für den andren kehrt, vollbringen alle, infolge einer prästabi-

lierten Harmonie der Dinge oder unter den Auspizien einer allpfiffigen Vorsehung, nur das Werk ihres

wechselseitigen Vorteils, des Gemeinzutzens, des Gesamtinteresses.

Beim Scheiden von dieser Sphäre der einfachen Zirkulation oder des Warenaustausches, woraus der Frei-

händler vulgaris Anschauungen, Be-

Anführung der Zeugenaussagen hinzu: "Es ist notorisch, daß mit solchen Mixturen bereitetes Brot

expreß für diese Art Kunden gemacht wird." ("It is notorious that bread composed of those mixtu-

res, is made expressly for sale in this manner.") "In vielen englischen Agrikulturdistrikten" (aber

noch mehr in schottischen) "wird der Arbeitslohn vierzehntägig und selbst monatlich gezahlt. Mit

diesen langen Zahlungsfristen muß der Agrikulturarbeiter seine Waren auf Kredit kaufen ... Er hat

höhere Preise zu zahlen und ist tatsächlich an die Boutique gebunden, die ihm pumpt. So kostet

ihm z.B. zu Horningsham in Wilts, wo die Löhnung monatlich, dasselbe Mehl 2 sh. 4 d. per sto-

ne, das er sonstwo mit 1 sh. 10 d. zahlt." ("Sixth Report" on "Publich Health" by "The Medical

Office of the Privy Council etc.", 1864, p.264.) "Die Kattun-Handdrucker von Paisley und

Kilmarnock" (Westschottland) "erzwangen 1853 durch einen strike[1*] die Herabsetzung des

Zahlungstermins von einem Monat auf 14 Tage." ("Reports of the Inspectors of Factories for 31st

Oct. 1853", p.34.) Als eine weitere artige Entwicklung des Kredits, den der Arbeiter dem Kapita-

listen gibt, kann man die Methode vieler englischer Kohlenbergwerksbesitzer betrachten, wonach

der Arbeiter erst Ende des Monats bezahlt wird und in der Zwischenzeit Vorschüsse vom Kapita-

listen erhält, oft in Waren, die er über ihren Marktpreis zahlen muß (Trucksystem). "Es ist eine

übliche Praxis der Kohlenherren, einmal im Monat auszuzahlen und ihren Arbeitern am Ende je-

der dazwischenliegenden Woche Vorschuß zu geben. Dieser Vorschuß wird im Laden gegeben"

(nämlich dem tommy-shop oder dem Meister selbst gehörigen Kramladen). "Die Männer nehmen

ihn auf der einen Seite des Ladens in Empfang und geben ihn auf der anderen wieder aus."

("Children's Employment Commission, III. Report", Lond. 1864, p.38, n.192.)

[1*] Streik

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