Die verkannte Tamar (Genesis 38) Eine Bibelarbeit zu Ehren des Mit-Entdeckers der Evolutionstheorie



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geschlossen werden und (gegen Gebühr) von Geistlichen notariell beglaubigt werden 

kann.  Jungen  Paaren  erlaubt  sie  beispielsweise  das  „Zusammenleben  auf  Probe“ 

(mit oder ohne Wissen der Eltern), vor allem aber ist sie zu einer Alternative zur strikt 

verbotenen  Prostitution  geworden.  (Nur)  Männern  ist  es  gestattet,  neben  der  Ein- 

oder  Mehrehe  auch  Zeitehen  einzugehen  und  so  beispielsweise  den  Status  einer 

Geliebten  auf  Zeit  zu  „legalisieren“.  Und  insbesondere  an  Pilgerstätten  hat  sich 

(wieder)  ein  eigenes  Gewerbe  entwickelt,  in  dem  unverheiratete,  geschiedene  oder 

verwitwete  Frauen  gegen  Bezahlung  kurzfristige  und  kurzweilige  Zeitehen  mit 

männlichen  Pilgern  eingehen.  Gut  angesehen  ist  dies  freilich  nicht  und  wird  daher 

möglichst diskret vermittelt und meist auch daheim verschwiegen… 

 

Und ist  dies kein Einzelfall  - quer  durch die verschiedenen Kulturen  beobachten wir 



Praktiken, Vorstellungen und  Sprichworte,  die Männern  größere  sexuelle  Freiräume 

„legitimieren“ als sie Frauen zugestanden werden. Hier, in dieser alten Überlieferung, 

aber  sympathisiert  Gott  mit  der  Perspektive  der  Frauen  und  die  Tamar-Geschichte 

wirkt plötzlich ganz und gar nicht mehr von „gestern“... 

 

Genesis 38,24 

Nach  etwa  drei  Monaten  meldete  man  Juda:  Deine  Schwiegertochter  Tamar  hat 

Unzucht  getrieben  und  ist  davon  schwanger.  Da  sagte  Juda:  Führt  sie  hinaus!  Sie 

soll verbrannt werden! 

 

Hier  wird  die  männliche  Doppelmoral  dramatisch  vorgeführt:  Juda  selbst  hat  den 



Vertrag gegenüber Tamar bis an den Rand des Bruches gedehnt und sich selbst die 

Dienste einer Prostituierten gegönnt - nun aber verlangt er  von Tamar, ihrer Familie 

und der Umgebung die Vollstreckung der höchsten Vertragsstrafe! 

 

Dabei birgt  selbst dieser Vers noch  zwei Informationen,  die einmal auf die kulturelle 



Evolution  auch  der  Religionen  und  zum  zweiten  auf  die  heutige  Doppelmoral  vieler 

Christen gegenüber anderen Kulturen verweist. 

 

So verweist  der  Vers auf die Veränderungen auch  rechtlich-religiöser  Regeln schon 



im biblischen Rahmen hin: später wird nicht mehr das Verbrennen, sondern nach Dtn 

(5. Moses) 22,23-24 die Steinigung zur Strafe für Ehebruch gefordert. 

 

Einerseits passt dies zur Hayek-Frazer-Konvergenz, indem es anzeigt, dass religiöse 



Regeln zwar hochverbindlich, aber niemals völlig fixiert auftreten und Veränderungen 

gegenüber  offen  bleiben  sollten.  Gleichzeitig  enthüllt  es  aber  die  Doppelmoral 

solcher  Christen,  die  derzeit  (offensichtlich  ohne  weitergehende  Bibelkenntnisse) 

„dem Islam“ oder „dem Koran“ die Praxis der Steinigung vorwerfen. Denn diese wird 

in  keinem  Koranvers  gefordert  (der  in  24:2  „nur“  das  Auspeitschen  für  Ehebruch 

fordert),  sondern  wurde  von  einigen  extremen  Auslegern  als  Verschärfung  aus  der 

Bibel (!) in die islamischen Rechtstraditionen übernommen.  

 

Wem  es  also  nicht  um  das  Herabsetzen  anderer  Kulturen,  sondern  tatsächlich  um 



das  Leben  der  Menschen und  besonders  Frauen  geht,  darf  sich auch  durch  diesen 

Vers  erinnert  und  angesprochen  fühlen,  Rahmenbedingungen  zu  verändern  und 

religiöse  Reformprozesse  zu  unterstützen,  um  Todes-  und  Körperstrafen 

abzuschaffen. Es ist dies ein Weg, den noch keine Weltreligion (und erst Recht keine 

säkulare Ideologie) erfolgreich zu Ende gegangen ist. 

 



 

20 


Genesis 38,25-26 

Als man sie hinausführte, schickte sie zu ihrem Schwiegervater und ließ  ihm sagen: 

Von dem Mann, dem das gehört, bin ich schwanger. Auch ließ sie sagen: Sieh genau 

hin: Wem gehören der Siegelring mit der Schnur und dieser Stab? 

Juda schaute es sich genau an und gab zu: Sie ist mir gegenüber im Recht, weil ich 

sie  meinem  Sohn  Schela  nicht  zur  Frau  gegeben  habe.  Später  verkehrte  er  nicht 

mehr mit ihr. 

 

Nun  also  hat  die  Geschichte  ihren  dramatischen  Höhe-  und  Wendepunkt  erreicht. 



Juda  muss  erkennen  (sich  „die  Augen  öffnen“  lassen),  dass  Tamar  -  auch  im 

religiösen  Sinn  -  im  Recht  ist,  er  sich  aber  selbst  ihr  gegenüber  in  tiefes  Unrecht 

begeben hat.  

 

Dass  auch  die  Ausleger  vor  Jahrtausenden  diese  Bedeutung  erfassten  (vielleicht 



besser,  als  wir  es  heute  tun),  wird  auch  erkennbar  an  einer  bezeichnenden  Wahl: 

Tamars  Handeln  und  der  Text  an  sich  würden  auch  eine  Interpretation  zulassen, 

nach  der  Juda  seinen  Fehler  nur  als  Einzelverfehlung  und  „privat“  erkennt,  bereut 

und  korrigiert.  Oder  aber  Tamar  könnte  vorgeführt  werden  als  erpresserische 

Intrigantin, die die Schwäche ihres Schwiegervaters nicht nur aufdeckt, sondern auch 

ausnutzt.  Stattdessen  schmückt  ein  Midrasch  das  Ereignis  auch  in  seiner 

Gesellschaftlichkeit  aus,  verknüpft  es  ausdrücklich  mit  dem  Verrat  Judas  an  Josef 

und hebt die Tugendhaftigkeit (!) von Tamar hervor. 

 

„Tamar warf  die Pfänder vor die Füße der Richter  mit  den Worten: ‚Von dem Mann, 



von  dem  dies  ist,  bin  ich  schwanger,  doch,  obwohl  ich  in  den  Flammen  vernichtet 

werden werde, will ich ihn nicht verraten. Ich hoffe,  dass G’tt das Herz des Mannes 

wenden wird, so dass er ein Bekenntnis hierzu macht.’ 

 

Da  stand  Juda  auf  und  sagte:  ‚Mit  eurer  Erlaubnis,  meine  Brüder,  und  mit  eurer, 



Männer  meines  Vaters  Hauses,  mache  ich  euch  bekannt,  mit  welchem  Maß  ein 

Mensch  misst, mit  diesem Maß  wird er  gemessen  werden, sei es im Guten  oder im 

Schlechten, doch glücklich ist der Mensch, der seine Sünde bekennt. Weil ich Josefs 

Mantel nahm und ihn mit dem Blut eines Böckchens färbte und ihn dann vor die Füße 

meines  Vaters  legte  und  sagte:  Erkenne  nun,  ob  es  der  Mantel  deines  Sohnes  ist 

oder nicht, deshalb muss ich nun vor dem Gerichtshof bekennen, wem dieses Siegel, 

dieser Mantel und dieser Stab gehören.“

13

 



 

Beschämt nimmt Juda  Tamar in Ehren in seinen Haushalt auf, wagt es freilich nicht 

mehr,  sie  jeweils  wieder  sexuell  zu  berühren.  Denn  in  der  Überschreitung  seiner 

Rechte gegenüber einer „fremden“ Frau hat sich das Verbrechen gegen den eigenen 

Bruder  gespiegelt  -  undenkbar  nach  darwinistischer  Lesart,  gerecht  entlang  der 

Ansichten auch von Alfred Russel Wallace. 

 

Genesis 38,27 

Als sie niederkam, waren Zwillinge in ihrem Leib. 

 

War die Sympathie Gottes schon während der gesamten Geschichte klar auf Seiten 



Tamars,  so  wird  ihr  nun  auch  der  sichtbare  Segen  zuteil:  sie  gebärt  nicht  ein, 

sondern zwei Kinder, übrigens die erste Zwillingsgeburt, von der die Bibel berichtet. 

 



 

21 


Wir  können  hier  empirisch  prüfen,  ob  an  der  Tamar-Geschichte  etwas dran  ist. Wir 

haben  bereits  gesehen,  dass  eine  Mitgliedschaft  in  Religionsgemeinschaften  mit 

deutlich  höheren  (natürlich  durchschnittlichen)  Geburtenraten  einhergeht  wie  die 

Konfessionslosigkeit. Religion erweist sich als vorteilhaft im Rahmen der natürlichen 

Selektion.  Nun  aber  können  wir  auch  vertieft  fragen:  tendieren  Frauen  tatsächlich 

stärker zu religiösen Gemeinschaften? Und wenn ja, zahlt sich diese Wahl -die doch 

unbestreitbar  mit  Familienmodellen  meist  nichtegalitärer  Arbeitsteilung  einhergeht- 

dann  auch  messbar  aus?  Sind religiöse  Männer  tatsächlich  eher zur  Buße,  Umkehr 

und Vertragstreue bereit? 

 

Die Auswertung der Schweizer Volkszählung lässt auch hier an Deutlichkeit nichts zu 



wünschen übrig. Um Migrationseffekte (mit ggf. nicht verhandelten Familienmodellen, 

getrennten  Wohnsitzen  und  Situationen  eingeschränkter  Religionsfreiheit)  zu 

minimieren,  werden  im  Folgenden  all  jene  religiösen  Kategorien  gelistet,  deren 

weibliche Mitglieder bereits mehrheitlich in der Schweiz geboren wurden. 

 

Tamars & Gretchens Klugheit

0,378

0,629

0,434

0,622

0,696

-

Korr.



7,8% (12)

48,5% (10)

20,7% (12)

40,0% (12)

81,5% (12)

45,9% (12)

KeZ


5,8%

53,6%

15,4%

48,5%

89,0%

51,0%

ScG

6,3% (11)

54,0% (8)

16,2% (9)

51,0% (7)

93,9% (7)



51,0% (11)

Jüd


5,5% (8)

60,6% (6)

14,2% (6)

51,4% (5)

89,8% (9)

51,6% (10)

RkK


5,4% (7)

53,3% (9)

16,7% (10)

44,0% (10)

88,2% (11)

52,7% (9)

ErK


3,4% (2)

76,1% (1)

9,2% (1)

65,6% (1)

98,9% (2)

53,5% (8)

Npt


5,6% (9)

28,7% (12)

17,6% (11)

41,7% (11)

89,4% (10)

53,9% (7)

CkK


5,9%(10)

55,4%(7)


15,6% (8)

44,6% (9)

91,1% (8)

54,1% (6)

NaK


4,2% (4)

66,4% (4)

11,4% (4)

59,4% (3)

97,8% (4)

54,6% (5)

ÜpK


5,1% (5)

69,9% (3)

10,4% (2)

63,8% (2)

98,5% (3)

54,6% (4)

Pfg


6,8% (7)

31,2% (11)

15,2% (7)

51,2% (6)

93,9% (6)

54,9% (3)

AcG


3,0% (1)

62,1% (5)

13,4% (5)

49,8% (8)

97,1% (5)

56,4% (2)

EmK


5,2% (6)

71,3% (2)

10,8% (3)

53,3% (4)

99,3% (1)

57,4% (1)

ZeJ


Anteil Allein-

erziehende

Anteil

endogame

Ehen

Anteil 

Einpersonen-

haushalte

Anteil Paare mit

Kind(ern)

Anteil Ehen an

Paarbeziehungen

Anteil

Frauen (Rang)

 

 



Die biblische Tamar und Goethes Gretchen hatten mit ihrer Verknüpfung von 

sexueller Wahl und Religiosität Recht! Wir können sehen, dass alle religiösen 

Kategorien mehr weibliche als männliche Mitglieder haben. Das gilt auch für 

Gemeinschaften ohne Kirchensteuer wie die Zeugen Jehovas und Gemeinschaften 

mit einem jüngeren Altersschnitt als die Konfessionslosen wie die Pfingstgemeinden. 

Die einzige Kategorie, in der Männer deutlich dominieren, stellen die Befragten ohne 

konfessionelle Zugehörigkeit. Die erste Hypothese (Religion ist auch ein Weg der 

sexuellen Selektion) wird damit kraftvoll bestätigt. 

 

Ebenso die zweite (die religiöse Wahl macht über den gemeinsamen Reproduktions-



erfolg hinaus auch für die beteiligten Frauen Sinn): Unter den Konfessionslosen 

finden sich die meisten Paarhaushalte ohne verbindlichen Trauschein, der niedrigste 




 

22 


Anteil an Paaren mit Kindern, der höchste Anteil an Singlehaushalten und trotz der je 

niedrigsten Frauen- und Kinderquoten der höchste Anteil an Alleinerziehenden.  

 

Und auch innerhalb der religiösen Kategorien wissen die Frauen offensichtlich klug 



auszuwählen: korreliert man den Frauenanteil zum (hohen) Anteil an Ehen in 

Paarbeziehungen so besteht eine sehr starke Spearman-Rangkorrelation von 0,696. 

Die Korrelation zum (hohen) Anteil an Paaren mit Kindern beträgt 0,622, zum 

(niedrigen) Anteil an Singles 0,434 und zum (niedrigen) Anteil an Alleinerziehenden 

immer noch 0,378. Neben wirtschaftlicher Leistungskraft und charakterlicher Eignung 

erweist sich damit die Religiosität als dritter, alltäglich-unbewusst längst angewandter 

Indikator für einen geeigneten Partner. Entsprechend dürfen wir annehmen, dass 

sich religiöse Veranlagungen sowohl über die natürliche wie sexuelle Selektion 

biologisch und auch kulturell immer wieder behaupteten und entfalteten. Das Streben 

extremer alter und neuer „Darwinisten“ nach staatlicher Kontrolle von Paarbildung 

und „Menschenzucht“ ist daher gar nicht weiter verwunderlich: denn wo immer die 

Menschen echte Freiheit genießen, werden diejenigen auf Dauer im Vorteil sein, die 

ihren Lebensweg auch entlang religiöser Leitplanken orientieren. 

 

Die Daten, von denen hier natürlich nur ein Ausschnitt aus einer Fülle verschiedener 



Studien präsentiert werden konnte, erweisen sich damit als überaus eindeutig. Die 

durchschnittlich höhere Religiosität der Frauen, die sich seit Jahrzehnten 

unangefochten quer durch alle religionssoziologischen Befunde zieht, stellt gerade 

auch Religionskritiker vor ein klares Dilemma: sie haben die Wahl, einen auch 

biologische Nutzen von Religion wenigstens in Betracht zu ziehen oder aber Frauen 

(über die Leugnung ihrer prägenden Rolle in der sexuellen Selektion hinaus) als 

„schwaches Geschlecht“ abzuqualifizieren. Die Bibel, Geothe und Wallace zeichnen 

dagegen ein Bild, dass die buchstäblich „entscheidende“ Rolle der Frauen in der 

Entwicklung der menschlichen Biologie, Kultur und Religiosität in den Blick nimmt.  

   


Genesis 38,28-30 

Bei  der  Geburt  streckte  einer  die  Hand  heraus.  Die  Hebamme  griff  zu,  band  einen 

roten Faden um die Hand und sagte: Er ist zuerst herausgekommen.  

Er  zog  aber  seine  Hand  wieder  zurück  und  heraus  kam  sein  Bruder.  Da  sagte  sie: 

Warum  hast  du  dir  den  Durchbruch  erzwungen?  So  nannte  man  ihn  Perez 

(Durchbruch). Dann erst  kam  sein Bruder  zum Vorschein, an dessen  Hand der  rote 

Faden war. Ihn nannte man Serach (Rotglanz). 

 

Die Tamar-Geschichte verabschiedet sich von uns - und eröffnet zugleich bereits den 



Blick  auf  ihren  Weitergang.  Selbst  Geschwistern,  ja  Zwillingen  bleibt  eine  gewisse 

Konkurrenz  untereinander  und  zur  Mitwelt  nicht  erspart.  Das  Evolutionsprinzip 

durchzieht  dabei  die  biologische  wie  kulturelle  Entwicklung  des  Menschen: 

Generation  für  Generation  erzeugen  wir  Vielfalt,  begeben  uns in  einen Wettbewerb 

um-  und  Miteinander  und  können  (zumal  in  freien,  gebildeten  und  wohlhabenden 

Gesellschaften)  zunehmend  freier  mitentscheiden,  ob  und  wie  wir  biologische  und 

kulturelle  Tradenten  werden  und  an  Gestalt  und  Inhalten  der  kommenden 

Generationen mitwirken. 

 

Charles  Darwin  gebührt  das  Verdienst,  die  Evolutionstheorie  wesentlich  entworfen 



und  popularisiert  zu  haben. Wie  jeder  andere  Mensch  auch,  so  hatte  aber  auch  er 

dunkle Flecken, die in seine Interpretation wissenschaftlicher Befunde einflossen. 




 

23 


Das Evolutionsprinzip

• 1. Vielfalt / Variation

• 2. Wettbewerb / Selektion

• 3. Vererbung / Tradition

 

 

So  sind  die  exponentielle  Vermehrung  und  die  daraus  folgende  Gewalt  keinesfalls 



unabwendbares  Schicksal  des  Menschen.  Meinte  Darwin  noch,  die  Menschheit 

könne  und  solle  diese  Übel  nicht  vermeiden,  weil  sie  notwendiger  Bestandteil  der 

Evolution wären, so können wir heute Wallace Recht geben, der  gerade in Frieden, 

gerechter  Wirtschaftsordnung  und  freiheitlicher  Gleichberechtigung  die  Zukunft  der 

Menschheit erkannte.  

 

Hatte  Darwin  die  natürliche  Selektion  im  Krieg  und  viele  seiner  Nachfolger  in  der 



Eugenik vertreten sowie die sexuelle  Selektion der  Frau unterbunden, so dürfen wir 

heute Wallace folgen, der die natürliche und die sexuelle Selektion des Menschen im 

Bereich der Entscheidung füreinander und für Kinder erkannte - Entscheidungen, die 

umso  schwerer  (!)  fallen,  umso  mehr  Freiheit,  Sicherheit,  Bildung,  Wohlstand  und 

also Optionen sich uns „anstatt“ Ehe und Familie bieten. 

 

Hatte  Darwin  das  Rätsel  der  biologischen  Evolution  von  Religiosität  nicht  lösen 



können  und  viele  seiner  Nachfolger  (in  Verkehrung  seiner  Arbeiten)  sogar  einen 

vermeintlich  unauflösbaren  Widerspruch  zwischen  „Darwinismus“  und  Religion 

konstruiert,  so können  wir heute mit Wallace beobachten,  dass Religionen Weisheit 

speichern und immer  wieder  neu  entwickeln und  damit  die Entfaltung  menschlichen 

Lebens fördern. 

 

Mindestens  die  Religionswissenschaft  würde  heute  jedoch  nicht  mehr,  wie  Wallace 



es  vor  hundert  Jahren  vertrat  und  es  einige  Forscher  (darunter  auch 

„Neurotheologen“) immer noch versuchen, göttlichem Wirken mit Experimenten oder 

Überlegungen  auf  die  Spur  zu  kommen  versuchen.  Wir  können  und  werden  Gott 

weder  beweisen  noch  widerlegen  können.  Aber  wir  können  mit  Freude  feststellen, 

dass  Evolutionsbiologie  und  die  Theologien  der  Religionen  die  großen  Zeiten  des 

Dialoges  erst  noch  vor  sich  haben.  Und  vielleicht  besteht  ja  Hoffnung,  dass  im 

Verlauf  dieser  Entwicklung  Alfred  Russel  Wallace  endlich  die  Bekanntheit  und 

Anerkennung finden wird, die ihm eigentlich schon lange zustünde.      

 

 

 




 

24 


Fußnoten

 

                                            



1

 W.G. Plaut, „Die Tora. In jüdischer Auslegung“, Gütersloh 1999, S. 328 

2

 C. Darwin, „Die Abstammung des Menschen“ [1874], Voltmedia 2000, S. 158 



3

 C. Darwin, „Die Abstammung des Menschen“ [1874], Voltmedia 2000, S. 700 

4

 A.R. Wallace im Interview „The Last Of The Great Victorians“ (1912) 



Download möglich unter: 

http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S750.htm

 

5

 Plaut 1999, S. 328 



6

 Darwin 1874/2000, S. 250 

7

 Darwin 1874/2000, S. 675 



8

 A.R. Wallace 1912 (siehe Fußnote 4) 

9

 Siehe zwei eigene Online-Ressourcen: 



„Der biologische Erfolg von Religiosität“, Leipzig 2007 

http://www.blume-religionswissenschaft.de/pdf/Religion_und_Demografie_Leipzig_0507.pdf 

„Die Biologie des Zölibats“, Filderstadt 2007 

http://www.blume-religionswissenschaft.de/pdf/BiologiedesZoelibats0507Blume.pdf 

10

 Darwin 1874/2000, S. 250 



11

 Plaut 1999, S. 329 & 205 

12

 Sir James Frazer, „Psyche’s Task“, (1909), als Download verfügbar: 



http://www.archive.org/details/psychestaskdisco00frazuoft 

13

 Plaut 1999, S. 333 



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